Sportwette

Sportwette

Eine Sportwette ist eine Wette, bei der Geldeinsätze auf das Eintreffen eines Sportergebnisses getätigt werden. Sportwetten werden entweder zu festen Gewinnquoten von einem Buchmacher angeboten oder zu variablen Quoten am Totalisator bzw. nach Art der Calcutta-Auktion abgeschlossen. Zusätzlich existieren so genannte Wettbörsen, bei denen die Benutzer über das Internet gegeneinander wetten können.

International bieten viele Wettfirmen täglich eine große Anzahl von Sportwetten an. Bei der traditionellen Form der Wettabgabe begibt sich der Kunde in ein Wettlokal, wo er einen Wettschein ausfüllt und den Wetteinsatz in bar hinterlegt. Heute jedoch ist die Wettabgabe per Internet die weitaus beliebtere Variante. Dies stellt insbesondere in Ländern ohne liberalisierten Glücksspielmarkt wie Deutschland bislang eine rechtliche Grauzone dar, da es dem Kunden möglich ist, eine Wette bei einem Online-Buchmacher abzugeben, der keine anerkannte Lizenz für das jeweilige Heimatland des Kunden besitzt. Viele Internet-Wettanbieter haben ihren Firmensitz in so genannten Steueroasen wie Malta oder Gibraltar, da sie dort nur vergleichsweise geringe Abgaben zahlen müssen.

Sportwetten werden seit einigen Jahren nicht mehr nur bei den dafür klassischen Sportarten wie Pferderennen oder Boxen ausgetragen. Heute dominiert die Fußball-Sportwette auf Spiele der europäischen Spitzenligen, der europäischen Pokalwettbewerbe und auf Länderspiele. Auch Hunderennen sind - besonders in Großbritannien – sehr beliebt; in den USA wird auch gerne auf Baseballspiele und American Football gewettet. In der Arabischen Welt, beispielsweise in Abu Dhabi, erfreuen sich Kamelwetten großer Beliebtheit.

Es sind außer der normalen Siegwette oftmals mehrere Wettmöglichkeiten für ein einziges Sportereignis möglich: So kann beispielsweise auch auf den Halbzeitstand, das genaue Ergebnis oder die Gesamtsumme der erzielten Punkte/Tore etc. gewettet werden. Besitzt eine Wette keinen Spielausgang, wird sie meist annulliert und der Spieler erhält seinen Einsatz zurück. Gründe dafür können z. B. ein Spielabbruch oder das krankheits- bzw. verletzungsbedingte Fehlen eines Spielers sein. Jeder Buchmacher ist allerdings ermächtigt, das Vorgehen in diesem Falle in seinen AGB zu verankern.

Im Fußball-Wettskandal 2005 wurden u. a. von ehemaligen DFB-Schiedsrichter Robert Hoyzer Spiele aus der 1. Bundesliga, der 2. Bundesliga und der Regionalliga sowie dem DFB-Pokal manipuliert, um hohe Gewinne mit ungewöhnlichen Ergebnissen zu erzielen.

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen

Bei klassischen Sportwetten wird dem Kunden eine feste Quote für jedes Ergebnis eines Sportereignisses angeboten, aus dieser lässt sich dann der mögliche Gewinnbetrag errechnen. Auf jeden der möglichen Ausgänge kann eine Wette platziert werden.

Beispiel

Ein typisches Wettereignis könnte auf dem Wettschein eines Buchmachers wie folgt aussehen:

FC Bayern München - Borussia Dortmund    1 1.80   0 3.20   2 4.00
Der Ausgang "1" repräsentiert hier einen Sieg der als erstes gelisteten Mannschaft (Bayern).
Die "0" (oft auch "X") steht für ein Unentschieden.
Die "2" steht für einen Sieg Dortmunds. Bei Fußballwetten und vielen anderen Sportarten wird die Heimmannschaft standardmäßig an erster Stelle genannt, die Auswärtsmannschaft als letztes. Bei Ereignissen, die keinen eindeutigen Heimteilnehmer haben (beispielsweise Tennismatches), obliegt die Auflistungsreihenfolge dem Buchmacher.

