St. Patrick-Orden

St. Patrick-Orden

Der Erlauchteste Orden von St. Patrick (The Most Illustrious Order of Saint Patrick) ist ein Irland nahestehender Ritterorden. Er wurde am 5. Februar 1783 von George III. gegründet. Die Berufung von Rittern des heiligen Schutzpatrons Patrick von Irland reichte bis zur Ausrufung des Irischen Freistaats im Jahr 1922. Obwohl der Orden weiterexistierte wurde seit 1934 kein Ritter mehr geschlagen. Der letzte Angehörige des Ordens, Henry, Duke of Gloucester, starb 1974. Königin Elisabeth II. gilt aber nach wie vor als Souverän über den Orden. Auch der Verwalter, der Ulster King of Arms, existiert noch.

Das Motto des Ordens lautet: Quis separabit?, lateinisch für „Wer will uns scheiden?“, eine Anspielung auf die Vulgata-Übersetzung des Römerbriefes 8:35, „Wer will uns scheiden von der Liebe Christi?“, wobei eigentlich die Trennung der drei Königreiche gemeint war[1].

Das Abzeichen des Ordens von St. Patrick

Die meisten britischen Ritterorden umfassen das gesamte Königreich. Nur die drei hervorstechendsten widmen sich jeweils einer einzelnen Nation. Was die Rangordnung und das Alter betrifft, steht der irische Orden von St. Patrick an dritter Stelle. Sein Äquivalent in England ist der Hosenbandorden, der mit seinen Ursprüngen in der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts als ältester Ritterorden des Vereinigten Königreichs gilt. Der Order of the Thistle wurde in seiner heutigen Form 1687 in Schottland gegründet.

Der Orden von St. Patrick erfuhr 1907 internationale Aufmerksamkeit als sein Abzeichen, die Irischen Kronjuwelen, aus dem Dubliner Schloss gestohlen wurde - kurz vor einem Besuch des Souveräns des Ordens, König Edward VII.. Der Verbleib der Kronjuwelen ist bis heute nicht geklärt.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Der Orden wurde 1783 zu Ehren hochrangiger irischer Adliger gegründet - ein Jahr nachdem Irland eine substantielle Unabhängigkeit erfuhr. Nach Entstehen des Irischen Freistaats im Jahr 1922, kam sein Exekutivrat zu der Überzeugung, die Aufnahme von Rittern in den Orden auszusetzen. Während der 1940er Jahre trat der Ordensritter und Berater des irischen Präsidenten, Arthur Forbes, für eine Wiederbelebung des Ordens ein. Dies erwog während der 1960er Jahre auch der Taoiseach Sean Lemass, der sich aber zu keiner Entscheidung durchringen mochte.

Möglich, wenn auch höchst unwahrscheinlich, ist die unilaterale Wiederbelebung des Ordens durch die britische Monarchie. Ebenfalls möglich ist, dass Monarchie und irische Regierung den Orden als Teil des anglo-irischen Ehrensystems reaktivieren. Die irische Tageszeitung Sunday Independent veröffentlichte im Juni 2004 einen Artikel, der die Wiederbelebung des Ordens empfahl; künftige Mitglieder sollten sich um die anglo-irischen Beziehungen verdient gemacht haben und gemeinsam vom irischen Präsidenten und der britischen Monarchie ernannt werden. Dieser Vorschlag wurde in ähnlicher Weise auch von anderen Publikationen aufgegriffen.

Die irische Verfassung schreibt vor, dass Adelstitel nicht vom Staat verliehen werden sollten und kein Adels- oder Ehrentitel von einem Bürger angenommen werden darf, solange die Regierung dem nicht zustimme. Unter Juristen ist es umstritten, ob diese Klausel die Auszeichnung der Mitgliedschaft im Orden von St. Patrick irischen Bürgern nicht grundsätzlich verbietet. Manche Rechtsgelehrte interpretieren die Wendung „Adelstitel“ („titles of nobility“) als ererbte Hochadelstitel und andere Ehrentitel - nicht als lebenslange, nicht vererbbare Ehrung wie die der Ritterschaft.

Zusammensetzung

Die britische Monarchie ist Souverän des Ordens von St. Patrick und benennt die übrigen Mitglieder. Der Lord Lieutenant of Ireland, der königliche Repräsentant in Irland, war einst der Großmeister. Sein Amt wurde aber 1922 abgeschafft; der letzte Lord Lieutenant und Großmeister war Edmund Fitzalan-Howard, 1. Viscount Fitzalan of Derwent.

