Skedemosse

Skedemosse

Skedemosse war ein Moor auf der schwedischen Ostseeinsel Öland. Es wurde im 19. Jahrhundert trocken gelegt. Bekannt wurde das Gebiet im 20. Jahrhundert als ergiebiger archäologischer Fundplatz. Heute ist es als Natura-2000-Gebiet ausgewiesen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das östlich von Borgholm gelegene Moor gehörte zu den größeren Mooren der Insel. Das flache Areal umfasste ein Gebiet von etwa 190 Hektar.

Entstehung

Ungefähr im Zeitraum von 7000 bis 6000 Jahren vor unserer Zeitrechnung hatte sich im Bereich des späteren Moors ein Binnensee gebildet. Der See bildete sich an der Westseite des in Nord-Süd-Richtung verlaufenden sogenannten Ancyluswalls, einem bei der Entstehung der Ostsee entstanden großen Strandwall auf Öland. Aufgrund des von Westen nach Osten bestehenden Gefälles der Insel staute sich das Wasser an dem quer hierzu stehenden Wall. Der See entwässerte sich nach Süden.

Binnensee

Der See war in der Steinzeit etwa 1,5 bis 2 Meter tief. Der Grund des Sees war mit einer Sandschicht bedeckt, welche auf einer Grundmoräne lag. Auf dem Seegrund befand sich auch Kalkschlamm. In dieser Schicht können heute Überreste von Fischen wie Schleie, Hecht und Barsch festgestellt werden. Wasserpflanzen bestanden zunächst nur in geringem Umfang. Der See wurde mit Speer, Netz und Haken befischt.

Am Ufer entstanden dann jedoch vermehrt Wasserpflanzen. Seggen und Schilf herrschten hier vor. Etwa 2000 vor unserer Zeitrechnung, während der Bronzezeit, bestand dann eine deutliche Verlandungstendenz. Es entstand Detritusschlamm der langsam nach oben wuchs. Die Fischerei war in diesem Zeitraum besonders ertragreich. Heute können für diesen Zeitraum Tiere wie Frösche, Kröten, Stockente, Knäkente, Schellente, Reiherente, Krickente, Singdrossel, Bekassine, Seeadler, Mittelsäger, Wasserspitzmaus und Ostschermaus nachgewiesen werden.

Verlandung

Um den Beginn der Zeitrechnung in der Eisenzeit bestanden noch kleine Flächen offenen Wassers, welche jedoch von schlammigen Moor umgeben waren. Der Zustand dürfte dem heutigen Erscheinungsbild des weiter nördlich gelegenen Norra mossen entsprochen haben. Die umgebende Landschaft war unbewaldet und nur dünn besiedelt. Es bestanden keine Dörfer sondern nur einzelne Gehöfte und Weiler. Viehherden grasten auf Weiden. Es gab einige kleinere Getreideäcker.

In dieser Zeit diente der See zur Versenkung von Opfergaben, was die spätere archäologische Bedeutung begründete. Der See galt möglicherweise als heilig. Die Menschen reisten aus ganz Öland zum See um Opferfeste zu feiern. Für die Anreise wurde auch der ständig trockene Ancyluswall genutzt. Die Opfergaben wurden dabei noch im offenen Wasser versenkt. Unklar ist, ob der See in dieser Zeit auch noch zur Fischerei genutzt wurde.

Trockenlegung

Wie bei vielen öländischen Mooren gab es in der Neuzeit dann Bemühungen das so entstandene Moor trocken zu legen, um Ackerland zu gewinnen. Ein erster bekannter Versuch erfolgte bereits um 1650. Karl X. Gustav, zu diesem Zeitpunkt Herzog von Öland, später schwedischer König, veranlasste erste Drainagegräben, die den Ancyluswall nach Osten durchstießen. Der so gewonnene Acker wurde zum Anbau von Hafer genutzt, der an das Schloss Borgholm geliefert wurde. Diese Nutzung endete jedoch als Karl X. Gustav König wurde und Öland verließ.

Zum Beginn des 19. Jahrhunderts wurde dann ein konkretes Konzept zur Entwässerung erstellt und mit umfangreichen Arbeiten in den Jahren 1818 und 1819 umgesetzt. Ab 1821 wurde der Hof Skedemosse gebaut. 1895 erfolgten noch weitere Arbeiten zur Entwässerung.[2] In dieser Zeit wurde die landwirtschaftliche Nutzung noch einmal deutlich intensiviert. Statt des Moores dehnten sich nun Ackerflächen aus.

Der Verlust der öländischen Moore brachte schwerwiegende ökologische Folgen vor allem für den öländischen Wasserhaushalt.[3]

Archäologische Funde

Erste Funde

Erste verbürgte archäologische Funde aus dem Gebiet des ehemaligen Skedemosse stammen aus dem Jahr 1901. Oberstudienrat F. J. Bachrendtz aus Kalmar berichtete an die Schwedische Akademie der Wissenschaften über den Fund von Schwertern, Äxten und Sperrspitzen aus Eisen. Hans Hildebrand sendete ein Jahr später weitere Funde an das staatliche historische Museum. In den Jahren von 1910 bis 1930 gab es weitere Berichte. Im Flurstück 1:5A erfolgten dann in den Jahren 1928 und 1930 erste Ausgrabungen durch T. J. Arne. Etwas später erfolgte im Flurstück 1:2B durch Manne Hofren aus Kalmar eine weitere kleine Untersuchung.

