Roy Scheider

Roy Scheider
Roy Scheider (2007)

Roy Richard Scheider (* 10. November 1932 in Orange, New Jersey; † 10. Februar 2008 in Little Rock, Arkansas) war ein US-amerikanischer Filmschauspieler, der in mehr als 40 Spielfilmen vor der Kamera stand und zweimal für den Oscar nominiert wurde. Internationale Bekanntheit erlangte Scheider mit seiner Rolle als Polizeichef Martin Brody in dem Spielfilmklassiker Der weiße Hai.

Inhaltsverzeichnis

Karriere

Roy Scheider wurde in Orange, New Jersey als Sohn von Anna Scheider (gebürtige Crosson) und Roy Bernhard Scheider geboren. Seine irischstämmige Mutter war katholisch und sein deutschstämmiger Vater Protestant und arbeitete als Automechaniker. Der drahtige und sportliche Scheider besuchte die Highschool in Maplewood, New Jersey und übte mehrere Sportarten wie Baseball und Boxen aus. Später studierte er Drama an der Rutgers University und am Franklin & Marshall College in Lancaster, Pennsylvania, wo er ein Mitglied der Phi Kappa Psi-Studentenverbindung war.

Nach dem Militärdienst versuchte Scheider sich als Schauspieler und erregte zunächst in New York City Aufmerksamkeit auf der Bühne, wo er für die Saison 1967/68 den Obie Award für seine Darstellung in der Off-Broadway-Produktion Stephen D. bekam. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sein Filmdebüt mit dem frühen Splatterstreifen The Curse of the Living Corpse (1964) schon hinter sich gebracht. Es folgten einige kleinere Auftritte in Kinofilmen. 1971 hatte Scheider jedoch bedeutende Nebenrollen in zwei großen Filmerfolgen: Alan J. Pakulas Thriller Klute, für den Jane Fonda ihren ersten Oscar gewann, und William Friedkins dynamischen Polizeifilm The French Connection, der Gene Hackman den Oscar und Scheider eine Nominierung einbrachte.

Der Produzent von French Connection, Philip D’Antoni, versuchte in eigener Regie 1973 diesen Erfolg mit Scheider in der Hauptrolle des harten Straßencops zu wiederholen. Obwohl auch The Seven-Ups eine der spektakulärsten Autoverfolgungsjagden der Filmgeschichte enthielt, blieb das Einspielergebnis hinter den Erwartungen zurück. Noch ehe der Verdacht aufkommen konnte, Scheider könne in einer Hauptrolle keinen erfolgreichen Film tragen, wurde er 1975 von Steven Spielberg für den Part des widerstrebend heldenhaften Polizeichefs im ersten aller Blockbuster engagiert: Der weiße Hai machte Roy Scheider, dessen Partner Richard Dreyfuss und Robert Shaw zu internationalen Stars.

1976 war Scheider ein homosexueller[1] Geheimagent und Bruder des Titelhelden Dustin Hoffman in Der Marathon-Mann. 1977 fiel Atemlos vor Angst, William Friedkins ambitioniertes Remake des französischen Klassikers Lohn der Angst von 1953, mit Scheider in der Rolle Yves Montands, bei Kritik und Publikum durch.

1978 nahm Scheider erneut den Kampf mit der Bestie auf. Der von dem hauptsächlich für das Fernsehen tätigen Regisseur Jeannot Szwarc inszenierte Film Der weiße Hai 2 hatte bei gegenüber dem Vorbild verdoppelten Produktionskosten nur einen Bruchteil des Erfolges.

1979 übernahm Scheider die Hauptrolle in einem der ersten Kinofilme Jonathan Demmes, dem von Alfred Hitchcock inspirierten Psychothriller Tödliche Umarmung. Im selben Jahr wurde er gegen sein Image von Bob Fosse als selbstzerstörerischer Choreograf in dem autobiografischen Film All That Jazz – Hinter dem Rampenlicht eingesetzt. Seine Leistung brachte Scheider die zweite Oscar-Nominierung ein.

1982 wandelte Scheider an der Seite von Meryl Streep wieder auf Hitchcocks Spuren als Psychiater in dem Thriller In der Stille der Nacht. Mit dem futuristischen Film Das fliegende Auge kehrte er 1983 zum Actionfilm zurück, und 1984 trat er wieder in der mit Spannung erwarteten Fortsetzung eines Kultfilms auf: 2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen konnte jedoch trotz beeindruckender Spezialeffekte und viel gelobter Schauspieler künstlerisch und kommerziell den Vergleich mit Stanley Kubricks Meisterwerk 2001: Odyssee im Weltraum nicht bestehen.

