Mikasa (Schiff)

Mikasa (Schiff)
Mikasa
MIKASA&TOGO.jpg
p1
Schiffsdaten
Flagge JapanJapan (Seekriegsflagge) Japan
Schiffstyp Linienschiff
Bauwerft Vickers, Barrow-in-Furness
Baukosten 880.000 Pfund
Stapellauf 8. November 1900
Indienststellung 1. März 1902
Verbleib Museumsschiff in Yokosuka
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
131,7 m (Lüa)
Breite 23,23 m
Tiefgang max. 8,28 m
Verdrängung Maximal: 15.140 tn.l.dep1
 
Besatzung 860 Mann
Maschine
Maschine 25 Dampfkessel
2 Verbundmaschinen
Maschinen-
leistung
15.000 PS (11.032 kW)
Geschwindigkeit max. 18,25 kn (34 km/h)
Propeller 2
Bewaffnung
Panzerung
  • Gürtel: 102–229 mm
  • Zitadelle: 304 mm
  • Deck: 51 mm
  • Barbetten: 356 mm
  • Türme: 152 mm
  • Kasematten: 152 mm
  • Kommandoturm: 356 mm

Die Mikasa (jap. 三笠) ist ein Linienschiff der japanischen Marine und war das Flaggschiff des Admirals Heihachiro Togo während des Russisch-Japanischen Krieges von 1904/1905. Es wurde nach dem Berg Mikasa in der Stadt Nara benannt.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Linienschiff Mikasa in Jane’s
Die Yashima
Die Shikishima
Die Asahi

Nach dem Ende des ersten Japanisch-Chinesischen Krieges (1894–1895) und der von Russland erzwungenen Rückgabe der Liadong-Halbinsel an China begann Japan zur Vorbereitung eventueller weiterer Konflikte mit dem Aufbau einer schlagkräftigen Armee. Unter anderem verkündete Japan einen 10-Jahres-Plan zum Aufbau seiner Seestreitkräfte. Kern des Plans war der Bau von sechs Schlachtschiffen und sechs Panzerkreuzern. Alle sechs Linienschiffe wurden in Großbritannien bestellt. Das letzte dieser Schlachtschiffe war die Mikasa, die 1898 bei der britischen Vickers-Werft zur Auslieferung für das Jahr 1902 bestellt wurde. Der Bau dauerte drei Jahre und kostete 880.000 Pfund (8,8 Millionen Yen). Zuvor waren 1897 und 1898 die Schwesterschiffe Fuji und Yashima von den Thames Ironworks in Blackwall (London) beziehungsweise Armstrong-Whitworth in Elswick nahe Newcastle upon Tyne geliefert worden, denen 1900 und 1901 die Schwesterschiffe Shikishima und Hatsuse von denselben Bauwerften als drittes und fünftes Schiff folgten. Als viertes Schiff war 1900 die bei John Brown & Company gebaute Asahi abgeliefert worden.

Zum Zeitpunkt der Auslieferung war die Mikasa auf dem neuesten Stand der damaligen Technik. Diese Schiffe mit ihrer schweren Artillerie in zwei Doppeltürmen werden heute oftmals als Einheitslinienschiffe bezeichnet. Großbritannien hatte bis zur Ablieferung der Mikasa allein 18 Schiffe dieses Typs erhalten. Mit den neun Schiffen der Majestic-Klasse, die zwischen Dezember 1895 und April 1898 in den Dienst kamen, führte die Royal Navy vier 30,5-cm-Geschütze als Hauptbewaffnung ein. Mit den folgenden sechs Schiffen der Canopus-Klasse, die zwischen Dezember 1899 und April 1902 in den Dienst kamen, verkleinerte die Royal Navy ihre Linienschiffe, um die Passage durch den Suezkanal zu ermöglichen. Diese Klasse führte die Krupp-Panzerung ein und hatte trotz Verringerung der Panzerstärken etwa identische Widerstandswerte. Dazu wurde diese Klasse mit Röhrenkesseln ausgestattet und lief 18 Knoten. Auch kamen hier Geschütztürme zum Einbau, die in jeder Lage das Laden der Geschütze erlaubten. Bei der folgenden Formidable-Klasse, deren acht Schiffe zwischen September 1901 und April 1904 in den Dienst kamen, wurde wieder mehr Wert auf Panzerschutz gelegt; sie hatte in etwa die Panzerstärken der Majestic-Klasse bei Verwendung der hochwertigeren Krupp-Panzerung und bei einer Höchstgeschwindigkeit von etwas über 18 Knoten.

