Lorscher Codex

Lorscher Codex
Erste Seite des Lorscher Codex
Cod. Laur. III, Nr. 3399: Schenkung vom Aug. 790 im Dorf Hostat an das Kloster Lorsch.

Der Lorscher Codex (lateinisch Codex Laureshamensis) ist ein ungefähr zwischen 1167 und 1190 in der Reichsabtei Lorsch angelegtes handschriftliches Buch. Es enthält eine umfangreiche Klostergeschichte, ein Kopialbuch von über 3800 Urkunden sowie einige Urbare. Der besondere Wert vor allem des Kopialbuches liegt darin, dass die darin enthaltenen Abschriften die einzige erhaltene Überlieferung der vollständig verloren gegangenen Originalurkunden darstellen, die sich einst im Archiv der bedeutenden Reichsabtei befunden hatten.

Heute wird der Codex im Staatsarchiv Würzburg (bayerisches Staatsarchiv mit Zuständigkeitsbereich Unterfranken) aufbewahrt.

Der Codex wurde erstellt, um die Rechte und Besitztümer des Klosters Lorsch zu dokumentieren und damit der Abtei langfristig zu sichern. Der Codex wurde im 12. Jahrhundert, als die Lorscher Macht bereits zurückging, zusammengestellt. Er besteht aus 3836 urkundlichen Eintragungen (Traditionsnotizen) eines Rechtsvorgangs (Kauf, Schenkung usw.) mit den dazugehörigen zitierten Urkunden (von Königen, Päpsten usw.). Diese Urkunden wurden stark verkürzt wiedergegeben. Die ältesten Rechtsgeschäfte sind ab 764 beschrieben und registriert. Weiterhin enthält der Codex zwei Gönnerverzeichnisse und eine Äbtechronik. Diese Äbtechronik dient vor allem als Quelle für die Baugeschichte und der Entwicklung des Kirchenschatzes. Lediglich der Initialbuchstabe der ersten Seite ist illuminiert. Der Text des Codex ist in karolingischen Minuskeln geschrieben.

Da der Lorscher Codex die Ersterwähnung vieler Gemeinden – über 1.000 Orte werden in ihm genannt – enthält, wird er von heimatgeschichtlich Interessierten gern anachronistisch als Grundbuch bezeichnet. Der Lorscher Codex ist die älteste geschriebene Geschichtsquelle für Hunderte von Orten.

Im „Codex Laureshamensis" verzeichneten die Mönche des Lorscher Klosters neben Kauf- und Tauschverträgen die dem Kloster gemachten Schenkungen von Dörfern, Gehöften, Ländereien und allerlei sonstigen schätzenswerten Dingen auf Grund der ihnen vorliegenden Originalurkunden geordnet. In diesem Buch werden zuerst die Schenkungen von Kaisern und Fürsten genannt und dann die aus dem Volke, letztere geordnet nach Gauen, dem Wormsgau (wo das Kloster etwa 1.180 Güter besaß), dem Speyergau, Lobdengau, Rheingau, Maingau, Neckargau, Kraichgau usw. Die unter Karl Theodor in Mannheim gegründete Pfälzische Akademie der Wissenschaften gab in den Jahren 1768–1770 das Werk erstmals im Druck heraus.

Siehe auch

Literatur

  • Codex Laureshamensis. Das Urkundenbuch des ehemaligen Reichsklosters Lorch, Neustadt/Aisch 2003 (Sonderveröffentlichungen der Staatlichen Archive Bayerns 1) ISBN 3-7686-5185-1 Faksimileausgabe
  • Karl Josef Minst: Lorscher Codex deutsch. Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch, 5 Bde., Lorsch 1966/72 Lorsch (Übersetzung)
  • Karl Glöckner: Codex Laureshamensis, Darmstadt 1929-1936, Nachdruck 1963 (maßgebliche Edition) Online als Faksimile bei ALO

Weblinks

 Commons: Codex Laureshamensis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lorscher Kodex — Erste Seite des Lorscher Codex Cod. Laur. III, Nr. 3399: Schenkung vom Aug. 790 im Dorf Hostat an das Kloster Lorsch …   Deutsch Wikipedia

  • Codex Laureshamensis — Erste Seite des Lorscher Codex Cod. Laur. III, Nr. 3399: Schenkung vom Aug. 790 im Dorf Hostat an das Kloster Lorsch …   Deutsch Wikipedia

  • Codex Aureus — (lat.: „goldenes Buch“; Mz. Codices Aurei) ist eine übliche Bezeichnung verschiedener Werke der Buchmalerei. der Stockholmer Codex Aureus (auch Codex Aureus von Canterbury), ein Werk der insularen Buchmalerei, das um 750 in Canterbury entstand… …   Deutsch Wikipedia

  • Codex Aureus Laureshamensis — Der Evangelist Lukas aus dem Lorscher Evangeliar Typische Schriftseite …   Deutsch Wikipedia

  • Lorscher Evangeliar — Der Evangelist Lukas aus dem Lorscher Evangeliar …   Deutsch Wikipedia

  • Codex Aureus of Lorsch — Lorsch Codex redirects here. For the 12th century monastery catalogue, see Lorsch codex. Folio 72 verso of the Codex Aureus of Lorsch contains an illumination of Christ in Majesty The Codex Aureus of Lorsch or Lorsch Gospels (Biblioteca… …   Wikipedia

  • Codex aureus — Cọdex aure|us   [lateinisch »goldenes Buch«], Bezeichnung für mittelalterlichen Prachthandschriften mit goldenen Buchstaben oder goldenen Einbanddeckeln. Besonders bekannt sind der Codex aureus der Echternacher Malerschule, das in goldener… …   Universal-Lexikon

  • Lorsch codex — The Codex Aureus of Lorsch, a Gospel book, is sometimes also called the Lorsch Codex. The Lorsch Codex (Chronicon Laureshamense, Lorscher Codex, Codex Laureshamensis) is an important historical document created between about 1175 to 1195 A.D. in… …   Wikipedia

  • Gero-Codex — Widmungszyklus des Gero Codex: Gero überreicht dem heiligen Petrus den Codex (fol 6v) …   Deutsch Wikipedia

  • Kleine Lorscher Frankenchronik — Karolingische Torhalle des ehemaligen Klosters Lorsch Annales Laurissenses minores (Kleine Lorscher Annalen) lautet die lateinische Bezeichnung einer mittelalterlichen Handschrift aus dem Kloster Lorsch. In manchen Texten wird auch die… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”