Singebewegung

Singebewegung
Singegruppe im VEB Verkehrs- und Tiefbaukombinat Dresden, 1975

Singebewegung bezeichnet eine politisch-musikalische Ausdrucksform, die sich in der Deutschen Demokratischen Republik ab 1960 teils selbst entwickelte und teils als Kampagne ins Leben gerufen wurde.

Inhaltsverzeichnis

Beginn und Hintergrund

In den frühen 1960er-Jahren entstand – wie in den westlichen Staaten ausgehend von der Folkbewegung in den USA – in der DDR ein bald als „Singebewegung“ bezeichneter Versuch junger Menschen, gemeinsam zu singen und eigene Lieder in die Öffentlichkeit zu bringen. Die Vortragsform sollte sich von Unterhaltung und Schlager absetzen. Zu den Liedern und Protestsongs gehörten als zeitgemäße Ausdrucksform neben der Folkmusik und dem Chanson auch Blues und Beat. Der erste Zusammenschluss dieser Art war der Hootenanny-Klub in Ost-Berlin. Es gab Gastauftritte von Reiner Schöne, Lin Jaldati, Dorit Gäbler und anderen. Mentor der Bewegung war am Anfang vor allem der in der DDR lebende Kanadier Perry Friedman. Obgleich auch er Kommunist war, wurde er ab 1966 von Vertretern der FDJ in den Hintergrund gedrängt und die amerikanische Hootenanny-Idee mit ihrer Vorliebe für die englische Sprache als unsozialistisch diskreditiert. In diesem Zusammenhang wurde der Hootenanny-Klub in Oktoberklub umbenannt. Ebenso war der Gedanke, dass jeder öffentlich vortragen konnte, was er gerade geschrieben oder komponiert hatte, nicht lange haltbar. Systemnahe Funktionäre wie Hartmut König oder Gisela Steineckert bestimmten bald den Charakter der Singebewegung.

Wirkung

Der FDJ gelang es also einerseits, diese Aktivitäten zu kanalisieren und sie zu einem festen Bestandteil der Kulturpolitik der SED werden zu lassen, andererseits blieb seitdem die Form des einfachen Liedes zur Gitarre in der DDR präsent – trotz des Auftrittsverbotes für Wolf Biermann – und es gab bis zum Ende der DDR immer wieder bedeutende Liedermacher wie Bettina Wegner, Hans-Eckardt Wenzel und Stephan Krawczyk. Außerdem hatten sich im ganzen Land Singegruppen gebildet, die kulturell und politisch nicht ständig zu kontrollieren waren und für viele Mitglieder die Funktion hatten, ihre Meinung äußern zu können.

Literatur

  • Lutz Kirchenwitz: Folk, Chanson und Liedermacher in der DDR – Chronisten, Kritiker, Kaisergeburtstagssänger. Dietz Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-320-01807-8

Weblinks


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