Tahir Ahmad

Tahir Ahmad
1989 - Mirza Tahir Ahmad besucht Deutschland

Mirza Tahir Ahmad (Urduمرزا طا ہر احمد‎, DMG Mīrzā Ṭāhir Aḥmad, * 18. Dezember 1928 in Qadian, (Indien); † 19. April 2003 in London) wurde 1982 in Pakistan zum vierten Khalifat ul-Massih gewählt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Mirza Tahir Ahmad war der Sohn des zweiten Khalifat ul-Massih Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmad und dessen zweiter Frau Syeda Maryam Begum und ein Enkel vom Mirza Ghulam Ahmad. Als Kalif folgte er seinem Halbbruder Mirza Nasir Ahmad.

Bildung

1944 schaffte Mirza Tahir Ahmad vorerst seinen Realabschluss an der Taleem-ul-Islam High School. Während den Tagen der Abschlussprüfung starb seine Mutter. Anschließend machte er sein Fachabitur am Gouvernement College in Lahore. Von 1949 bis 1953 besuchte er die Jamia (Theologische Ausbildungsstätte der Ahmadiyya) und wurde zum Missionar ausgebildet. Er begleitete seinen Vater auf seiner Reise nach England und studierte anschließend an der SOAS orientalische und afrikanische Wissenschaften und kehrte 1957 nach Rabwah zurück.

Khilafat

Am 10. Juni 1982 wurde er in der Mubarak-Moschee zu Rabwah zum Khalifat ul-Massih IV. gewählt. Wegen der Verfolgungssituation der Ahmadiyya in Pakistan verlegte er im April 1984 seinen Wohnsitz von Rabwah nach London.

Das von ihm initiierte Waqf-e-Nau Programm[A 1] bereitet den Nachwuchs für einen Dienst in der Jamaat vor und soll die Zukunft der Gemeinde sichern. Unter seiner Führung wurde der internationale islamische Fernsehsender (MTA) installiert, der auf nichtkommerzieller Basis 24 Stunden am Tag in verschiedenen Sprachen in alle Teile der Erde ausstrahlt. Mirza Tahir Ahmad behauptet, dass durch diesen Fernsehsender die Offenbarung wahr geworden sei, die Mirza Ghulam Ahmad in Qadian, von Allah empfangen habe: „Ich werde deine Botschaft bis ans Ende der Welt tragen.“

Mirza Tahir Ahmad besaß ein großes Wissen, so dass er Frage-Antwort-Sitzungen mit Professoren, Intellektuellen, Theologen und einfachen Bürgern abhielt. Er verfasste zahlreiche Bücher, wie Klaam-e-Tahir (Gedichtsbuch in Urdu), „Revelation, Rationality, Knowledge and Truth“ und „Murder in the Name of Allah“ und eine neue Übersetzung des Korans in Urdu. Er beschäftigte sich auch mit Homöopathie. Angeblich heilte er viele chronisch Kranke durch seine homöopathische Behandlung. Basierend auf seinen Lektionen auf MTA zur Homöopathie verfassten einige Ahmadi-Muslime ein Buch darüber.

Auslandsbesuche als Kalif

Auslandsbesuche

Am 10. September 1982 weihte er die Bascharat-Moschee in Pedro Abad (Córdoba) ein. Es war der erste Bau einer Moschee in Spanien seit der Vertreibung der Mauren vor 800 Jahren. Den Grundstein für die erste Moschee in Australien legte er am 30. September 1983. Die ersten Missionen wurden von ihm nach Südamerika entsandt. Hunderte von neuen Moscheen wurden in Afrika und weltweit eingerichtet. Auf seinen vielen Missionsreisen besuchte er zahlreiche Länder, wie Australien, Neuseeland, USA, Kanada und Westafrika. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Ahmadiyya 1989 verkündete er auf der Jalsa Salana Deutschland das 100-Moscheen-Projekt für Deutschland.

