Tabal

Tabal

Tabal (Ta-ba-li) war ein luwisches Königreich in Ostanatolien, nordwestlich von Malatya in der heutigen Türkei. Seine Herrscher sahen sich als Nachfolger der hethitischen Großkönige und führten diesen Titel auch in ihren Inschriften, die in Hieroglyphenluwisch verfasst sind.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Reich Tabal erstreckte sich von Kululu (Kültepe) bis zum Gölludağ. Die Hauptstadt war Artulu. Tabal lag am Rand der neo-assyrischen Einflusssphäre, und obwohl es der östlichen Großmacht zeitweise tributpflichtig war, kam es nie zu einer wirklichen Kontrolle durch die Assyrer. Auf dem schwarzen Obelisken [1] wird es als Nachbar von Meliddu genannt. Es grenzte an das Königreich von Tuwanuwa (Tyana) und Hubušna (Kybistra) sowie an Que[2]. Unter Sanherib wird berichtet, dass Til-garimmuan an Tabali angrenzte[3]. Zur Zeit Sargons II. war es Nachbar von Hilakku (Kilikien). In den neo-assyrischen Quellen wird es manchmal auch als Bit-Burutas bezeichnet.

Quellen

Da in diesem Gebiet bisher kaum Grabungen stattfanden und die Archive von Tabal noch nicht gefunden wurden, ist man für Information auf die spärlichen und sicher parteiischen assyrischen Nachrichten angewiesen. Auch einige wenige urartäische Inschriften erwähnen Tabal (Das Land der Dynastie von Tuatte).

Bezeichnung

Tabal entspricht dem biblischen Tubal[4]. Dort wird es meist zusammen mit Mesech genannt. Da in den assyrischen Quellen oft mehrere Könige von Tabal genannt werden, nehmen Forscher wie Seton Lloyd an, dass das Wort von den Assyrern benutzt wurde, um einen Bund späthethitischer Fürstentümer zu beschreiben, zu dem dann z.B. auch Meliddu (Melitene), Kummuhu (Kommagene), Tuhana (Tyana) und Gurgum (Maraş) gehörten. Damit wäre z.B. auch das Felsrelief von Ivriz, das einen König Warpalawas, Herrscher von Tuhana vor dem Gott Tahunzas zeigt, dem Reich Tabal zuzuordnen. Da der Herrscher von Tabal den Titel Großkönig beanspruchte, konnten seine Vasallen zu Recht Könige genannt werden.

Geschichte

Tuwatis, der Herrscher von Tabal, der sich Großkönig nannte, und sein Sohn Kiakki wurden von Salmanassar III. unterworfen, der 837 in seinem 22. palu den Euphrat überschritt und den Tribut der 24 Kleinfürsten von Tabal (die sich "Könige" nannten) entgegennahm.

Auch Tiglat-pileser III. (744-727) rühmte sich, den Tribut von Tabal entgegengenommen zu haben. Außer Wassurme von Tabal, dem Großkönig, werden Usitti von Atuna, Urbala'a von Tuhana, Tuhamme von Istundi und Wirime von Ḫubuškia als Könige von Tabal genannt. Um 732 erhob sich Tabal gegen die assyrische Herrschaft, wurde jedoch durch einen assyrischen General erobert, der Wasu-Šamaš (oder Scharumas), den Sohn des Tuwati als neuen Vasallenkönig einsetzte.

718 rebellierte Tabal, zusammen mit Kiakki von Šinuhtu, Pisiriš von Karkemisch und dem Muški-Herrscher Mitā (Mi-ta-a) und wurde von Sargon II. unterworfen. Er setzte wiederum einen neuen König ein, der eine seiner Töchter heiraten durfte. 713 kam es, wohl durch den Einfluss Urartus (Sargon erwähnt einen Boten Ur-sa-as, also Rusas) und der Muški zu einem neuerlichen Aufstand, den die Statthalter der Westprovinzen niederwerfen konnten. Nun wurde Tabal zur assyrischen Provinz gemacht. 705 ist ein weiterer Feldzug Sargons gegen Tabal, Urartu und die Muški belegt. Nach dem Tode Sanheribs fiel Tabal 681 erneut ab. 676 verbündete es sich mit Mugallu, dem König des (ebenfalls im Aufstand begriffenen) Meliddu.

