- Richard Albrecht
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Richard Albrecht (* 4. Mai 1945 in Apolda) ist ein deutscher Sozialwissenschaftler und Bürgerrechtler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Richard Albrecht ist in Buchholz (Nordheide) und Harburg aufgewachsen und hat nach dem Besuch eines Wirtschaftsgymnasiums, einer Beschäftigung als Sprachlehrer und einer Ausbildung als Journalist in Hamburg an den Universitäten Kiel, Heidelberg und Mannheim Sozialwissenschaften (Philosophie, Politikwissenschaft, Soziologie, Sozialpsychologie, Statistik) studiert. Er war Hochbegabtenstipendiat einer Stiftung und Mitglied des SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund). Richard Albrecht wurde später, jeweils als externer Kandidat während seiner Berufstätigkeit, 1976 an der Universität Bremen in Cultural Studies promoviert (s.c.l.) und 1989 an der Universität Kassel in Politikwissenschaft und den Schwerpunkten Politische Soziologie und Zeitgeschichte mit seiner 1987 als Buch erschienenen Biographie über Carlo Mierendorff habilitiert.
Von 1986 bis 1991 nahm Richard Albrecht als Gastdozent Lehraufträge an den Universitäten WWU Münster, GH Siegen und WH Mannheim wahr und war als Sozialwissenschaftsjournalist freier Mitarbeiter verschiedener Rundfunkprogramme beim Südwestfunk (SWF), Deutschlandfunk (DLF) und Westdeutscher Rundfunk (WDR). Von 1991 bis 2003 war er Autor der Vierteljahreszeitschrift „liberal“ und 2001 bis 2005 Herausgeber, Lehrbeauftragter und ehrenamtlicher Richter.
Als historisch arbeitender Sozialwissenschaftler beschäftigt sich Richard Albrecht mit den Arbeitsschwerpunkten materialistische Subjektwissenschaft und kulturanalytische Sozialpsychologie. Herausragende Publikationen sind die Biographie über Carlo Mierendorff, die Studien zur deutschsprachigen antifaschistischen Emigration nach 1933 und zum Exil des Dramatikers Carl Zuckmayer.
Albrecht schrieb wichtige theoretisch-konzeptionelle Beiträge, empirische Fallstudien und historische Essays des Autors zu
- Symbolik in der Politik und Symbolkampf gegen den Nationalsozialismus[3]
- Politische Soziologie des Witzes und Galgenhumor im Konzentrationslager[4]
- Flüsterwitz im „Dritten Reich“[5]
- Emigration, „Halbemigration“ und Exil als Lebensform[6]
- Genozidpolitik im 20. Jahrhundert[7]
- Mikroempirische Feldforschung zur Dimensionierung von Schwindelstrukturen in der deutschen Gegenwartsgesellschaft des 21. Jahrhunderts[8]
- Utopian Paradigm, ein Essay, dessen an Ernst Bloch geschulter theoretischer Rahmen auch online teilveröffentlicht ist.[9]
In Richard Albrechts zuletzt erschienenen Büchern geht es um Staatsrache (2005), Genozidpolitik als Völkermord(en) (2006/08), Menschheitsverbrechen (2007) und sozialwissenschaftliche Ideologie-, Wissenschafts- und Kulturkritik (2008; 2011). 2009 veröffentlichte der Autor seine historische Erinnerung an Ernst Blochs Vortrag zum Exil im Exil (1939)[10] und eine mikroempirische Fallstudie, die sich kritisch mit dem Wikipedia-Artikel über Jürgen Habermas auseinandersetzt[11], 2010 Aufsätze über Leben und Werk von René König[12], Carl Djerassi[13] und Hannah Arendt[14], 2011 über "Subjektmarxismus"[15], Ferdinand Tönnies[16], den "Matthäus-Effekt"[17], Hans Arp, Dada und zeitgenössische Kunst [18] sowie Eric J. Hobsbawm[19].
