Straßenbahn Regensburg

Straßenbahn Regensburg
Die letzten beiden erhaltenen Fahrzeuge der Straßenbahn, Triebwagen 48 und Beiwagen 77 auf dem Betriebshof der Regensburger Verkehrsbetriebe

Die Straßenbahn Regensburg ist ein ehemaliges öffentliches Nahverkehrsmittel in Regensburg, das von 1903 bis 1964 in Betrieb war.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die meterspurige Regensburger Straßenbahn wurde am 21. April 1903 mit zwei Linien eröffnet. Die vom Nürnberger Unternehmen Schuckert & Co. erbauten Strecken liefen von Stadtamhof über die Steinerne Brücke, den Domplatz und den Alten Kornmarkt zum Hauptbahnhof und vom Ostentor über den Domplatz und den Alten Kornmarkt in die Wilhelmstraße. Der Betriebshof befand sich in der Augustenstraße. Im Jahr 1909 gingen die Linien mit dem dazugehörigen Kraftwerk in den Besitz der Stadt über.

Bis in die 1930er-Jahre wurde das Netz schrittweise erweitert.

  • am 29. Januar 1911 von der Maximilianstraße zur neuen Kaserne
  • am 1. August 1915 vom Ostentor bis zum Schlachthof
  • am 1. Oktober 1933 von Stadtamhof bis zur Reinhausener Brücke zur Walhallabahn
  • am 1. Juli 1936 von der Prinz-Rupprecht-Straße bis Pürkelgut

Das Netz wies zu Beginn des Zweiten Weltkrieges eine Streckenlänge von 12,3 Kilometern auf. Durch die Zerstörungen im Krieg konnten nach Behebung der Schäden nur noch 10,4 Kilometer in Betrieb genommen werden. 1953 wurde zwischen dem Hauptbahnhof und der Konradsiedlung eine Oberleitungsbusstrecke eingerichtet. Die erste Stilllegung der Straßenbahn fand 1955 statt. Der letzte Abschnitt, die Linie 1 Prüfening–Pürkelgut, wurde am 1. August 1964 stillgelegt.

Zur Zeit der größten Netzausdehnung wurden folgende Linien betrieben:

1 Prüfening–Arnulfsplatz–Domplatz–Maximillianstraße/Hbf–Stobäusplatz–Pürkelgut

2 Hauptbahnhof–Domplatz–Stadtamhof–Reinhausen

3 Domplatz–Ostentor–Schlachthof

4 Arnulfsplatz–Justizgebäude–Kumpfmühl

Der 1914 errichtete, elektrisch betriebene Schiffsdurchzug unter der Steinernen Brücke entnahm seine Antriebsenergie aus dem Netz der Straßenbahn. Mit Stilllegung der Straßenbahn wurde auch der Betrieb des Schiffsdurchzuges eingestellt.

Fahrzeuge

Die modernsten Regensburger Wagen, die Verbandswagen, wurden nach Darmstadt abgegeben, wo sie von der HEAG noch längere Zeit eingesetzt wurden. Von dort kam ein Straßenbahnzug Anfang der 1990er-Jahre zurück in seine alte Heimat, wo er als Denkmal im Busbetriebshof steht.

Pläne zur Einführung einer Stadtbahn

Seit einigen Jahren wird in Regensburg vermehrt die Einführung einer Stadtbahn diskutiert, um die Attraktivität des Öffentlichen Personennahverkehrs zu verbessern.[1] Eine Studie im Jahr 2006 bescheinigte dem Konzept aber einen deutlich zu niedrigen Nutzen.[2] Allerdings wurde die Studie seitens des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) stark kritisiert.[3].

Auch wenn bislang keine konkreten Pläne existieren, so werden bei Baumaßnahmen schon die möglichen Trassenführungen berücksichtigt, wie beispielsweise beim Neubau der Nibelungenbrücke oder auch beim absichtlichen Erhalt der ehemaligen Gütergleise in Schwabelweis.

Stand September 2008

Seit Ende November 2006 wurde ein recht konkreter Vorschlag einer ersten Ausbaustufe, die sogenannte Mini-Stadtbahn, von verschiedenen Seiten unterstützt.[4] Dabei handelt es sich um eine Nord-Süd-Linie, die von Wutzlhofen im Norden über Konradsiedlung, Nordgaustraße, Donau-Einkaufszentrum, Donaumarkt, Hauptbahnhof/Albertstraße, Friedenstraße, Universität zum Klinikum führen soll. Eine Verlängerung vom Klinikum nach Burgweinting im Zuge der weiteren Stadtentwicklung südlich der Bundesautobahn 3 ist möglich und vorgesehen. Baulich sind für diese Nord-Süd-Linie die meisten Vorbereitungen getroffen (neue Nibelungen- und Galgenbergbrücke, Mittel- oder Seitenstreifen auf Straßenzügen). Ferner halten sich in Nord-Süd-Richtung die Schwierigkeiten aufgrund enger Altstadtstraßen in Grenzen, denn sie wird nur östlich tangiert.