Der Orden bestand ursprünglich aus fünfzehn Rittern. 1821 berief George IV. sechs weitere Ritter. Wilhelm IV. ließ 1833 in den Statuten eine Grenze von 22 Rittern festschreiben. Nach der Trennung Irlands vom Vereinigten Königreich wurden nur zwei Ritter von St. Patrick geschlagen: Eduard VIII. (1927) und Henry, Duke of Gloucester (1934). Dies geschah auf Initiative ihres Vaters George V. mit der Genehmigung der irischen Regierung unter William Thomas Cosgrave beziehungsweise Eamon de Valera. Beide waren zugleich die letzten beiden Mitglieder des Ordens, sie starben 1972 und 1974. Anders als im Hosenband- und Distelorden war die Mitgliedschaft im Orden von St. Patrick einzig dem Hochadel vorbehalten. Frauen hatten ebenso keinen Zugang zum Orden, auch in den anderen beiden Orden blieb ihnen der Zugang bis 1987 verwehrt.

Der Orden von St. Patrick hatte sieben Offiziere: den Prälat, den Kanzler, den Registrator, den Verwalter (King of Arms), den Amtsdiener, den Geschäftsführer und den Ahnenforscher. Viele von ihnen waren Geistliche aus der Church of Ireland und später der Staatskirche. Nach der Säkularisierung im Jahr 1871 war den Geistlichen erlaubt, bis zu ihrem Tod im Amt zu bleiben. Bis auf den Registrator und den Verwalter sind derzeit alle Ämter vakant.

Das Amt des Prälaten wurde vom Erzbischof von Armagh ausgefüllt, dem höchsten Geistlichen der Church of Ireland. Dieser Posten ist seit 1885 offen. Der zweithöchste Geistliche der irischen Kirche, der Erzbischof von Dublin, war ursprünglich Kanzler des Ordens. Von 1886 an übernahm der Chief Secretary for Ireland dieses Amt. Seit die Position des Chief Secretary 1922 abgeschafft wurde, ist auch diese Stelle nicht mehr besetzt worden.

Der Dekan der Kathedrale von St. Patrick in Dublin war einst Registrator des Orden. 1890 übernahm sein Amt jedoch der Chief Herald of Ireland, der höchste Herold Irlands. Er diente dem Orden zugleich als King of Arms. 1943 wurde das Amt zweigeteilt, eine Auswirkung der Teilung Irlands im Government of Ireland Act von 1920. Die Stelle, sofern sie Nordirland betraf, ging in der Norroy King of Arms auf, der heralidschen Behörde im Norden England. Den Posten der Norroy and Ulster King of Arms gibt es noch; er war den Stellen des Registrators und des King of Arms innerhalb des Ordens angeschlossen. Das Amt des Ulster King of Arms, sofern es den Irischen Freistaat betraf (heute die Republik Irlands), wurde zum Hauptherold Irlands. Beide Teile sehen sich als Nachfolger der Ulster Kings of Arms und kooperieren miteinander.

Der Amtsdiener des Ordens war der Gentleman Usher of the Black Rod. Der Irish Gentleman Usher of the Black Rod unterschied sich vom gleichnamigen britischen Beamten. Letzterer war weiterhin als Diener des Hosenbandordens und als Serjeant-at-Arms des House of Lords zuständig. Der Posten des irischen Amtsdieners ist seit 1933 unbesetzt.

Die Position des Geschäftsführers ist seit 1926, die des Ahnenforschers seit 1930 vakant (zuvor war sie bereits zwischen 1885 und 1889 nicht besetzt).

Gewänder und Rüstungen

Bei wichtigen Anlässen, wie der Krönungszeremonie oder der Einsetzung neuer Mitglieder des Orden, trugen die Ritter von St. Patrick kunstvolle Gewänder:

  • Der Mantel war eine himmelblaue Robe mit eingearbeiteter weißer Seide und einer blauen Kapuze. Der Stern des Ordens (siehen unten) war an der linken Seite befestigt.
  • Der Hut des Ordens war aus schwarzem Samt gefertigt und mit drei Federn verziert, einer roten, einer weißen und einer blauen.
  • Das Collier war aus Gold mit verknoteten Rosen und Harfen. Die mittlere Harfe war von einer Krone geschmückt. Das Collier wurde um den Hals getragen.

Abgesehen von diesen besonderen Gelegenheiten wurde weit schlichtere Rüstungen getragen.