Richard Albrecht edierte 2002 bis 2007 das in fünf Jahrgängen erschienene unabhängige online-Magazin für Menschen & Bürgerrechte rechtskultur.de[20]. Für eine Aufarbeitung des Zusammenhangs von Bürgerrechten und Staatspflichten[21] führte er 2003 im deutschsprachigen Raum die erste online-Befragung von politischen Zeitzeugen durch. Als Bürgerrechtler gehörte Richard Albrecht Anfang 2004 zu den Autoren eines Offenen Briefes an den Präsidenten des deutschen Bundesverfassungsgerichts, in dem die Verletzung des Grundrechts auf rechtliches Gehör durch die Praxis des Bundesverfassungsgerichts, Verfassungsbeschwerden begründungslos zurückzuweisen, bemängelt wurde. In diesem Zusammenhang erarbeitete der Autor 2005 einen Forschungsbericht als Rahmentext für Verfassungsbeschwerden gegen das seiner Auffassung nach rechtsnichtige Delikt der Beleidigung (§ 185 StGB), das er als „justitielles Konstrukt von Verfolgerbehörden“ gegen Dissidenten wertet.
Schriften (Auswahl)
Monographien
- Marxismus, bürgerliche Ideologie, Linksradikalismus. Zur Ideologie und Sozialgeschichte des westeuropäischen Linksradikalismus, Berlin: Akademie-Verlag, 1974; Frankfurt/Main: Marxistische Blätter, 1975 (= Kritik der bürgerlichen Ideologie Bd. 55) (ISBN 3-88012-304-7).
- Alkoholgefährdete Arbeitnehmer im Betrieb. Möglichkeiten und Grenzen von Rehabilitationsmaßnahmen, Tübingen: Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie, 1981 (= Mitteilungen der DGVT/Sonderheft III) (ISBN 3-922686-50-8).
- Erkundungen. Texte aus (dem) Revier (Hg.), Duisburg: Revier Verlag, 1983 (ISBN 3-922320-09-0).
- Das Bedürfnis nach echten Geschichten: Zur zeitgenössischen Unterhaltungsliteratur in der DDR, Frankfurt/Main: Peter Lang, 1986 (= Forschungen zur Literatur und Kulturgeschichte Bd. 15) (ISBN 3-8204-1053-8).
- Widerstand und Exil 1933-1945 (Mitautor), Frankfurt/Main: Campus, 1986 (ISBN 3-593-33577-8); Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 223, ³1989 (ISBN 3-923423-30-6).
- Der militante Sozialdemokrat. Carlo Mierendorff 1897 bis 1943, Dietz, Berlin 1987 (= Internationale Bibliothek Bd. 124) (ISBN 3-8012-1128-2) [1997 unter dem Titel Deckname Dr. Friedrich: Carlo Mierendorf – ein Leben auf Zeit von Alfred Jungraithmayr verfilmt].
- Exil-Forschung. Studien zur deutschsprachigen Emigration nach 1933, Frankfurt/Main: Peter Lang 1988 (= Europäische Hochschulschriften/Dt. Sprache und Literatur Bd. 1092) (ISBN 3-631-40554-5).
- …fremd und doch vertraut. Skizzen zur politischen Kultur des Witzes gestern und heute, Münster: Lit-Verlag, 1989 (= Politische Soziologie Bd. 2) (ISBN 3-88660-502-7).
- „No Return“ - Carl Zuckmayers Exil. Aspekte einer neuen Biografie des deutschen Erfolgsdramatikers, Mainz: Carl-Zuckmayer-Gesellschaft, 1995 (ISBN 3-921384-00-1).
- Der Kreisauer Kreis: zu den verfassungspolitischen Vorstellungen von Männern des Widerstandes um Helmuth James Graf von Moltke (Mitautor), Heidelberg: C. Müller, 1986 (= Motive - Texte - Materialien Bd. 71) (ISBN 3-8114-2096-8).
