Shawnee

Shawnee

Die Shawnee, oder auch Shawanos / Shawanoes, sind ein ursprünglich im Gebiet der heutigen US-Bundesstaaten Ohio, West Virginia, Kentucky und im westlichen Pennsylvania ansässiges Indianervolk Nordamerikas.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursprung

Vermutlich lebten die Shawnee, zusammen mit anderen Algonkin sprechenden Stämmen, in der Umgebung des Winnipeg-Sees und sind als einer der ersten Stämme nach Süden gewandert. Wahrscheinlich fand diese Wanderung gleichzeitig mit denen der Lenni Lenape und Nanticoke im 13. Jahrhundert statt.

Aufgrund der Gebräuche der Shawnee vermuten einige Wissenschaftler, dass sie gegen 1500 in den nordöstlichen Gebieten der Großen Seen siedelten, die Meinungen gehen hier jedoch auseinander. Sicher ist, dass sie um 1650 im südlichen Ohio und im nördlichen Kentucky lebten.

Besonders eng, sowohl sprachlich als auch kulturell, waren die Shawnee mit den Lenni Lenape, Miami, Kickapoo, Illinois, Sauk und Fox verwandt. In Verhandlungen mit benachbarten Stämmen sowie gegenüber den Europäern und Amerikanern bezeichneten die Shawnee (wie übrigens die meisten Algonkin-Stämme des Nordostens und der Atlantikküste) die Lenni Lenape als ihre ‘Großväter’, die Wyandot und Irokesen als ‘Onkel’ oder ‘Ältere Brüder’ und andere Stämme als ‘Jüngere Brüder’.

Die Weiße Invasion

In den 1660er Jahren wurden sie während der Biberkriege von den Irokesen bis nach South Carolina, Tennessee, in das östliche Pennsylvania und das südliche Illinois vertrieben. Durch den anhaltenden Druck der umliegenden Stämme kehrten allerdings bis 1750 die meisten Shawnee wieder in ihre alte Heimat im Ohiotal zurück.

Nach der Schlacht am Monongahela im Jahr 1755 kämpften die Shawnee einige Jahre auf der Seite Frankreichs im Franzosen- und Indianerkrieg, bis sie im Jahre 1758 den Vertrag von Easton unterzeichneten, in dem die Stämme des Ohiotals den Kampf gegen die Briten in Pennsylvania einstellen.

Nach der französischen Niederlage 1763 schlossen sich die Shawnee dem Pontiac-Aufstand an, welcher jedoch ein Jahr später scheiterte. Sie kämpften weiter gegen die weißen Siedler, welche die Heimat der Shawnee überschwemmten, obwohl die britische Kolonialregierung in der königlichen Proklamation des Jahres 1763 die Besiedlung dieses Gebietes eindeutig untersagt hatte. Während des daraus resultierenden Krieges, genannt Dunmores-Krieg, wurden die Shawnee im Jahre 1774, unter der Führung von Cornstalk, von einer anglo-amerikanischen Truppe in der Schlacht von Point Pleasant geschlagen.

In der Zeit zwischen 1774 und 1779 wichen große Gruppen von Shawnee dem Druck der weißen Siedler aus und wurden im heutigen Missouri sesshaft.

1782 kämpften die Ohio-Shawnee, zusammen mit den Briten und anderen Indianerstämmen aus dem Ohiotal, in der Schlacht von Blue Licks und schlugen eine amerikanische Truppe unter dem Kommando von John Todd.

Während des Little-Turtle-Krieges zwischen den jungen Vereinigten Staaten und einer Konföderation von Indianerstämmen, stellten die Shawnee, zusammen mit den Miami, den größten Teil der Krieger. Nach der Schlacht von Fallen Timbers 1794 unterzeichneten die meisten der Shawnee-Gruppen ein Jahr später den Vertrag von Greenville, in dem große Teile ihrer Heimat den Vereinigten Staaten abgetreten wurden. Einige Gruppen lehnten diesen Vertrag jedoch ab und zogen es vor, sich ihren Stammesgenossen, welche nahe Cape Girardeau in Missouri siedelten, anzuschließen.

Bis zum Jahre 1800 waren nur noch die Unterstämme der Chillicothe und Mequachake zurückgeblieben, der größte Teil der Hathawekela, Kispokotha, und Piqua war nach Missouri umgesiedelt. Ab 1805 schlossen sich viele Shawnee der stammübergreifenden Bewegung von Tecumseh und seinem Bruder Tenskwatawa an, die schließlich zu Tecumsehs Krieg und seinem Tod im Jahre 1812 führte. Dieses war der letzte vergebliche Versuch des Shawnee-Stammes, den weißen Mann aufzuhalten.