Schließen wir nun eine Wette auf einen Sieg von Bayern München

zu einer Quote von 1.80 und mit einem Einsatz von 15 Euro ab, erhalten wir im Gewinnfall unseren Einsatz multipliziert mit der Gewinnquote zurück. In diesem Falle betrüge der Gewinn 27 Euro (15 * 1,80). Aussagekräftiger ist es allerdings, den Reingewinn zu berechnen, denn die 15 Euro Einsatz behält in jedem Falle der Buchmacher. Der Reingewinn errechnet sich wie folgt: (Einsatz * (Quote - 1)), in unserem Beispiel entspricht dies (15 * 0,8) = 12 Euro. Bei einer Gewinnquote von 2 entspricht der mögliche Reingewinn genau der Höhe des getätigten Einsatzes.

Quoten

Aus den Quoten berechnet sich der mögliche Gewinn, der beim Eintreffen des Ereignisses erzielt werden kann. Im europäischen Raum werden die Quoten meist als Faktor dargestellt, der mit dem Einsatz multipliziert die mögliche Gewinnsumme ergibt. Es gibt allerdings abhängig vom Standort zahlreiche andere Darstellungsformate. So werden Quoten in Großbritannien gewöhnlich als Brüche dargestellt, in den USA als positive (mögliche Auszahlung bei 100$ Einsatz) oder negative (nötiger Einsatz für 100$ Gewinn) Summen, im asiatischen Raum verwendet man ebenfalls Faktoren, die allerdings den möglichen Reingewinn und nicht die Gewinnsumme anzeigen.

Aus den Quoten für jeden möglichen Ausgang eines Wettereignisses lässt sich die Ausschüttungsquote eines Buchmachers berechnen. Eine Ausschüttungsquote von 80 % bedeutet beispielsweise: Wird auf jeden möglichen Ausgang eines Ereignisses so viel Geld gesetzt, dass die Gewinnsumme jeweils gleich hoch ist, beträgt der Gewinn das 0,8-fache des eingesetzten Kapitals. Der für den Kunden ideale Buchmacher hätte demnach eine Ausschüttungsquote von 100 %, jedoch wäre eine solch hohe Ausschüttung für den Wettanbieter nicht mehr wirtschaftlich. Wettbörsen und so genannte asiatische Buchmacher erreichen oft Ausschüttungsquoten von 95% und mehr.

Spezialwetten

Es können oft noch viele weitere Wetten als die klassische Siegwette (Sieg, Unentschieden, Niederlage) auf ein Ereignis abgeschlossen werden. Dies ist von Buchmacher zu Buchmacher unterschiedlich. Beispiele hierfür sind „Wer führt zur Halbzeit?“, „Fallen 0-2 Tore oder mehr?“, „Wie lautet das genaue Endergebnis?“ und so weiter. Eine Langzeitwette ist eine Wette, die nicht innerhalb eines Tages entschieden wird: Wetten auf den Meistertitel, Champions League Sieg, Torschützenkönig, Wimbledon-Sieger usw. Der Sportwetter kann oft aus einer Vielzahl an Spezialwetten für ein- und dasselbe Ereignis auswählen.

Wettarten

Einzelwette

Die klassische Einzelwette (siehe Beispiel oben) besteht aus einer Wette auf den Ausgang eines einzelnen Ereignisses.

