St. Gallus

St. Gallus
Gallus (Wandmalerei).

Der heilige Gallus (lat. der Kelte) (* um 550 in Irland; † 16. Oktober 640, nach anderen Quellen: 620 oder 646-650, in Arbon, Schweiz) war ein Wandermönch und Missionar, dessen hauptsächliches Wirken im Bodenseeraum stattfand. Er gilt als Gründer der Stadt St. Gallen und ist, zusammen mit Otmar, Schutzpatron von Stadt und Bistum.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Missionstätigkeit

Gallus im Wappen von Tuggen

Die Herkunft des Gallus ist nicht gesichert feststellbar. Die erhaltenen zeitnahen hagiographischen Lebensbeschreibungen geben keine eindeutige Auskunft darüber, ob Gallus, wie es nach der Legende gewesen sein soll, in das Kloster Bangor eingetreten sei und um 590 als einer von zwölf Gefährten des Missionars Columban von Luxeuil auf das europäische Festland ging, oder ob er sich dem Kreis um Columban erst im heutigen Frankreich angeschlossen hatte. Ihre Missionsreise führte sie von Metz den Rhein aufwärts und über Zürich und Tuggen schließlich in den Raum Bregenz am Lacus Brigantinus (dem heutigen Bodensee). In Brigantium (dem heutigen Bregenz) trafen sie eine christliche Gemeinde an, die aber streckenweise tief ins Heidentum zurückgefallen war. Hier und auch zuvor in Tuggen zerstörten die Glaubensleute die heidnischen Götzen und warfen sie in den See. Dadurch brachten die Glaubensboten die Einwohner gegen sich auf, weshalb die Missionierung misslang.

Auch in Arbor Felix (dem heutigen Arbon) war eine christliche Siedlung. Nach wenigen Jahren brach Columban von Luxeuil, zusammen mit seinen Gefährten, nach Italien (Bobbio) auf.

Die Galluslegende berichtet, Gallus habe wegen einer schweren Krankheit in Arbor Felix bleiben müssen. Tatsächlich war es wohl ein ernstes Zerwürfnis mit Columban, der seinen Schüler mit einem Mess- und Predigtverbot belegt hatte, das Gallus zu Lebzeiten des Columban auch nicht zu übertreten wagte.

Gedenktafel zu Ehren von Gallus an der Steinach in St. Gallen

Nach einem längeren Aufenthalt in Arbor Felix beschloss Gallus 612, dem an den Lacus Brigantinus (Bodensee) mündenden Fluss Steinach zusammen mit seinem Gefährten Hiltibod zu folgen. Sie zogen dem Bach entlang in den Arboner Forst hinein (das ganze Gebiet vom Bodensee bis zum Appenzellerland war damals Urwald) und kamen an den Wasserfall bei der Mühleggschlucht. Hier stolperte Gallus und fiel in einen Dornbusch. Dies deutete er als göttliches Zeichen, hier zu bleiben. Viele Darstellungen des Gallus sind daher mit dem lateinischen Bibelvers untertitelt:

„Haec requies mea in saeculum saeculi [hic habitabo quoniam elegi eam]“

„Dies ist die Stätte meiner Ruhe ewiglich; hier will ich wohnen, denn das gefällt mir. (Nach LUT)

Psalm 132,14 VUL

Die Legende von Gallus und dem Bären

Der Gallusbär im Stadtwappen von St. Gallen

Eine bekannte Legende über den Heiligen Gallus soll sich in der folgenden Nacht zugetragen haben: Während Hiltibod schlief, war Gallus noch wach, als plötzlich ein Bär auftauchte. Gallus ließ sich nicht einschüchtern, auch dann nicht, als der Bär sich aufrichtete. Gallus befahl dem Bären im Namen des Herrn, ein Stück Holz ins Feuer zu werfen. Der Bär gehorchte und trug das Holz zum Feuer. Gallus soll dem Bären anschließend ein Brot gegeben haben, unter der Bedingung, dass er sich nie mehr blicken lassen solle. Hiltibod, der mitgehört hatte, sagte zu Gallus: „Jetzt weiß ich, dass der Herr mit dir ist, wenn selbst die Tiere des Waldes deinem Wort gehorchen.“ Der Bär tauchte nie wieder auf. Der Bär wurde später zum Wappentier der Stadt St. Gallen. (→ Geschichte der Stadt St. Gallen)

Leben in der Klause und Tod

Gallus und weitere nachfolgende Gefährten bauten eine Klause, die der Maria, den Burgunderheiligen Desiderius und Mauritius geweiht wurde. Gallus lebte als Eremit, sammelte jedoch viele Schüler um sich und bekämpfte heidnische Bräuche.

Im Jahr 612 berief der Alamannenherzog Gunzo eine Synode aller Stammesfürsten und wichtigen Kleriker ein, um den vakanten Stuhl des Bischofs von Konstanz wieder neu zu besetzen. Er wollte Gallus zum Bischof machen, vielleicht auch, weil dieser seine Tochter von einer schweren Krankheit geheilt hatte. Gallus wollte dieses nicht, und kam bereits mit einem anderen Mönch, Johannes, zu dieser Tagung, um ihn als Bischof vorzuschlagen. Der Herzog ging auf dieses Ansinnen ein, und nach dreijähriger Ausbildung durch Gallus soll Johannes Bischof von Konstanz geworden sein. Gallus aber lebte weiter zurückgezogen ein asketisches Leben.

Am 16. Oktober 640 (nach anderen Quellen: 620 oder 646-650) starb der heilige Gallus nach seiner letzten Predigt in Arbon. Dieser Tag, der Gallustag, wird heute noch gefeiert. Sein Grab wurde zum Wallfahrtsort und er wurde vor allem im süddeutschen Raum, dem Elsass und der deutschsprachigen Schweiz verehrt, seinem Hauptwirkungsraum.

Nachleben

Im Jahr 719, also hundert Jahre nach Gallus' Tod, gründete der alemannische Priester und später Heilige Othmar zu seinen Ehren am Wallfahrtsort eine Abtei und gab ihr den Namen St. Gallen.

St. Gallen wurde zu einer Zufluchtsstätte für irische Gelehrte und Künstler, welche in ihrer Heimat von den Wikingern sowie den Dänen verfolgt wurden.

Auch weitere Orte und Kirchen wurden nach Gallus benannt.

siehe Hauptartikel: Galluskirche

Namenstag

Der Namenstag des Heiligen Gallus fällt zusammen mit der Heiligen Hedwig auf den 16. Oktober. Die Bauernregel für diesen Tag reimt: Hedwig und Sankt Gall' machen das Schneewetter all'.

Literatur

  • Bruno Krusch (Hg.): Vita S. Galli auctore Wettino (MGH Scriptores rerum Merovingicarum 4.), Hannover 1902, Nachdruck 1977 (S. 256-280).
  • P. Notker Hiegl: Der heilige Gallus; in: ders. Beuron und seine Heiligen. Beuron: Beuroner Kunstverlag, 1996; S. 53-70.

Weblinks


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