Grab des 4. Kalifen und seiner Frau in Islamabad

Tod

Nach seinem Ableben wurde er in der Fazl-Moschee zu London aufgebahrt. Zehntausende Gläubige nahmen dort von ihm Abschied. Die Regierung Großbritanniens öffnete trotz Ostermontag ihre Botschaften. Am 23. April 2003 wurde sein Leichnam nach Islamabad (Tilford)[A 2] überführt. Dabei wurde der Autokorso von 16 Motorrädern und einem Hubschrauber der englischen Polizei eskortiert und live im MTA übertragen. Beim Totengebet in Islamabad, dass von seinem Nachfolger Mirza Masrur Ahmad verrichtet wurde, sollen nach Schätzung der Polizei rund 25–30.000 Menschen anwesend gewesen sein.

Mubahala

Auch unter Mirza Tahir Ahmad setzte die AMJ die Auseinandersetzung mit ihren Gegnern mit dem Mittel der Mubahala fort. Am 12. Juni 1988 verkündete er nach Darstellung der Ahmadiyya eine Mubahala gegen Mohammed Zia ul-Haq, den ehemaligen Präsident von Pakistan. Zia-ul-Haq, der geschworen hatte, das „Krebsgeschwür Ahmadiyyat“ auszurotten, kam am 17. August 1988 durch einen nicht geklärten Absturz seiner Militärmaschine zu Tode.[1] Dieses Ereignis soll ein „Beweis“ für ihren Wahrheitsanspruch der AMJ sein.

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Nach dem Tode von Mirza Tahir Ahmad stellte die „Anti-Ahmadiyya Movement in Islam“ die AMJ in einem offenen Brief mit dem Hinweis in Frage, dass Mirza Tahir Ahmad einen Monat und 13 Tage vor Syed Abdul Hafeez Shah († 19. April 2003), dem Präsidenten der Anti-Ahmadiyya Movement in Islam, gestorben sei, der Mirza Tahir Ahmad bei mehreren Gelegenheiten zu einer Mubahala herausforderte, welche jedoch von ihm jedoch nicht angenommen wurden.[2]

Überzeugungen

Politik und Religion

Mirza Tahir Ahmad trat für die Trennung von Religion und Staat ein:

„Die Politik soll sich nicht in die Religion einmischen, und die Religion nicht in die Politik. Dies sind unsere Theorie und unsere Praxis.“

Mirza Tahir Ahmad: Zitiert nach Hadayatullah Hübsch [3]

AIDS

Die Immunschwächekrankheit AIDS ist für die Ahmadiyya „die Folge nicht nur der sexuellen Freizügigkeit, sondern auch dessen, dass sie schamlose und hemmungslose Veröffentlichung findet.“ [4] Nach Auffassung des Kalifen werden die Anhänger der Ahmadiyya-Bewegung von der Krankheit verschont:

„Da diese Krankheit als Beweis für die Wahrhaftigkeit des Gründers der Ahmadiyya-Bewegung des Islams ausgebrochen ist, kann ich mit Zuversicht erklären, dass, wer sich ernsthaft seiner Gemeinschaft anschließt, Reue zeigt und eine Änderung in sich herbeiführt, von den Folgen dieser Pest verschont bleiben wird. Ich gehe so weit zu erklären, dass, wenn ein solcher Mensch bereits infiziert sein sollte, würde auch dann die Fügung Gottes es dem Virus nicht gestatten, aktiv zu werden.
   Beim Ausbruch der ersten Beulenpest hatte der Gründer der Ahmadiyya-Bewegung des Islams eine solche Erklärung abgegeben, dass seine Anhängern von den Folgen der Seuche verschont bleiben würden. Diese neue Art von Pest ist ein großartiges Zeichen Gottes. Doch Verzweiflung ist nicht am Platz. Zu Gott zu beten, Ihn um Vergebung zu bitten und durch die persönliche Besserung kann die Strafe Gottes abgewendet werden.“

Khalifat ul-Massih IV.: „Der Islam“, Jubiläumsausgabe 1989, S. 30

Vorherrschaft des Islam

Wie der Begründer der Ahmadiyya, Mirza Ghulam Ahmad, war Mirza Tahir Ahmad vom „Sieg des Islam“ überzeugt (vgl. Ziele der Ahmadiyya):

