Synagoge an der Reichenbachstraße München

Synagoge an der Reichenbachstraße München

Die Synagoge an der Reichenbachstraße München ist eine ehemalige Synagoge in München. Das Gebäude liegt in der Isarvorstadt nahe dem Gärtnerplatz. Von 1947 bis zur Einweihung der neuen Synagoge Ohel Jakob im Jahre 2006 war sie Münchens Hauptsynagoge.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Bauwerk

Das Gebäude, ein Werk von Gustav Meyerstein (1889-1975), liegt in einem Hinterhof an der Reichenbachstraße. Mit 27 Metern Länge, 14 Metern Breite und 8 Metern Höhe bot der dreischiffige Bau Platz für 330 Herrenplätze und 220 Damenplätze auf der Empore. Zur Zeit der Erbauung der Synagoge im Jahr 1931 floß der Kaiblmühlbach an der Rückseite des sich anschließenden Hofes vorbei, so dass dort Taschlich gemacht werden konnte. Das Gebäude steht heute unter Denkmalschutz.[1]

Baugeschichte

Nach Beginn des 20. Jahrhunderts waren viele Juden aus dem Osten, Österreich-Ungarn und Russland nach München zugewandert. Nach dem Ersten Weltkrieg kamen noch viele Emigranten aus der Sowjetunion hinzu, so dass der Anteil der sogenannten Ostjuden in der jüdischen Gemeinde schließlich etwa ein Viertel betrug. Diese Gruppe von Juden hatte ein eigenes Zusammengehörigkeitsgefühl und eigene Formen der Frömmigkeit - und zunächst auch, da es sich nicht um deutsche Staatsangehörige handelte, kein Wahlrecht für den Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde. Bereits ab 1914 betrieben die ostjüdischen Vereine Linath Hazedek („Stätte des Rechts“) und Agudas Achim („Bund der Brüder“) einen Betsaal an der Reichenbachstraße.[2] Zu Beginn der 1930er Jahre betrug in München die Zahl der Juden aus dem Osten 2.300, so dass ein Synagogenneubau nötig wurde, an dem sich die Kultusgemeinde beteiligte. Zur Eröffnung am 5. September 1931 sprachen die Rabbiner aller drei großen jüdischen Gruppierungen in München: Samuel Wiesner, der Rabbi der neuen ostjüdischen Synagoge, Ernst Ehrentreu von der alten Synagoge Ohel Jakob und der Gemeinderabbiner Leo Baerwald von der damaligen Hauptsynagoge. In München gab es mit der neu eröffneten Synagoge nunmehr drei große Synagogenbauten. In der größten Münchner Tageszeitung, den Münchner Neuesten Nachrichten, wurde allerdings nicht über die Eröffnung berichtet.

Verwüstung und Neuanfang

Bei den Novemberpogromen 1938 wurde die Synagoge an der Reichenbachstraße in der Nacht vom 9. auf den 10. verwüstet; die Feuerwehr verhinderte, dass sie in Brand gesteckt wurde, weil man ein Übergreifen des Feuers auf die Nachbargebäude befürchtete. Da die beiden anderen Synagogen auch zerstört wurden, musste die jüdische Gemeinde in einer ehemaligen Tabakfabrik in der Lindwurmstraße Zuflucht suchen. Ein Betsaal im ehemaligen Maschinenhaus bestand dort bis zum Juni 1942.[3]

Nach dem Ende des Dritten Reiches wurde die Israelitische Kultusgemeinde 1945 wiederbegründet. Im Jahr 1946 lebten wieder 2800 Juden in München. Die Synagoge in der Reichenbachstraße wurde wiederhergerichtet und am 20. Mai 1947 in Anwesenheit von Vertretern der amerikanischen Militärregierung, der bayerischen Staatsregierung, der Stadtverwaltung und der christlichen Konfessionen feierlich wiedereröffnet. Unter den Mitgliedern der neuen jüdischen Gemeinde waren viele Displaced Persons; die Gebetsordnung des neuen Gebetbuchs entsprach dem ostjüdischen Ritus, dem gleichen, der nach Errichtung der Synagoge in den 1930er Jahren dort gepflegt wurde.[4] Bis zur Eröffnung der neuen Münchner Hauptsynagoge Ohel Jakob am St.-Jakobs-Platz im Jahr 2006 war die Synagoge an der Reichenbachstraße die Hauptsynagoge der jüdischen Gemeinde.

Rabbiner

Vereine Linath Hazedek und Agudas Achim

  • Samuel Wiesner

Neugegründete Gemeinde ab 1947

Literatur

  • Wolfram Selig (Hrsg.): Synagogen und jüdische Friedhöfe in München. Aries, München 1988, ISBN 3-920041-34-8.

Weblinks

Einzelbelege

  1. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Bayernviewer-denkmal, abgerufen am 24. November 2010
  2. Elisabeth Angermair: Eine selbstbewußte Minderheit (1892-1918), in: Richard Bauer und Michael Brenner (Hrsg.): Jüdisches Leben. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart.. C. H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54979-9, S. 110-136
  3. Andreas Heusler: Verfolgung und Vernichtung (1933-1945), in: Richard Bauer und Michael Brenner (Hrsg.): Jüdisches Leben. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart.. C. H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54979-9, S. 161-184
  4. Shalom Ben-Chorin: Der dritte Tempel, in: Hans Lamm: Vergangene Tage. Jüdische Kultur in München. Oldenbourg, München 1982, ISBN 3-7844-1867-8, S. 443-445
48.13062511.576597222222

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