Zehn Tage nach der Indienststellung der Mikasa übernahm die Royal Navy mit der HMS Bulwark ihr viertes Schiff der Formidable-Klasse. Das für Japan gebaute Schiff war den britischen Schiffen gleichwertig und nicht überlegen, wie es gelegentlich durch Vergleiche mit der Majestic-Klasse suggeriert wird. Hervorzuheben ist, dass Japan aus Großbritannien, das die japanischen Interessen seit 1895 gegen Frankreich, Russland und Deutschland stützte und mit dem es seit Anfang 1902 verbündet war, jetzt absolut gleichwertige Schiffe geliefert bekam und dass die sechs ab August 1897 gelieferten Linienschiffe auch die britischen Fortentwicklungen abbildeten.

Einsatzgeschichte

Angriff auf Port Arthur

Der Russisch-Japanische Krieg begann mit Präventivschlägen der Kaiserlich Japanischen Marine gegen das Pazifische Geschwader Russland in Port Arthur und Chemulpo. Admiral Togos Plan für die Vereinigte Flotte richtete sich gegen Port Arthur mit der 1. Division, der neben dem Flaggschiff Mikasa mit der Hatsuse, der Shikishima, der Asahi, der Fuji und der Yashima alle sechs Linienschiffe des Neubauprogramms angehörten, und der 2. Division, die aus den Panzerkreuzern Iwate, Azuma, Izumo, Yakumo und Tokiwa bestand. Diese Hauptkampfschiffe wurden durch die Kreuzer Zerstörer sowie etwa 20 kleinere Torpedoboote unterstützt.

In der Nacht zum 9. Februar 1904 griffen zehn Zerstörer den russischen Marinestützpunkt Port Arthur an, wo sieben Linienschiffe und sechs Kreuzer lagen. Die zuerst eintreffenden vier Zerstörer trafen die Pallada mittschiffs, die Feuer fing, und die Retwisan im Vorschiff. Insgesamt wurden 16 Torpedos verschossen, aber nur noch ein weiterer Treffer erzielt, der allerdings das moderne Linienschiff Zessarewitsch außer Gefecht setzte. Die beiden besten Linienschiffe und der Geschützte Kreuzer Pallada fielen für Wochen aus. Am Morgen klärten die vier Kreuzer unter Vizeadmiral Shigeto Dewa den russischen Stützpunkt auf und Dewa empfahl einen Artillerieangriff, da er die Russen für desorganisiert hielt. Als die Flotte anlief, war der Kreuzer Bojarin in See und schoss bei höchstmöglicher Distanz auf die Mikasa, bevor er in den Hafen zurücklief. Die russischen Schiffe machten Dampf auf, aber nur die Nowik lief tatsächlich aus und fuhr einen Torpedoangriff. Die Japaner konzentrierten das Feuer ihrer schweren Artillerie auf die Küstenbatterien. Die Mittelartillerie der Linienschiffe und die Panzerkreuzer beschossen das russische Geschwader und beschädigten die Linienschiffe Petropawlowsk, Poltawa und nur leicht die Pobeda und die Sewastopol. Schwerer getroffen wurden auch der Panzerkreuzer Bajan und die Nowik, die Diana und die Askold.

Unter den japanischen Schiffen wurden Mikasa, Fuji, Hatsuse, Shikishima, Adzuma, Iwate, Yakumo und Takasago getroffen und hatten 53 Personalausfälle, während die Russen 128 Ausfälle hatten, davon 22 Tote. Togo brach das Gefecht ab, da er die Russen abwehrbereit vorfand.

Die Mikasa versah mit der 1. Division der japanischen Flotte den Sicherungsdienst gegen das russische Port-Arthur-Geschwader und deckte die Aktionen der leichteren Einheiten, wie die Aktion gegen die russischen Wachzerstörer am 10. März, in der die Russen den Zerstörer Stereguschtschi verloren. Beim Vorstoß und Rückzug Makarows am 13. April geriet das russische Flaggschiff Petropawlowsk in ein Minenfeld, erhielt drei Minentreffer und explodierte. Dabei kamen 635 Mann mit dem Befehlshaber ums Leben. Auch die Pobeda erhielt einen Minentreffer.
Am 15. Mai liefen die japanischen Linienschiffe Yashima und Hatsuse vor Port Arthur in ein russisches Minenfeld und gingen mit etwa 700 Toten verloren.
Weitere russische Flottenvorstöße erfolgten am 23. Juni, an dem die Sewastopol auf dem Rückmarsch einen Minentreffer erlitt, und am 24. Juli 1904. Beim Rückmarsch von letzterem lief die Bajan auf eine Mine, erreichte aber Port Arthur. Sie befand sich als einziges größeres Kampfschiff in der Reparatur, als das Geschwader am 10. August 1904 unter Konteradmiral Withöft versuchte, die japanische Blockade in Richtung Wladiwostok zu durchbrechen, was zur Niederlage in der Seeschlacht im Gelben Meer führte, in der Withöft auf der Zessarewitsch fiel.