„Ich bin fest davon überzeugt, dass das Schicksal der Menschheit an die Jamaat Ahmadiyya geknüpft worden ist. Ich bin sicher, dass wenn der endgültige Sieg des Islam kommt – und er wird bestimmt kommen –, dies durch die Ahmadiyya der Fall sein wird.“

Mirza Tahir Ahmad: Chutba vom 19. April 1996 [5]

Ahmadiyya ist islamisch

„Ich rufe Gott, Der der Allwissende und immer Gegenwärtige ist, zu meinem Zeugen dafür an, dass die Botschaft von Ahmadiyyat nichts als die Wahrheit ist: Sie ist der Islam in seiner feinsten Reinheit.“

Mirza Tahir Ahmad: „Botschaft zur Hundertjahrfeier“ am 23. März 1989

Vorherrschaft der Ahmadiyya

„Gott stand bei Seinem Diener, Mirza Ghulam Ahmad, erfüllte alle Seine Versprechen und ließ, wie 1898 prophezeit, seine Botschaft die Enden der Welt erreichen. Heute ist Ahmadiyyat in 120 Ländern verbreitet, und die Geschwindigkeit ihres Wachstums ist dazu bestimmt, die ganze Menschheit zu umfassen.“

Mirza Tahir Ahmad: „Botschaft zur Hundertjahrfeier“ am 23. März 1989

100-Moscheen-Plan

Mirza Tahir Ahmad forderte den Bau von 100 Moscheen in Deutschland:

„Es ist mein Wunsch, dass Deutschland das erste europäische Land wird, wo Jamaat-e-Ahmadiyya die Fähigkeit (Gelegenheit) bekommt, 100 Moscheen zu bauen.“

Mirza Tahir Ahmad: Abschlussrede auf der Jalsa Salana Deutschland, August 1989 [6]

Artikel und Vorträge

Werke

  • 1989: Murder in the Name of Allah., Islam International Publications Ltd., ISBN 978-0-7188-2779-3
  • 1992: The Gulf Crisis & The New World Order., Islam International Publications Ltd., ISBN 978-1-882494-00-2
  • 1992: Islam’s Response to Contemporary Issues, Islam International Publications Ltd., ISBN 1-85372-888-8
  • 1994: Christianity – a Journey from Facts to Fiction., International Publications Ltd., ISBN 978-1-85372-551-7
  • 1996: Absolute Justice, Kindness and Kinship., Islam International Publications Ltd., ISBN 978-1-85372-567-8
  • 1998: Revelation, Rationality, Knowledge and Truth., Islam International Publications Ltd., ISBN 978-1-85372-640-8
  • 1999: Homeopathy (auf Urdu), Islam International Publications Ltd., ISBN 978-1-85372-668-2

Literatur

  • Iain Adamson: Ein Mann Gottes, Verlag der Islam, ISBN 978-3-932244-01-8

Weblinks

Anmerkungen

  1. Waqf-e-Nau, wörtlich: Programm der neuen Aufopferung
  2. Islamabad ist ein Grundstück in Tilford (Surrey), welches von der AMJ gekauft wurde, auf dem auch die Jalsa Salana UK bis 2004 stattfand.

Einzelnachweise

  1. Simon Ross Valentine: Islam and the Ahmadiyya Jama’at: History, Belief, Practice, Columbia University Press 2008, Seite 145
  2. Anti-Ahmadiyya Movement: Open Letter to Mirza Masrur Ahmad, 7. September 2003
  3. Hadayatullah Hübsch, in: Eine Entgegnung auf Frau Dr. Schröters Schrift „Ahmadiyya-Bewegung des Islam“
  4. AMJ: „Der Islam“, Jubiläumsausgabe 1989, S. 30
  5. AMJ: Freitagsansprache vom 19. April 1996
  6. Erschienen als Faltblatt der AMJ



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