Sklavenschiff

Sklavenschiff
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Als Sklavenschiffe bezeichnet man landläufig die im Atlantischen Dreieckshandel eingesetzten Schiffe, meist Briggs oder Schoner [1], deren Frachträume auf ihrer Handelsroute von Afrika zu den europäischen Kolonien in der Neuen Welt mit Sklaven gefüllt waren. Überwiegend wurden im Sklavenhandel ältere Schiffe eingesetzt, die vor dem Antritt ihrer Reise in den europäischen Häfen der sklavenhandelnden Nationen umgebaut und ausgerüstet wurden, um den Anforderungen einer solchen Reise gerecht zu werden. Infolge der hohen Belastungen einer solchen Reise und dem Risiko eines Totalverlustes durch Schiffbruch lohnte es sich für die Sklavenhändler nur selten, speziell für den Sklavenhandel entworfene und gebaute Schiffe zu verwenden. Stattdessen nahm man meist ältere Handelsschiffe und baute sie den Bedürfnissen einer Sklavenfahrt entsprechend um.

Inhaltsverzeichnis

Atlantischer Sklavenhandel

Um hohen Profit aus den Transporten zu schlagen, zogen die Eigentümer der Sklavenschiffe Zwischendecks in den Schiffsrumpf ein, um möglichst viele Sklaven transportieren zu können. Dies führte zu unhygienischen Zuständen und in der Folge zu einer erhöhten Todesrate. Da nur die Widerstandsfähigsten den Transport überlebten, führte dies auch zu einer starken Selektion. Oft transportierten die Schiffe mehrere hundert Sklaven, die auf engen Massen-Pritschen angekettet waren. Beispielsweise konnte das Sklavenschiff "Henrietta Marie" auf einer Passage bis zu 400 Sklaven befördern, die auf zwei Decks untergebracht waren und die wochenlange Passage angekettet auf je einem halben Quadratmeter verbrachten. Wenn die überladenen Schiffe sanken, rissen sie die Sklaven mit in die Tiefe und in den sicheren Tod.

Bereits wenige Jahrzehnte nach der Entdeckung Amerikas war die indianische Bevölkerung so stark dezimiert, dass es ein profitables Geschäft war, Sklavenschiffe über den Atlantik fahren zu lassen. Die große Zeit der Sklavenschiffe auf der Atlantikpassage war im 17. und im 18. Jahrhundert, als in Südamerika und im Süden der englischen Kolonien Nordamerikas große Plantagen (Zuckerrohr, Baumwolle etc.) entstanden.

Mittelalter

Bereits im Mittelalter fuhren auf dem Dnjepr chasarische und später warägische Sklavenschiffe.

Liste von Sklavenschiffen

  • Adelaide, französisches Sklavenschiff, gesunken 1714 bei Kuba
  • Braunfisch, kurbrandenburgisches Sklavenschiff, ging 1688 bei einer Sklavenrevolte verloren
  • Henrietta Marie, englisches Sklavenschiff, sank 1701 vor Key West
  • Fredensborg, dänisches Sklavenschiff, sank 1768 bei Tromøy in Norwegen
  • Kron-Printzen, dänisches Sklavenschiff, sank 1706 mit 820 Sklaven an Bord
  • La Amistad, in den USA gebautes Schiff, berühmt durch eine 1839 erfolgte Sklavenrevolte
  • Lord Ligonier, britisches Sklavenschiff, im Roman Roots das Schiff, mit dem Kunta Kinte nach Amerika gebracht wird
  • Whydah, englisches Sklavenschiff, 1717 vom Piraten Sam Bellamy gekapert
  • Zong, britisches Sklavenschiff, als 1783 auf der Überfahrt nach Amerika Lebensmittel knapp wurden, warf dessen Besatzung 132 Sklaven über Bord

Siehe auch

Quellen

  1. Das Schiffstypenlexikon, Hoffmann und Campe, 1983, S. 234

Literatur

  • Jean Boudriot: Le navire négrier au XVIII siècle. Centre de Documentation Historique de la Marine, Paris 1987.
  • Rodolphe Damon: Joseph Crassous de Médeuil. Marchand, officier de la Marine royale et négrier. Edition Karthala, Paris 2004, ISBN 2-84586-439-6.
  • Robert Harms: Das Sklavenschiff. Eine Reise in die Welt des Sklavenhandels. Goldmann, München 2007, ISBN 978-3-442-15431-9.
  • Heinrich Heine: Das Sklavenschiff. Gedicht
  • James Walvin: The Zong. A Massacre, the Law and the End of Slavery. Yale University Press, New Haven/London 2011. ISBN 978-0-300-12555-9.

Weblinks


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