Kombinationswette

Auch kurz „Kombi-Wette“ genannt. Hierbei werden mehrere Wetten auf verschiedene Ereignisse in einen Wettschein aufgenommen. Die Quoten aller Ereignisse werden miteinander multipliziert und ergeben die Gesamtquote der Kombinationswette. Der Einsatz gilt für die gesamte Wette. Beispiel:

Wolfsburg - Nürnberg        1 1.60
Freiburg  - Bayern          2 1.90
Bielefeld - Kaiserslautern  X 3.30

Diese drei Wetten werden in die Kombinationswette aufgenommen. Die Gesamtquote errechnet sich durch das Multiplizieren der einzelnen Quoten miteinander: (1,6 * 1,9 * 3,3) = 10. Bei einem Einsatz von 15 Euro betrüge der mögliche Gewinn (15 * 10) = 150 Euro. Die Wette ist allerdings nur dann gewonnen, wenn jedes einzelne Ereignis der Kombinationswette richtig getippt wurde. Die hohe Quote ist oftmals verlockend, allerdings ist die Gewinnchance mit steigender Anzahl an Tipps entsprechend geringer. Kombinationswetten sind also nicht allgemein lukrativer als Einzelwetten. Die Anzahl der erlaubten Kombinationen ist von Buchmacher zu Buchmacher verschieden, oftmals können bis zu 10 oder mehr Spiele miteinander kombiniert werden.

Systemwette

Als Systemwette wird zusammengefasst eine Reihe sich ähnelnder Kombinationswetten bezeichnet. Eine Systemwette kann auch dann noch gewonnen werden, wenn einer oder mehrere Tipps falsch sind, jedoch verringert sich dann die Gewinnsumme. Systemwetten werden in der Form X aus Y beschrieben, beispielsweise 3 aus 5 oder 4 aus 7 (ähnlich 6 aus 49 im Lotto). Die erste Zahl bezeichnet hierbei die Zahl der Tipps, die für einen Gewinn mindestens richtig sein müssen. Die zweite Zahl bezeichnet die Gesamtzahl der getippten Spiele. Aus diesen Spielen werden nun so viele unterschiedliche Kombinationswetten wie möglich gebildet, jede Kombinationswette besteht dabei aus der Anzahl Wetten die mindestens richtig sein müssen. Es werden bei einer Systemwette 3 aus 5 aus den 5 Spielen alle möglichen verschiedenen Dreierkombinationen gebildet. Jede einzelne dieser resultierenden Kombinationswetten nennt man auch „Wettreihe“. Der Einsatz wird pro Wettreihe berechnet. Setzt man bei einer Anzahl von 10 Wettreihen je 2 Euro ein, beträgt der Gesamteinsatz 20 Euro. Beispiel:

Wolfsburg   - Nürnberg        1 1.60
Freiburg    - Bayern          2 1.90
Bielefeld   - Kaiserslautern  X 3.30
Manchester  - Chelsea         2 3.50
Real Madrid - Barcelona       1 2.00

Diese Wette könnte nun als Systemwette 3 aus 5 gespielt werden. Es werden dann alle möglichen unterschiedlichen Dreierkombinationen aus diesen 5 Spielen gebildet, in diesem Beispiel insgesamt 10 Kombinationen. So könnte eine dieser Kombinationen aussehen:

Wolfsburg   - Nürnberg        1 1.60
Bielefeld   - Kaiserslautern  X 3.30
Real Madrid - Barcelona       1 2.00

Sind nur 2 oder weniger der 5 Tipps richtig, ist die gesamte Wette verloren. Sind 3 Tipps richtig, ist eine der 10 Wettreihen richtig. Bei obigem Beispiel betrüge der Gewinn (2 * 1,6 * 3,3 * 2,0) = 21,12 Euro. Bei 4 oder 5 richtigen Tipps erhöht sich auch die Anzahl der richtigen Tippreihen, bei 5 richtigen Tipps wären alle 10 Reihen richtig. Systemsportwetten sind durchaus mit Lotto zu vergleichen - die Gewinnsumme steigt mit der Anzahl richtiger Tipps an, bei einer geringen Zahl richtiger Tipps bekommt man meist nur etwas mehr als den Spieleinsatz zurück.

