- Die Pfeffermühle
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Die Pfeffermühle war der Name eines legendären politischen Kabarett-Ensembles, das am 1. Januar 1933 in der Münchner Bonbonniere, in der Nähe des Hofbräuhauses, sein erstes Programm aufführte.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Gründer waren Klaus und Erika Mann sowie Therese Giehse und Magnus Henning, der der Initiator des Kabaretts war. Zu den Textern gehörten außer Erika und Klaus Mann Walter Mehring und Wolfgang Koeppen, zu den Darstellern unter anderen Therese Giehse, Lotte Goslar, Sybille Schloß, Cilli Wang und Igor Pahlen. Magnus Henning komponierte und spielte Piano. Erika Mann schrieb viele Texte selbst und trat als Conférencière und Darstellerin oft in einem weißen Clownskostüm auf.
Den Namen Die Pfeffermühle hat Erika Manns Vater Thomas Mann erfunden, der bei einer Familiendiskussion über den Namen von Erikas geplanten Kabarett am Esstisch auf die Pfeffermühle zeigte und fragte: „Wie wär’s denn damit?“
Nur wenige Wochen mit einem weiteren Programm nach der höchst erfolgreichen Premiere musste die Truppe vor den Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen. Die Pfeffermühle nahm ihren Spielbetrieb als Exilkabarett am 30. September 1933 in Zürich im Hotel Hirschen wieder auf. Das zweite Exilprogramm wurde am 1. Januar 1934 mit deutlicheren Bezügen, aber ohne ausdrückliche Namensnennung, auf das Dritte Reich gestartet. Es folgte das dritte, noch schärfere Exil-Programm am 3. Oktober 1934 in Basel. Ein Zürcher Gastspiel im November löste Krawalle von Schweizer Nationalsozialisten aus, sodass die Vorstellungen nur unter Polizeischutz weiter geführt werden konnten. Die Aufführungen ernteten 1934 auch Kritik von der Neuen Zürcher Zeitung, und verschiedene Kantone erliessen sogar Aufführungs-Verbote[1]. Die Pfeffermühle kehrte der Schweiz den Rücken und begab sich ab 1935 auf Tournee durch die Tschechoslowakei und die Benelux-Länder.
1935 wurde Erika Mann als „geistiger Urheberin“ des „deutschfeindlichen“ Kabaretts die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Bis zur letzten Aufführung in Europa am 14. August 1936 gab die Pfeffermühle 1034 Vorstellungen. Als der Druck der Nationalsozialisten in Europa zu stark wurde, versuchte Erika Mann Anfang 1937 ohne Erfolg, mit The Peppermill in New York Fuß zu fassen. Therese Giehse und Magnus Henning kehrten nach Europa zurück. Lotte Goslar und Sybille Schloß blieben in Amerika, ebenso wie Erika Mann, die durch Vortragsreisen versuchte, die Amerikaner über die Gefahr, die vom nationalsozialistischen Deutschland ausging, aufzuklären.
Zitat aus dem zweiten Exil-Programm
- [...]
- „Warum sind wir so kalt?
- Warum, – das tut doch weh!
- Warum? Wir werden bald
- Wie lauter Eis und Schnee!
- Beteiligt Euch, – es geht um Eure Erde!
- Und Ihr allein, Ihr habt die ganze Macht!
- Seht zu, daß es ein wenig wärmer werde
- In unserer schlimmen, kalten Winternacht!
- Die ist erfüllt von lauter kaltem Grauen, –
- Solange wir ihm nicht zuleibe gehn;
- Wehrt Euch und kämpft, – und dann laßt uns doch schauen,
- Ob die Gespenster diesen Kampf bestehen!
- Bestehn? Ich glaub' es nicht!
- Die Sonne siegt zum Schluß!
- Warum? Weil solches Licht
- Am Ende siegen muß!“
- Aus Kälte, aufgeführt von Erika Mann am 1. Januar 1934 im Hotel Hirschen (Quelle: Helga Keiser-Hayne: Erika Mann und ihr politisches Kabarett „Die Pfeffermühle“ 1933–1937, S. 108)
Veröffentlichungen
- Helga Keiser-Hayne: Erika Mann und ihr politisches Kabarett „Die Pfeffermühle" 1933–1937. Texte, Bilder, Hintergründe. Erweiterte Neuausgabe. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1995, ISBN 3-499-13656-2
- Irmela von der Lühe: Erika Mann: Eine Biographie, Campus Verlag, Frankfurt/Main; New York City 1993. Sonderband der Reihe: Geschichte und Geschlechter. ISBN 3-593-34917-5. Von der Autorin überarbeitete Ausgabe bei Fischer, Frankfurt/Main 1996, ISBN 3-596-12598-7
- Erika Manns Pfeffermühle – auf den Spuren des legendären Exilkabaretts 1933–1937. CD. Martin Heim und das Orchester Odeon Central, duo-phon-records, Berlin
Einzelnachweise
- ↑ Susanne Gisel-Pfankuch: Erika Mann. In: Historisches Lexikon der Schweiz, Band 8. Schwabe, Basel 2009, ISBN 978-3-7965-1908-6. (Online)
Weblinks
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