Symeon Stylites der Ältere

Symeon Stylites der Ältere
Säule von Symeon Stylites dem Älteren.
Die Säulenheiligen Symeon Stylites der Ältere (links) und Symeon Stylites der Jüngere (rechts) auf einer Ikone

Symeon Stylites der Ältere (* 389 in Sisan, heute vermutlich Samandağ im Grenzgebiet zwischen Syrien und Kilikien; † 2. September 459 in Qal'at Sim'an), griech. Συμεών ὁ Στυλίτης (ὁ πρεσβύτερος „der Ältere“ bzw. ὁ ἐν τῇ μάνδρα „der im Kloster“), ging als erster christlicher Säulenheiliger in die Kirchengeschichte ein. Er verkörperte mit seiner „Ortsaskese“ das syrische Ideal des Eremiten in höchster Übersteigerung.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Der syrische Asket wurde als Sohn wohlhabender Bauern geboren. Der getaufte Christ trat um 403 in das Kloster Eusebona bei Tell 'Ada ein. Im Februar 412 wurde er allerdings gezwungen, die Gemeinschaft zu verlassen, weil seine Askese zu exzessiv war. Er hatte sich innerhalb von zwei Jahren immer wieder eingraben lassen und hatte sich dem Schlaf durch dauerndes Stehen entzogen.

Danach hauste er als Einsiedler in Telanessos (syrisch Telneschin oder Telneschil, heute Deir Seman), bei Aleppo im Norden des heutigen Syrien und 60 km östlich von Antiochia gelegen, in einer Zelle und ließ sich während der 40-tägigen Fastenzeit einmauern. Kurz darauf zog er auf den nächstgelegenen Hügel. Als er von immer mehr Menschen, die Rat suchten, besucht wurde, versuchte er den Störungen zu entgehen und setzte sich um 422 auf eine 2 mal 2 Meter große Plattform einer anfangs drei Meter hohen Säule, auf der er den Rest seines Lebens verbringen sollte. Kaiserliche Bauleute halfen, die Säule auf 17 bis 18 Meter zu erhöhen. So konnte ihm niemand mehr Fäden, denen man wundertätige Eigenschaften zusprach, aus der Kutte ziehen. Symeons Leben bestand fortan aus ständigem Beten, das von rhythmischen Kniefällen begleitet war. Theodoret von Kyrrhos soll bei Symeon 1244 solcher Proskynesen gezählt haben, bis er das Zählen aufgab.

Der Ruf der Heiligkeit breitete sich aus und große Volksmassen drängten um den „Friedensstifter der Wüste“, der täglich zwei Ansprachen an die Volksmasse richtete. Rund um die Heiligensäule gab es so etwas wie einen permanenten Kirchentag, der Pilger aus der gesamten Ökumene anlockte. Der stets von Freude Erfüllte antwortete auf Fragen, die Besucher ihm hochriefen. Kaiser Theodosius II. stieg sogar auf die Säule, um sich von dem lebenden Heiligen beraten zu lassen. Symeon hatte so erheblichen Einfluss auf Politik und Gesellschaft. Für die verfolgten Christen im Perserreich war er ein Symbol der Rettung, denn er trat für die Armen und Unterdrückten ein. Eine seine Forderungen war eine Zinsbeschränkung auf sechs Prozent. Noch zu seinen Lebzeiten stellten Handwerker im weit entfernten Rom Bilder des Symeon als Schutzzeichen in den Eingang ihrer Werkstätten.

Der „zwischen Himmel und Erde lebende Märtyrer“, der aérios martyr, starb 459 in Qal'at Sim'an. Zunächst wurde sein Tod dem Volk verheimlicht. Der Leichnam Symeons wurde dann mit allem Pomp nach Antiochia überführt, wo man 30 Tage lang die Totenfeier hielt. Ein Teil der kostbaren Reliquien kam zehn Jahre später nach Konstantinopel, ein anderer Teil kam vermutlich noch vor Baubeginn zur Basilika von Qalb Loze. Nach seinem Tod verbreitete sich der Kult des Styliten durch Nachahmer, und zahlreiche Orte im nordsyrischen Kalksteinmassiv wurden zu Pilgerstätten. Sein Fest wurde im Westen am 5. Januar begangen, im Osten am 1. September. Sein Beispiel fand bis zum 10. Jahrhundert Nachfolger.

Kritik

Anfängliche Kritik an der extremen Lebensweise soll schnell verstummt gewesen sein und man glaubte in der von Symeon verkörperten Ortsaskese das syrische Ideal des Einsiedlers in höchster Übersteigerung zu erkennen. [1] Spätere Historiker und Philosophen sahen indessen vor allem in der großen gesellschaftlichen und politischen Bedeutung, die Mönche allein aufgrund ihrer asketischen öffentlichen Leiden erlangen konnten, ein Zeichen für die durch die Christianisierung beschleunigte Dekadenz des römischen Reichs. So schrieb in seinem zwischen 1776 und 1788 erschienenen Gesamtwerk über den Verfall und Untergang des römischen Imperiums der zu den bedeutendsten britischen Historikern zählende Edward Gibbon, dass derjenige „die denkwürdige Verwandlung, die sich im römischen Reich innerhalb von fünfhundert Jahren vollzog, richtig einschätzen“ könne, dem es möglich sei, „den Abstand zwischen dem Charakter Catos und dem Simeons zu ermessen.“ [2]

Quellen

Sein Leben ist durch die griechische Vita seines Jüngers Antonius überliefert, die wahrscheinlich in Antiochia entstand. Es liegt auch eine aramäische Lebensbeschreibung von 474 vor, die als genauer gilt. Des Weiteren beschrieb Theodoret von Khyrros, der zur gleichen Zeit wie Symeon lebte, das Leben des Heiligen im 26. Kapitel seiner Mönchsgeschichte.

Nachklang

Mit Symeons Leben und seiner Religiosität beschäftigte sich im 20. Jahrhundert der spanische Filmregisseur Luis Buñuel. Frucht dieser Bemühungen war Buñuels Film Simón del desierto (1965) (dt. Simon in der Wüste).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Symeon Stylites der Ältere. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
  2. Edward Gibbon, Verfall und Untergang des römischen Imperiums: Bd. V Kapitel XXXIII-XXXVIII, München, 2. Aufl. 2004 , ISBN 3-423-59062-9, Seite 210-213, 213

Literatur

  • Hartmut Gustav Blersch: Die Säule im Weltgeviert: der Aufstieg Simeons, des 1. Säulenheiligen. Trier: Paulinus 1978. (Sophia; Bd. 17) ISBN 3-7902-1447-7
  • Hugo Ball: Byzantinisches Christentum: 3 Heiligenleben. Frankfurt am Main: Insel 1979. ISBN 3-458-04965-7
    • Neuauflage, herausgegeben und kommentiert von Bernd Wacker: Wallstein Verlag, Göttingen 2011 ISBN 978-3-89244-779-5
  • Von Wolfgang Hildesheimer gibt es einen Text über Symeon Stylites, der unter dem Titel „Auf den zweiten Blick“ erschienen ist in dem Band „Die Geschichtenerzähler – Neues und Unbekanntes von Allende bis Zafón“, Frankfurt/Main 2008 (suhrkamp), ISBN 978-3-518-46000-9

Weblinks

 Commons: Symeon Stylites der Ältere – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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