Die wachsende Macht der Muški begann nun auch Tabal zu bedrohen. Um 660 bat eine Gesandtschaft am Hof von Assurbanipal um assyrischen Schutz. Vermutlich handelte es sich hier um einen Versuch, die beiden Mächte gegeneinander auszuspielen. Mugallu, der König von Tabal, unterwarf sich Assurbanipal zusammen mit dem König von Arwad, er umfasste seine Füße, die Tochter seines Herzens wurde Konkubine des assyrischen Königs[5]. Tabal zahlte einen jährlichen Tribut von "großen Pferden"[3].

Bibel

In der Bibel (Ezechiel 32,36 EU; 38,2,3 EU; 39,1 EU) werden Tubal und Mesech grundsätzlich zusammen genannt, ein Hinweis darauf, dass Tabal und die Muški zu dieser Zeit wohl Verbündete waren, die auch weiter im Süden gefürchtet waren. In den beiden letzten Zitaten wird als ihr Oberherr Gog im Lande Magog genannt, über dessen ethnische Zuordnung keine Einigkeit besteht.

In Ezechiel 27,13 EU kommen in der Klage über Tyros unter den Leuten, die Sklaven und Erz in die Stadt brachten, zusätzlich noch Javan (Griechen) hinzu. Damit sind vielleicht die Bewohner der archaischen Handelsniederlassungen in Kilikien gemeint.

Auch Jesaja 66,19 EU nennt in seiner Aufzählung der fernen heidnischen Völker im Norden und Westen (die einst zum Judentum bekehrt werden sollen), Tubal und Javan zusammen. Sowohl Genesis 10,2 EU als auch 1. Chronik 1,5 EU zählen Gomer, Madai, Javan, Tubal, Mesech und Thiras hintereinander auf, als die Kinder Japhets. Hier ist keine besondere Ordnung zu erkennen, außer, dass es sich bei allen um die Bewohner des Nordens oder Nordwestens handelt.

612 fiel nicht nur das assyrische Reich, sondern auch Anatolien bis zum Kızılırmak an die Meder.

Herrscher

  • 24 Könige, Großkönig Tuwatis (oder Tuatti), um 837 (Salmanasser III.)
  • Kiakki, Sohn des Tuwati, um 837 (Salmanasser III.)
  • Tuwati, um 770
  • Wassurme/Wasuarma, Sohn des Tuwati ab 732
  • Wasu-Šamaš/Wasu-Šarumas
  • Hili ab 730
  • Ambaris, verheiratet mit Ahat-abištu, ab 712 (Sargon II.)
  • ab 700 assyrisch
  • Mugallu/Mukalli unter Assurbanipal

Götter

Aus Inschriften ist der Kult eines Sturmgottes (Tarhuis vom Weingarten) und der Kubabaš von Karkemiš bekannt, die der phrygischen Kybele entsprechen dürfte. Das Felsrelief von Ivriz zeigt den Gott Tahunzas, der ebenfalls zu den Reichsgöttern von Tabal gehören könnte.

Literatur

  • O. R. Gurney: The Hittites. London 1952.
  • Seton Lloyd: Ancient Turkey. British Museum, London 1989.
  • Fischer Weltgeschichte. Bd. 3. Frankfurt.
  • Yak Yakar: Ethnoarchaeology of Anatolia: rural socio-economy in the Bronze and Iron Ages. Tel Aviv, Emery and Claire Yass Publications in Archaeology 2000.

Einzelnachweise

  1. Schwarzer Obelisk 11, 108-110
  2. Messerschmidt, Keilschrifttexte aus Assur histor. Inhalts, 1, no 30, ref. 5
  3. a b E. Dhorme, Les Peuples issus de Japhet d'après le chapitre X de la Genèse. Syria, 13/1, 1932, 38
  4. z.B. Fritz Rienecker (Hrsg.), Lexikon zur Bibel. R. Brockhaus Verlag, Wuppertal, 4. Aufl. 1962, Lemma Tabal; Trevor R. Bryce: History. In: H. Craig Melchert: The Luwians. Handbook of Oriental Studies I.68. Leiden; Boston 2003, S. 98.
  5. (Rassam-Zylinder

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