Live-Wette

Live-Wetten sind eine Erweiterung des traditionellen Wettangebots, dessen mögliche Abgabe mit dem Beginn des Ereignisses (plus einer eventuellen Annahme-Karenzzeit) endet. Hierbei kann noch während des laufenden Spiels auf viele verschiedene Ereignisse gewettet werden. Der Reiz für den Wettenden liegt in der schnellen Abfolge der Wettmöglichkeiten und der vermeintlich besseren Einschätzbarkeit des Ereignisses anhand des gesehenen Ablaufs. Live-Wetten werden sowohl im Internet als auch in Wettlokalen angeboten, allerdings hat nicht jeder Anbieter derartige Wetten im Angebot und oft sind Live-Wetten im Vergleich zum traditionellen Wettangebot auf ausgewählte Sportereignisse beschränkt. Der Grund liegt darin, dass für jedes Live-Ereignis ein oder mehrere Buchmacher eingestellt werden müssen, die die Quoten während der laufenden Spielzeit anpassen oder die Wettabgabe aussetzen, wenn beispielsweise ein Tor erzielt oder eine rote Karte gegeben wurde.

Sportwetten als professionelle Einnahmequelle

Obwohl Sportwetten gemeinhin als Glücksspiel angesehen werden, so ist es mit bestimmten Strategien durchaus möglich, langfristig Gewinne zu erzielen. Geschickte Spieler nutzen dabei beispielsweise quotentechnische Fehleinschätzungen von Buchmachern bzw. des allgemeinen Wettmarktes aus. Wenn ein Spieler langfristig einzuschätzen vermag, ob der Erwartungswert der zu wettenden Ereignisse über dem durch die Gewinnquote implizierten Erwartungswert liegt, wird er auf lange Sicht Gewinne erzielen. Diese Strategie wird im US-amerikanischen Sprachraum, wo Wetten jeglicher Art eine lange Tradition haben, als sharp betting bezeichnet, entsprechende Spieler heißen sharp player (engl. sharp = schlau, pfiffig) oder wise guy (engl. Schlaumeier, Besserwisser). Bereits im frühen 19. Jahrhundert gab es dort solche professionellen Spieler, die mit Wetten ihren Lebensunterhalt verdienten[1].

Eine andere Möglichkeit, langfristig Gewinne zu erzielen, ist das Erwirtschaften von Arbitragegewinnen, im englischen Sprachraum als arbing oder scalping und im deutschen Sprachraum auch als Surebetting (von engl. sure bet = sichere Wette) bezeichnet. Dadurch, dass jeder Buchmacher unterschiedlich hohe Quoten für jedes mögliche Ergebnis einer Wette anbietet und sich die Quoten auf dem Markt stetig ändern, kann es über mehrere Buchmacher hinweg für einen kurzen Zeitraum zu einer Ausschüttungsquote von über 100 % kommen und somit ein Gewinn unabhängig vom Eintreten des Ergebnisses erzielt werden, indem bei den jeweiligen Buchmachern ein anteiliger Geldbetrag auf jedes mögliche Ergebnis gleichzeitig gesetzt wird.

Eine Methode, die Elemente des sharp betting und arbing vereint, ist das so genannte trading (von engl. to trade = handeln). Dabei kauft der Spieler eine Wette in der Erwartung, dass die gekaufte Quote sinkt und die dementsprechende Gegenquote steigt, sodass er durch den späteren Rückkauf der Gegenquote einen Arbitragegewinn erwirtschaftet. Bei so genannten Wettbörsen ist das trading besonders beliebt, da dort der Spread, also die Differenz zwischen Quote und Gegenquote, sehr gering ist, sodass bereits bei kleinen Quotenschwankungen ein Arbitragegewinn entsteht.

Geschickte Spieler, die sich bestimmte Mechanismen auf dem Wettmarkt zunutze machen, können Gewinne erwirtschaften, indem sie Marktbewegungen beobachten. Dabei wird verfolgt, in welche Richtung sich Linien und Quoten bewegen. Wenn besonders hohe Geldsummen auf eine Linie bzw. Quote gesetzt werden, fällt diese. Da hohe Einsätze, die den Markt auf diese Weise beeinflussen, meist von professionellen Spielern, also sharp players, getätigt werden, kann der Spieler daraus schlussfolgern, dass es sich um eine profitable Wette handelt. Es wird dann nach Buchmachern gesucht, die dem Markt nicht schnell genug folgen und die anderswo bereits gefallenen Quoten noch nicht angepasst haben, und auf diese Quoten gewettet. Diese im US-amerikanischen Sprachraum als steam betting oder front running bezeichnete Strategie wird von Buchmachern üblicherweise nicht gerne gesehen, da gefragte Quoten meist einen positiven Erwartungswert besitzen und den Buchmacher damit auf lange Sicht Geld kosten. Um dem entgegenzuwirken, beobachten einige Buchmacher daher selber den Markt und passen ihre Quoten möglichst schnell den Marktbewegungen an.