Der verkehrliche Nutzen dieser Route wäre hoch, denn hier bündeln sich im Abschnitt zwischen Donau-Einkaufszentrum und Hauptbahnhof mehrere Stadt- und Regionalbuslinien, so dass sich teilweise auch Verkehre auf diese Linie bündeln lassen. Die Stadtbahn würde hier Stadtteile und beziehungsweise Einrichtungen (Donau-Einkaufszentrum, Universität, Fachhochschule, Klinikum, Arcaden am Hauptbahnhof) anbinden, die ein sehr hohes Potential an Fahrgästen versprechen. Die Auslastung der entsprechenden Buslinien ist hoch, dichtere Takte lassen die Finanzmittel kaum zu.

Auch im Zwischenbericht zu einer erneuten Untersuchung, der im September 2008 dem Regensburger Stadtrat vorgelegt wurde, wird die Nord-Süd-Achse priorisiert. Jedoch sei Regensburg laut Bericht bereits heute eine „sehr gute Busstadt“, der Systemwechsel zu einer Stadtbahn ist jedoch nur langfristig anzustreben. Allerdings werden konkrete Maßnahmen genannt, die als Zwischenstufe den Wechsel vom Busverkehr zur Stadtbahn erleichtern soll: Ein so genanntes „Bus Rapid Transit“-System, das für Busse eine vom MIV unabhängige Fahrbahn ermöglicht. Dieses könnte im Vollausbau als eine Art Busbahn mit Doppelgelenkbussen auf diesen autarken Strecken verkehren. Diese Übergangslösung wurde in der laufenden Untersuchung jedoch noch nicht auf ihre Wirtschaftlichkeit geprüft; dies wird Gegenstand weiterer Prüfungen sein.[5]

Diese Linie könnte ein erster Schritt hin zu einem leistungsfähigeren und attraktiveren ÖPNV in Regensburg sein. Sollte diese Linie Erfolg haben, könnte dies zu weiteren Strecken z.B. in den Stadtwesten (Prüfening) oder Stadtosten (Landshuter Straße) animieren. Darüber hinaus wären Linien Richtung Kumpfmühl-Ziegetsdorf oder nach Westheim interessante Kandidaten. Hierzu müsste jedoch eine sinnvolle Durchfahrt durch die Altstadt gefunden werden.

Regionalstadtbahn als Ergänzung

Ein Ausbau zur Regionalstadtbahn nach Vorbild anderer Städte wie Karlsruhe, Kassel, Chemnitz, etc. bei gleichzeitiger Heranführung von Regionalbussen an Verknüpfungsbahnhöfe würde zusätzlich die Attraktivität erhöhen. Insbesondere die Donautalbahn lohnt hier einen Blick, denn aus dieser Richtung ist ein recht hoher und gerichteter Einpendlerstrom vorhanden. Auch die begrenzte Höchstgeschwindigkeit dieser Bahnstrecke bis Saal würde den Einsatz von Regio-Stadtbahnfahrzeugen begünstigen, die auf einer elektrifizierten Anschlussstrecke ab Saal wieder bis ins südliche Kelheim könnte. Gleichzeitig könnten die Regionalzüge aus Richtung Ingolstadt zwischen Saal und Prüfening ohne Halt durchfahren und damit fünf bis zehn Minuten beschleunigt werden. Dies würde jedoch voraussetzen, dass die Strecke zwischen Regensburg und Saal/Donau zweigleisig ausgebaut würde oder zumindest alle heutigen Haltepunkte zu Kreuzungsbahnhöfen erweitert würden.

Siehe auch

Literatur

  • Günther Klebes: Die Strassenbahnen Bayerns in alten Ansichten. Zaltbommel 1980, ISBN 9028811974.
  • Walther Zeitler: Die Regensburger Straßenbahn. 3. Aufl., Regensburg 1994, ISBN 3927529028.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.regensburg.de/verkehr/verkehrsuntersuchung_2005/index.shtml
  2. http://www.regensburg.de/buerger/rathaus/aemter_gegliedert/baureferat/stadtplanungsamt/stadtbahn.shtml
  3. Artikel in der Mittelbayerischen Zeitung zur Kritik an Stadtbahn-Studie
  4. Artikel in der Mittelbayerischen Zeitung zur Mini-Stadtbahn
  5. Sitzungsvorlage im Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen, 17. September 2008

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