Bahnstrecke Belfort–Delle

Bahnstrecke Belfort–Delle
Belfort–Delle
Streckenlänge: [1]20,32 km / 1,57 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Legende
Strecke – geradeaus
RFF-Strecke von Paris
Bahnhof, Station
442,68 Belfort
   
RFF-Strecke nach Besançon–Dole
Brücke (mittel)
Brücke über A36 – 40 m
Brücke über Wasserlauf (groß)
(Savoureuse-Brücke) 25 m
Bahnhof ohne Personenverkehr
444,25 Danjoutin
   
444,25 RFF-Strecke nach Mulhouse
   
449,11 Meroux
   
Belfort-Montbéliard TGV LGV Rhin-Rhône
   
ehemalige Strecke von Montbéliard
   
456,08 Morvillars
   
459,60 Grandvillars
   
Stilllegung per 30. Juni 1993
   
464,19 Delle 367 m ü. M.
Grenze
464,57
124,53
Staatsgrenze F–CH 369 m ü. M.
Strecke – geradeaus
Eigentumsgrenze RFF–SBB
Bahnhof, Station
123,35 Boncourt 374 m ü. M.
Strecke – geradeaus
SBB-Strecke nach Delémont

Die Bahnstrecke Belfort–Delle ist eine normalspurige Eisenbahnstrecke im französischen Département Territoire de Belfort in der Region Franche-Comté und gehört dem staatlichen Schieneninfrastrukturunternehmen Réseau ferré de France (RFF).

Die gut 20 Kilometer[1] lange Strecke wurde für den Personenverkehr 1993 stillgelegt, der grenzüberschreitende Abschnitt nach Boncourt 1996. Aufgrund des Baus des Ostastes der LGV Rhin-Rhône haben sich die Schweiz und Frankreich auf eine Reaktivierung der Strecke verständigt, die bis 2012 erfolgen soll.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In Belfort trafen 1858 zwei Abschnitte der Strecke Paris–Mulhouse der Compagnie de l'Est (EST) und der letzte Abschnitt der Strecke Dijon–Dole–Besançon–Belfort der Compagnie Paris-Lyon-Méditerranée (PLM) ein.

Von der PLM wurde am 29. Juni 1868 die Zweigstrecke Montbéliard–Audincourt–Morvillars–Delle eröffnet, die bei Montbéliard von der Hauptstrecke Belfort–Dole abzweigt.

Bahnstation Montbéliard

Den Anschluss in die Schweiz stellte die Chemin de fer Porrentruy-Delle (PD) her, die ihre Stammstrecke vom Grenzbahnhof Delle über Boncourt nach Porrentruy am 23. September 1872 eröffnete. Allerdings fehlte noch der Anschluss an das übrige Schweizer Bahnnetz, an dem insbesondere von französischer Seite her Interesse bestand. Mit der Abtretung des Elsass 1871 an das Deutsche Kaiserreich wurde Delle zum nördlichsten Grenzbahnhof zwischen der Schweiz und Frankreich.

Die PD wurde 1876 Teil der Jura bernois (JB) und fand am 30. März 1877 Anschluss nach Delémont und damit ans übrige Schweizer Eisenbahnnetz. Am 13. August 1877 eröffnete schliesslich auch die EST eine Verbindungsstrecke von Belfort nach Morvillars, die in Danjoutin von der Hauptstrecke Paris–Mulhouse abzweigt und deutlich kürzer ausfällt, als die PLM-Strecke über Montbéliard. Zwischen Morvillars und Delle verlegte die EST zudem ein eigenes, zweites Gleis.

Der Grenzbahnhof Delle wies in seinen Blütejahren ein bedeutendes Verkehrsaufkommen auf, gemessen an der Transitgütermenge rangierte der Bahnhof Porrentruy auf dem Schweizer Abschnitt im Jahre 1913 schweizweit auf dem vierten Rang. Mit Inbetriebnahme des Grenchenbergtunnels 1915 wurde zudem die Strecke zwischen Delémont und Biel stark verkürzt. Aufgrund der Bedeutung des Grenzübergangs wurde die Strecke Delémont–Delle von den SBB mit 15 kV 16⅔ Hz Wechselstrom elektrifiziert und am 15. Mai 1933 die elektrische Zugsförderung bis nach Delle aufgenommen.

Mit Verstaatlichung der PLM und der EST wechselten die Strecken per 1. Januar 1938 ins Eigentum der SNCF. Der alte Konkurrenznachteil der deutlich längeren PLM-Strecke über Montbéliard und Morvillars schlug dabei umgehend durch und der Personenverkehr wurde auf dem Abschnitt Montbéliard–Morvillars noch im selben Jahr eingestellt. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kam auch der Grenzverkehr via Delle zum Erliegen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Bahnverkehr wieder aufgenommen. 1948 vereinbarten die Schweiz und Frankreich den Bau eines neuen Grenzbahnhofs in Delle. Auf französischer Seite setzte allerdings ein Abschwung ein, da die SNCF kaum die Kosten für die Erneuerung der Infrastruktur aufbringen konnte. Der zuletzt doppelspurige Abschnitt Morvillars–Delle wurde 1953 auf ein Gleis zurückgebaut, je nach Zustand wurde das besser erhaltene Gleis der PLM oder der EST belassen. Von der beabsichtigten Elektrifikation sah die SNCF 1957 endgültig ab. Der neue Grenzbahnhof in Delle konnte allen Widrigkeiten zum Trotz 1967 eröffnet werden.