Seeschlacht im Gelben Meer

Die Russen versuchten mit den Linienschiffen Zessarewitsch, Retwisan, Pobeda, Pereswet, Sewastopol und Poltawa und den Kreuzern Askold, Pallada, Diana und Nowik sowie acht Zerstörern aus dem Gelben Meer auszubrechen. Die japanische Flotte unter dem Befehl des Admirals Togo umfasste die Linienschiffe Mikasa, Asahi, Fuji und Shikishima, die Panzerkreuzer Nishin und Kasuga , acht Kreuzer sowie 18 Zerstörer und 30 Torpedoboote.

Die Hauptmacht der japanischen Flotte blockierte zunächst den russischen Weg entlang der Halbinsel Shandong. Gegen 13 Uhr eröffneten beide Seiten das Feuer; nach etwa einer Stunde gelang Admiral Withöft schließlich der Ausbruch. Admiral Togo, dessen Flaggschiff eine Vielzahl von Treffern erhalten hatte und dessen Funkanlage ausgefallen war, entschied sich, eine günstigere Gefechtssituation zu suchen und versuchte am langsameren russischen Geschwader vorbeizulaufen. Auf Parallelkurs fahrend, begannen beide Seiten um 16:20 Uhr auf eine Entfernung von etwa acht bis neun Kilometern ein erneutes Feuergefecht, bei dem auf beiden Seiten erhebliche Schäden erzielt wurden.

Die Zessarewitsch in Tsingtau

Um 18:00 Uhr, als das Gefecht noch längst nicht entschieden war und die russische Flotte bei einsetzender Dunkelheit durchaus noch mit einem Entkommen rechnen konnte, wurde Admiral Withöft auf der Brücke der Zessarewitsch durch einen Granatsplitter getötet. Etwa zwölf Minuten später schlug eine weitere Granate auf der Brücke ein, der sowohl der Kommandant als auch nahezu das gesamte Brückenpersonal zum Opfer fielen. Aufgrund der beschädigten Ruderanlage begann die Zessarewitsch stark krängend im Kreis zu fahren. Die folgenden Schiffe versuchten, in Unkenntnis der Ereignisse auf dem Flaggschiff, zu folgen, so dass die russische Schlachtordnung sich auflöste, als die Zessarewitsch schließlich wieder in ihre eigene Gefechtsformation hineinlief. Zum Glück für die Russen brach Admiral Togo jedoch zu diesem Zeitpunkt wegen der Dunkelheit, erheblichen Treffern insbesondere auf der Mikasa, des Ausfalls etlicher Geschütze (statt 16 nur noch 11 305-mm-Geschütze einsatzbereit) und einsetzenden Munitionsmangels das Gefecht ab und lief etwas nach Osten ab. Er wollte nicht den Verlust eines weiteren Linienschiffs riskieren. Während der Nacht ließ er seine Zerstörer und Torpedoboote Angriffe auf die russischen Schiffe ausführen, die jedoch auf russischer Seite ohne größere Verluste abgewehrt werden konnten.

Die Burny

Der Großteil des russischen Geschwaders (fünf Linienschiffe, ein Kreuzer und drei Zerstörer) kehrte nach Port Arthur zurück. Die anderen Einheiten wurden in der Dunkelheit versprengt und suchten andere Häfen auf. Die schwer beschädigte Zessarewitsch gelangte mit den drei Zerstörern Besposchtschadny, Besschumny, Besstraschny nach Tsingtau, wo die Schiffe von den deutschen Behörden interniert wurden. Auch die Nowik lief in Tsingtau ein, lief aber wieder aus, um nach dem Ursprungsplan Wladiwostok zu erreichen. Sie wurde von den Japanern vor Sachalin gestellt und versenkte sich bei Korsakow selbst. Die Askold lief nach Shanghai, wo später auch noch der Zerstörer Grosowoi eintraf, während die Diana bis nach Saigon lief, wo sie interniert wurde.

