Septemberverschwörung

Septemberverschwörung

Die Septemberverschwörung von 1938 war der am gründlichsten vorbereitete und aussichtsreichste Putschversuch von Militärs aus dem Heer und Beamten im Auswärtigen Amt gegen die nationalsozialistische Herrschaft.

Inhaltsverzeichnis

Planung und Scheitern

Gemäß den Planungen der Verschwörer, darunter Beck, Brauchitsch, Dohnanyi, Gisevius, Goerdeler, Halder, Kordt, Oster, Witzleben und andere, sollte am 28. September 1938, auf dem Höhepunkt der Sudetenkrise, ein Stoßtrupp unter der Führung von Hauptmann Friedrich Wilhelm Heinz und Korvettenkapitän Liedig in die Reichskanzlei eindringen.[1] Hitler sollte festgesetzt und an einen sicheren Ort gebracht werden, damit er später vor Gericht gestellt werden könne. Bei einer letzten Einsatzbesprechung des engsten Verschwörerkreises (Oster, Witzleben, Gisevius, Dohnanyi, Heinz und Liedig) in Osters Wohnung um den 20. September 1938 änderten die Verschwörer, nachdem Witzleben die Zusammenkunft verlassen hatte, die Absprache in einem wesentlichen Punkt: Hitler sollte während eines inszenierten Handgemenges noch in der Reichskanzlei erschossen werden, da selbst ein angeklagter Hitler, so argumentierte vor allem Heinz, noch eine Gefahr darstelle.[2]

Als am 28. September 1938 die überraschende Nachricht kam, dass Hitler der Münchener Konferenz mit Chamberlain, Daladier und Mussolini zur friedlichen Regelung der Sudetenfrage zugestimmt hatte, erreichte seine Popularität in der Bevölkerung einen neuen Höhepunkt. Mit einem Male erschien Hitler, der nur widerstrebend der Konferenz zugestimmt hatte, als Bewahrer des Friedens. Die Verschwörer, „die gehofft hatten, Hitlers militärisches Abenteurertum als Waffe für seine Absetzung und Vernichtung einsetzen zu können“, [3] sahen keine ausreichende Handhabe mehr, gegen Hitlers Regime loszuschlagen.

Folgen

Die Verschwörer haben sich lange Zeit von diesem Septemberschock nicht erholt. Nur ein kleiner Kern hielt weiterhin zusammen, aber ohne organisatorische Kraft zur Wiederholung eines solchen Unternehmens.[4] Erst Claus Schenk Graf von Stauffenberg gelang es ab Herbst 1943, Staatsstreichpläne, die über ein bloßes Attentat hinausgingen, mit den Planungen zur „Operation Walküre“ zu kombinieren, um das Attentat vom 20. Juli 1944 vorzubereiten.

Durch Aktenmaterial, das die Gestapo erst nach dem Attentat vom 20. Juli am 22. September 1944 in einer Außenstelle des Amtes Abwehr in Zossen gefunden hatte, wurde der NS–Führung erstmals der 1938 beabsichtigte Umsturzplan von Regimegegnern bekannt. Hitler ordnete an, dass dieses Material keinesfalls dem Volksgerichtshof übergeben werden dürfe und der obersten Geheimhaltung unterliege. Die Bevölkerung sollte in der angespannten militärischen Situation an den Fronten sowie durch das Attentat auf Hitler nicht noch zusätzlich durch die Bekanntgabe von Verschwörungsplanungen aus der Zeit vor dem Krieg verunsichert werden.[5]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nach Rochus Misch wurde der Zugang zu Hitlers Privaträumen in der Reichskanzlei nur von einem an einem Tisch sitzenden Posten der Leibstandarte Adolf Hitler bewacht. Von dieser Wache führte eine Treppe mit nur 22 Stufen direkt in Hitlers Wohnung. Misch schreibt: „Schon in den ersten Tagen fielen mir die spärlichen Sicherheitsvorkehrungen auf. [...] Ich konnte genau beobachten, dass die Bewachung des Staatsoberhaupts nicht gerade großgeschrieben wurde“. Misch berichtet hier zwar von seinem Dienstantritt im Mai 1940, aber es ist unwahrscheinlich, dass die Sicherheitsvorkehrungen 1938, in sogenannter Friedenszeit, höher gewesen sind. Vgl. Rochus Misch: Der letzte Zeuge. Mit einem Vorwort von Ralph Giodarno. 8. Aufl., München und Zürich 2008, ISBN 978-3-86612-194-2, S. 65.
  2. Vgl. Joachim Fest: Staatsstreich. Der lange Weg zum 20. Juli. Berlin 1994, S. 94.
  3. Ian Kershaw: Hitler. 1936–1945. S. 181.
  4. Vgl. Joachim Fest: Staatsstreich. Der lange Weg zum 20. Juli. Berlin 1994, S. 103.
  5. Vgl. Jörg Hillmann: Marineoffiziere in der Widerstandsbewegung

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