Sergej Cachotin

Sergej Cachotin
Symbol der Eisernen Front

Sergei Stepanowitsch Tschachotin (* 13. September 1883 in Konstantinopel; † 24. Dezember 1973 in Moskau) war ein Mikrobiologe und gesellschaftlicher Visionär aus einer russischen Familie, der in Odessa zur Schule ging, in verschiedenen Ländern Europas lebte und sowohl die russische Revolution als auch den Faschismus und deutschen Nationalsozialismus bekämpfte. Er ist einer der Initiatoren der modernen Form der Propaganda und einer der wichtigsten Massenpsychologen des 20. Jahrhunderts.

Er promovierte 1908 über Die Statocyste der Heteropoden in Heidelberg. Von 1930 bis 1933 war er Gastwissenschaftler in Heidelberg, ab 1933 - nach der Entlassung im April aus dem Heidelberger Kaiser-Wilhelm-Institut lebte er im Exil, erst in Dänemark, dann in Frankreich, wo er später in Compiègne interniert wurde. Er arbeitete auch am Institut für experimentelle Pharmakologie der Universität Messina in Italien.

Tschachotin war weiterhin Chefideologe der Eisernen Front und einer der Hauptorganisatoren der revolutionären sozialistischen Propaganda in Deutschland. Mit Carlo Mierendorff entwarf er 1932 die „drei Pfeile“, die zum Symbol der Eisernen Front (1931-1933) wurden.

Er war mit Einstein und Pawlow befreundet.

1958 kehrte er nach Russland zurück, wo er in verschiedenen Forschungsinstituten der Akademie der Wissenschaften der UdSSR arbeitete, zunächst in Leningrad, dann in Moskau.

Sein Nachlass wurde in Paris entdeckt.

Inhaltsverzeichnis

Dreipfeil gegen Hakenkreuz

Sein Hauptwerk Dreipfeil gegen Hakenkreuz (1933), das auch in französischer und englischer Übersetzung erschien, ist eine einzigartig scharfsinnige Analyse der nationalsozialistischen Propaganda, mit dem Ziel, eine sozialistische entgegenzusetzen. Es ist in kluger Vorausschau „Gewidmet den Kämpfern, die für Deutschlands Freiheit und die Wiedergeburt des Sozialismus in der ganzen Welt fallen werden.“

Zitat

„Kaum an die Macht gelangt, war eine der ersten Taten die Schaffung eines Propagandaministeriums, mit dessen Führung er den besten Kopf seiner Gefolgschaft, Dr. Goebbels, betraute. Hitler und die Seinigen haben die Bedeutung des psychologischen Momente im heutigen Kampf schon seit Langem klar, wenn auch mehr intuitiv, erkannt und dementsprechend gehandelt. Und der Sieg wurde ihrer. Ihre Gegner, und zwar die überwältigende Mehrheit der sozialdemokratischen Führer, hatte das nicht erkannt und den Kampf verloren.“ (Sergei Tschachotin: Dreipfeil gegen Hakenkreuz. Verlag Aktiver Sozialismus, Kopenhagen 1933, Einleitung, S. 6 f.)