Goldfunde

Im Jahr 1949 wurde dann ein Ring aus Gold gefunden. Durch einen Fehler wurde der Fund jedoch für den Wohnort des Finders in Lindby registriert. 1959 entdeckte Birger Karlsson, Enkel des ersten Finders, bei der Anlegung eines Entwässerungsgrabens einen weiteren Goldring. Es stellte sich heraus, dass der Fundort mit dem des ersten Rings übereinstimmte. Fundort war das bezeichnenderweise als Goldacker benannte Flurstück 1:10A.

Ausgrabungen von 1961

Dieser zweite Goldfund war Anlass für eine umfangreiche Ausgrabung im Jahr 1961 unter der Leitung von Ulf Erik Hagberg, Mitarbeiter des schwedischen Reichsdenkmalamtes und Forscher an der Universität Uppsala. Es fanden flächenhafte Grabungen, die Anlegung von Probeschächten und die Kontrolle von Pflugfurchen statt.

Die größte Grabungsfläche wurde auf dem Flurstück Goldacker sowie einem nördlich angrenzenden Acker eingerichtet. Auf einer Fläche von lediglich 200 m² fand man hierbei 5 weitere Goldringe. Das Gesamtgewicht der sieben Ringe beträgt 1,3 Kilogramm. Darüber hinaus wurden römische Silbermünzen und versilberte Bronzebeschläge der Gürtel römischer Offiziere gefunden. Neben einigen Waffen und Speerspitzen konnten auch Tierknochen und ein Menschenschädel geborgen werden.

Im angrenzenden Flurstück 1:9 fanden sich bei Ausgrabungen Waffen, Schwerter, sowie Einzelteile von Schwertscheiden aus Bronze. Auch Amulette für das Schwertgehänge, sogenannte Schwertperlen, Spangen, Beschläge und Zwingen. Noch mehr Waffen fanden sich in einer Grabung im Flurstück 1:12, etwa 50 Meter südlich der Goldfunde. Hier konnte auch ein Zaumzeug gefunden werden.

Die starke Konzentration der Funde wird darauf zurückgeführt, dass sich dort eine kleine Landzunge von Süden in den See hinein schob und hier ein Platz für Opfergaben war.

Eine weitere Grabungsfläche befand sich am ehemaligen Westufer des Sees. Im Anschluss an das Grabungsgebiet von 1928 wurden die Flurstücke 1:5A und 1:5C untersucht. Es fanden sich neben einzelnen Waffen, Schwertern, Speeren, Schwertern mit Knauf nach römischen Vorbild auch ganze Waffenbündel. Weiter wurde die elegant verzierte Zwinge einer Schwertscheide und Gürtelverzierungen gefunden. Auch Teile eines menschlichen Skeletts und Tierknochen waren wieder unter den Funden.

Im Flurstück 1:2B im nördlichen Teil des Gebiets fanden sich keinerlei Waffen. Es wurden Tierknochen von Pferden, Rindern, Schafen und eines Hundes gefunden. Auch Gerätschaften zum Fischen so eine Zaunreuse und aus Rinde gefertigte Schwimmer für Fischernetze gehörten zu den hier gemachten Funden.

Deutung der Funde

Es wird davon ausgegangen, dass der vor dem Moor an dieser Stelle befindliche See in der Eisenzeit um den Beginn unserer Zeitrechnung als heiliger See angesehen und regelmäßig Opfergaben versenkt wurden. Die nördliche waffenlose Fundstelle dürfte als Teil des normalen Fruchtbarkeitskultes der ansässigen bäuerlichen Bevölkerung zu sehen sein. Die anderen Fundstellen dienten offenbar auch Kriegern als Opferstätten. Die gefundenen Waffen waren unbrauchbar gemacht. Die Opfer sollten den Göttern, nicht jedoch Menschen dienen. Hierbei spielten auch Krieger eine Rolle, die mit den deutlich weiter südlich gelegenen Grenzbereichen des Römischen Reichs Kontakt hatten.

Heutige Situation

Das Gebiet des Moors und der archäologischen Funde wird weiterhin landwirtschaftlich genutzt. An den Fundstellen erinnert nichts an die aufsehenerregenden Funde. Ein im Hof Skedemosse eingerichtetes Museum informiert über die Geschichte des Moors und der archäologischen Grabungen.

Literatur

  • Michael Müller-Wille: Opferkulte der Germanen und Slaven, Theiss, Stuttgart 1999, ISBN 3-8062-1443-3, S. 60–63
  • Kent Anderson: Gold des Nordens. Skandinavische Schätze von der Bronzezeit bis zu den Wikingern. Theiss. Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2184-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Natura 2000 i Kalmar län, Seite 2.
  2. Staffan Rodebrand, Moore auf Öland, ISBN 91-974576-9-8, Seite 18
  3. Staffan Rodebrand, Moore auf Öland, ISBN 91-974576-9-8, Seite 8
56.839816.7606

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