Technologie-Transfer

Technologie-Transfer

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Unter Technologietransfer (Technologie: griech. τεχνολογία technología = die Herstellungs- bzw. Verarbeitungslehre; Transfer: lateinisch transferre = hinübertragen, übertragen) versteht man den Transfer von technischem Wissen (z. B. Forschungs- und Entwicklungsergebnisse) zwischen Entstehung und Verwendung im Kombinationsprozess der Produktionsfaktoren. Technologietransfer bedeutet institutionell den planvollen, zeitlich limitierten, privatwirtschaftlichen oder staatlich unterstützten Prozess der Diffusion oder Verbreitung von Technologie im Sinne ihrer wirtschaftlichen Nutzbarmachung für Dritte[1].

Inhaltsverzeichnis

Alternative Definition

In der Literatur findet man unterschiedlichste Definitionen vor, die jedoch im Großen und Ganzen dieselben Merkmale aufweisen.

  • „Technologietransfer ist die interorganisationale Übertragung von Technologien oder die Übertragung von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen."[2]
  • „Weitergabe von technischem Wissen (z. B. Forschungs- und Entwicklungsergebnisse) für die Anwendung im Produktionsprozess."[3]

Begriffliche Einordnung in die Wirtschaft

Technologietransfer dient nicht als Ziel, sondern als Mittel zur Steigerung des Wirtschaftswachstums und somit auch des Wohlstands. Grund hierfür ist die Steigerung des Nutzungsgrades der Technologie. Daran sind unter anderem Hochschulen, Wirtschaft und die Politik beteiligt.

Inhalte und Blickpunkte

Sichtweisen aus Vergangenheit und Gegenwart

Historisch betrachtet kam Technologietransfer hauptsächlich zwischen Industrie- und Entwicklungsländern vor. Des Weiteren schenkte man dem Transfer aus Raumfahrt und Militärbereich in Industrieländern eine größere Beachtung. Der Schwerpunkt des Transfers in Entwicklungsländer, war eine Art technologische Entwicklungshilfe, in Form gesellschaftsüberschreitender Beratung. Die erste Ölkrise und die allgemeine wirtschaftliche Rezession der 70er Jahre[4] ließen es notwendig erscheinen, „schneller als bisher wissenschaftlich-technische Ergebnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten aus der Forschung in die Wirtschaft und in den öffentlichen Sektor zu übertragen, um Produkte, Verfahren und qualifizierte Dienstleistungen zu verbessern und damit günstige Bedingungen für Innovationen zu schaffen“.[5] Die heutige Sichtweise von Technologietransfer wird durch die abnehmende Halbwertszeit von Technologie und dem zugehörigen Know How (z.B. immer kürzere Produktlebenszyklen) immer mehr an Bedeutung gewinnen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Inhalt

Technologietransfer wird als planvoller, zeitlich begrenzter, privatwirtschaftlich oder staatlich unterstützter Prozess verstanden, dem in der Regel eine vertragliche Vereinbarung (z. B. Lizenzvertrag) zugrunde liegt. Dabei werden freie Technologien (z. B. Patente, Lizenzen) und gütergebundene Technologien (z. B. Spezialmaschinen, vollständige Fabrikanlagen) unterschieden. In der Entwicklungspolitik stellt Technologietransfer darüber hinaus ein wichtiges Instrument dar.[3]

Anwendungsgebiete

Technologietransfer findet zwischen Hochschulen, Erfindern, Forschungseinrichtungen und Unternehmen, innerhalb multinationaler Unternehmen, zwischen verschiedenen Unternehmen, zwischen Industrieländern sowie zwischen Industrie- und Entwicklungsländern statt.

Merkmale von Technologietransfer

Orientierungsrichtungen

Es gibt zwei Transferrichtungen, „technology push“ und „demand pull“. Zum ersten ist zu sagen, dass Technologie aus der Wissenschaft in die Wirtschaft transferiert wird. Das heißt, dass erst eine neue technische Entwicklung entsteht und erst dann mögliche Anwendungen und Nutzer gesucht werden (Transferrichtung: Wissenschaft --> Wirtschaft). Bei „demand pull“ erfolgt die technische Entwicklung erst nach den Bedürfnissen der Wirtschaft. Das Bedeutet, dass sich die Unternehmen mit einem konkreten Auftrag einen Transferpartner suchen, welcher dann eine Lösung bereitstellt (Transferrichtung: Wirtschaft --> Wissenschaft).

