- Sepp Kaiser
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Sepp Kaiser (* 22. November 1872 in Stans; † 25. September 1936 in Berlin) war ein Schweizer Architekt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sepp Kaiser erhielt seine Ausbildung wie bereits sein Vater, der Kunstmaler Karl Georg Kaiser, in Karlsruhe. Nach dem Studium an der TH von 1891-97 war er in Karlsruhe und auch kurz in München tätig. 1902 übersiedelte er nach Berlin und arbeitete für die Hochbahngesellschaft sowie als selbständiger Architekt. Er wurde Mitglied der Künstlervereinigung Werkring und später des Deutschen Werkbundes. Ab 1911 war er zudem Dozent für Projektion und Perspektive an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums (später: Vereinigte Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst). 1933 entließen ihn die Nationalsozialisten, worauf er auch die Leitung seines Büros an den Schwiegersohn Karl Fezer (1900-1984) übergab, aber bis zu seinem Tod dort weiterarbeitete. Seine umfangreichste Werkgruppe sind rund 20 Geschäftshäuser für die Firma C&A Brenninkmeyer, deren Hausarchitekt er seit ihrer Expansion nach Deutschland im Jahr 1911 war.
1947 nahm Kaisers letzter Bürochef Ernst August Gärtner in Essen die Arbeit für C&A wieder auf (heute: Nattler Architekten, Essen).
Werk
Wohnbauten (Auswahl)
- Villa Dr. Andresen, Luzern (1902-1905)
- Villa Dr. Andresen, Frauenstraße 6, Berlin-Lichterfelde (1906)
- Villa Dir. Poppo, Berlin-Zehlendorf
- Villa Rechtsanwalt Wentzel, Berlin-Zehlendorf
- Villa Wittig, Berlin-Grunewald (1915)
- Villa Dir. Berthold, Berlin-Wilmersdorf
- Siedlung Brenningkmeyer, Teltow (1930-31, nur zum Teil realisiert)
- Mehrere Neu- und Umbauten von Villen für die Familien Brenningkmeyer in Berlin (Lichterfelde, Wilmersdorf, Südende, Steglitz) und Mettingen
Irrtümlich Sepp Kaiser zugeschrieben:
- Siedlung Stadtheide, Potsdam (1919-23, Heinrich Kaiser und Willy Wagenknecht)
- Siedlung Harlinger Straße, Berlin-Wilmersdorf (1928, Heinrich Kaiser & Willy (Paul?) Wagenknecht)
Halböffentliche und öffentliche Bauten
- Projekt Kunsthaus Zürich ("Schaffen und Vergleichen", 1902)
- Projekt Waisenhaus Dessau (1903)
- Umbau Theater Stans (1906)
- Projekt Kurhaus Warnemünde ("Meerschaum", 1909)
- Hotel in der Schweiz (?)
- Kapelle am Mettenweg, Stans (1913-16)
- Entwurf für ein Kriegerdenkmal (1916)
- Projekt Telephon-Fabrik Fuld, Frankfurt ("T.T.W.", 1929)
- Projekt Canisius-Kirche mit Gymnasium am Lietzensee, Berlin-Charlottenburg (1930)
- Grabmale in Berlin und Hopsten
Ausstellungen
1902, 1905 und 1908 nahm er an den Ausstellungen moderner Wohnräume im Warenhaus Wertheim teil, 1904, 1905 und 1913 an der Grossen Berliner Kunstausstellung, 1906 an der Werkring-Ausstellung im Rathaus Charlottenburg und der Dresdner Kunstgewerbeausstellung.
Bauten für den Verkehr
Für die Berliner Hochbahngesellschaft übernahm Sepp Kaiser zwischen 1905 und 1925 neben dem Chefarchitekten Alfred Grenander die Bearbeitung einzelner Spezialaufgaben: 1906-08 ein Projekt zur Errichtung einer Schwebebahn nach dem Wuppertaler Vorbild mit einer Probestrecke (zusammen mit Grenander und Bruno Möhring), 1908-12 den Kreuzungsbahnhof Gleisdreieck mit einem Kohlenhebewerk am Landwehrkanal und einem Projekt für die Überbrückung der Dennewitzstraße (später durch Grenander realisiert), 1911-13 den Betriebsbahnhof Grunewald mit dem Vorgängerbau des heutigen U-Bahnhofs Olympia-Stadion, um 1916 ein Projekt zu einem Straßendurchbruch an der Gruner-/Klosterstraße, 1925 schließlich das Umformerwerk am Gleisdreieck.
