Studienheim St. Pirmin

Studienheim St. Pirmin

Das Studienheim St. Pirmin war ein deutsches Internat der Diözese Speyer im Pfälzerwald in der Gemeinde Dahn, 20 km südöstlich der Stadt Pirmasens, 55 km südlich von Kaiserslautern. Namensgeber für das Haus war der heilige Pirmin. Gegründet wurde das Internat am 14. August 1958. Als Architekt wurde 1957 das Karlsruher Architektenbüro Hirsch & Bohne verpflichtet.[1]

Von Anfang an wurde im Studienheim St. Pirmin ausschließlich und bis zum Schluss nur Jungen aufgenommen. Die Gründer Otto Schüßler, Rudolf Nether und Phillip Wendel hatten aus ihrer reformpädagogischen Überzeugung eine Reihe von weiterentwickelten Grundsätzen für das Studienheim St. Pirmin erarbeitet. Dabei spielte die Ruhe und Abgeschiedenheit des naturbelassenen Dahner Felsenlandes eine wesentliche Rolle zur Auswahl des Standortes. Hauptziel des Internates war es, Nachwuchskräfte für den Priesterberuf für die Diözese Speyer zu rekrutieren.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nach der Gründung hatte das Studienheim St. Pirmin eine Kapazität von 150 Schülern, die alle das Otfried-von-Weißenburg-Gymnasium Dahn besuchten. Der angestrebte Schulabschluss war anfänglich das Abitur, später wurden auch Realschüler aufgenommen, die am Schulzentrum Dahn ihre Mittlere Reife absolvierten. Auch bei der Konfession wurde zunächst nur Schüler einer katholischen Diözese, vor allen Dingen der Diözesen Speyer, Trier und Mainz aufgenommen. Später kamen auch Schüler mit protestantischer Konfession hinzu. Die Einrichtung verfügte über eine eigene Hauskapelle mit Orgel, in der der sonntägliche Gottesdienst abgehalten wurde. Auch Firmungen der Internatsschüler durch den Bischof von Speyer Friedrich Wetter (1968-1982) und später durch seinen Nachfolger Anton Schlembach (1983-2007), sowie dessen Vertreter, den Weihbischof Ernst Gutting (1971-1994), wurden hier durchgeführt. Alljährlich am 3. November jeden Jahres das Patronatsfest im Andenken an den Namensgeber, den Hl. Pirmin gefeiert.

Das Internat verfügte über drei Sportplätze, einen Rasenplatz, eine Pferdekoppel, ein Freischwimmbad mit 3 m Sprungturm, einen Tennisplatz, ein Carambolagebillard, drei Tischtennisplatten, eine Aula, eine eigene Disco, eine eigene Musikband und mehrere Musik-, Foto- und Werkräume. Die Schüler konnte Instrumentalunterricht nehmen. In den 1960er Jahren wurden zudem in der hauseigenen Großküche auch Hauswirtschaftlerinnen aus der näheren Umgebung ausgebildet. Insgesamt besuchten zwischen 1958 und 1994 über 550 Schüler das Studienheim, von denen 90 % die Schule mit einem qualifizierten Schulabschluss, dem Abitur oder der Mittlere Reife beendeten. Das Schulgeld betrug im Jahr 1985 für einen Internatsschüler 420.- DM pro Monat. Die Gebühr für Geschwisterkinder betrug zu diesem Zeitpunkt 280.- DM.

Aufgrund der nachlassenden Anmeldezahl sank die Anzahl der Schüler in den 1990er Jahren auf unter 50, was den Träger, die Diözese Speyer, veranlasste, das Studienheim. zu schließen. Im letzte Jahrgang machten acht Schüler das Abitur. 1994 wurde das Studienheim nach 36 Jahren geschlossen. Die verbleibenden Internatsschüler konnten ihre Schulausbildung im ebenfalls von der Diözese Speyer geleiteten Internat Johanneum (Homburg) weiterführen. Ende der 1990 Jahre wurde auch dieses Internat mangels Zulauf geschlossen. Das Johanneum wurde als Gymnasium-Johanneum weitergeführt.