Es gibt Spieler, die diese Methoden soweit perfektioniert haben, dass sie ihren Lebensunterhalt allein durch Sportwetten bestreiten können[2]. Man bezeichnet solche Personen auch als professionelle Spieler. Da zwischen professionellen Spielern und Buchmachern ein Interessenkonflikt besteht (beide wollen an ihrem jeweiligen Geschäftspartner Geld verdienen), werden solche Spieler bei einigen Buchmachern vom Spielbetrieb ausgeschlossen oder die Höhe der möglichen Einsätze wird soweit beschränkt, dass ein Weiterspielen finanziell unattraktiv wird und der Spieler von sich aus seine Aktivitäten einstellt. So genannte asiatische Buchmacher, die traditionell sehr viel höhere Wetteinsätze als europäische Buchmacher annehmen, sind hingegen vielfach dafür bekannt, auch langfristig gewinnende Spieler nicht vom Spielbetrieb auszuschließen, unter anderem deshalb, weil durch wesentlich höhere Umsatzzahlen ihre Risikoverteilung ausgeglichener ist. Bei Wettbörsen sind solche Konflikte durch das grundlegend andere Geschäftsmodell sogar gänzlich unbekannt, da der Betreiber dort selber keine Wetten annimmt, sondern lediglich vermittelt und unabhängig vom Spielausgang an den Vermittlungsgebühren verdient.

Im Zuge einer derartigen Professionalisierung gibt es Einrichtungen wie Wettsyndikate, bei denen sich die Teilnehmer gegenseitig austauschen, um ihre Umsätze und damit Gewinne zu erhöhen. Eine lange Tradition insbesondere in den Vereinigten Staaten haben so genannte handicapping services (frei übersetzt etwa Tipp-Dienste), bei denen interessierte Kunden den jeweiligen Anbieter bezahlen, um profitable Wett-Tipps zu erhalten.

Im professionellen Bereich existieren regelrechte Broker-Dienste (Wettvermittler), bei denen der Kunde seine Wetten nicht selber abschließt, sondern dem Anbieter eine entsprechende Order erteilt, damit dieser die Wette für ihn abschließt. Solche Dienste können durch entsprechende Netzwerke dazu dienen, das Platzieren von hohen Wetteinsätzen auf dem Markt über mehrere Buchmacher hinweg zu erleichtern, falls kein einzelner Anbieter die gewünschte Einsatzhöhe akzeptiert. Zusätzlich bieten sie dem Kunden eine gewisse Anonymität, da nicht er selbst, sondern der Vermittler die Wetten abschließt. Da diese Einrichtungen abhängig von der investierten Summe mitunter sehr hohe Wetteinsätze tätigen, schließen sie ihre Wetten meist auf dem asiatischen Wettmarkt ab, wo die Umsätze und damit auch die möglichen Wetteinsätze um ein vielfaches höher als in anderen Regionen sind. Es wird vermutet, dass die Wetteinsätze bei den bisherigen so genannten Fußball-Wettskandalen, die oft sechsstellige Beträge erreichten, zumindest teilweise über derartige Dienste platziert worden sind[3].