Nach dem Krieg

Einige hundert Missouri-Shawnee verließen 1815 die Vereinigten Staaten, zusammen mit einigen Lenni Lenape, und ließen sich im damals spanischen Texas nieder. Dieser Stamm, später als Absentee-Shawnee bezeichnet, wurde 1839, drei Jahre nachdem Texas seine Unabhängigkeit erlangte, erneut vertrieben. Sie ließen sich in Oklahoma, in der Nähe der heutigen Stadt Shawnee, nieder, und wurden 1845 durch einige Shawnee aus Kansas verstärkt (s.u.), welche die traditionellen Ansichten und Gebräuche der Absentee-Shawnee teilten.

Die Ohio-Shawnee unterzeichneten 1817 den Vertrag von Fort Meigs, in dem sie ihre noch verbleibenden Stammesgebiete aufgaben und dafür drei Reservate in Wapaughkonetta, Hog Creek (in der Nähe des heutigen Ada) und Lewistown (hier zusammen mit den Seneca) erhielten.

Missouri trat den Vereinigten Staaten 1821 bei und nach dem Vertrag von St. Louis wurden die 1.400 Missouri-Shawnee gewaltsam von Cape Girardeau nach dem südöstlichen Kansas, in die Nähe des Kansas River, umgesiedelt. Nur die Black-Bobs-Gruppe widersetzte sich dem, ging erst südlich Richtung Arkansas und ließ sich dann im Jahre 1833 im nordöstlichen Kansas nieder.

Etwa 200 Ohio-Shawnee folgten im Jahre 1826 dem Propheten Tenskwatawa und schlossen sich ihren Stammesgenossen in Kansas an, der Großteil folgte jedoch ihrem Häuptling Black Hoof, der sich jedem Versuch, das Heimatland der Shawnee aufzugeben, widersetzte. 1831 ließ sich die gemischte Shawnee-Seneca-Gruppe aus Lewistown ins Indianerterritorium (das heutige Oklahoma) umsiedeln. Nach dem Tod von Black Hoof im gleichen Jahr gaben auch die letzten 400 Shawnee in Wapaughkonetta und Hog Creek ihr Land auf und zogen in das Shawnee-Reservat in Kansas.

Während des Amerikanischen Bürgerkrieges floh die Black-Bobs-Gruppe aus Kansas und schloss sich den Absentee-Shawnee in Oklahoma an. Nach dem Krieg wurden die Shawnee in Kansas ein weiteres Mal vertrieben und nach Oklahoma umgesiedelt. Dabei wurde der Shawnee-Teil der Lewistown-Gruppe als Östliche Shawnee bekannt und die ehemaligen Missouri-Shawnee, da sie sich während des Krieges auf die Seite der Vereinigten Staaten gestellt hatten, als Loyale Shawnee. Die letztere Gruppe wurde von der Regierung offiziell als Teil der Cherokee betrachtet, weshalb sie auch Cherokee-Shawnee genannt wurden.

Heute lebt der größte Teil der Shawnee-Nation noch immer in Oklahoma.

Kultur

Sprache

Die Sprache der Shawnee gehört zur Algonkinsprachgruppe und ist eng mit der Sprache der Kickapoo und der Sauk und Fox verwandt.

Gruppen der Shawnee

Die Shawnee bildeten eine loose Stammeskonföderation aus fünf verschiedene Gruppen, wobei es umstritten ist, ob diese Gruppen ursprünglich einst unabhängige Stämme waren, die sich zum Stammesverband der Shawnee zusammenschlossen oder ob während der großen Wanderungen der Shawnee sich diese Gruppen bildeten. Jede dieser fünf Stammesgruppen hatte ihre spezifischen Aufgaben und Verpflichtungen innerhalb der Shawnee:

  • Chillicothe (auch Chalahgawtha, Chalaka, Chalakatha - ‘Principal Place’) und
  • Thawekila (auch Hathawekela, Chalaiwa, Chalaka) (waren beide verantwortlich für die Innen- und Außen-Politik der Shawnee, stellten meist die politischen Stammesführer und Häuptlinge)
  • Kispoko (auch Kishpoko, Kispokotha, Kishpokotha) (übernahmen die Führung bei der Vorbereitung und Ausbildung für den Krieg und stellten die Kriegshäuptlinge)
  • Mekoche (auch Mequachake, Machachee, Maguck, Mackachack) (verantwortlich für die Gesundheit und die Medizin der Shawnee, stellten meist die Schamanen und Berater der Häuptlinge)
  • Pekowi (auch Pekuwe, Pekowitha, Piqua) (verantwortlich für Religion und Ritual der Shawnee)

