Badener Artikel

Badener Artikel

Die Badener Artikel vom 27. Januar 1834 waren Beschlüsse der liberalen Kantone der Schweiz, mit denen die römisch-katholische Kirche weitgehend unter staatliche Aufsicht gestellt werden sollte. Die Beschlüsse riefen in konservativen katholischen Kreisen heftigen Widerstand hervor. Sie sind nach dem Entstehungsort Baden im Kanton Aargau benannt.

Die liberale Regierung des Kantons Luzern lud Ende Dezember 1833 zu einer Konferenz nach Baden ein, um das Verhältnis zwischen Kirche und Staat neu zu regeln. Eingeladen waren jene Kantone, die zum Gebiet der Bistümer Basel, St. Gallen und Chur gehörten. Die Konferenz dauerte vom 20. bis 27. Januar 1834 und einigte sich am letzten Konferenztag auf den Text einer amtlichen Bekanntmachung.

Zunächst wurde der Heilige Stuhl gebeten, das Bistum Basel zum Erzbistum zu erheben. Die übrigen 14 Beschlüsse bildeten die eigentlichen Badener Artikel: Forderungen waren eine grössere Unabhängigkeit der Geistlichen vom Papst, staatliche Kontrolle über die Kirche, Priesterseminare und Orden, die Besteuerung der Klöster, die Zulassung konfessionell gemischter Ehen und eine Beschränkung der arbeitsfreien kirchlichen Feiertage.

Zur Anwendung gelangten die Badener Artikel lediglich in den liberalen Kantonen Aargau, Basel-Landschaft, Bern, Luzern, St. Gallen, Thurgau und Zürich. Priester, die sich den Artikeln widersetzten und keinen Treueschwur auf die Regierung leisteten, wurden inhaftiert, erhielten hohe Geldbussen oder wurden ihres Amtes enthoben.

Die Badener Artikel riefen in konservativen katholischen Kreisen heftige Kritik hervor und Papst Gregor XVI. verurteilte sie am 17. Mai 1835 mit der Enzyklika Commissum divinitus scharf. In jenen katholischen Kantonen, die von konservativen Kräften beherrscht waren, bildeten sich „Verteidigungsvereine“. Auch Frankreich und Österreich verlangten die Rücknahme der Artikel. Der Konflikt verschärfte sich 1841, als die Aargauer Regierung alle Klöster aufheben liess (→ Aargauer Klosterstreit). Diese beiden Ereignisse führten 1847 schliesslich zum Sonderbundskrieg.

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Badener Artikel — (B. Conferenzartikel), die Artikel, welche Abgeordnete der zum Bisthum Basel gehörenden Cantone über die Rechte u. Verhältnisse des Staates in Kirchensachen 26. u. 27. Jan. 1834 auf der Conferenz von Baden i. A. aufstellten, um dieselben an ihre… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Badener — Baden Wappen Flagge …   Deutsch Wikipedia

  • Baden AG — AG ist das Kürzel für den Kanton Aargau in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Baden zu vermeiden. Baden …   Deutsch Wikipedia

  • Sonderbundkrieg — Sonderbundskrieg Der Sonderbundskrieg 1847 Datum 3. November 1847– …   Deutsch Wikipedia

  • Sonderbundskrieg — Der Sonderbundskrieg 1847 Datum 3. Nove …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte des Kantons Aargau — Aargauer Kantonswappen Die Geschichte des Kantons Aargau handelt vom 1803 gegründeten Kanton Aargau in der Schweiz und seinen verschiedenen Vorgängerterritorien. Die Besiedlung des Gebiets lässt sich bis zu 150 000 Jahre nachweisen, die ersten… …   Deutsch Wikipedia

  • Schweiz [2] — Schweiz (Gesch.). Die ersten Bewohner der S. sollen celtischen Ursprungs gewesen u. von Nordost eingewandert sein. Sie waren in vier Stämme getheilt, wurden zusammen Helvetier genannt u. lebten in freier Verfassung. Nach ihnen hieß das Land… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Commissum divinitus — ist eine Enzyklika von Papst Gregor XVI., sie datiert vom 17. Mai 1835 und trägt den Untertitel „Über Kirche und Staat“, wobei er schwerpunktmäßig auf die Situation in der Schweiz einging. Einleitung Der in den Jahren 1830 – 1848 aufkommende… …   Deutsch Wikipedia

  • Joseph Munzinger — Josef Munzinger Martin Josef Munzinger (* 11. November 1791 in Olten; † 6. Februar 1855 in Bern, meist Josef Munzinger genannt) war ein Schweizer Kaufmann, Revolutionär und Politiker. Er führte 1830 den Sturz der konservativen Regierung des …   Deutsch Wikipedia

  • Martin J. Munzinger — Josef Munzinger Martin Josef Munzinger (* 11. November 1791 in Olten; † 6. Februar 1855 in Bern, meist Josef Munzinger genannt) war ein Schweizer Kaufmann, Revolutionär und Politiker. Er führte 1830 den Sturz der konservativen Regierung des …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”