- Spardosen-Terzett
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Das Spardosen-Terzett ist ein seit 1989 bestehendes Jazz-Chanson-Trio aus dem Ruhrgebiet, das durch eigene skurrile deutschsprachige Alben, durch entspannte Instrumentalmusik sowie durch die Zusammenarbeit mit Wiglaf Droste, Ina Müller, Thomas Quasthoff, Stephan Sulke, August Zirner im deutschsprachigen Raum bekannt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Bandgeschichte
Die drei festen Band-Mitglieder haben eine Jazz-Ausbildung. Ihre ersten gemeinsamen Anfänge bestritten sie „aus Lust und Laune“ als Straßenmusiker. Der Bandname ist laut Selbstauskunft von Kai Struwe dem Namen einer zufällig in der Nähe befindlichen Kneipe "Die Spardose" in Essen entlehnt, als man seinerzeit auf Zuruf ad hoc einen Namen benötigte. Man habe bandintern früher häufig über einen geeigneteren sinniert. Aber der werde nicht mehr geändert, so schön schräg klänge er und so eingeführt sei er binnen weniger Monate bereits gewesen. [1] Das Erscheinungsbild auf der Bühne wurde schon zu Anfang der 1990er von gediegenem Outfit in Anzügen etcetera geprägt. Als Combo, die sich ein Renommee erst erspielen musste und hauptsächlich Jazzstandards bot, wurde der Lebensunterhalt mit Mugge-Buchungen für öffentliche und private Feiern, Firmen-Jubiläen, und zum Beispiel der Einweihung der Kläranlage Dorsten verdient.[2] Einladungen zu Jazz-Festivals folgten auch. Der Schlagwerker der ersten Jahre, Mash Temme, schied Mitte der 1990er aus, weil er aus Germoney auswanderte; an seine Stelle trat Mickey Neher.
Neben zahlreichen Auftritten in Clubs und Medien, unter anderem als Begleitband des singenden Satirikers Wiglaf Droste, haben die Spardosen seit längerem am Essener Grillo-Theater Heimrecht für die eigene Show „Neues aus Vogelheim“ mit diversen Wort-Komödianten à la Fritz Eckenga. Im Antje Kunstmann Verlag München wurden mehrfach Literatur und Jazz-Tonträger veröffentlicht mit Kurzprosa mehrerer Autoren und Sprecher, zu denen die Spardosen die Musik beisteuerten.
Seit 2008 kommt außerdem ein Programm mit dem Querflötisten und Schauspieler August Zirner zur Aufführung, „Diagnose: Jazz“, in dem die Jazzmusiker Thelonious Monk, Roland Kirk und Charles Mingus Ausgangspunkt für komische Geschichten sind.
Aktuelle Besetzung:
- Rainer Lipski - Gitarre, Saxophon, Piano, Gesang
- Kai Struwe - Gesang, Kontrabass, Mundharmonika
- Mickey Neher - ausgesuchte Schlaginstrumente, Gesang
Musik und Texte
Die ehemals als Cover-Band gestartete Band hat längst überwiegend eigene Werke vorzutragen. Die meisten sind nicht, wie das Vorurteil bei Jazzbands klischiert, Instrumentalstücke, sondern beruhen nicht unwesentlich auf dem humorvollen Textanteil. Daher kann man diese Band genauso berechtigt als Jazzcombo wie als Chanson-Bühnenact einordnen.
Die meisten Stücke werden kompositorisch von Bandmitglied Kai Struwe beigesteuert. Die Arrangements und sonstige Ausgestaltung besorgt man gemeinsam. Die Musik ist handgemacht auf akustischen Instrumenten (Jazz-Gitarre, Kontrabass, Saxophon, Piano) ohne elektronische Pop-Sound-Zutaten. Die Texte wurden von Götz Alsmann auch schon mal als "Schlager" eingemeindet, was es aber nicht trifft, da ein Auftritt mit Jazz-Rhythmen und ironischen statt sentimentalen Texten nach wie vor in deutschen Schlager-Hitparaden nicht angesagt ist. Gegen die Etikettierung als Comedy-Act wehrt man sich ausdrücklich, als ob Lustiges machen immer gleich Comedy hieße.
Eine Nähe zu originärem deutschem Country wird aufgrund des leichten Ruhr-Mundart-Einschlags und der bodenständigen Jedermanns- und Alltags-Themen der Stücke bereitwillig von den Musikern eingeräumt. Das titelgebende Stück aus dem 2006er Album beispielsweise handelt in selbstironisch humorvoller Weise davon, dass jemand im Auto dringend irgendwohin muss, wo man sich nicht auskennt und bei Passanten wenig erfolgreich nach dem Weg zu erkundigen hat. Der Name bezeichnet angeblich zugleich das Essener Stadtviertel Vogelheim als auch die deutsche Übertragung des weltbekannten Jazzstandards Birdland von Joe Zawinul. [1]
Weitere Themen sind so weltbewegende Topoi wie Die Diskriminierung des blonden Mannes in Südamerika oder Strandbars am Steinhuder Meer, aber immer gediegen instrumentiert und leise ironisch gebrochene Reflexionen über das So- und Dasein. [2]
Passend zu Essen und das Ruhrgebiet als Europäische Kulturhauptstadt 2010 startete das Spardosen-Terzett das offene Musikvideoprojekt Glück auf, Ruhrgebiet [3]. Der Text der neu komponierten Hymne "Glück auf, Ruhrgebiet" thematisiert liebevoll Sprache und geographische Lokalitäten des Ruhrgebietes und kann als Gegenpol zum lyrisch komplexen Leitsong[4] ("Komm zur Ruhr" von Herbert Grönemeyer) der Kulturhauptstadt-Eröffnungsverstaltung angesehen werden.
Diskografie
- Glück auf Ruhrgebiet, 2010 die Single incl. Mitsingversion, Text, Noten und Video
- Neues aus Vogelheim, Label Roofmusic 2006
- Konzert 2004 (mit Wiglaf Droste als Sänger)
- Wolken ziehen 2002 (mit Wiglaf Droste als Sänger)
- Leonce und Lena 2001
- Für immer 2000 (mit Wiglaf Droste als Sänger)
- Bitteschön 1998
- Evergreens und Jazz 1993
- seit du da bist auf der welt Kein & Aber Records 2008
Weblinks
- Website des Spardosen Terzett
- ruhr.business-on Abstimmung über die beste Hymne der Europäischen Kulturhauptstadt mit "Glück auf, Ruhrgebiet" vom Spardosen-Terzett, "Komm zur Ruhr" des Sängers Herbert Grönemeyer, und "Glück auf, der Steiger kommt" von Ährwin Weiß (Zugriff am 18. Januar 2010)
Einzelnachweise
- ↑ a b WDR5-Bandvorstellung am 15. Februar 2007 mit zahlreichen Interview-Originaltönen der Bandmitglieder
- ↑ a b Rezensent Thomas Quasthoff in DIE ZEIT 24. Mai 2006
- ↑ Musikvideoprojekt Glück auf, Ruhrgebiet des Spardosen-Terzett
- ↑ Text des Liedes Komm zur Ruhr von Herbert Grönemeyer
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