Eine schon ältere Methode, die von professionellen Spielern zur Wettabgabe in traditionellen Wettbüros verwendet wird, beinhaltet das Beauftragten von Agenten, welche als Mittelsmann die verschiedenen Wettbüros besuchen und dort die gewünschten Wetten abschließen. Dieses Vorgehen hat mehrere Vorteile: Der Auftraggeber bleibt gegenüber dem Wettanbieter anonym. Weiterhin muss der Auftraggeber nicht persönlich in den verschiedenen Wettbüros erscheinen, was eine enorme Zeitersparnis bedeutet. Außerdem ist es durch mehrere beauftragte Agenten möglich, dieselbe Wette in verschiedenen Wettbüros gleichzeitig abzugeben. So können höhere Geldsummen platziert werden, weiterhin wird durch die gleichzeitige Wettabgabe verhindert, dass die Buchmacher sich gegenseitig austauschen und die Wette womöglich sperren oder die Quote bzw. das Handicap absenken. In Amerika werden solche Agenten auch als runner (engl. Laufbursche) bezeichnet. Der US-amerikanische Film The Runner thematisiert diese Vorgehensweise. Mit der Möglichkeit, Wetten über das Internet abzugeben, und dem immer schneller werdenden Informationsaustausch zwischen den einzelnen Buchmachern verliert diese Variante jedoch heutzutage immer mehr an Bedeutung.

Besonderheiten in Deutschland

In Deutschland werden täglich einige Sportwetten vom staatlich lizenzierten Wettanbieter ODDSET angeboten. Die Sportwette wird in einer der vielen ODDSET-Annahmestellen in Deutschland oder auch in einem speziellen Wettbüro abgeschlossen.

Darüber hinaus gibt es private Anbieter, sowie eine Vielzahl kleinerer Wettvermittler, die im Auftrag Sportwetten vermitteln. Die privaten Sportwettenanbieter reklamieren ihre Legitimität teils aufgrund von Lizenzen der letzten DDR-Regierung, die wegen des Einigungsvertrages in ganz Deutschland Gültigkeit erlangt hätten, teils aufgrund europarechtlicher Gültigkeit einer legalen Lizenz in einem anderen Mitgliedsland der EU.

Der Wettanbieter ODDSET ist dagegen der Auffassung, er sei derzeit der alleinige legale Anbieter von Sportwetten in Deutschland. Das Anbieten von Sportwetten ist in Deutschland genehmigungspflichtig, jedoch aufgrund des geltenden „Staatsvertrags zum Lotteriewesen in Deutschland“ nicht genehmigungsfähig – das Veranstalten ohne Lizenz und die Teilnahme an derartigen Sportwetten in Deutschland ist strafbar nach §§ 284, 285 Strafgesetzbuch. Neue Erlaubnisse werden jedoch von den Bundesländern seit Jahren nicht mehr erteilt – und wurden in den alten Bundesländern für private Unternehmen auch nie erteilt – wodurch ODDSET quasi eine Monopolstellung einnimmt, die jedoch von den privaten Anbietern von Sportwetten in Frage gestellt wird. Dabei wird insbesondere auf den Vorrang des Europarechtes vor deutschem Recht Bezug genommen.

Am 28. März 2006 hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass ein Staatsmonopol für Sportwetten mit dem Grundrecht der Berufsfreiheit des Art. 12 Abs. 1 GG nicht vereinbar ist, sofern es nicht konsequent am Ziel der Bekämpfung von Suchtgefahren ausgerichtet ist.[4] Es hat dem Gesetzgeber aufgegeben, die Veranstaltung und Vermittlung von Sportwetten unter Beachtung der verfassungsrechtlichen Vorgaben bis zum 31. Dezember 2007 neu zu regeln. Dabei könne ein verfassungsmäßiger Zustand sowohl durch eine konsequente Ausgestaltung des Wettmonopols erreicht werden, die sicherstellt, dass es wirklich der Suchtbekämpfung dient, als auch durch eine gesetzlich normierte und kontrollierte Zulassung gewerblicher Veranstaltung durch private Wettunternehmen. Darüber hinaus hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass das gewerbliche Veranstalten von Wetten durch private Wettunternehmen und die Vermittlung von Wetten, die nicht vom Freistaat Bayern veranstaltet werden (dort war das Verfahren anhängig), weiterhin als verboten angesehen und ordnungsrechtlich unterbunden werden dürfen. Dies bedeutet, dass private Sportwettbüros zwangsweise durch die zuständigen Behörden geschlossen werden dürfen. Ob in der Übergangszeit bis zu einer gesetzlichen Neuregelung eine Strafbarkeit nach § 284 StGB gegeben ist, unterliegt nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts der Entscheidung der Strafgerichte.