Die Mitgliedschaft in einer Stammesgruppe (oder einem Clan) wurde vom Vater vererbt, anders als bei benachbarten Stämmen, wie den Irokesen, bei denen die mütterliche Abstammungslinie vorherrschte. Jede Gruppe hatte einen eigenen Häuptling sowie ein Hauptdorf, das in der Regel nach dem Namen der Stammesgruppe benannt war, wo der Häuptling lebte. Als die traditionellen Rollen der Stammesgruppen innerhalb der losen Konföderation der Shawnee von den Europäern und Amerikanern in schriftlicher Form aufgezeichnet wurden, waren diese starken sozialen Traditionen bereits am verblassen. Daher sind diese bis heute weitgehend unverstanden geblieben.

Durch die Kriege mit den Kolonialmächten England und Frankreich und später den USA vom 17. bis ins 19. Jahrhundert, mussten die Shawnee mehrmals ihre Stammesgebiete wechseln, hierbei wurden ihre Stammesgruppen stark dezimiert, vermischten sich mit anderen Splittergruppen fremder Stämme und änderten auch ihre Rolle innerhalb des Stammesverbands.

Neben den fünf Stammesgruppen waren die Shawnee ursprünglich in bis zu 34 Clans unterteilt, von denen bis in die Zeit von Tenskwatawa nur ein Dutzend überlebten: Schlange, Schildkröte, Waschbär, Truthahn, Falke, Hirsch, Bär, Wolf, Panther, Wapiti, Bison, Baum


Heute gibt es drei staatlich anerkannte Stämme in den Vereinigten Staaten, von denen alle in Oklahoma ansässig sind:

  • Absentee-Shawnee (meist Thawekila, Kispoko und Pekowi)
  • Eastern Shawnee (meist Mekoche)
  • Shawnee Tribe (früher Loyal Shawnee, da sie im Civil War loyal auf Seiten der Nordstaaten kämpften, später Cherokee-Shawnee genannt, da sie sich 1869 den Cherokee anschlossen, seit dem Jahr 2000 eigenständig, meist Chillicothe und Mekoche)

Es gibt außerdem eine ca. 600 Mitglieder zählende Shawnee-Nation United Remnant Band (URB), welche behaupten, von Shawnee abzustammen, die der Vertreibung im Jahre 1830 entgehen konnten. Diese Gruppe wird weder vom BIA, noch von den anderen offiziellen Gruppen anerkannt, ist jedoch vom Bundesstaat Ohio im Jahre 1979 bestätigt worden [1].

Bevölkerung

Ein erster offizieller Zensus ergab 1825 1.400 Shawnee in Missouri, 1.100 in Louisiana, 800 in Ohio.

Heute zählen alle Gruppen gemeinsam etwa 14.000, die Mehrzahl davon lebt in Oklahoma.

Berühmte Shawnee

Black Hoof
  • Tecumseh (1768-1813) war einer ihrer herausragendsten Häuptlinge, er versuchte alle Indianerstämme zu einer einzigen Nation zu vereinen, um so den Weißen besser Widerstand leisten zu können.
  • Tenskwatawa (1775-1834), ein jüngerer Bruder von Tecumseh und Prophet einer neuen Religionsbewegung, welche Tecumseh später in eine Nationalbewegung umwandelte.
  • Black Hoof, auch bekannt als Catecahassa, war ein respektierter Shawnee-Häuptling und einer von Tecumsehs Gegenspielern. Er vertrat die Meinung, dass die Shawnee sich den Weißen kulturell anpassen müssten, um der Vernichtung zu entgehen.
  • Link Wray (1929-2005), der berühmte Rockgitarrist, hatte Shawnee-Vorfahren.
  • Sat Okh (1920-2003, "Lange Feder", auch Stanislaw Suplatowicz) war Sohn eines Shawnee und einer Polin. Unter anderem Autor.

Belletristik

Der deutsche Autor Fritz Steuben verfasste in der Zeit ab 1930 mehrere Bücher über Tecumseh und das Alltagsleben der Shawnee.

Literatur

  • Stephen Warren: The Shawnees and Their Neighbors, 1795–1870, Urbana and Chicago: University of Illinois Press 2005

Siehe auch

Liste nordamerikanischer Indianerstämme

Weblinks

 Commons: Shawnee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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