  • Der Stern des Ordens war von achteckiger Gestalt, wobei vier Richtungen länger waren als die anderen. Jede Ecke zeigte einen Strahlenbündel. In der Mitte wiederholte sich das Motto, Jahr und Aussehen des Ordens. Der Stern wurde auf der linken Brust getragen.
Die irischen Kronjuwelen enthielten den Großmeister-Stern und -orden
  • Das breite Band war eine himmelblaue Schärpe, die über den Körper getragen wurde, von der linken Schulter zur rechten Hüfte.
  • Der Orden war auf Höhe der rechten Hüfte an die Schärpe geheftet (oder an das Collier, falls es getragen wurden. Der Orden war golden und zeigte ein mit drei Kronen geschmücktes Kleeblatt, oben das St.-Patricks-Kreuz und war in einen blauen Kreis eingefasst, der das Motto in Majuskeln ebenso zeigte wie das Gründungsjahr des Ordens in römischen Ziffern („MDCCLXXXIII“).

Die Insignien des Großmeisters glichen in Form und Gestaltung denen der Ritter. 1831 jedoch trat Wilhelm IV. als Großmeister mit Stern und Orden auf, die mit Rubinen, Smaragden und Diamanten verziert waren. Diese beiden Insignien wurden als die irischen Kronjuwelen bekannt. Zusammen mit fünf Colliers der Ritter wurden sie 1907 gestohlen; der aufsehenerregende Fall konnte bis heute nicht aufgeklärt werden, die Insignien bleiben verschwunden.

Die Roben eines einstigen Ritters von St. Patrick lassen sich im Heraldic Museum von Dublin besichtigen.

Kapelle und Kanzlei

In der St. Patricks-Kathedrale befand sich die Kapelle des Ordens.

Die Kapelle des Ordens war ursprünglich in der St. Patricks-Kathedrale von Dublin. Jedes Ordensmitglied, auch der Souverän, verfügte über einen Stuhl im Chor der Kapelle, über der die entsprechenden Wappen angebracht waren. Über der Spitze des Stuhls eines Ritters hing sein Helm, verziert mit Umhang und Helmschmuck. Über Schmuck oder Krönchen wurde das Banner des Ritters gehängt. Auf der Rückseite der Stühle waren vergleichsweise kleine Kupferplatten angebracht, auf der der Name, Waffen und Zugangsdatum zum Orden verzeichnet waren. Beim Tod eines Ritters wurden Banner, Helm, Umhang, Helmschmuck (beziehungsweise Krone) und Schwert abgenommen. Die Bronzeplatten hingegen wurden nicht entfernt. Sie wurden am Stuhl fixiert und dokumentierten so die Ritter des Ordens. Nach der Säkularisierung 1871 wurde die Kapelle nicht mehr benutzt; die Wappen der Ritter dieser Zeit blieben aber bestehen.

Die Kanzlei des Ordens war die Große Halle (heute die St Patrick’s Hall) im Dublin Castle. Am St. Patrick's Day wurde dort ein Bankett abgehalten und neue Ritter geschlagen. Heute dient dieser Ort der Amtseinführung der irischen Präsidenten.

Ränge und Privilegien

Die Ritter von St. Patrick konnten den Namenszusatz Sir benutzen, doch weil sie allesamt zum Hochadel gehörten, wurden sie stattdessen mit ihrem weitergehenden Adelstitel angesprochen. Sie waren in der protokollarischen Rangordnung von England und Wales aufgeführt, hatten aber kraft ihrer adligen Würden höhere Positionen inne.

Ritter benutzten den Namenszusatz „KP“ (post-nominals). Wenn jemand mehrere solcher post-nominals benutzen durfte, so stand KP immer vor allen anderen, abgesehen von „Bt“ (Baronet), „VC“ (Victoria-Kreuz), „GC“ (Georgs-Kreuz), „KG“ (Ritter des Hosenbandordens) und „KT“ (Ritter des Distelordens).

Ritter konnten ihre Wappen mit einer Darstellung des Rings (ein blauer Kreis mit dem Motto) und dem Collier versehen; der Ring ist entweder außerhalb oder über dem Collier angebracht. Der Orden ist abseits des Colliers wiederzufinden.

Zudem war den Rittern erlaubt, Schildhalter zu bekommen. Dieses hohe Privileg war, und ist, nur den Mitglieder der königlichen Familie, dem Hochadel, Rittern und Damen des Hosenbandordens, des Distelordens und der bedeutenden Kommandeure der nachrangigen Orden erlaubt. (Natürlich waren den Rittern von St. Patrick Schildhalter bei allen Gelegenheiten erlaubt, weil sie samt und sonders Mitglieder der königlichen Familie oder des Hochadels waren).

Derzeitige Mitglieder und Beamte

  • Souverän: Elisabeth II.
  • Registrator und King of Arms: Thomas Woodcock (Norroy and Ulster King of Arms)

Siehe auch

Quellen

  1. Almanach der Ritterorden, Kaspar Friedrich Gottschalck, 1819, Seite 128/129


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