In der Folgezeit blieb Scheider zwar viel beschäftigt, trat jedoch meist nur noch mit Nebenrollen in Filmen von abnehmender Qualität in Erscheinung. Mitte der 1990er-Jahre fand er mit einigem Erfolg noch einmal beruflich mit Steven Spielberg zusammen. In den ersten beiden Staffeln der von Spielberg produzierten Fernsehserie SeaQuest DSV spielte Scheider von 1993 bis 1995 den Kapitän eines futuristischen Unterseebootes. 2004 trat er ein weiteres mal im Actiongenre als Filmvater von Thomas Jane in The Punisher auf.

Unmittelbar nach der Genesung von einer schweren Erkrankung übernahm Roy Scheider wieder tragende Rollen in Filmproduktionen, so als an Columbo erinnernder Polizist in dem in den Hamptons spielenden Thriller If I Didn’t Care, der im Oktober 2006 beim Hamptons International Film Festival uraufgeführt wurde.[2] 2007 konnte Scheider noch die Dreharbeiten zu dem Thriller Dark Honeymoon beenden, in dem er an der Seite von Tia Carrere, Lindy Booth, Daryl Hannah und Eric Roberts spielte.

Sein letzter Auftritt vor der Filmkamera war die Hauptrolle in dem an Originalschauplätzen in Deutschland, Polen und New York City gedrehten Drama Iron Cross. Scheider verkörperte darin einen pensionierten New Yorker Polizisten und Überlebenden des Holocaust, der beim Besuch seines in Nürnberg lebenden Sohnes in dessen Nachbarn, dargestellt von Helmut Berger, einen Nazioffizier und den Mörder seiner Familie zu erkennen glaubt.[3] Der Film befand sich zum Zeitpunkt von Roy Scheiders Tod in der Nachbearbeitungsphase. Er wurde im Dezember 2009 in den USA veröffentlicht und soll im März 2011 in Deutschland erscheinen.

Leben

Roy Scheider war in seiner Jugend ein ambitionierter Baseballspieler und Boxer, wovon seine gebrochene Nase zeugte. In vielen Filmen wird von seiner Fitness inszenatorisch Gebrauch gemacht, so etwa in Der Marathon-Mann, wo er sich in einem Hotelzimmer in akrobatischen Liegestützen übt.

Er war von 1962 bis 1986 mit der Cutterin Cynthia Bebout verheiratet. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor, die 2006 starb.[4] 1989 heiratete er seine Kollegin Brenda Siemer King, die später in SeaQuest DSV auch seine Filmgattin verkörperte. Mit Brenda King hat Scheider eine Tochter und den Sohn Christian Scheider (* 1990), der ebenfalls bereits als Schauspieler auftrat.

2005 wurde bekannt, dass bei dem mittlerweile 72-jährigen Darsteller ein Plasmozytom diagnostiziert worden war. Im Juni 2005 unterzog er sich einer Stammzelltransplantation, für welche die Zellen aus seinem eigenen Blut gewonnen wurden. Während der Rekonvaleszenz wies Scheider auf die Ironie hin, dass er in der John-Grisham-Verfilmung Der Regenmacher 1997 den Chef einer Versicherung gespielt hatte, die einem Kunden die Bezahlung einer Knochenmarktransplantation verweigerte. Am 10. Februar 2008 starb er in einem Krankenhaus in Arkansas an Komplikationen nach einer Staphylokokken-Infektion.

