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Dnepr Der Dnepr und sein Einzugsgebiet
Daten Lage Europa, Russland, Weißrussland, Ukraine Flusssystem Dnepr Quellgebiet Waldaihöhen in Russland
55° 52′ N, 33° 43′ O55.8720633.7241220Quellhöhe 220 m Mündung Schwarzes Meer 46.525732.2520Koordinaten: 46° 32′ N, 32° 15′ O
46° 32′ N, 32° 15′ O46.525732.2520Mündungshöhe 0 m Höhenunterschied 220 m Länge 2.201 km Einzugsgebiet 531.817 km² Abflussmenge MQ: 1.670 m³/s Rechte Nebenflüsse Drut, Beresina, Bjaresina, Prypjat, Teteriw, Irpen, Stuhna, Ros, Tjasmyn, Basawluk, Inhulez, Adamenka Linke Nebenflüsse Sosch, Desna, Trubisch, Sula, Psel, Worskla, Samara Großstädte Smolensk, Worscha, Mahiljou, Kiew, Tscherkassy, Krementschuk, Dnipropetrowsk, Saporischja, Nikopol, Cherson Schiffbar 1.677 km Der 2201 km lange Dnepr (russisch Днепр, im Deutschen auch mit Dnjepr transkribiert, weißrussisch Дняпро/Dnjapro, ukrainisch Дніпро/Dnipro) ist ein Strom, dessen Verlauf durch Russland, Weißrussland und die Ukraine führt. Er ist der drittlängste Fluss in Europa und erst seit Anlage von fünf Schleusen auf rund 1700 km schiffbar.
Inhaltsverzeichnis
Historische Bezeichnungen
Der Dnepr hat mehrfach einen Namenswechsel erfahren. Von den antiken Griechen und Römern wurde der Fluss als Borysthenēs bezeichnet, was im Griechischen „der vom Norden Fließende“ bedeutet. Die spätantiken griechischen und lateinischen Texte haben die Form Danapris bzw. Danaper. Zur Zeit der Herrschaft der Turkvölker an seinem Unterlauf erhielt er dort den Namen Usu und Ohu, später dann Exi (tatarisch), Danapros (im 10. Jahrhundert) und Lussem (im 16. Jahrhundert). Wegen seiner großen Bedeutung in der slawischen Welt wird der Dnepr manchmal auch Slawutitsch ‚Slawischer Fluss‘ bzw. Slavuta oder Slavutyč ‚Sohn des Ruhmes‘ genannt. Das heutige Wort Dnepr hat angeblich einen iranisch-skythischen Ursprung und bedeutet „Großes Wasser“; dieselbe Bedeutung wird auch bei den Flussnamen Donau, Dnister, Don und Donez vermutet.
Flusslauf
Der Fluss entspringt in Russland in den Waldaihöhen, etwa 200 Kilometer westlich von Moskau. Nahe der Ortschaft Botscharowo (Бочарово) in den Belyer Höhen (Бельская возвышенность), zwischen Bely und Sytschowka, befindet sich das Quellareal, das seit 1981 Naturdenkmal ist. Die Quelle wurde schon im späten 17. Jahrhundert beschrieben. Nur wenige Kilometer entfernt ist der Hauptwasserscheidepunkt Ostsee–Schwarzes Meer–Kaspisches Meer.[1]
Zunächst verläuft er Richtung Süden und fließt nach einem Knick Richtung Westen an der russischen Stadt Smolensk vorbei. Er durchfließt Weißrussland, wobei er sich bei Orscha in einem großen Bogen nach Süden wendet und schließlich die Ukraine erreicht. Er teilt das Land in zwei Hälften und mündet westlich von Cherson im Dnepr-Bug-Liman in das Schwarze Meer. Am Unterlauf machten Stromschnellen den Fluss noch bis zum 19. Jahrhundert auf einer Länge von 70 km unschiffbar. 1932 wurde die Begradigung des Flusses südlich von Kiew abgeschlossen. Im Dnepr-Bogen befindet sich heute eine der größten Industrielandschaften der Ukraine.
Schiffbarkeit und Einzugsgebiet
Von der (oben genannten) Länge des Dnepr sind 1677 km schiffbar. Mit seinen Nebenflüssen entwässert er ein Einzugsgebiet von 531.817 km².
Wirtschaftliche Bedeutung
Bedeutung und Wertschätzung des Dnepr liegen in seinem Beinamen „Fluss des Ruhmes“. Entlang des Dnepr befinden sich riesige Stauseen, die ein System von Wasserkraftwerken (Gidro-Elektro-Stancija) bilden. Diese werden gemeinsam vom ukrainischen Staat betrieben.
