- Spiked (Magazin)
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Spiked (auch bekannt als spiked oder sp!ked) ist ein britisches Online-Magazin mit politischen und kulturellen Themen.
Spiked umfasst auch ein Netzwerk von Publizisten, die oft einen linken oder marxistischen Hintergrund haben und sich mittlerweile libertären Standpunkten angenähert haben.
Das Partnermagazin in Deutschland ist die Zeitschrift Novo, dessen Chefredakteur Thomas Deichmann mit einem umstrittenen Artikel zum Krieg in Jugoslawien unfreiwillig zum Ende des Vorgängermagazin "Living Marxism" beitrug.
Spikedautor Benny Peiser ist auch Mitglied der Achse des Guten, zu der in Herkunft und Themen einige Parallelen bestehen.
Inhaltsverzeichnis
Positionen
Das Magazin behandelt Themen wie Risiko und Freiheit, staatliche Kontrolle, Wissenschaft und Technik. Sie wenden sich gegen Multikulturalismus, Ökologismus und was sie als außenpolitische "Therapiekultur" sehen - militärische "humanitäre Interventionen" und der entsprechenden Politik insbesondere der Regierung Blair [1]
Die selbst gesetzte Zielsetzung lautet:
"...an independent online phenomenon dedicated to raising the horizons of humanity by waging a culture war of words against misanthropy, priggishness, prejudice, luddism, illiberalism and irrationalism in all their ancient and modern forms. spiked is endorsed by free-thinkers such as John Stuart Mill and Karl Marx, and hated by the narrow-minded such as Torquemada and Stalin. Or it would be, if they were lucky enough to be around to read it." [2]
Herkunft aus "Living Marxism", Prozess wegen der Jugoslawienberichterstattung
Das Magazin wurde 2000 nach dem Bankrott des Vorgängers, dem Printmagazin LM magazine gegründet. LM war einer Verleumdungsklage des Fernsehsenders Independent Television News (ITN) unterlegen. Die Klage behandelte einen LM-Artikel von Thomas Deichmann mit dem Titel "The Picture that Fooled the World" (Das Bild, welches die Welt zum Narren hielt).[3]
Deichmann hatte Teile der ITN-Berichterstattung über das bosnisch-serbische Lager Trnopolje vom Sommer 1992 als irreführend bezeichnet. Nach seinen Recherchen, die er im Auftrag der Verteidigung von Duško Tadić - einem vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag verurteilten Kriegsverbrecher - vorgenommen hatte, handelte es sich bei Trnopolje um ein Flüchtlings- und Transitlager. Die ITN-Aufnahmen von bosnischen Moslems hinter Stacheldraht suggerierten ein Konzentrationslager, was nach Ansicht Deichmanns nicht den Tatsachen entsprach. Deichmann behauptete, die britischen Journalisten hätten die Öffentlichkeit absichtlich getäuscht und manipuliert. Die Aufnahmen der Gefangenen seien aus einem kleinen Areal heraus gemacht worden, das vor dem Krieg als Bauhof genutzt worden sei. Nur dieses Gelände sei mit Stacheldraht eingezäunt gewesen.[4]
Die Verleumdungsklage führte zu einer erregten Debatte. Die Gerichtsverhandlung stellte nicht die Fotos und die ITN-Aufnahmen in den Mittelpunkt, sondern die Frage, ob die Journalisten von ITN die Öffentlichkeit bewusst hätten manipulieren wollen. LM konnte den Beweis einer gezielten Manipulation nicht erbringen und wurde zu Schmerzensgeld sowie zur Zahlung der Gerichtskosten verurteilt. Diese Strafen summierten sich auf etwa eine Million Pfund. Damit waren das Magazin und seine Herausgeber wirtschaftlich ruiniert.[3]
Im linken Magazin CounterPunch wurde das wie folgt kommentiert
„...ITN put LM out of business by winning a libel suit against the magazine. But due to the quaint nature of British libel law, the decisive issue in court was NOT the truth about the wire fence. Rather, it was whether or not the ITN reporters had "deliberately" sought to deceive the public. The issue become one of intentions and emotions. The judge, in his summing up, acknowledged that the ITN team reporters were mistaken as to who was enclosed by the old barbed-wire fence, adding, "but does it matter?" The jury decided it did not.“
Mick Hume und andere bemühen sich nach wie vor um eine Revision des Verfahrens bzw. der britischen Verleumdungsrechts, welches sie als altertümlich, unfair und als Unterdrückung der Pressefreiheit empfinden.[3].