Insbesondere zum gemeinschaftsrechtlichen Aspekt hat das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil darüber hinaus bestätigt, dass die Anforderungen des deutschen Verfassungsrechts parallel zu den vom Europäischen Gerichtshof zum Gemeinschaftsrecht formulierten Vorgaben laufen. Nach dessen Rechtsprechung ist die Unterbindung der Vermittlung in andere Mitgliedstaaten mit dem Gemeinschaftsrecht nur vereinbar, wenn ein Staatsmonopol wirklich dem Ziel dient, die Gelegenheiten zum Spiel zu vermindern, und die Finanzierung sozialer Aktivitäten mit Hilfe einer Abgabe auf die Einnahmen aus genehmigten Spielen nur eine nützliche Nebenfolge, nicht aber der eigentliche Grund der betriebenen restriktiven Politik ist (vgl. EuGH, Urteil vom 6. November 2003 – C-243/01[5] – Gambelli und andere, Slg. 2003, I-13076, Rn. 62). Die Vorgaben des Gemeinschaftsrechts entsprechen damit denen des Grundgesetzes.

Die Praxis seit dem Urteil des BVerfG hat jedoch gezeigt, dass die Rechtslage seitdem keineswegs geklärt worden ist. Zum einen wird nun von seiten der privaten Anbieter von Sportwetten sehr genau beobachtet, wie weit ODDSET die in dem Urteil vom 28. März 2006 genannten Verpflichtungen (Werbeverbot, Information über Suchtgefahren) erfüllt. Zum anderen wird die Verletzung von Europäischem Recht durch ein rein nationales Sportwettenmonopol für ODDSET ins Spiel gebracht, d.h. konkret ein Verstoß gegen die auf europäischer Ebene nach dem EG-Vertrag bestehende Dienstleistungsfreiheit. Die in Deutschland bis zum 25. Oktober 2006 vorliegenden höchstrichterlichen und obergerichtlichen Entscheidungen bestätigten jedoch alle das Wettmonopol (siehe z.B. [6][7][8][9][10][11]). Am 14. Oktober 2008 hat sich das Bundesverfassungsgericht erstmals mit den neuen Regelungen des Glücksspielstaatsvertrages (GlüStV) befasst.[12] Nach Auffassung des Gerichts sind die Vorschriften des GlüStV und insbesondere das Verbot der Veranstaltung und Vermittlung öffentlicher Glücksspiele im Internet (§ 4 Abs. 4 GlüStV) sowie die hierzu getroffene Übergangsbestimmung für das Jahr 2008 (§ 25 Abs. 6 GlüStV) zumutbar und damit verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden. Die strafrechtliche Bewertung des Sachverhalts ist davon völlig unabhängig zu sehen (siehe z.B. [13]).

Der Europäische Gerichtshof hat mit seinen Urteilen am 8. September 2010 die tatsächliche Umsetzung des Monopols für unvereinbar mit europäischem Recht erklärt.[14]

Das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen etwa hat in einem Beschluss vom 23. November 2010 festgestellt: "Denn in diesen Entscheidungen hat der EuGH die Regelungen des Glücksspielstaatsvertrages nicht für europarechtswidrig erklärt".[15] In der Fachliteratur wird auch festgestellt: "Der EuGH hat (...) lediglich entschieden, dass ein staatliches Monopol für Sportwetten und Lotterien mit dem Unionsrecht unvereinbar ist, wenn es nicht tatsächlich in kohärenter und systematischer Weise Anreize zu übermäßigen Ausgaben für das Spielen vermeidet und die Spielsucht bekämpft." [16] "Für das künftige Glückspielrecht in Deutschland bildet die Entscheidung des EuGH in gewisser Weise die unions-rechtliche Parallele zu den auf das Grundgesetz bezogenen Ausführungen des BVerfG in dessen Urteil von März 2006. Festzuhalten bleibt daher, dass Bund und Länder im Rahmen ihrer Kompetenzen auch aus Sicht des Unionsrechts weiterhin über Gestaltungsspielräume verfügen, die sowohl eine Monopollösung als auch eine Liberalisierung umschließen." [17]

