- Stella Adler
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Stella Adler (* 10. Februar 1901 in New York City; † 21. Dezember 1992 in Los Angeles) war eine US-amerikanische Bühnen- und Filmschauspielerin. Adler, eine Schülerin Konstantin Stanislawskis, gilt als eine der bedeutendsten Schauspiellehrerinnen der amerikanischen Geschichte.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Arbeit
Jugend und erste Theatererfahrungen
Stella Adler wurde in eine berühmte jüdisch-amerikanische Schauspielerdynastie hineingeboren, deren Wurzeln in der Ukraine lagen. Ihr Vater Jacob P. Adler (1855-1926) war der prominenteste Darsteller des jiddisch-amerikanischen Theaters. Auch ihre Mutter Sara Adler, geb. Levitskaya, ihre fünf Geschwister (Jay, Luther, Julia, Frances, Florence) und ihr Halbbruder Charles waren Stars der jiddischen Bühne in New York. Auch viele weitere Verwandte waren im Show Business.[1]
Adlers Bühnenlaufbahn begann im Alter von fünf Jahren in Produktionen ihres Vaters. 1919 ging sie für ein Jahr nach London. Die Jahre von 1920 bis 1930 verbrachte sie auf Bühnentournee in den USA, Europa und Südamerika, wobei sie in Vaudevilletheatern ebenso auftrat wie auf jiddischen Bühnen. Als Leading Lady von Maurice Schwartz, einem weiteren Star des jiddisch-amerikanischen Theaters, fand sie zwar weite Anerkennung, ihr Wunsch war es jedoch, auch über das jiddische Publikum hinaus wahrgenommen zu werden und eine größere Vielfalt von Rollen spielen zu können.
Seit 1927 studierte Adler neben ihrer Bühnentätigkeit an der American Laboratory Theatre School, die 1925 von Richard Boleslavsky und Maria Ouspenskaya gegründet worden war, zwei ehemaligen Mitgliedern des Moskauer Künstlertheaters, die ihre Schülern mit einer frühen Version der Lehre Stanislawski bekannt machten.
Broadway und Group Theatre
1924 begegnete Adler dem Regisseur und Kritiker Harold Clurman, der 1931 gemeinsam mit Cheryl Crawford und Lee Strasberg das New Yorker Group Theatre gründete, das sich methodisch auf die Lehre des berühmten russischen Schauspielers und Theaterreformers Konstantin Sergejewitsch Stanislawski stützte. Später wurde diese Lehre als Method Acting bekannt und das Group Theatre erlangte Berühmtheit, weil es den Naturalismus ins amerikanische Theater einführte. Im Frühjahr 1931 schloss Adler sich der Gruppe an, reiste – nachdem sie Stanislawski während eines Besuchs in Paris persönlich kennengelernt hatte – jedoch auch nach Russland, um fünf Wochen lang am Moskauer Künstlertheater und als Stanislawskis Privatschülerin zu studieren. Neben Michael Chekhov und Ryszard Bolesławski war sie eine der ganz wenigen Amerikaner, die jemals bei Stanislawski studiert haben. Als sie im August 1934 nach New York zurückkehrte, war sie überzeugt, dass Strasberg Stanislawskis Methode nicht verstanden habe und falsch interpretierte. Einige ihrer Kollegen – darunter Sanford Meisner, Phoebe Brand, Margaret Barker und Robert Lewis – folgten ihrer Argumentation, Strasberg jedoch ließ sich nicht überzeugen. Dieser Gegensatz bildete den Ausgangspunkt für eine lebenslange Rivalität zwischen Strasberg und Adler, die das Group Theatre aus diesem Grunde 1935 wieder verließ. Gelegentlich kehrte sie für eine Rolle zurück, nach 1937 wandte sie sich jedoch endgültig ab.
Trotz der Streitigkeiten mit Strasberg hatte Stella Adler während der Arbeit mit dem Group Theatre einige ihrer besten schauspielerischen Leistungen gezeigt, besonders in Clifford Odets’ Stück Awake and Sing, in dem sie die Rolle der Bessie Berger spielte. Trotz ihrer offenkundigen Schönheit ist sie meist in Charakterrollen aufgetreten. Nach ihrer Rückkehr aus Moskau begann sie auch, selbst Schauspielunterricht zu geben. Unter ihren ersten Schüler waren Margaret Barker, Sanford Meisner, Robert Lewis und Elia Kazan.