Werke

  • Carlo Mierendorff und Sergej Tschachotin: Grundlagen und Formen politischer Propaganda. Magdeburg: Bundesvorstand des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold 1932
  • Sergei Tschachotin: Dreipfeil gegen Hakenkreuz. Verlag Aktiver Sozialismus, Kopenhagen 1933
  • Sergei Tschachotin: Trepil mod Hagekors. København : Frem-Forl., 1933
  • S. Tchakhotine: L'organisation dans la science. Exposés publ. sous la dir. de S(erge) [Sergej Cachotin]. Paris: Hermann, 1938 (Actualités scientifiques et industrielles)
  • Serge Tchakhotine: Organisation rationelle de la recherche scientifique / Par Serge Tchakhotine. Paris: Hermann, 1938 (L'Organisation dans la science ; 1 Actualités scientifiques et industrielles ; 732)
  • Serge Tchakhotine: Le Viol des Foules par la Propaganda politique. Paris: Nrf, Gallimard 1939. (Eine durchgesehene und erweitererte Übersetzung der deutschen Fassung. Eine zweite Auflage erschien 1952)
  • Serge Chakotin: The Rape of the Masses. The Psychology of Totalitarian Political Propaganda. New York: Fortean Society 1940
  • Über die bioelektrischen Ströme bei Wirbellosen und deren Vergleich mit analogen Erscheinungen bei Wirbeltieren. Vergleichend-physiologische Studie
  • Sergej S. Cachotin: Organisation rationelle de la recherche scientifique. Paris : Hermann. 1938
  • Sergej S. Cachotin: The rape of the masses : the psychology of totalitarian political propaganda / by Serge Chakotin. [Transl. from the 5. ed. by E. W. Dickes]. London : Labour Book Service. 1940
  • Wirkung lokaler Bestrahlung des Kerns yon Infusorien mittels ultraviolettem Mikrostrahlstich.
  • S. Tschachotin, Biol. Zentralbl., 32, 623 (1912).
  • Sergei Tschachotin: Rationelle Organisation von biologischen Instituten. - Rationelle Technik der geistigen Arbeit des Forschers. - Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1930. S. 1598-1702. (Allgemeine u. vergleichende Physiologie.) (Handbuch d. biol. Arbeitsmethoden. Abt. 5. T. 2,14 = Lfg 318.)
  • Sergej Cachotin: Evropejskaja Literatura po NOT ; Cachotin, S. S., prof. Moskva: NKRKI, 1924 [Die europ. Literatur über d. 'Wiss. Organisation d. Arbeit'. Bibliographie] (Russ.)
  • Sergej Cachotin: Organizacija ; Cachotin, S. S., Prof. ; Principy i metody v proizvodstve, torgovle, administracii i politike. S 100 ris. i tabl. Berlin: Opyt, 1923 [Organisation] (Russ.)
  • Sergei Tschachotin: Die Statocyste der Heteropoden. Heidelberg, Univ., Diss., 1908 (Zeitschrift f. wissenschaftl. Zoologie ; Bd. 90 ; S. 343-422)
  • Serghej Ciacotin: Tecnica della propaganda politica. Milano : Sugar, 1964
  • Serge Tchakhotine: A mistificação das massas pela propaganda política. Tradução de Miguel Arraes. Rio de Janeiro: Civilização Brasileira, 1967.
  • (Beitrag in:) Neue Blätter für den Sozialismus. Zeitschrift für geistige und politische Gestaltung. 3. Jahr, 3. Heft. (August Rathmann, Schriftleiter). Potsdam, Protte, 1932
  • S. Tchakhotine: La morale du point de vue biologique et la notion de culpabilite, in: Psyche, Revue internationale des sciences de l'homme et de psychanalyse. Numeros 18 et 19, avril-mai 1948. Numero double special sur la culpabilite. Paris, 1948.
  • Sergej Tschachotin: Pod raswalinami Messiny. Rasskas saschiwo pogrebennowo w semljetrjasenii 1908 goda. Меssinа, 2008
  • Sergej Tchakhotine Sotto le macerie di Messina. Racconto di un sopravvissuto al terremoto del 1908. Intilla editore Messina, 2008

Film

Namensvarianten

Sergei Tschachotin, Serge Tchakhotine, Sergej Stepanowitsch Tschachotin, Sergej Tschachotin, Sergej S. Tschachotin, S.S. Cachotin, Sergei Chakotin, Sergei Tschachotin, Sergei S. Chakotin, Tchakhotine, Tchakhotin, Chacotine, Chakotin, Ciacotin, Sergej S. Čachotin, Serghej Ciacotin