Siehe auch

Literatur

  • Vasileios Petropoulos: Die Strafbarkeit des Sportwettens mit festen Gewinnquoten – Zugleich Besprechung von BVerG, Urt. v. 28. März 2006 – 1 BvR 1054/01 – In: wistra. Zeitschrift für Wirtschafts- und Steuerstrafrecht, 25. Jg., 2006, S. 332-336.
  • Johannes Dietlein, Manfred Hecker, Markus Ruttig: Kommentar zum Glücksspielrecht, C.H.Beck Verlag, München 2008.
  • Maren Thaysen: Sportwetten in Deutschland: Zur rechtlichen Zulässigkeit des neuen Staatsmonopols und eines liberalisierten Sportwettenmarktes, Nomos Verlag, Baden-Baden 2009.
  • Franz W. Peren, Reiner Clement, Wiltrud Terlau: Die volkswirtschaftlichen Kosten einer Monopolisierung von Sportwetten in der Bundesrepublik Deutschland, Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen des Glücksspielstaatsvertrages für den deutschen Sportwettenmarkt, 2010, http://www.forschung-gluecksspiel.de/pdf/Studie-Sportwettenfinal1-02.pdf

Weblinks

 Commons: Sportwetten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Sportwette – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. History of Gambling in the United States. Webseite der California State Library, Ausschnitt aus dem Werk "Gambling in California" von Roger Dunstan (in englischer Sprache)
  2. Wettgeflüster. Online-Artikel auf der Internetseite der Zeitung "Der Tagesspiegel". Abgerufen am 29. März 2011.
  3. Spielmanipulationen: Ermittler vermuten Auslandsvermögen bei Wettpaten. Artikel auf der Internetausgabe der Zeitschrift "Spiegel". Abgerufen am 29. März 2011.
  4. Urteil vom 28. März 2006 - 1 BvR 1054/01, NJW 2006, 1261
  5. Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 6. November 2003
  6. Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 28. März 2006
  7. Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 21. Juni 2006
  8. Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs vom 10. Juli 2006
  9. Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Nordrhein-Westfalen vom 28. Juni 2006
  10. Beschluss des Oberverwaltungsgerichts der Freien Hansestadt Bremen vom 7. September 2006
  11. Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Rheinland-Pfalz vom 28. September 2006
  12. Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 14. Oktober 2008
  13. http://www.isa-casinos.de/articles/13918.html
  14. EuGH (Große Kammer), Urteil vom 8. September 2010 - C-316, 358, 359, 360, 409, 410/07 Markus Stoß u.a./Wetteraukreis; Kulpa Automatenservice Asperg-GmbH u.a./Land Baden-Württemberg; EuGH (Große Kammer), Urteil vom 8. September 2010 - C-46/08 Carmen Media Group Ltd./Land Schleswig-Holstein; EuGH (Große Kammer), Urteil vom 8. September 2010 - C-409/06 Winner Wetten-GmbH/Stadt Bergheim.
  15. Beschluss vom 23. November 2010 - 13 B 1016/10, BeckRS 2010, 56942
  16. Dr. Michael Lysander Fremuth, Anmerkung zu EuGH (Große Kammer), Urteil vom 8. September 2010 - C-316, 358, 359, 360, 409, 410/07, NVwZ 2010, 1417
  17. Prof. Dr. Jörg Ennuschat, Europäischer Gerichtshof kippt Glücksspielmonopol! Oder doch nicht? Gewerbearchiv 2010, 425 (427)

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