Am Dnepr-Bogen liegt heute eines der am dichtesten besiedelten Industriegebiete, in dem hauptsächlich Eisen verhüttet wird. Daher ist dort die Luft- und Wasserverschmutzung seit mehr als 30 Jahren sehr hoch. In Folge dessen hat die Region die höchste Lungenkrebsrate des Landes zu verzeichnen. Die angesiedelte Industrie trägt auch zu einer übermäßigen Beanspruchung der Gewässer und zur Austrocknung und Verschlammung vieler kleinerer Bäche bei.
Das Dnepr-Becken
Der Dnepr durchläuft sein Becken in S-Form von Norden nach Süden.
Die Zuflüsse zum Dnepr-Becken bilden ein dichtes Flechtwerk von Wasserläufen. Von Westen her wird der Dnepr durch den Prypjat, im Norden durch die Bjaresina, im Nord-Osten durch Desna und Sosch und im Osten durch den Psel gespeist. Im Süden mündet der Hauptstrom der Ukraine ins Schwarze Meer.
Nebenflüsse
Die größten Nebenflüsse des Dnepr sind Drut (R), Sosch (L), Bjaresina (R), Ros (R), Prypjat (R), Irpen (R), Desna (L), Sula (L), Tjasmyn (R), Psel (L), Worskla (L), Samara (L), Basawluk (R) und Inhulez (R).
R = rechter Nebenfluss; L = linker NebenflussWasserstraßennetz
Über den Dnepr-Bug-Kanal, den der polnische König Stanislaus II. August anlegen ließ, besteht vom Oberlauf des Prypjat aus eine Verbindung zum Bug und zur Weichsel und damit zur Ostsee. Dieser Dnepr-Weichsel-Wasserweg E-40 wurde 1848 fertiggestellt, und war lange einer der wichtigsten Transportwege von Südosteuropa und Kleinasien in den Norden. In den letzten Jahren hat sich seine Bedeutung vermindert.
Eine Verbindung zum litauischen Flusssystem besteht über das Oginskische Kanalsystem zur Memel und zum Pregel.
Stauseen am Dnepr
Am Dnepr befinden sich unter anderen sechs große Stauseen – flussabwärts gesehen sind dies:
- Kiewer Stausee (922 km²)
- Kaniwer Stausee (582 km², 2,62 km³)
- Krementschuker Stausee (2.252 km², 13,52 km³)
- Dniprodserschynsker Stausee (567 km², 2,45 km³)
- Saporischja-Stausee (410 km²)
- Kachowkaer Stausee (2.155 km²; 18,2 km³)
Schleusen
Erst der Bau von sechs Schleusen, in enger Verbindung mit der Anlage der Stauseen, ermöglichte im 20. Jahrhundert die bessere Nutzung des Dnepr als Transportweg. Es handelt sich um (flussabwärts) die Wyschhoroder Schleuse (170 m lang, Hubhöhe 5 m), die Kanewer Schleuse (270 m lang), die Krementschuker Schleuse (270 m lang, Hubhöhe 16 m), die Dneprodserschynsker Schleuse (270 m lang, Hubhöhe 13 m), die Saporoschjer Schleuse (alte Dreikammerschleuse, je 120 m lang; bzw. neue Einkammerschleuse, 290 m lang, Hubhöhe 36 m) und die Kachowkaer Schleuse (270 m lang, Hubhöhe 15 m).
Orte
Größere Ortschaften am Dnepr sind die Städte Smolensk, Orscha, Mahiljou, Kiew, Tscherkassy, Krementschuk, Dnipropetrowsk, Saporischja, Nikopol und Cherson. Nördlich von Kiew liegt 20 km entfernt vom Dnepr Tschornobyl am Prypjat, das durch das Reaktorunglück weltweit bekannt wurde.
Siehe auch
Literatur
- V. Y. Shevchuk, G. O. Bilyavsky, V. M. Navrotsky, O. O. Mazurkevich: Preserving the Dnipro river. Harmony, History, and Rehabilitation. International Development Research Centre. Mosaic Press, Oakville Ont 2005. ISBN 1-55250-138-8
Weblinks
Commons: Dnepr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Karte des Unterlaufs des Flusses in der Ukraine, encyclopediaofukraine.com
Einzelnachweise
- ↑ The Dnipro Source. In: International Environmental Expedition along the Dnipro River from its Headwaters to the Belarus Border (Russia). UNDP-GEF Dnipro Basin Environment Program. 2002, abgerufen am 29. April 2008 (englisch).
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