Seit die Strecke bis Basel SNCF im Jahre 1957 elektrifiziert wurde, hat sich der Güterverkehr auf die besser ausgebauten Bahnstrecken nach Basel verschoben; dadurch hat die Strecke Belfort–Delle im Laufe der Zeit sukzessive an Bedeutung verloren.

Die letzten durchgehenden Züge zwischen Delémont und Belfort – mit guten Anschlüssen an Fernverkehrszüge nach Paris – wurden am 26. September 1992 aufgegeben und die Strecke Belfort–Delle von der SNCF für den Personenverkehr stillgelegt. Der Güterverkehr auf dem Abschnitt Morvillars–Delle–Boncourt wurde per 30. Juni 1993 eingestellt. Mit Fahrplanwechsel vom 27. Mai 1995 stellten die SBB die Bedienung des Bahnhofs Delle von Schweizer Seite her ein. Mit dem Wegfall des Personenverkehrs wurde der Abschnitt Boncourt–Delle ein Jahr später, am 1. Juni 1996, stillgelegt und de-elektrifiziert.

Infolge der Streckenstilllegung wurde in den Jahren 1996 und 1997 praktisch auch die gesamte Gleisanlage des weitläufigen Grenzbahnhofs Delle demontiert. Mit der Ausgliederung der Schieneninfrastruktur aus der SNCF 1997 wechselten die Restanlagen ins Eigentum der RFF.

Güterverkehr

Im Güterverkehr offen blieb der Abschnitt zwischen Danjoutin und Morvillars, wo ein Industriegebiet bedient wird; nach Meroux erfolgt gelegentlich noch die Zustellung von Petrolprodukten.

Reaktivierung

Ein Umdenken setzte 2001 ein, als die Planung der LGV Rhin-Rhône auch die Chancen für eine Wiederinbetriebnahme der stillgelegten Strecke verbesserte. 2002 wurde in Delémont erstmals ein runder Tisch unter Leitung der Region Franche-Comté gebildet, bei dem eine Studie in Auftrag gegeben wurde. Die Kosten trugen Frankreich, die Schweiz, die Region Franche-Comté und die Kantone Jura und Bern. 2004 fiel die Entscheidung, das Zugangebot auf Schweizer Seite mit der Wiederinbetriebnahme neu zu strukturieren. Der Nationalrat genehmigte 2005 rund 40 Millionen Schweizer Franken aus dem FinöV-Fonds als Beitrag gemäß HGV-Anschluss-Gesetz. Der Pauschalbetrag wird zugunsten der Reaktivierung und Elektrifizierung der Strecke Belfort–Delle ausgerichtet.

Als erster symbolischer Schritt wurde der Abschnitt Boncourt–Delle reaktiviert; hierfür wurden das stellenweise zugewachsene Trassee freigelegt, der Unterbau erneuert, ein neues Gleis im sonst schienenlosen Bahnhof Delle verlegt und die Strecke re-elektrifiziert. Mit Fahrplanwechsel vom 10. Dezember 2006 wurde der grenzüberschreitende Schienenverkehr durch die SBB wieder aufgenommen.

Ausblick

Durchgehende Regionalzüge zwischen Belfort und Biel/Bienne sollen mit Inbetriebnahme der LGV Rhin-Rhône als Zubringer zum Bahnhof Belfort-Montbéliard TGV an selbiger dienen. Der TGV-Bahnhof wird in der Gemeinde Meroux, gut sechs Kilometer weit weg vom Bahnhof Belfort, liegen. Über die reaktivierte Bahnstrecke sollen Regionalzüge verkehren, die Belfort, den neuen TGV-Bahnhof und die umliegenden Gemeinden miteinander verbinden. RE-Züge aus der Schweiz sollen Anschlüsse an die TGV sicherstellen und dadurch die Reisezeiten aus den Schweizer Jura-Gemeinden – insbesondere Porrentruy, Delémont und Moutier – zum nächsten Anschlusspunkt ans französische Hochgeschwindigkeitsnetz verkürzen.

Einzelnachweise

  1. a b Streckenlängen: Verzweigung Danjoutin–Delle-Grenze 20,32 km; Belfort–Verzweigung Danjoutin 1,57 km (Strecke Paris–Mulhouse); befahrene Gesamtstrecke 21,89 km

Literatur

  • Hans G. Wägli: Schienennetz Schweiz. AS Verlag, Zürich 1998, ISBN 3-905111-21-7.
  • Hans G. Wägli: Bahnprofil Schweiz 2005. Diplory Verlag, Grafenried 2004.

Weblinks


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