Literatur

  • Richard Albrecht: Symbolkampf in Deutschland 1932: S. Tschachotin und der Symbolkrieg der drei Pfeile gegen den Nationalsozialismus als Episode im Abwehrkampf der Arbeiterbewegung gegen den Faschismus in Deutschland, in: Internationale Wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der Arbeiterbewegung 22 (1986), S. 498-533
  • Richard Albrecht: „Symbolkrieg“ in Deutschland, 1932: eine historisch-biografische Skizze. Siegen 1986. (Massenmedien und Kommunikation. 44.)
  • V. Volkoff: La désinformation arme de guerre. Édition Julliard/L'Age d'homme 1986

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sergej Čachotin — Symbol der Eisernen Front Sergei Stepanowitsch Tschachotin (* 13. September 1883 in Konstantinopel; † 24. Dezember 1973 in Moskau) war ein Mikrobiologe und gesellschaftlicher Visionär aus einer russischen Familie, der in Odessa zur Schu …   Deutsch Wikipedia

  • Sergej S. Čachotin — Symbol der Eisernen Front Sergei Stepanowitsch Tschachotin (* 13. September 1883 in Konstantinopel; † 24. Dezember 1973 in Moskau) war ein Mikrobiologe und gesellschaftlicher Visionär aus einer russischen Familie, der in Odessa zur Schu …   Deutsch Wikipedia

  • Sergej Stepanowitsch Tschachotin — Symbol der Eisernen Front Sergei Stepanowitsch Tschachotin (* 13. September 1883 in Konstantinopel; † 24. Dezember 1973 in Moskau) war ein Mikrobiologe und gesellschaftlicher Visionär aus einer russischen Familie, der in Odessa zur Schu …   Deutsch Wikipedia

  • Sergej Tschachotin — Symbol der Eisernen Front Sergei Stepanowitsch Tschachotin (* 13. September 1883 in Konstantinopel; † 24. Dezember 1973 in Moskau) war ein Mikrobiologe und gesellschaftlicher Visionär aus einer russischen Familie, der in Odessa zur Schu …   Deutsch Wikipedia

  • Serge Chakotin — Symbol der Eisernen Front Sergei Stepanowitsch Tschachotin (* 13. September 1883 in Konstantinopel; † 24. Dezember 1973 in Moskau) war ein Mikrobiologe und gesellschaftlicher Visionär aus einer russischen Familie, der in Odessa zur Schu …   Deutsch Wikipedia

  • Serge Tchakhotine — Symbol der Eisernen Front Sergei Stepanowitsch Tschachotin (* 13. September 1883 in Konstantinopel; † 24. Dezember 1973 in Moskau) war ein Mikrobiologe und gesellschaftlicher Visionär aus einer russischen Familie, der in Odessa zur Schu …   Deutsch Wikipedia

  • Sergei Chakotin — Symbol der Eisernen Front Sergei Stepanowitsch Tschachotin (* 13. September 1883 in Konstantinopel; † 24. Dezember 1973 in Moskau) war ein Mikrobiologe und gesellschaftlicher Visionär aus einer russischen Familie, der in Odessa zur Schu …   Deutsch Wikipedia

  • Sergei S. Chakotin — Symbol der Eisernen Front Sergei Stepanowitsch Tschachotin (* 13. September 1883 in Konstantinopel; † 24. Dezember 1973 in Moskau) war ein Mikrobiologe und gesellschaftlicher Visionär aus einer russischen Familie, der in Odessa zur Schu …   Deutsch Wikipedia

  • Sergei Tschachotin — Symbol der Eisernen Front Sergei Stepanowitsch Tschachotin (* 13. September 1883 in Konstantinopel; † 24. Dezember 1973 in Moskau) war ein Mikrobiologe und gesellschaftlicher Visionär aus einer russischen Familie, der in Odessa zur Schu …   Deutsch Wikipedia

  • Serghej Ciacotin — Symbol der Eisernen Front Sergei Stepanowitsch Tschachotin (* 13. September 1883 in Konstantinopel; † 24. Dezember 1973 in Moskau) war ein Mikrobiologe und gesellschaftlicher Visionär aus einer russischen Familie, der in Odessa zur Schu …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”