Steinkirche Scharzfeld

Steinkirche Scharzfeld
Steinkirche mit Vor- und Bestattungsplatz, rechts der Höhleneingang
51.633310.3774
Steinkirche Scharzfeld (Niedersachsen)
Steinkirche Scharzfeld
Steinkirche Scharzfeld

Die Steinkirche Scharzfeld ist eine Höhle auf dem Steinberg im Herzberger Ortsteil Scharzfeld im Landkreis Osterode am Harz in Südniedersachsen. In der Altsteinzeit diente sie Rentierjägern als Lagerplatz. Im Mittelalter wurde sie zu einem Kirchenraum mit Friedhofsvorplatz, der ab dem 16. Jahrhundert in Vergessenheit geriet. Heute liegt die Steinkirche innerhalb des Naturschutzgebiets Steinberg und der Karstwanderweg führt an der Höhle vorbei.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Höhle liegt auf dem 280 m über NN hohen Steinberg am Mönchetal oberhalb von Scharzfeld. Es handelt sich um eine rundbogige Höhle in einem Dolomitfelsen. Die Höhle ist etwa 28 m lang, 6–8 m hoch und ebenso breit.

Geschichte

Frühgeschichte

Rekonstruktion von steinzeitlichem Leben vor der Höhle
Das Höhleninnere
Das Felsmassiv der Steinskirche vom gegenüberliegenden Schweinekopf

Eine archäologische Ausgrabung des Höhlengrundes und des äußeren Vorplatzes erfolgte 1925–28. Dabei wurde altsteinzeitliches Fundmaterial aus der Zeit zwischen 15.000–8.000 v. Chr. geborgen. Während der Ausgrabung war dies das älteste archäologische Material, das bis dahin in Niedersachsen entdeckt worden war. Bei den Funden handelte es sich um Feuersteinmesser, eine Knochennadel und Tierknochen. Aufgrund vergleichbarer Funde in Frankreich ließen sich die Fundstücke Rentierjägern in einer späteiszeitlichen Umgebung zurechnen. Sie hatten sich hier einen Rastplatz geschaffen. Auch danach nutzten Jägergruppen den Ort für kurze Aufenthalte, so mittelsteinzeitliche Waldjäger um 5.000 v. Chr. und Menschen während der vorrömischen Eisenzeit um 500 v. Chr.

Mittelalter

Ab dem 9. Jahrhundert diente die Höhle als Kirchenraum. Davon zeugt eine in den Fels geschlagene Kanzel am Eingang. Außerdem wurde aus dem Stein eine Nische zu einem Altar herausgehauen. Der Höhleneingang war damals mit einem Vorbau verschlossen. Darauf deuten vorgefundene Fundament- und Dachziegelreste.

Auf dem Vorplatz vor der Höhle fanden in mittelalterlicher Zeit bis ins 16. Jahrhundert etwa 100 Bestattungen im Erdboden statt. Der Zeitraum ließ sich anhand von Münzfunden bestimmen. Die Toten wurden überwiegend in Holzsärgen bestattet. Im Unterschied dazu war eine Grabstelle ein reines Steingrab, das in den steinernen Untergrund geschlagen worden war. Es lag unmittelbar vor der Kanzel der Steinkirche und enthielt das Skelett einer Frau. Die Höhle wurde 1586 zum letzten Mal urkundlich erwähnt.

Sagen

Um die Steinkirche ranken sich eine Reihe von Sagen und Legenden. So soll der Missionar Bonifatius im 8. Jahrhundert die Höhle mit einem hölzernen Hammer aus dem Fels gehauen haben. In der nahegelegenen Oder habe er Heiden getauft.

Eine weitere Legende bringt als Fabeltier ein Einhorn ins Spiel, nach dem die bei Scharzfeld gelegene Einhornhöhle benannt ist. In der höhlenartigen Steinkirche habe in heidnischer Zeit eine alte und weise Frau gelebt, die wahrscheinlich als Wahrsagerin Ratsuchenden geholfen habe. Eines Tages habe sie ein Mönch in schwarzer Kutte in Begleitung fränkischer Krieger vertrieben. Ein Einhorn soll sie vor ihren Verfolgern geschützt haben. Die Frau schloss sich der Hexengemeinde an. Danach sei der schwarze Mönch in einem Erdloch verschwunden, was zur Entdeckung der Einhornhöhle geführt habe.

Literatur

  • Adolf Francke: Die Steinkirche bei Bad Harzberg a. Harz. Ein Harzgedicht. B. Francke, Leipzig o. J. (ca. 1900).
  • Ernst Andreas Friedrich: Naturdenkmale Niedersachsens. Landbuch-Verlag, Hannover 1980, ISBN 3-7842-0227-6.
  • Ernst Andreas Friedrich: Wenn Steine reden könnten. Band II. Landbuch-Verlag, Hannover 1992, ISBN 3-7842-0479-1.

Weblinks

 Commons: Steinkirche Scharzfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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