Bauten für den Handel
Um- und Neubauten der Geschäftshäuser von C&A Deutschland, ab 1933 betreut durch Karl Fezer:
- Berlin-Mitte, Ecke König-/Neue Friedrichstraße (1911, mehrfach umgebaut, Neubauprojekt 1927)
- Berlin-Mitte, Ecke Chaussee-/Invalidenstraße (1912)
- Hamburg, Mönckebergstraße (1913)
- Köln (1914, Breite Straße, Neubau Schildergaße 1928)
- Essen (1914 Limbecker Straße, Neubau Kettwiger Straße 1934)
- Berlin-Friedrichshain, Damenkleiderfabrik Cunda (seit 1921)
- Hamburg-Altona, Große Bergstraße (1925)
- Hannover, Georgstraße (1925)
- Berlin-Kreuzberg, Oranienstraße (1925)
- Düsseldorf, Schadowstraße (Neubau 1926)
- Dortmund, Ostenhellweg (Neubau 1929)
- Magdeburg, Breiter Weg 109 (Neubau 1929), Anbau Wohnhaus (1937)
- Berlin-Friedrichshain, Herrenkleiderfabrik Herfa (seit 1929)
- Duisburg, Münzstraße (1930)
- Frankfurt, Zeil (Neubau 1930)
- Wuppertal-Barmen, Werth (1930)
- Bremen, Am Brill (1930)
- Breslau, Ecke Ohlauer-/Altbüßerstraße (Neubau 1931)
- Berlin-Charlottenburg, Ecke Wilmersdorfer-/Krumme Straße (Neubau 1932)
- Königsberg (Projekt, nicht realisiert)
- Wuppertal-Elberfeld, Herzogstraße (1936)
- Hamburg-Barmbek, Hamburger Straße (1938)
- Leipzig, Merkurhaus, Markgrafenstraße (Neubau 1936-37)
- Berlin-Mitte, Gontardstraße, Bürohaus mit C&A Hauptverwaltung (Neubau 1936-38)
- Weitere nicht realisierte Vorhaben: Dresden (nach 1936) sowie evtl. Chemnitz
Für C&A Holland (übernommen durch Arch. Kasper Sickler, Amsterdam):
- Rotterdam, Ecke Hoogstraat/Korte Hoogstraat (Umbau, um 1930)
- Rotterdam, Ecke Hoogstraat/Moriaansplein (Neubau, um 1930)
- Den Haag, Groote Marktstraat (Neubau 1932)
Für C&A Holland (übernommen durch Arch. Willem Hopmans und Ing. Karel Bouman)
- ’s-Hertogenbosch, Markt (Neubau 1932-33)
Für C&A England:
- London (Projekt? Um 1930)
Literatur
- Hermann Kohlmann (Hrsg.), Sepp Kaiser Berlin, Diplom-Architekt, Köln s. a. (1932)
- Historische Gesellschaft Luzern (Hrsg.), Archäologie Denkmalpflege Geschichte, Jahrbuch 21. Jg, 2003, 67-84 ISSN 1660-3486
- Elisabeth Crettaz-Stürzel, Heimatstil. Reformarchitektur in der Schweiz, Frauenfeld 2005, Bd. 2, 162-174 ISBN 3-7193-1385-9
- Ulrich Gerster, Regine Helbling, Heini Gut (Hrsg.), Zugluft. Kunst und Kultur in der Innerschweiz 1920-50, Stans/Baden 2008, 49-59 ISBN 978-3-03919-081-2
- Reto Brunner, Der Schweizer Architekt Sepp Kaiser (1872–1936), Alfred Grenander und die Berliner Hoch- und Untergrundbahn, in: Christoph Brachmann, Thomas Steigenberger (Hrsg.), Ein Schwede in Berlin. Der Architekt und Designer Alfred Grenander und die Berliner Architektur (1890–1914), Korb 2010, 443-452 ISBN 978-3-939020-81-3
- Draiflessen Collection (Hrsg.), C&A zieht an! Impressionen einer 100-jährigen Unternehmensgeschichte, Münster 2011 ISBN 978-3-942359-03-0 (dt. Ausgabe)
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