Hollywood
Stella Adler hatte stets den Ehrgeiz, ein großer Star zu werden; aufgrund ihres jüdischen Hintergrundes war dies jedoch wenig aussichtsreich. Auch ihr Gatte zu jener Zeit, Robert Boumgart, stand ihrem großen Ziel im Weg, da er für die typische Mann-Frau-Teilung eines Haushaltes war. Sie trennte sich wenig später von ihm, da er später eine andere Frau bevorzugte. Obwohl überproportional viele Filmproduzenten in Hollywood selbst jüdischen Glaubens waren, mussten jüdische Darsteller bis in die 1960er Jahre hinein ihre offensichtlich jüdischen Namen durch Künstlernamen ersetzen, wenn sie Erfolg haben wollten. Auch Stella Adler nannte sich, als sie nach Hollywood ging, „Stella Ardler“. Ihr Schüler Marlon Brando behauptet, sie habe sich zu diesem Zeitpunkt auch die Nase operativ korrigieren lassen. 1937 wirkte Adler an der Seite von John Payne in dem von Emanuel Cohen produzierten Filmlustspiel Love on Toast mit. Regie in diesem Film führte der nach dem nationalsozialistischen Machtantritt aus Deutschland emigrierte E. A. Dupont. Nach vierjähriger Pause folgte 1941 eine kleine Rolle in dem MGM-Krimi Der Schatten des dünnen Mannes. Die Hauptrollen in diesem von W. S. Van Dyke inszenierten Film spielten William Powell und Myrna Loy. Der dritte und letzte Kinofilm, in dem Stella Adler mitwirkte, war My Girl Tisa, ein Emigrantendrama mit Lilli Palmer, Sam Wanamaker und Akim Tamiroff, in dem Adler wieder nur eine Nebenrolle erhielt.
Dramatic Workshop
Anfang der 1940er Jahre verließ Adler Hollywood und arbeitete am Broadway und in London als Schauspielerin und als Regisseurin. Daneben begann sie am Dramatic Workshop zu unterrichten, den Erwin Piscator 1940 an der New School for Social Research gegründet hatte. 1949 gründete sie eine eigene Schule, das Stella Adler Theatre Studio, das später den Namen Stella Adler Conservatory of Acting erhielt und als Stella Adler Studio of Acting noch heute besteht.
Indem sie die Methode Stanislawskis vermittelte – die gleichbedeutend ist mit realistischem Schauspiel, wie es im Film und auf der Bühne heute selbstverständlich ist – wurde Stella Adler eine der einflussreichsten Schauspiellehrerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Interpretation des Method Acting wich von der Lee Strasbergs jedoch so weit ab, dass einige ihrer Schüler – z. B. Marlon Brando – es ablehnten, ihren Arbeitsstil überhaupt mit dem von Strasberg gemünzten Namen Method Acting in Verbindung zu bringen. Vor allem legte Adler es ihren Schülern nahe, für eine glaubwürdige Darstellung diejenigen Stimmungen auszunutzen, die sich ihnen durch die anderen Schauspieler auf der Bühne boten, und nicht, wie Strasberg es empfahl, aus dem Reservoir ihrer persönlichen Erinnerungen zu schöpfen. Strasberg hielt seine Schüler unablässig dazu an, für die überzeugende Darstellung einer Rolle in ihren privaten Erinnerungen zu forschen („technique of substitution“), was diese nach Adlers Überzeugung in die schizophrene Lage versetze, gleichzeitig über das eigene Leben nachzudenken und eine fremde Person zu verkörpern. Stanislawski habe sie gelehrt: the source of acting is imagination and that the key to its problems is truth, truth in the circumstances of the play (deutsch: die Quelle des Schauspiels ist Imagination, und der Schlüssel zu seinen Problemen ist Echtheit, Echtheit in den Umständen des Stücks). Nach Strasbergs Tod erklärte Adler aufgebracht: „That man set American theatre back 100 years.“ (deutsch: Dieser Mann hat das amerikanische Theater um 100 Jahre zurückgeworfen.).
Zu Stella Adlers Schülern zählen neben Marlon Brando u. a. Jocelyn Brando, Roy Scheider, Warren Beatty, Harvey Keitel, Martin Sheen, Robert De Niro, Candice Bergen, Bud Cort, Vincent D’Onofrio, Kate Mulgrew, Christoph Waltz und Benicio Del Toro.