Inter- und intraorganisatorischer Transfer

Wird Wissen (bzw. Technologie) innerhalb einer Organisation von einem Subsystem in ein anderes übertragen, so spricht man von intraorganisatorischem Transfer. Der interorganisatorische Transfer erfolgt zwischen zwei wirtschaftlich und rechtlich selbstständigen Organisationen.[6]

Direkter und indirekter Transfer

Direkte Transfermaßnahmen erkennt man an einer unmittelbaren Beziehung zwischen dem Transfergeber und dem Transfernehmer. Das bedeutet, dass in keiner Phase des Transfers ein Transfervermittler (Transferstelle) beteiligt ist. Indirekte Transfermaßnahmen umfassen alle Formen des Transfers, bei denen die Übertragung von Technologie zwischen den beiden Transferpartnern über Transfervermittler erfolgt. Eine mittelbare Beziehung der Transferpartner ist die Folge.[7]

Horizontaler und vertikaler Technologietransfer

Unter vertikalem Transfer versteht man den Übertragungsvorgang zwischen Institutionen unterschiedlicher Ebenen, also zwischen Anbietern von Wissen (Universitäten, Forschungseinrichtungen) und Nachfragern von Wissen (Unternehmen, Verwaltungen). Unter horizontalem Transfer wird der Transfer zwischen Institutionen der gleichen Ebene (Forschungseinrichtungen, Unternehmen) verstanden.[8]

Aktivierter und passivierter Transfer

Beim passivierten Transfer wird Wissen nur zur Verfügung gestellt, während beim aktivierten Transfer zwischen Transfergeben und Transfernehmer über den ganzen Transferprozess hinweg auch intensive Kontakte stattfinden. Transfer bedeutet bei der aktivierten Form Einbringen von Sachverstand und gemeinsames Entwickeln einer Problemlösung in einem intensiven interaktiven Prozess.

Transfermedien/Transfermechanismen

Es existieren eine Vielzahl an verschiedenen Formen von Technologietransfer. Jedoch ist keines dieser Instrumente so optimal, dass es andere überflüssig macht. Vielmehr laufen diese Transfermechanismen parallel und greifen ineinander.[9]

Transferart Merkmale
Auftragsforschung Unternehmen beauftragen bestimmte Forschungseinrichtungen mit einem konkreten Forschungsauftrag, zu festgelegten Bedingungen. Die Forschungsergebnisse sind exklusives Eigentum des Unternehmens.
Beratung Experten, Spezialisten, Erfinder beraten wirtschaftliche Institutionen. Die Beratung wird in der Regel nach festen Tagessätzen abgerechnet und erstreckt sich über wenige Tage.
Lizenzierung Bei der Lizenzierung wird ein Recht von einer Forschungseinrichtungen erworben, ein bestimmtes Forschungsergebnis zu nutzen.
Förderprojekte Im Rahmen öffentlich geförderter Forschungsprojekte arbeiten mehrere Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft an einer gemeinsamen Problemstellung. Die Ergebnisse des Projektes werden öffentlich zugänglich gemacht.
Diplom- Studienarbeiten Forschungs- und Entwicklungsfragestellungen können über Diplom- oder längere Studienarbeiten wissenschaftlich bearbeitet werden. Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Studenten kann das Unternehmen erste Kontakte zu Wissenschaftlern aufbauen.
Firmenpraktika In längeren Betriebspraktika können von Studenten Forschungsfragen bearbeitet werden. Hier ist eine sehr intensive Betreuung durch das Unternehmen besonders bei Studenten jüngerer Semester notwendig.

Weitere wichtige Formen: Kooperationsforschung, Gutachten, Publikationen, informelle Treffen, Konferenzen, Seminare, Vermittlung von Hochschulabsolventen, Patente, Vor-Ort-Demonstrationen, etc.

Anbieter von Technologietransfer

Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Forschungseinrichtungen aus Wissenschaft und Wirtschaft. Diese Auswahl ist nur ein Bruchteil der in Deutschland vorhandenen Transferstellen.

  • Fachhochschulen / Hochschulen: Hochschulen in Kooperation mit der Wirtschaft decken den Bereich der kurzfristigen-, umsetzungsorientierten Forschung und Entwicklung ab. Fachhochschulen sind für kleine und mittlere Unternehmen der ideale Partner, wenn es um kurzfristig realisierbare Problemlösungen für Neu- und Weiterentwicklung von Produkten und/oder Verfahren geht.[10]
  • Universitäten: Der Fokus liegt auf einer mittel- und langfristigen Forschung. Universitäten eignen sich aufgrund des breiten Angebotes an Fachgebieten besonders für grundlegende Innovationen und interdisziplinäre Forschungs- und Entwicklungs-Projekte.[11]
  • Frauenhofer-Gesellschaft: Die Fraunhofer-Gesellschaft forscht in Hunderten von Technologiefeldern und stellt die Ergebnisse als Patente, Lizenzen, Weiterbildungsangebote und vor allem in Form von Auftragsforschungsprojekten der Industrie zur Verfügung.
  • Helmholtz-Gemeinschaft: Aufgabenschwerpunkt bei der Helmholtz-Gemeinschaft liegt in der Grundlagenforschung mit Hilfe von Großgeräten. Unternehmen profitieren durch Kooperation kurz- und mittelfristig von Technologien, wissenschaftlichen Ergebnissen, Know-how und Service.
  • Max-Planck-Institute: Max-Planck-Institute beschäftigen sich mit einer Vielzahl von Disziplinen, von Astronomie über Kognitionsforschung und Nanotechnologie bis hin zur molekularen Zellbiologie. Sie gelten als nationale bzw. internationale „Centers of Excellence“ in der Grundlagenforschung und sind unter dem Dach der Max-Planck-Gesellschaft, Deutschlands 
führender Forschungsorganisation für 
Grundlagenforschung, zusammengefasst. Für den Technologietransfer der Max-Planck-Gesellschaft ist die Max-Planck-Innovation GmbH verantwortlich.
  • Leibniz-Gemeinschaft: Die Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e.V. (kurz: Leibniz-Gemeinschaft) vereint außeruniversitäre Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Sie bedienen sich dabei sowohl der Grundlagenforschung als auch der angewandten und Großgeräteforschung.
  • Steinbeis-Stiftung: Die Steinbeis-Stiftung setzt Know-how aus der Grundlagenforschung, der angewandten Forschung und der Entwicklung praxisnah ein.