Spiked, „Ökologismus“ und die Kontroverse um die globale Erwärmung
Spiked hat sich über längere Zeit mit der Debatte um den sogenannten „Ökologismus“ und die Kontroverse um die globale Erwärmung auseinandergesetzt.
Der Autorin Josie Appleton ging es um eine Dekonstruktion der Klimadebatte als Ausdruck eines Elitenversagen und eines zukunftsängstlichen Zeitgeists [6].
Joe Kaplinsky und James Woudhuysen zufolge seien die Zusammenfassungen der an sich nüchternen IPCC-Berichte politischer Instrumentalisierung (Spin-Doctoring) zum Opfer gefallen, das Ergebnis sei ein "Ammenmärchen von Schicksal, Verdammnis und menschlichem Versagen"[7]
Spiked-Autor James Heartfield behauptet in einer Buchveröffentlichung Green Capitalism: Manufacturing Scarcity in an Age of Abundance, dass jeder Kritik am „Ökologismus“ unterstellt werde, von Ölfirmen und Multis bezahlt zu sein. Dabei sei die angebliche Konfrontation zwischen unschuldigen Grünen und ausgefuchsten Kapitalisten vorgetäuscht [8], die Mangelideologie des „Ökologismus“ werde viel mehr dazu instrumentalisiert, kleine Leute in einer Zeit großer Unternehmensgewinne zur Bescheidenheit anzuhalten.
George Monbiot wirft dem "Spiked-Netzwerk" vor,[9][10][11] als Vorfeldorganisation von Industriefirmen deren Agenda, etwa im Bereich Öl oder Gentechnik voranzutreiben. Er hat auch seine Hoffnung ausgedrückt, mit Veröffentlichungen gegen Spiked deren wirtschaftliche Basis auszulöschen[12]
Spiked gibt seine Sponsoren bekannt und weist Monbiots Vorwürfe als Verschwörungstheorie zurück[13]. [14].
Partner und Finanzierung
Spiked finanziert sich über Werbung und die Veranstaltung von Debatten, Events, Seminaren sowie Konferenzen und Leserspenden.
Sponsoren und Partner umfassen nach Angaben des Magazins:
"Arts Council England, Bloomberg; the British Association for the Advancement of Science; the British Council; BT; Cadbury Schweppes; Cambridge University Press; the Cheltenham Science Festival; Colubris Networks; the City of London; Clarke Mulder Purdie; Continuum International Publishing Group; the Dana Centre; the European Commission research project RightsWatch; EuroScience; Hill and Knowlton; IBM; INFORM; the Institute for the International Education of Students; the Institute of Psychiatry; International Policy Network; Luther Pendragon; the Medical Research Council; the Mobile Operators Association; the National Endowment for Science, Technology and the Arts; Natural Environment Research Council; Orange; O2; Pfizer; the Royal Institution of Great Britain; the Social Issues Research Centre; the Society of Chemical Industry; TechCentralStation; University of East London; the Wellcome Trust; and others."[15]
Herausgeber und Autoren
Spiked wird von Brendan O'Neill herausgegeben, der Mick Hume im Januar 2007 nachfolgte. Regelmäßige Beiträge stammen von James Heartfield, Michael Fitzpatrick, Patrick West, Rob Lyons, Nathalie Rothschild, Tim Black, Duleep Allirajah, und Frank Furedi.