- Facetten der internationalen Carl-Zuckmayer-Forschung. Beiträge zu Leben - Werk - Praxis (Hg.), Mainz: Carl-Zuckmayer-Gesellschaft, 1997 (= Theater- und kulturwissenschaftliche Studien Bd. 2) (ISBN 3-921384-06-0).
- Genozidpolitik im 20. Jahrhundert. Aachen: Shaker [= Allgemeine Rechtswissenschaft], drei Bände
- Bd. 1: Völkermord(en) 2006 (ISBN 978-3-8322-5055-3);
- Bd. 2: Armenozid 2007 (ISBN 978-3-8322-5738-5);
- Bd. 3: Hitlergeheimrede 2008 (ISBN 978-3-8322-6695-0).
- Demoskopie als Demagogie – Kritisches aus den achtziger Jahren (= Berichte aus der Sozialwissenschaft), Aachen: Shaker, 2007 [mit CD-Rom] (ISBN 978-3-8322-6324-9).
Herausgaben (Auswahl)
- Publikation. Das Forum für Autoren und literarische Öffentlichkeit: 25 (1979) - 26 (1980); mit Ingeborg Drewitz.
- Erkundungen. Texte aus (dem) Revier. Duisburg: Revier Verlag, 1983, 141 p.
- rechtskultur. Unabhängiges online-Magazin: 1 (2002/03); 2 (2002/04) - 5 (2006/07) udT. rechtskulturaktuell.
Wissenschaftliche Aufsätze
- Über Umbruchsprozesse in der bundesrepublikanischen Gesellschaft: GMH, 41 (1990) 8, S. 503-512 (PDF-Datei)
- Zur Kritik des real-existierenden Kapitalismus: GMH, 42 (1991) 8, S. 508-515 (PDF-Datei)
- Wer nicht arbeiten darf, soll wenigstens gut essen; in: GMH, 47 (1996) 10, S. 665-667 (PDF-Datei)
- Die Funktionskompetenzen zeitgenössischer Literatur, Kurzessay Glarean Magazin 1998
- Kurzessay Kritiknetz: Subjektmarxismus 2009 (PDF-Datei)
- Grundlagenbeitrag zur Völkermordpolitik im 20. Jahrhundert (2009, engl.) (PDF-Datei)
Justizkritik
- prozessbetrug & mehr (2002)
- Offener Brief (2004)
- Justizkritische Dokumentation (2005)
- Verfassungsbeschwerde an das Bundesverfassungsgericht 2005
- Menschenrechtsbeschwerde an den Europäischen Gerichtshof 2006
- „nullum crimen sine lege, nulla poena sine lege“: Insult in Current Germany 2007
Weblinks
- Literatur von und über Richard Albrecht im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage von Richard Albrecht
Einzelnachweise
- ↑ Literatursoziologie, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 32 (1980) 4, S. 821-825; Literatursoziologie, Rezeptionsästhetik und Literaturdidaktik; in: Ästhetik und Didaktik (Hg. Jürgen Landwehr; Matthias Mitzschke), Düsseldorf: Schwann, 1980, S. 132-149; Some Aspects of the Sociology of Literature; in: British Journal of Sociology, 32 (1981) 4, pp. 483-492; weitere Aufsätze zur empirischen Bestsellerforschung, Roman- und Mediensoziologie (1980 ff.) sind hier verzeichnet
- ↑ Wissenschaftliche und künstlerische Aneignung des Alltagslebens, in: Die Wissenschaft von der Erkenntnis und die Erkenntnis der Wissenschaft (Hg. Hans Jörg Sandkühler), Stuttgart: Metzler, 1978: 179-185 (Coautor); Alltagsleben, in: Neue Politische Literatur, 26 (1981) 1, S. 1-12; Geschichte als Alltag; in: Zeitschrift für Volkskunde, 79 (1983) I, S. 85-103
- ↑ „Symbolkampf“ in Deutschland 1932; in: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, 22 (1986) 4, S. 498-533; Die Symbolwelt der Drei Pfeile; in: Émile, 1 (1988) 3, S. 148-179
