- Thanatos (Mythologie)
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Thanatos (griechisch θάνατος, lateinisch Mors) ist ein Totengott oder ein Daimon in der griechischen Mythologie, ihm entspricht die Mors der römischen Mythologie. Er ist der Gott des sanften Todes und ist darum häufig zusammen mit Hypnos, dem personifizierten Gott des Schlafes, abgebildet. Die Göttin des gewaltsamen Todes ist Ker.
Inhaltsverzeichnis
Abstammung
In Hesiods Theogonie[1] und in Homers Ilias[2] ist er der Sohn der Nyx. Cicero nennt noch als Vater den Erebos,[3] worin ihm der Mythograph Hyginus folgt.[4]
Nach Hesiod sind seine Geschwister Ker, Moros, Hypnos, die Oneiroi, Momos, Oizys, die Hesperiden, die Keren, die Moiren, Nemesis, Apate, Philotes, Geras und Eris.[5]
Mythos
Laut Hesiod wohnt Thanatos dort, wo Nacht und Tag einander begegnen und wo Atlas das Himmelsgewölbe trägt. Hier, wohin nie die Strahlen der Sonne, Helios, dringen, wohnt auch der Schlaf, Hypnos, aber während dieser von hier aus seine Streifzüge über Erde und Meer unternimmt, friedlich und freundlich zu den Menschen, hat Thanatos „ein eisernes Herz und ehernen, erbarmungslosen Sinn”. Einen einmal gepackten Menschen gibt er niemals wieder frei und selbst den unsterblichen Göttern ist er feind (Theogonie, 746-766). Bei Homer hat er noch keine bestimmte Gestalt, später erscheint er mit schwarzen Flügeln und einem finsteren Blick, der den Sterbenden mit einem Opfermesser eine Locke abschneidet. Wieder später erscheint er als Immerschläfer, meist ein schöner geflügelter Jüngling oder Knabe, der eine noch gesenkte lodernde oder bereits verlöschte Fackel in der Hand hält.
Nur zwei Menschen gelang es je Thanatos zu überlisten und auch das nur zeitweise. Einer davon war Herakles und der andere war Sisyphos.
Der Begriff Thanatos und die Psychoanalyse
siehe auch Todestrieb.
Die Vorstellung vom dialektischen Gegensatzpaar Thanatos-Eros ist erst durch die Freudsche Psychoanalyse aufgekommen und ist der griechischen Mythologie entlehnt. Thanatos und Eros werden im Sinne einer Evolution der Triebe als Urtriebe angesehen. Freud selbst sprach allerdings nur von „Eros“ im Gegensatzpaar von Lebenstrieb(en) und Todestrieb(en) seiner späteren Theorie. (Freud erwähnt dabei abwechselnd Trieb und Triebe, verwendet also den Singular und Plural ohne genaue Festlegung.) Der Begriff des „Thanatos“ als Gegenpol zum „Eros“ wurde allerdings nicht durch Freud selbst, sondern von Ernst Federn eingeführt.
Gesellschaftliche und mediale Rezeption
Medial wird Thanatos die Farbe Schwarz zugeordnet, Eros die Farbe Rot.
Gesamtgesellschaftlich ist Auseinandersetzung mit Thanatos eher einer gewissen Verdrängung ausgesetzt; jedoch nicht in der Soziologie, vgl. dazu Émile Durkheim.
Zitat aus Herbert Marcuse, Triebstruktur und Gesellschaft: Ein philosophischer Beitrag zu Sigmund Freud, 1984 Frankfurt/Main, Suhrkamp, (unter altem Titel „Eros und Kultur“ schon 1957 erschienen.): „Die letzte Beziehung zwischen Eros und Thanatos bleibt dunkel“ (S. 32). Bereits Arthur Schnitzler rezipierte in seiner „Traumnovelle“ Freuds psychologische Theorien zu Eros und Thanatos, indem er die Beziehung eines jungen Liebespaares, in dessen Beziehung der Liebestrieb (Eros), im Bezug auf erotische Erlebnisse und Wünsche der sich Liebenden, stark vernachlässigt wurde, darstellt. Arthur Schnitzler war ein Zeitgenosse Freuds und stand mit ihm in regem Briefkontakt.
Siehe auch
Weblinks
Commons: Thanatos – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
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