Filmografie

  • 1962: The Edge of Night (Fernsehserie)
  • 1964: The Curse of the Living Corpse
  • 1964: Camera Three (Fernsehserie)
  • 1965–66: Love of Life (Fernsehserie)
  • 1966: Lamp at Midnight (TV)
  • 1966: Hallmark Television Playhouse (Hallmark Hall of Fame) – Fernsehserie
  • 1967: Das Geheimnis der blauen Krone (Coronet Blue) – Fernsehserie
  • 1967: The Secret Storm (Fernsehserie)
  • 1968: N.Y.P.D. (Fernsehserie)
  • 1968: Star!
  • 1968: Papierlöwe (Paper Lion)
  • 1969: Stiletto
  • 1970: Loving
  • 1970: Puzzle of a Downfall Child
  • 1971: Klute
  • 1971: Brennpunkt Brooklyn (The French Connection)
  • 1971: Cannon (Fernsehserie)
  • 1972: To Be Young, Gifted, and Black (TV)
  • 1972: Big Deal / Tödliches Gold (TV) (Assignment: Munich)
  • 1972: Das Attentat (L' Attentat)
  • 1972: Brutale Schatten (Un homme est mort)
  • 1973: Die Seven-Ups
  • 1975: Sheila Levine Is Dead and Living in New York
  • 1975: Der weiße Hai (Jaws)
  • 1976: Der Marathon-Mann (Marathon Man)
  • 1977: Atemlos vor Angst (Sorcerer)
  • 1978: Der weiße Hai 2 (Jaws 2)
  • 1979: Tödliche Umarmung (Last Embrace)
  • 1979: Hinter dem Rampenlicht (All That Jazz)
  • 1982: In der Stille der Nacht (Still of the Night)
  • 1983: Das fliegende Auge (Blue Thunder)
  • 1983: Der Weg durch die Hölle (TV) (Jacobo Timerman: Prisoner Without a Name, Cell Without a Number)
  • 1983: Super-Cup (TV) (Tiger Town)
  • 1984: 2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen
  • 1985: Saturday Night Live (Fernsehserie)
  • 1985: Mishima – Ein Leben in vier Kapiteln (Mishima: A Life in Four Chapters)Sprecher
  • 1986: The Men's Club
  • 1986: 52 Pick-Up
  • 1989: Hitman – In der Gewalt der Entführer (Cohen and Tate)
  • 1989: Die Große Herausforderung (Listen to Me)
  • 1989: Final Game – Die Killerkralle (Night Game)
  • 1990: Powerplay (The Fourth War)
  • 1990: Der Tod im Sucher (TV) (Somebody Has to Shoot the Picture)
  • 1990: Das Rußland-Haus (The Russia House)
  • 1991: Contact: The Yanomami Indians of Brazil
  • 1991: Naked Lunch – Nackter Rausch (Naked Lunch)
  • 1993: Deckname Caliph (TV) (Wild Justice)
  • 1993: Romeo Is Bleeding
  • 1993–95: SeaQuest DSV (Fernsehserie)
  • 1994: Wilde Rache (Wild Justice)
  • 1997: The Definite Maybe
  • 1997: Das Glück hat sieben Augen (TV) (Money Play$)
  • 1997: Die Cuba-Connection (Plato's Run)
  • 1997: Executive Target
  • 1997: The Rage – Im Rausch der Gewalt
  • 1997: Das Familiengeheimnis (The Myth of Fingerprints)
  • 1997: Red Zone (The Peacekeeper)
  • 1997: Der Regenmacher (The Rainmaker)
  • 1998: White Raven – Diamant des Todes
  • 1998: Steel Train (Evasive Action) (Alternativtitel: Con Train)
  • 1998: Better Living
  • 1999: Silver Wolf – Eisige Jagd (TV)
  • 1999: Die Siebente Papyrusrolle (The Seventh Scroll) – Fernsehserie
  • 1999: Citizen Kane – Die Hollywood-Legende (RKO 281)
  • 2000: Chain of Command – Helden sterben nie
  • 2000: Falling Through
  • 2000: The Doorway
  • 2000: Daybreak – Katastrophe in L.A.
  • 2001: Diamond Hunters (TV)
  • 2001: Backflash 2 – Angel's Don't Sleep Here
  • 2001: Time Lapse
  • 2002: Red Serpent
  • 2002: The Feds: U.S. Postal Inspectors
  • 2002: Love Thy Neighbor
  • 2002: Texas 46
  • 2002: King of Texas (TV)
  • 2002: Third Watch – Einsatz am Limit (Fernsehserie)
  • 2003: Citizen Verdict – Im Namen der Einschaltquote
  • 2003: Wes Craven präsentiert Dracula II – The Ascension
  • 2004: The Punisher
  • 2005: Wes Craven präsentiert Dracula III – Legacy
  • 2006: Last Chance (Kurzfilm)
  • 2007: Criminal Intent – Verbrechen im Visier (Fernsehserie)
  • 2007: The Poet
  • 2007: Blue Blood – Wer sich in Gefahr begibt (If I Didn’t Care)
  • 2008: Dark Honeymoon

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Diane C. Kachmar: Roy Scheider – A Film Biography, S. 64, ISBN 978-0-7864-1201-3
  2. If I Didn’t Care – Reviews & Press, abgerufen am 12. Februar 2008
  3. Inhaltsangabe von Iron Cross in der IMDb, abgerufen am 12. Februar 2008
  4. Nachruf auf Roy Scheider in der New York Times, 11. Februar 2008

Weblinks

 Commons: Roy Scheider – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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