Verkauf der Immobilie, Korruptionsskandal und neue Nutzung

1994 wurden Grundstück und Gebäude für 6,0 Mio DM an die vom Ehepaar Wilfried und Leonore Gaul geführte Wesbau Baubetreuungsgesellschaft mbH verkauft. [3]. 1997 veräusserte Gaul, damals Präsident des Waldhof Mannheim, die Immobilie für 13,25 Mio DM an die Caritas Trägergesellschaft Trier [4], die das Haus umbaute und als Mutter-Genesungsheim für Mutter-Kind-Kuren nutzte. Der Wert der Immobilie wurde für diesen Zeitpunkt von der Staatsanwaltschaft Koblenz auf 6,9 Mio DM beziffert. Der damalige Geschäftsführer der ctt Hans-Joachim Doerfert, damals gleichzeitig Präsident von Eintracht Trier hat also rund 6,35 Mio DM zuviel für das Anwesen bezahlt. Die überschüssigen Gelder wurden von Doerfert und Gaul veruntreut und flossen zum Teil über die Ärztliche Abrechnung Trier (ÄAT) an die Vereine 1. FC Saarbrücken, SV Waldhof Mannheim und Eintracht Trier als deren Präsidenten die beiden Kaufleute den Vereinen in Trier und Mannheim vorstanden. Die in diesem Zusammenhang geflossene Zahlungen an den 1. FC Saarbrücken führten zum Rücktritt von Bundesverkehrsmisnister Reinhard Klimmt. damals Präsident des 1. FC Saarbrücken. [5] und dem saarländischen Minister für Inneres und Sport Klaus Meiser.[[6]. Gaul wurde wegen illegaler Geschäfte und Beihilfe zur Untreue vom Landgericht Koblenz zu zwei Jahren auf Bewährung und 50 000 € Geldstrafe verurteilt.[7] [8]. Gaul trat am 18. März 2002 als Präsident von Waldhof Mannheim von seinem Amt zurück.[9]. Doerfert wurde im Zivilprozess vom Landgericht Trier zur Zahlung von 3,6 Mio DM an die ctt verurteilt, [10] sowie am 1. Februar 2001 vom Landgericht Koblenz im strafrechtlichen Verfahren wegen Korruption zu 7 Jahren und 3 Monaten und am 4. Juli 2001 vom Landgericht München zu 10 Jahren und 6 Monaten verurteilt. [11] Am 20. Januar 2005 wurde Doerfert wegen guter Führung unter Berücksichtigung der besonderen Umstände nach § 57 StGB bereits nach Verbüßung der Hälfte seiner zeitigen Freiheitsstrafe auf Bewährung aus der Haft in der Justizvollzugsanstalt Diez entlassen.[12]

Am 12. August 2004 wurde der Gebäudekomplex durch Vermittlung von der rheinland-pfälzischen Ministerin Malu Dreyer, an die Kölner Josefs-Gesellschaft ggmbH verkauft. [13] Zum 30. September 2004 stellte das Mutter-Kind-Therapiezentrum St. Pirmin den Betrieb ein. Die 40 festangestellten Mitarbeiter erhielten auf Wunsch ein Stellenangebot in einer anderen ctt-Einrichtung. Nach dem behindertengerechten Umbau im Frühjahr 2005 wird das ehemalige Studienheim St. Pirmin seit dem 1. September 2005 als Conrad-von-Wendt Haus, einer Einrichtung für Behinderte der Josefs-Gesellschaft genutzt.[14] In fünf Wohngruppen a 10 Personen haben hier insgesamt 50 körperlich und geistig behinderte Menschen die Möglichkeit, in einem Betreuten-Wohnen-Konzept behindertengerecht zu leben. Das Angebot wird durch eine Tagesförderstätte für 20 schwerer-behinderte Menschen ergänzt. Insgesamt 30 leichter-behinderte Personen gehen einer regelmäßigen beruflichen Tätigkeit in den Pirminiuswerkstätten in Pirmasens, einer Einrichtung der Heinrich-Kimmle-Stiftung, nach. Zur Betreuung der 50 Heimbewohner sind insgesamt 105 Voll- und Teilzeitangestellte im Conrad-von-Wendt Haus beschäftigt.

Darüber hinaus bietet das Conrad-von-Wendt Haus Seminar- und Gruppenräume als Tagungshaus für Firmen sowie Übernachtungsmöglichkeiten als Gästehaus für Privatpersonen an.[15]

Direktoren des Studienheims St. Pirmin

  • Rudolf Nether (1958 – 1968)
  • Georg Greiner (1969-1971)
  • Wilfried Mayer (1971 – 1972)
  • Pater Lamers (1972 – 1982)
  • Clemens Nicolaus (1982 – 1994)

Langjähriger Präfekt Studienheim St. Pirmin

  • Richard Reitzinger (1958 - 1972)
  • Paul Völter (1972-1986)

Schüler des Studienheims St. Pirmin

Einzelnachweise

  1. [1]
  2. [2]
  3. [3]
  4. (ctt, 2009 umbenannt in Cusanus Trägergesellschaft Trier mbH)
  5. [4]
  6. [5]
  7. [6]
  8. [7]
  9. [8]
  10. [9]
  11. [10]
  12. [11]
  13. [12]
  14. [13]
  15. [14]

Weblinks


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