Stierstadt

Stierstadt
Stierstadt
Wappen von Stierstadt
Koordinaten: 50° 12′ N, 8° 36′ O50.2032194444448.5933138888889197Koordinaten: 50° 12′ 12″ N, 8° 35′ 36″ O
Höhe: 197 m
Einwohner: 5.123 (31. Dez. 2008)
Eingemeindung: 1. Apr. 1972
Postleitzahl: 61440
Vorwahl: 06171

Stierstadt ist einer von vier Stadtteilen der Stadt Oberursel (Taunus). Stierstadt befindet sich südlich der Oberurseler Kernstadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Stierstadt wurde am 26. April 791 erstmalig urkundlich erwähnt: Im Lorscher Codex wird eine Schenkung von Steorstat an das Kloster Lorsch aufgeführt. Verschenkt wurden 15 Hektar (60 Morgen) Land, ein Knecht und zwei Hofstätten.[1]

1892 wird die erste Fabrik im Ort gegründet: die Frankfurter Broncefarben- und Blattmetallfabrik in der ehemaligen Neumühle. Während des Zweiten Weltkriegs soll sie als Munitionsfabrik gedient haben. 1947–1990 beherbergt das Anwesen die Glashütte Hessenglaswerke GmbH, eine Gründung sudetendeutscher Flüchtlinge.

Am 1. April 1972 erfolgt die Eingemeindung nach Oberursel in Folge der hessischen Kreisgebietsreform 1972.

Religionen

  • 1348: Bau der St. Sebastianskapelle.
  • 1918: Gründung einer eigenen katholischen Pfarrei.
  • Gründung der Evangelischen Kirchengemeinde Stierstadt Weißkirchen am 1. Oktober 1955
  • In der Zeit von 1959 bis 1966 leitete der Steinbacher evangelische Pfarrer Martin Knolle noch zusätzlich die Filialgemeinde in Stierstadt/Weißkirchen – heute „Versöhnungsgemeinde“. Dort waren in den reinkatholischen Gemeinden sehr viele evangelische Neubürger zu gezogen. Umgekehrt betreute die katholische Gemeinde St. Sebastian Stierstadt die Katholiken in Steinbach

Sport

Die 1. Mannschaft des FV Stierstadt (Fußball), der im Jahr 2010 sein 75-jähriges Vereinsjubiläum feiert, spielt in der Saison 2010/2011 erstmals in der Gruppenliga Frankfurt West (7. Liga ). Der Verein engagiert sich auch in der Jugendarbeit.[2]

Die ersten beiden Mannschaft der Tischtennisabteilung des TV Stierstadts sind in der Saison 2011/2012 in der Bezirksklasse vertreten. Die dritte Herrenmannschaft kämpft in der Kreisliga um Punkte, während die vierte Mannschaft in der 1. Kreisklasse spielt. Die fünfte Mannschaft strebt in der 2. Kreisklasse nach Punkten während die 6.Mannschaft in der 3. Kreisklasse von Sieg zu Sieg marschiert.

Der Radsport Verein Fahrwohl ist in Stierstadt seit 1907. Dieser Verein ist aus zwei in Stierstadt gegründeten Vereinen hervorgegangen. Das jährlich, seit 1981 stattfindenden Volksradfahren erfreut sich sehr großer Beliebtheit. Fahrwohl bietet folgende Bereiche: Kunstradfahren, Radtreff, Radtourenfahren, Radwandern und ermöglicht auch das Sportabzeichen.

Städtepartnerschaft

1971 schloss die (noch selbstständige) Gemeinde Stierstadt eine Städtepartnerschaft mit der niederländischen Gemeinde Ursem (Ursem gehört seit 1979 zur Gemeinde Wester-Koggenland, seit 1. Januar 2007 Koggenland).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Katholische Kirche St. Sebastian
Katholische Kirche St. Sebastian, Oberursel-Stierstadt

