- Strohballenhaus
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Ein Strohballenbau ist ein Bauwerk, für dessen Wandaufbau Strohballen eingesetzt werden. Bei dieser Bauweise kommen überwiegend lokal oder regional verfügbare Ressourcen zum Einsatz (Holz, Stroh, Lehm, Schilf, etc.). Zudem ist sie gegenüber herkömmlichen Bauweisen mit kapitalintensiven Ressourcen eher arbeitsintensiv, dafür aber kostensparender. Der Strohballenbau erfährt in Europa derzeit eine langsam steigende Beliebtheit.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Den Strohballenbau (bzw. die Strohballen-Architektur) gibt es seit Ende des 19. Jahrhunderts. In Nebraska wurden die Ballen von Wanderarbeitern wie Ziegelsteine zum Wandaufbau eingesetzt. Später entwickelte sich in den USA die Ständerbauweise. Während ursprünglich die Ballen aus Mangel an Holz zum Häuserbau verwendet wurden, stehen heutzutage die bauphysikalischen Eigenschaften der Strohballen im Vordergrund.
Konstruktion
Es wird zwischen tragender und nichttragender Bauweise unterschieden. Bei der tragenden Strohballenbauweise bestehen die Wände gänzlich aus Strohballen und die Dachlast wird über die Strohballen getragen. Bei der nicht-tragenden Bauweise bildet ein Holzständerwerk das Tragwerk und die Zwischenräume (Gefache) werden mit Stroh ausgefüllt. Diese Konstruktionsart entspricht weitgehend dem Holzrahmenbau oder auch dem klassischen Fachwerkhaus. Darüber hinaus wurden zahlreiche Mischformen ausprobiert.
Strohballen dürfen auf keinen Fall feucht werden da sie sonst ihre Dämmwirkung verlieren und zu verfaulen beginnen - deshalb muss bei der Konstruktion eines Strohballenbaus besonders auf konstruktiven Feuchteschutz wert gelegt werden. Auf einen ausreichenden Dachüberstand sowie eine Feuchtigkeitssperre gegenüber dem Boden wie z.B.: ein Punktfundament ist in jedem Fall zu achten.
Der ideale Verputz eines Strohballenhauses besteht aus Lehm, denn Lehm kann eindringende Feuchtigkeit rasch aufnehmen und später wieder abgeben.
Die Außenwände werden idealerweise als hinterlüftete Fassade z.B.: Holzfassade oder Putzfassade ausgeführt. Die Hinterlüftung bewirkt einen Kamineffekt der die dauerhafte Austrocknung gewährleistet und im Sommer einer Überhitzung durch Sonneneinstrahlung entgegenwirkt.
Baustoff Stroh
Stroh als Baustoff ist für den ökologischen Hausbau sehr gut geeignet. In der Energiebilanz bleibt dieser Baustoff neutral. Er schont die Umwelt, weil beim Wachstum des Getreides das Treibhausgas Kohlendioxid gebunden wird und das Material ohne großen Transportaufwand beschafft werden kann.
Stroh ist ein guter Dämmstoff. Die gemessene Wärmeleitfähigkeit (Lambda10,tr) beträgt 0,038–0,067 W/mK, damit ist es ähnlich gut wie andere Dämmstoffe. Es besitzt eine Ausgleichsfeuchte von 8–18 %. Fachgerecht verbaute Strohballen weisen eine große Schimmelresistenz auf. Die Rohdichte der Ballen lässt sich zwischen 80 und 210 kg/m³ einstellen wobei bei zunehmender Dichte die Wärmeleitfähigkeit grösser also die Dämmwirkung geringer wird. Die optimale Dichte in Bezug auf Dämmwirkung liegt bei etwa 100-120 kg/m³.
Brandschutz
Strohballen erfüllen die Voraussetzungen für den Brandschutz, da sie – im stark gepressten Zustand – in die Kategorie "normal entflammbar" fallen. Das entspricht der Mindestanforderung im Baurecht. Beidseitig mit 5cm Lehmputz versehen entsprechen moderne Strohballengebäude der Brandschutzklasse F90(Feuerwiderstandsdauer 90min), was einer 20cm dicken Betonwand entspricht.
Siehe auch
Literatur
- Gernot Minke, Friedemann Mahlke: "Der Strohballenbau". Ökobuch Verlag, 2004. ISBN 978-3-936896-01-5
- Heidi Snel: "Stroh im Kopf – Ein alter Baustoff wiederentdeckt". ÖKOFILM Produktion, DVD, 2004. ISBN 3-938196-00-9
- Herbert & Astrid Gruber, Helmuth Santler: "Neues Bauen mit Stroh". Ökobuch Verlag, 2008, ISBN 978-3-936896-35-0
Einzelnachweise
Weblinks
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