Privatleben
Stella Adler war dreimal verheiratet. In London heiratete sie den Geschäftsmann Horace Oliashev, den sie schwanger verließ; 1930 wurde eine Tochter geboren, Ellen Adler, die später ebenfalls Schauspielerin wurde. Adlers zweiter Ehemann (seit 1943) war der Regisseur und Kritiker Harold Clurman; die Ehe wurde 1960 geschieden. In dritter Ehe heiratete Adler den Schriftsteller Mitchell A. Wilson, der 1973 starb.[2]
Zu Adlers weitem privaten Freundeskreis gehörten unter anderem die Komponisten Aaron Copland, Milton Babbitt, Leonard Bernstein und Oscar Levant, der Kritiker Irving Howe, der Schriftsteller Irwin Shaw, der Maler Jacques Lipchitz und die Schauspieler Joseph Schildkraut, Franchot Tone und John Garfield.
Stella Adler starb im Alter von 91 Jahren an Herzversagen. Ihr Grab befindet sich auf dem Mount Carmel Cemetery in Glendale im New Yorker Stadtteil Queens.
Weitere Informationen
Auszeichnungen
Der Schauspielerin wurde Ende des Jahres 2006 ein Stern auf dem Hollywood Walk of Fame gewidmet (bei 6773 Hollywood Blvd).[3]
Bühnenauftritte
Stella Adler trat in Hunderten von Bühnenrollen auf, hier nur eine kleine Auswahl:
- 1906 – Broken Hearts (Stella Adlers Debüt)
- 1907 – Richard III.
- 1919 – Elisha Ben Avia (in London)
- 1924 – The World We Live In (Stella Adlers Broadway-Debüt)
- 1926 – The Straw Hat
- 1927 – Big Lake
- 1931 – The House of Connelly
- 1931 – 1931
- 1932 – Night Over Taos
- 1932 – Success Story
- 1933 – Big Night
- 1933 – Hilda Cassidy
- 1934 – Gentlewoman
- 1934 – Gold Eagle Guy
- 1935 – Awake and Sing!
- 1935 – Paradise Lost
- 1943 – Sons and Soldiers
- 1944 – Pretty Little Parlor
- 1946 – He Who Gets Slapped (Stella Adlers letzter Auftritt am Broadway)
Regiearbeiten (Auswahl):
- 1943 – Manhattan Nocturne
- 1952 – Sunday Breakfast
Filmografie
- 1937: Love on Toast – Regie: E. A. Dupont
- 1941: Der Schatten des dünnen Mannes (Shadow of the Thin Man) – Regie: W. S. Van Dyke
- 1948: My Girl Tisa – Regie: Elliott Nugent
Film über Stella Adler
- 2000: Stella Adler: Awake & Dream (2000 in den USA als Video erschienen)
Einzelnachweise
- ↑ en:Jacob Pavlovitch Adler; en:Sara Adler; en:Jay Adler; en:Luther Adler; en:Charles Adler (stage actor)
- ↑ en:Harold Clurman; en:Mitchell A. Wilson
- ↑ Stella Adler Receives Hollywood Walk of Fame Star
Literatur
Bücher von Stella Adler
- The Technique of Acting, Bantam, 1990. ISBN 0553349325 (engl.)
- The Art of Acting, Applause Books, 2000. ISBN 1557833737 (engl.)
- Stella Adler on Ibsen, Strindberg, and Chekhov, Vintage, 2000. ISBN 0679746986 (engl.)
- Die Schule der Schauspielkunst, Henschel Verlag, 2005. ISBN 3894875062
Buch über Stella Adler
- Joanna Rotte: Acting with Adler, Limelight Editions, 2000. ISBN 0879102985 (engl.)
Buch, in dem viel von Stella Adler die Rede ist
- Peter Manso: Brando. The Biography, New York: Hyperion, 1994. ISBN 0-7868-6063-4 (engl.)
Weblinks
- Stella Adler in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- www.pbs.org Artikel über Stella Adler (engl.)
- Foto aus dem Jahre 1937
- Website des Stella Adler Studio of Acting (engl.)
- Website der Stella Adler Academy of Acting and Theatres (engl.)
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