Veranstaltungen zu Technologietransfer

Seit über 10 Jahren gibt es im Rahmen der HANNOVER MESSE eine Ausstellung und ein Forum für Technologietransfer: tech transfer - Gateway2Innovation. Diese Veranstaltung ist aus einer Initiative des Ausstellerbeirates der HANNOVER MESSE und der Deutschen Messe AG hervorgegangen und bietet einen Marktplatz zu allen wichtigen Fragestellungen im Transferprozess. tech transfer bringt Ideen-Anbieter mit Ideen-Nachfragern, Entscheider mit kreativen Köpfen ins Gespräch und lässt so komplementäre Interessen entdecken und Synergien entstehen.

Weitere Informationen zu tech transfer - Gateway2Innovation findet man auf der Webseite.

Einzelnachweise

  1. Gabler (2004) „Wirtschaftslexikon S-Z“, 16. Auflage, Wiesbaden: Gabler Verlag, Seite 2906
  2. Dichtl, Erwin; Issing, Ottmar (1987) „Vahlens Großes Wirtschaftslexikon R-Z“, Band 4, München: Beck-Juristischer Verlag, Seite 1821
  3. a b [. http://lexikon.meyers.de/meyers/Technologietransfer Meyers Lexikon online: Artikel: Technologietransfer](Abgerufen: 10. April 2008, 00:01 MEZ)
  4. Strohl-Goebel, Hilde (1982) „Deutscher Dokumentartag 1982 - Fachinformation im Zeitalter der Informationsindustrie“, München, Seite 232-248
  5. Bundesministerium für Bildung und Forschung: Bundesbericht Forschung VI(Abgerufen: 10. April 2008, 21:30 MEZ)
  6. Hoffstetter, Stephan (1990) „Technologietransfer als Instrument zur Förderung von Innovationen in technologieorientierten Klein- und Mittelunternehmungen“,Bamberg, Seite 23
  7. Hoffstetter, Stephan (1990) „Technologietransfer als Instrument zur Förderung von Innovationen in technologieorientierten Klein- und Mittelunternehmungen“,Bamberg, Seite 24, 381
  8. Hoffstetter, Stephan (1990) „Technologietransfer als Instrument zur Förderung von Innovationen in technologieorientierten Klein- und Mittelunternehmungen“,Bamberg, Seite 23f
  9. Schmoch, Ulrich, u.a.(2000) „Wissens- und Technologietransfer in Deutschland“, Stuttgart: Frauenhofer IRB Verlag, Seite 9
  10. Schmoch, Ulrich, u.a. (2000) „Wissens- und Technologietransfer in Deutschland“, Stuttgart: Frauenhofer IRB Verlag, Seite 121ff
  11. IHK Darmstadt: Technologietransfer und Forschungskooperation Hochschulen – Unternehmen, S.6(Abgerufen: 9. April 2008, 21:43 MEZ)
  12. KMU INNOVATION: Artikel: Warum ist Technologietransfer heute von zunehmender Bedeutung?(Abgerufen: 9. April 2008, 23:06 MEZ)

Literatur

  • Erwin Dichtl, Ottmar Issing: Vahlens Großes Wirtschaftslexikon R-Z, Band 4, München, 1987, Beck-Juristischer Verlag - ISBN 3-8006-1435-9
  • Gabler (2004) Wirtschaftslexikon S-Z, 16. Auflage, Wiesbaden, Gabler - ISBN 3-4091-2993-6
  • Stephan Hofstetter: Technologietransfer als Instrument zur Förderung von Innovationen in technologieorientierten Klein- und Mittelunternehmungen, Bamberg, 1990, difo-druck
  • Ulrich Schmoch, u.a.:Wissens- und Technologietransfer in Deutschland, Stuttgart, 2000, Frauenhofer IRB Verlag - ISBN 3-8167-5600-x
  • Hilde Strohl-Goebel: Deutscher Dokumentartag 1982 - Fachinformation im Zeitalter der Informationsindustrie, München, 1982

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