- ↑ Zirkus Konzentrazani – eine Modellanalyse; in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie, 9 (1984) 1/2, S. 183-190
- ↑ Der ´Flüsterwitz´ im Dritten Reich; in: Fabula, 27 (1986) 3/4, S. 308-319; Über den Flüsterwitz im „Dritten Reich“; in: Communications, 15 (1990) 1/2, S. 57-83
- ↑ Kunst und Literatur im antifaschistischen Exil 1933-1945; in: Diskussion Deutsch, 14 (1983) 71, S. 344-355; Wissenschaftler im Exil. Aber auch: Exil in der Wissenschaft, in: Tribüne, 23 (1984) 91, S. 96-106; Carl Zuckmayer im Exil, 1933–1946. Ein dokumentarischer Essay; in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, 14 (1989) I, S. 165–202; Carl Zuckmayers amerikanische Jahre. Aspekte der Erfolglosigkeit eines erfolgreichen Dramatikers in der Emigration; in: Communications, 20 (1995) 1, S. 112–128
- ↑ Die politische Ideologie des objektiven Gegners und die ideologische Politik des Völkermords: Prolegomena zu einer politischen Soziologie des Genozid nach Hannah Arendt; in: Sociologia Internationalis, 27 (1989) I, S. 57-88
- ↑ Phantomförderung: Schwerbehinderung und mehr. Postscript zum Behindertenjahr 2003, in: Hintergrund, 17 (2004) 4, S. 37-48; nachzensur.de: Einblicke in die deutsche „Google-Gesellschaft“, in: Aufklärung und Kritik, 14 (2007) II, S. 214-224
- ↑ The Utopian Paradigm - A Futurist Perspective, in: Communications, 16 (1991) 3, pp. 283-318; http://www.grin.com/e-book/109171/tertium-ernst-bloch-s-foundation-of-the-utopian-paradigm-as-a-key-concept
- ↑ „Zerstörte Sprache – Zerstörte Kultur“: Ernst Blochs Exil-Vortrag vor siebzig Jahren: Geschichtliches und Aktuelles, in: Bloch-Jahrbuch, 13 (2009), S. 223-240; vgl. „Zerstörte Sprache“ – Zum 125. von Ernst Bloch, in: soziologie heute, 3 (2010) 11, S. 24-26
- ↑ Weltmacht Habermas, in: Tönnies-Forum, 18 (2009) 2, S. 5-25
- ↑ „Einmal Emigrant – immer Emigrant“ - René König, in: soziologie heute, 3 (2010) 10, S. 30-33
- ↑ Carl Djerassis „Parnassjuden", in: ebenda, 3 (2010) 11: 42-43
- ↑ „Das totalitäre Phänomen“: Zur politischen Soziologie des Totalitarismus der deutsch-jüdischen Autorin Hannah Arendt, in: soziologie heute, 3 (2010) 12, S. 32-35; ebenda, Heft 13, S. 36-38
- ↑ "Subjektmarxismus", in: soziologie heute, 3 (2011) 15, S. 20-23
- ↑ Ferdinand Tönnies (1855-1936). Zum 75. Todestag eines soziologischen Klassikers; in: ebenda, 3 (2011) 16, S. 30-33
- ↑ Der Matthäus-Effekt; in: ebenda, 4 (2011) 17: 28-31
- ↑ DADA - DADAISMUS - HANS ARP: Kunst als Prozess; in: ebenda, 4 (2011) 18: 28-32
- ↑ Zwischenwelten und Übergangszeiten - Eric Hobsbawms letztes Buch; in: Zeitschrift für Weltgeschichte, 12 (2011) 1: 173-179
- ↑ http://web.archive.org/web/20040211094733/http://www.rechtskultur.de/ http://rechtskultur.de
- ↑ http://www.hirzel.de/universitas/archiv/buergerrechteneu.pdf http://web.archive.org/web/20040211094733/http://www.rechtskultur.de/pages/buergerrechte.htm [gekürzt] http://www.wissen24.de/vorschau/16513.html [kostenpflichtig]
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