Die Mikasa erhielt am 10. August 1904 etwa 20 Treffer und ihr hinterer 305-mm-Turm wurde durch Trefferwirkung außer Gefecht gesetzt. 125 Mann der Besatzung fielen aus. Unmittelbar in der Schlacht ging auf beiden Seiten kein Schiff verloren. In der Nacht lief der Zerstörer Burny bei Kap Schantung auf und wurde ein Totalverlust. Bis auf die Nowik vor Sachalin kamen die anderen russischen Schiffe während des Krieges nicht mehr auf See zum Einsatz. Die japanischen Linienschiffe, die außer der Fuji erhebliche Schäden hatten, und der beschädigte Panzerkreuzer Yagumo wurden repariert und kämpften bei Tsushima.

Historische Bedeutung

Vorderer 30,5-cm-Doppelturm der Mikasa

Während der Schlacht von Tsushima führte die Mikasa den japanischen Verband in die kriegsentscheidende Schlacht, die als eine der folgenschwersten Seeschlachten der Militärgeschichte gilt. Das Zweite Pazifische Geschwader der Kaiserlich Russischen Marine unter dem Admiral Sinowi Petrowitsch Roschestwenski wurde nahezu vollkommen zerstört; 21 der 38 beteiligten russischen Schiffe wurden versenkt, sieben wurden erobert und sechs in neutralen Häfen entwaffnet. Über 4.500 russische Seeleute fanden den Tod, und mehr als 6.000 gerieten in Gefangenschaft. Die japanische Seite hatte nur 116 Tote zu beklagen und verlor drei Torpedoboote.

Die Leistung der japanischen Flotte wurde von westlichen Beobachtern analysiert und spielte bei der weiteren Entwicklung der Seestreitkräfte eine entscheidende Rolle. Dies führte in letzter Konsequenz zur Entwicklung der sogenannten Dreadnoughts.

Weitere Geschichte

Eine Woche nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Portsmouth am 5. September, der das Ende des Russisch-Japanischen Krieges darstellte, sank die Mikasa nach einer Munitionsexplosion am 12. September 1905 im Hafen der Stadt Sasebo. Durch die Explosion wurde das Schiff schwer beschädigt, und 339 Mann der 935 Mann zählenden Besatzung wurden getötet. Weitere 343 Mann wurden verletzt.

Das Schiff wurde später aus dem elf Meter tiefen Hafenbecken geborgen, 1907 wieder in Dienst gestellt und bis 1921 als Küstenverteidigungsschiff eingesetzt. Durch die Entwicklung neuerer Kriegsschiffe verlor es jedoch schnell an Bedeutung und wurde schließlich 1921 außer Dienst gestellt. Im Jahre 1923 wurde die Mikasa in Yokosuka als Museumsschiff ausgestellt und war bis 1945 Ziel vieler Besucher.

Nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg wurde das Schiff von den amerikanischen Besatzern beschlagnahmt, die jegliche Bewaffnung demontierten. Das Schiff befand sich in der Folgezeit in einem äußerst schlechten Zustand. 1948 wurde das Schiff dem Bürgermeister der Stadt Yokosuka zurückgegeben; ein Verein zur Denkmalpflege kümmerte sich fortan um das Schiff. Die USA unterstützte die Sanierung finanziell und unter der direkten Mitwirkung von Admiral Chester W. Nimitz. Die Restaurierung, die das Schiff unter Zuhilfenahme von Originalplänen Vickers auf den Zustand von 1902 brachten, wurde am 27. Mai 1961 beendet und hatte bis dahin 180 Millionen Yen gekostet.

Eine Touristenbroschüre, die Besuchern der Mikasa ausgehändigt wird, beschreibt sie als eines der „drei großen historischen Kriegsschiffe“, zusammen mit der HMS Victory in Portsmouth (GB) und der USS Constitution in Boston (USA).

Literatur

  • Robert A. Burt: Japanese Battleships 1897-1945. Arms and Armour Press, ISBN 0-85368-758-7
  • Christopher Howe: The origins of Japanese trade supremacy. Development and Technology in Asia from 1540 to the Pacific War. ISBN 0226354857.
  • Conway Marine (Hrsg.): The Battleship Dreadnought. ISBN 085177895X.

Weblinks

 Commons: Mikasa) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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