- Sport- und Erholungszentrum
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Das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) war ein multifunktionaler Gebäudekomplex für Sport und Unterhaltung in Berlin-Friedrichshain. In der DDR war es ein öffentliches Prestigeobjekt der Partei- und Staatsführung. In seiner sportlich-kulturellen Vielseitigkeit und seiner Größe war es damals weltweit einzigartig. Die Eintritts- und Restaurantpreise waren hochsubventioniert. Es befindet sich an der Kreuzung Landsberger Allee/Danziger Straße.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1981 bis 1991
Das Sport- und Erholungszentrum wurde am 20. März 1981 nach Plänen eines schwedischen Architektenteams von der Aufbauleitung Sondervorhaben Berlin unter Leitung von Erhardt Gißke fertiggestellt und nach 27-monatiger Bauzeit eröffnet. Es zog bereits in den ersten fünf Jahren seines Bestehens 16 Millionen Besucher an. Die moderne und offene Architektur mit über 15.000 m² Glasfläche betonte auch von außen den einladenden Charakter des Hauses. Der gesamte Komplex war für bis zu 22.000 Besucher pro Tag ausgelegt. Das SEZ war für die Einwohner Ost-Berlins und viele DDR-Bürger von ähnlicher Bedeutung wie der Palast der Republik. Lange Warteschlangen vor den Eingängen waren keine Seltenheit. Um den Andrang zu begrenzen, wurden Eintrittspreise zwischen 20 und 50 Pfennig selbst für jene Besucher verlangt, die sich nicht sportlich betätigen wollten.
Bekannt und geschätzt wurde das SEZ nicht nur wegen seiner vielen modernen Sporteinrichtungen, sondern auch für sein Veranstaltungsprogramm. Es gab Sportveranstaltungen, Varietés, Kabarett, Kleintheater, Unterhaltungsshows, Tanzveranstaltungen, Folkloreevents, kulturell-künstlerisch untersetzte Themengastronomien, Konzerte und Großveranstaltungen. Besonders beliebt war das viermal im Jahr veranstaltete „SEZ-Komplett“ mit bis zu 15.000 Besuchern. Für diese zweitägige Veranstaltung wurde das ganze Haus aufwändig dekoriert und in 15 verschiedene Veranstaltungsorte umgewandelt.
Das Gebäude beherbergte unter anderem:
- ein Schwimm- und Spaßbad mit sieben Becken (inklusive einer Saunalandschaft, einem Wellenbad und einem 400 m² großen erwärmbaren Außenbecken)
- eine Eis- bzw. Rollschuhlaufbahn
- Sporthallen
- Fitnessstudios („Konditionierungs- und Selbsttesträume“)
- eine moderne Bowlinganlage mit 16 Bahnen
- eine Tischtennishalle
- Gymnastik- und Ballettsäle
- mehrere multifunktionale Veranstaltungsräume inklusive Bühnen-, Licht- und Tontechnik
- eine Kampfsportschule
- großflächige Billard- und Openair-Sportanlagen (Tennis, Tischtennis, Boule, Minigolf, Federball)
- einen Schachtreff
- einen „Kindersportgarten“ (dort konnten Besucher mit Eintrittskarten für die Einrichtungen ihre Kleinkinder für maximal 4 Stunden kostenlos betreuen lassen)
- einen Friseursalon
- eine sportmedizinische Praxis
Im Gebäudekomplex waren zehn verschiedene gastronomische Einrichtungen integriert (unter anderem Bierrestaurant „Zur Molle“, Restaurant „Kristall“, „Kaskade“, „Foyertreff“, „Polariumtreff“, Eis-Milch-Bar „Wellentreff“).
Im SEZ wurde die DDR-Fitness-Sportsendung „Medizin nach Noten“ gedreht.
1991 bis heute
Nach dem Ende der DDR 1990 gab es um die Weiterführung des Objektes jahrelange Ungewissheit. Nach und nach wurden der Betrieb der Sportstätten und der Veranstaltungsbetrieb eingestellt und fast die gesamte Belegschaft entlassen. Der Berliner Senat als neuer Eigentümer war an einem Weiterbetrieb aus Kostengründen nicht interessiert und verweigerte elf Jahre lang sämtliche finanziellen Mittel für eine längst überfällige Sanierung.
Da unter diesen Bedingungen kein sicherer Betrieb gewährleistet werden konnte, wurde das SEZ im Jahr 2001 vollständig geschlossen. Die Reste der Belegschaft wurden in andere Senatseinrichtungen übernommen. 2003 wurde der Gebäudekomplex an einen Leipziger Investor verkauft. Unmittelbar danach erhielt das graue Gebäude einen neuen farbenfrohen Anstrich. Den Besuchern standen fortan die renovierte Bowlingbahn sowie die Badminton- und Tischtennishalle für sportliche Aktivitäten zur Verfügung. In den folgenden Jahren wurden umfangreiche Entkernungs- sowie Instandhaltungsarbeiten durchgeführt. Der SEZ-Park wurde umfassend umgestaltet, es wurden mehr als 5000 Pflanzen neu gepflanzt.
2004 fand im Rahmen der Love Week (Ersatzveranstaltung der Loveparade) ein Tages-Open-Air statt. 2009 wurde ein multifunktioneller Sportbereich eröffnet, in dem Ballsportplätze, Fitness, Wasserflächen und ein Saunabereich mit Außenpoolgelände zugänglich sind. Ein Teil der eigentlichen Gebäudefläche ist weiterhin ungenutzt.
Zur Langen Nacht der Museen wurde im August 2011 das SEZ erstmals auch als öffentlicher Kunstort geöffnet. Johannes Heisig zeigt dort seine Bilderserie "Krähe (Crow)", die sich auf den gleichnamigen Gedichtzyklus von Ted Hughes bezieht.[1]
Literatur
- Claudia Fuchs: Erinnerungen zwischen Gelb und Blau. Berliner Zeitung, 1. Dezember 2003
- Katharina Körting: Jede Woche ein Rohrbruch. Tagesspiegel, 6. Dezember 2000
- Karin Schmidl: Im Wellenbad gibt es künftig Kleinkunst. Berliner Zeitung, 30. Juni 2004
- Zimmermann: Ein Kessel Buntes. Die Zeit, Nr.13, 2003
Das SEZ als Kunstort:
- Eva Kalwa: Sportzentrum SEZ wird zum Kunstort. Tagesspiegel, 6. August 2011
- Sebastian Preuss: Der Schmerz der Krähe steckt in uns allen. Berliner Zeitung, 27.August 2011
Weblinks
Commons: SEZ (Berlin) – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Christiane Meixner: Im Tal der Farben im Tagesspiegel vom 23. August 2011
52.52666666666713.445555555556Koordinaten: 52° 31′ 36″ N, 13° 26′ 44″ OKategorien:- Sportstätte in Berlin
- Berlin-Friedrichshain
- Sportstätte (DDR)
- Architektur (DDR)
- Erbaut in den 1980er Jahren
- Badeanlage in Berlin
- Eislauf
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