Stierstadt liegt auf altem Kulturboden. Das bezeugt ein Urnenfund (1956) mit Knochenasche aus der Hallstattzeit (um 800 v. Chr.) und eine Römerstraße zum Kastell „Kleiner Feldberg“. Beurkundet ist eine Schenkung an das Kloster Lorsch vom 26. April 791. 1972 wird der Ort zu Oberursel eingemeindet. Bevor 1348 eine St. Sebastian-Kapelle mit Turm erbaut wurde, gingen die Stierstädter nach Oberursel zur Messe. Am 1. Juli 1898 wurde eine Pfarrvikarie eingerichtet. Ab 1918 ist St. Sebastian eine eigene Pfarrei. Auf den Grundmauern der Kapelle von 1348 wurde 1670 „ein Kirchlein“ errichtet, das 1933 zwei Seitenschiffe erhielt. Nach Plänen von Bernhard Weber (Sohn des bedeutenden Frankfurter Kirchenbaumeisters Martin Weber) entstand ab April 1969 neben dem denkmalgeschützten Turm eine neue Kirche, die am 4. Juli 1971 eingeweiht wurde. Sie bietet ca. 500 Gläubigen Platz. Um den von Taufbecken und Osterkerze, Ambo und Tabernakel diagonal flankierten Altar (aus Basaltlavastein) versammelt sich die Gemeinde zum Gottesdienst. Das Besonderer der Kirche ist ein expressionistisches Raumgefüge, das in der lichttechnisch und baulichen Überhöhung des Altars mündet, der als gestaltender Mittelpunkt den T-förmigen Kirchenraum bestimmt. Die Ziegelsteine der Wände und des Fußbodens, das helle Fichtenholz der Bänke und der Deckenverkleidung und die ornamentale Farbverglasung des großen Ostfensters ergeben einen hellen, farbigen Innenraum. Der Kirchenraum ist geschmückt durch einen in Lehm gravierten und als Fries in die Innenwände eingefügten Kreuzweg, ein filigranes Altarkreuz, eine Mariakönigin mit Kind und eine spätgotische Kreuzigungsgruppe in der Seitenkapelle. Neben diesen Figuren wurden aus der alten Kirche vier Statuen übernommen, die in der Eingangshalle aufgestellt sind: die hl. Ursula, der hl. Sebastian (vermutlich aus der Riemenschneiderschule), die hl. Barbara und die hl. Maria. Ebenfalls übernommen wurden zwei Fenster in Glasmalerei (Guter Hirt, Maria Magdalena), der alte Taufstein als Altarstein, ein Vierzehnheiligen-Schrein und Glasmalereien (St. Sebastian und Johannes d. Täufer). Im Turm mit einem Rundfenster (Hl. Dreifaltigkeit) hängen drei Bronze-Glocken: Sebastiansglocke (1953, 824 kg, fis’), Marienglocke (1776, 293 kg, h’), Josefsglocke (1953, 192 kg, d’’). Im Schatten der angeblich 1000-jährigen Linde findet sich auf dem Kirchhof ein Kriegerdenkmal von 1871, eine 1958 von heimgekehrten Soldaten erbaute Grotte mit holzgeschnitzter Marienstatue, das Sandsteinkreuz des alten Friedhofs und ein begehbares Labyrinth zur Erinnerung an den Weltjugendtag 2005.[3]

„Schloss Sanssouris“
Hauptartikel: Eremitenpresse

Das „Schloss“ ist eine kleine Fachwerkscheune am Stierstädter Bahndamm in der ein 1949 gegründeter Verlag beheimatet war. Scherzhaft wurde das Gebäude „Schloss Sanssouris“ (übersetzt: „ohne Mäuse“) genannt, was durchaus auch zweideutig zu verstehen ist und eine Anspielung auf die miserable finanzielle Situation des „Schlossherrn“ war.[4]

Regelmäßige Veranstaltungen

Am Pfingstwochenende lädt die hiesige Freiwillige Feuerwehr zu ihrem Tag der Offenen Tür ein, was sich seit Jahren als Tradition in der Stadt entwickelt hat und dadurch zur festen Kultur Stierstadts wurde.

Am ersten Julisamstag veranstalten die beiden Gruppen „Tauernfreunde“ und „Die Schnuddler“ unter der Leitung von Willy Seidenthal den Stierstädter Grenzgang, der die Teilnehmer auf eine Strecke von etwa 15 Kilometern entlang der Grenze der Vordertaunusgemeinde hoch in den Taunus und entlang der Nachbarstädte und Gemeinden Steinbach, Kronberg-Oberhöchstadt, Bommersheim und Weißkirchen führt. Der seit 2002 jährlich durchgeführte Grenzgang erfreut sich von Jahr zu Jahr wachsender Beliebtheit.

Am zweiten Juliwochenende findet auf dem Festplatz an der Platanenstraße die Stierstädter Kerb statt. Höhepunkt ist der Frühschoppen am Kerbemontag, der weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt ist.

Am zweiten Adventswochenende findet seit einigen Jahren samstags und sonntags der Stierstädter Weihnachtsmarkt statt. Seit 2005 ist er im alten Ortskern in der Gartenstraße zu finden. In den früheren Jahren waren die Stände immer im unteren Teil der Taunusstraße (Stierstadter Hauptstraße) aufgestellt worden.

Einzelnachweise

  1. http://www8.informatik.uni-erlangen.de/cgi-bin/stoyan/urkunde/NO=3371/BASE=Lorsch Urkunde 3371 aus dem Lorschen Kodex
  2. FV Stierstadt: Mannschaften vom 4. August 2010 (abgerufen am 25. April 2011)
  3. Kirchenführer: Kirchen im Hochtaunuskreis, Hrsg. Hochtaunuskreis - Kreisausschuss 2006
  4. http://www.oberursel.info/de/stadtinfo/orschel/stadtteile/stierstadt/ Daten zur Geschichte von Stierstadt

Weblinks


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