Säumerwesen

Säumerwesen
Brücklein des Grimselsaumpfades

Ein Saumpfad (Saum = veraltet für Last, althochdeutsch soum) ist eine für Wagen oder Gespanne zu steile, zu schmale oder zu unwegsame Altstraße, auf der früher mit Hilfe von Saumtieren Güter transportiert wurden. Die lichte Weite auf Gebindehöhe war mindestens 3 Meter.

Das Transportgut wurde mit Packsätteln auf den Tieren befestigt. Ein Saumzug besteht aus einem oder mehreren Tieren, die hintereinander auf dem Saumpfad gehen. Eine Pferdelast wird ein Saum genannt und wiegt, regional unterschiedlich, etwa 120 kg - 130 kg. Oft wird nur das erste Tier von einem Führer geführt, die weiteren Tiere laufen angebunden oder frei hinterher. Saumpfade fanden sich vor allem im Gebirge. Viele historische Alpenübergänge waren als Saumpfade ausgelegt und verfügten über ein Netz von Saumstationen, wo die Waren auf andere Tiere umgeladen wurden. Als Saumtiere kamen in Europa in erster Linie Esel, Maultiere und Pferde zum Einsatz.

Die meisten Saumpfade sind heute verfallen oder zu vollwertigen Straßen ausgebaut. Ein bekanntes Beispiel für einen seit Jahrtausenden bekannten Saumpfad ist die österreichische Felbertauernstraße.

Geschichtliches

Der Transport von Waren mit Saumtieren ist durch Felszeichnungen bei Carschenna am Splügenpass bereits seit etwa 1000 vor Christus belegt und war in dieser Zeit die einzige Möglichkeit, Güter über die Alpen zu transportieren. Erst in römischer Zeit entstanden mit Reschenpass, Malojapass, Septimerpass und Julierpass karrentaugliche Wege über die Alpen.

Nach dem Niedergang des Handels zur Zeit der Völkerwanderung etablierte sich das Saumwesen im Mittelalter, es tauchten mehr und mehr Urkunden über Säumerordnungen auf. Die Säumer schlossen sich zu Genossenschaften, den sogenannten Porten zusammen, die von den Landesfürsten Geleitschutz bekamen, die sogenannte Fürleit. Die Säumer entwickelten eine eigene Rechtsordnung, vor Gericht berief man sich auf den Säumwerksgebrauch.

Begleitete zunächst noch der Besitzer seine Ware hoch zu Ross, etablierte sich gegen Ende des Mittelalters der Stracksäumer, der die Ware direkt bis zum Empfänger lieferte.

Auch in der Säumerei des Mittelalters gab es bereits Frachtpapiere: Mit der Ware wurde stets auch ein Fuhrbrief, die so genannte Pollitte mitgeführt.

Die Blütezeit des Saumwesens im 15. und 16. Jahrhundert endete mit der im 17. Jahrhundert aufkommenden Post und den immer besser ausgebauten Straßen. In den Alpen verlor die Säumerei ihre wirtschaftliche Bedeutung erst mit dem Ausbau vieler Pässe zu Fahrstraßen, am Simplon 1806, am Splügen 1822, am Gotthard 1830, mit dem Bau der Gotthardbahn 1882 fiel sie vollends dahin. Vereinzelt wird auch heute noch gesäumt, so z. B. zum Bau und zur Versorgung von Schutzhütten der europäischen Alpenvereine.

Nicht zuletzt bedingt durch staatliche Zuschüsse für die Versorgung von Alpen, Almen und Schutzhütten im Alpenbereich mit Hubschraubern wird die Säumerei in Europa heute fast nur noch als Liebhaberei und Hobby betrieben.

Siehe auch

  • Sust – Warenumschlagplatz zur Zeit der Säumerei

Weblinks

Sbrinz Route


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