Sybille Schloss

Sybille Schloss

Sybille Schloß, geborene Storck (* 15. Oktober 1910 in München; † 13. Dezember 2007 in New York), war eine deutsche Schauspielerin.

Biografie

Sie wird als uneheliches Kind des Schriftstellers Karl Schloß und seiner späteren Ehefrau Rosel Michel, geborene Storck, geboren. 1914 zieht die Familie ins rheinhessische Alzey, wo Karl Schloß die Zigarrenfabrik der Familie übernimmt. 1927 preist sich Sybille anlässlich der Talentsuche einer Berliner Zeitung mit der Zuschrift an: „Für den Film glaube ich hervorragend geeignet zu sein, denn ich bin vollkommen hemmungslos.“

Sybille Schloß wird in Berlin die Geliebte des Herausgebers der Zeitung, führt ein Bohème-Leben, arbeitet erfolgreich als Fotomodell und dreht mit dem Regisseur Phil Jutzi 1928 den halbdokumentarischen Film Um's tägliche Brot (Hunger in Waldenburg). Von Max Reinhardt wird sie an die von ihm geleitete Schauspielschule aufgenommen und debütiert 1931 an den Münchener Kammerspielen. Bevor sie 1933 dort ihre erste Hauptrolle übernehmen kann, muss sie als Tochter eines Juden das Ensemble verlassen.

Schloß schließt sich dem von ihrer Münchner Kollegin Therese Giehse und Erika Mann gegründeten KabarettDie Pfeffermühle“ an und tourt mit deren Truppe und einem kaum verhüllt gegen die Nationalsozialisten gerichteten Programm erfolgreich durch die Nachbarländer Deutschlands. Sie lebt mit Igor Pruzan-Pahlen, einem Ensemble-Mitglied, zusammen.

Der Schriftsteller Wolfgang Koeppen verliebt sich unerwidert in die junge Darstellerin und schreibt 1934 seinen ersten Roman über „Eine unglückliche Liebe“, wobei er lediglich den Vornamen seiner Angebeteten leicht zu „Sibylle“ verändert. In Koeppens Nachlass finden sich Jahrzehnte später Studio-Nacktaufnahmen von Sybille Schloß und handschriftliche Notizen, die Tötungs- und Suizid-Fantasien des Autors dokumentieren.

1935 verlässt Sybille Schloß die „Pfeffermühle“, um ein Engagement in der Schweiz anzunehmen, dem wenig Erfolg beschieden ist. 1936 geht sie eine kurze Scheinehe mit einem Schweizer ein, um dort eine weitere Aufenthaltsgenehmigung zu erlangen. Im gleichen Jahr lernt sie einen Freund Wolfgang Koeppens kennen, der - obwohl homosexuell - zu ihrer eigenen großen Liebe und ihrem zweiten Ehemann wird. Mit ihm reist sie in die USA, wo Erika Mann ein Gastspiel der „Pfeffermühle“ plant. Dieses fällt beim amerikanischen Publikum durch. Sybille Schloß bleibt in den Vereinigten Staaten, wo ihr Gatte Arbeit als Patentanwalt findet. 1938 besucht sie zum letzten Mal ihre Eltern, die mit ihrer Hilfe nach Holland emigrieren konnten. Sie werden dort 1940 von den Nazis verhaftet und sterben 1944 im Konzentrationslager, Karl Schloß im KZ Auschwitz-Birkenau, Rosel im KZ Ravensbrück.

1946 wird die schwer vom Schicksal ihrer Eltern erschütterte Sybille geschieden. Sie versucht erfolglos, an Filmrollen in Hollywood zu kommen, jobbt unter anderem in einer New Yorker Buchhandlung und heiratet einen Maler. Diese dritte Ehe endet mit dem Selbstmord ihres Gatten.

Sybille Schloß lebt zuletzt als Rentnerin in Manhattan und stirbt in der Nacht zum 13. Dezember 2007 im Alter von 97 Jahren in ihrer Wohnung.

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