Veröffentlichungen von Spikedautoren
James Heartfield
- Green Capitalism: manufacturing scarcity in an age of abundance (2008)
- Let's Build! Why we need Five Million Homes in the next 10 Years (Audacity, 2006)
- The "Death of the Subject" Explained (Sheffield, 2002)
- Great Expectations: the creative industries in the New Economy (London, 2000)
- Need and Desire in the Post-material Economy (Sheffield 1998)
- Sustaining Architecture in the Anti-Machine Ageco-editor with Ian Abley (London, 2002).
Frank Furedi
- The Soviet Union Demystified: A Materialist Analysis, Junius Publications, 1986
- The Mau Mau War in Perspective, James Currey Publishers, 1989
- Mythical Past, Elusive Future: History and Society in an Anxious Age, Pluto Press, 1991
- The New Ideology of Imperialism: Renewing the Moral Imperative, Pluto Press, 1994
- Colonial Wars and the Politics of Third World Nationalism, IB Tauris, 1994
- Culture of Fear: Risk Taking and the Morality of Low Expectation, Continuum International Publishing Group, 1997
- Population and Development: A Critical Introduction, Palgrave Macmillan, 1997
- The Silent War: Imperialism and the Changing Perception of Race, Pluto Press, 1998
- Courting Mistrust: The Hidden Growth of a Culture of Litigation in Britain, Centre for Policy Studies, 1999
- Paranoid Parenting: Abandon Your Anxieties and Be a Good Parent, Allen Lane, 2001
- Therapy Culture: Cultivating Vulnerability in an Uncertain Age, Routledge, 2003
- Where Have All the Intellectuals Gone?: Confronting Twenty-First Century Philistinism, Continuum International Publishing Group, 2004
- The Politics of Fear. Beyond Left and Right, Continuum International Publishing Group, 2005
- Invitation to Terror: The Expanding Empire of the Unknown, Continuum International Publishing Group,2007
Patrick West
- Conspicuous Compassion, Civitas, 2004
- The Poverty of Multiculturalism, Civitas, 2005
- Beating Them At Their Own Game, How The Irish Conquered English Soccer, Liberties Press, 2006
Einzelnachweise
- ↑ O'Neill and Brendan: What's worse than a Blairite? A Blair-basher. Spiked. Abgerufen am 10. Mai 2007.
- ↑ About spiked. Spiked. Abgerufen am 15. Juli 2006.
- ↑ a b c Thomas Deichman: 'The Picture that Fooled the World'.
- ↑ Das täuschende ITN-Bild und der Prozess gegen LM, Dokumentation auf der Novo Website, aktualisiert am 10. Juni 2001.
- ↑ Alexander Cockburn: Guardian Fabricates Chomsky Quotes in Bid to Smear World's Number One Intellectual, Counterpunch. 11. Mai 2005.
- ↑ Appleton: A Measuring the political temperature. Spiked. Abgerufen am 25. Mai 2007.
- ↑ Woudhuysen and Kaplinsky: After the IPCC: A man-made morality tale. Spiked. Abgerufen am 2006-07-15, deutsch in NOVO 73/74.
- ↑ Philip Cunliffe: Putting the hippies on the payroll. Culture Wars. Abgerufen am 29. März 2008.
- ↑ LobbyWatch, LobbyWatch. Abgerufen am 27. April 2007.
- ↑ Living Marxism (LM), GM Watch. Abgerufen am 11. Mai 2007.
- ↑ Spiked Online, SourceWatch. Abgerufen am 11. Mai 2007.
- ↑ George Monbiot: Interview with George Monbiot, LobbyWatch. Abgerufen am 27. April 2007.
- ↑ Brendan O'Neill: 'Humanising politics — that is my only agenda', Spiked. Abgerufen am 27. April 2007.
- ↑ Brendan O'Neill: Gossip dressed up as investigative journalism. Spiked. Abgerufen am 30. April 2007.
- ↑ spiked — sponsorship packages. Spiked. Abgerufen am 15. Juli 2006.
Weblinks
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