- Telegonos
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In der griechischen Mythologie ist Telegonos (griechisch Τηλέγονος, latein Telegonus, in weiter Ferne [d. h. von Ithaka] geboren) der jüngste Sohn von Kirke und Odysseus.
Von Homer wird Telegonos nicht erwähnt. Erst Hesiod führt ihn als einen Sohn von Odysseus und Kirke an.[1] Laut der Telegonie (s. u.) schickte Kirke Telegonos, als dieser erwachsen war, auf die Suche nach seinem Vater Odysseus, der zu dieser Zeit schon nach Ithaka zurückgekehrt war. Ein Sturm trieb Telegonos nach Ithaka, von der er annahm, dass es sich um Kerkyra handele. Vom Hunger getrieben beraubte er die Felder. Odysseus und sein ältester Sohn Telemachos verteidigten ihr Land, wobei Telegonos ahnungslos seinen Vater mit seiner Lanze tötete. Diese Waffe, an deren Spitze der giftige Dorn eines Stachelrochens befestigt war, erhielt Telegonos von seiner Mutter Kirke. Er brachte den Körper seines Vaters nach Kirkes Insel Aiaia zurück und nahm Penelope, Odysseus’ Witwe, und Telemachos mit sich. Kirke machte sie unsterblich und heiratete Telemachos, während Telegonos Penelope, die Witwe des Odysseus, zur Frau nahm. Penelope gebar daraufhin Italus, welcher später Electra, die Tochter des Königs Latinus, ehelichte.[2]
Diese Geschichte wurde in der Telegonie erzählt, einem frühgriechischen Epos, das lediglich in einer Zusammenfassung erhalten geblieben ist. Das Epos ist eine Fortsetzung der Odyssee und angeblich von Eugamon (oder Eugammon) von Kyrene verfasst worden. Varianten der Geschichte sind bei späteren Dichtern zu finden: als Tragödie Odysseus Akanthoplex von Sophokles (die ebenfalls verloren ist), in der Odysseus durch ein Orakel erfährt, dass er dazu verdammt sei, von seinem Sohn getötet zu werden. Er nimmt an, Telemachos sei gemeint, den er sofort auf eine nahegelegene Insel verbannt. Als Telegonos nach Ithaka kommt und sich Odysseus Haus nähert, erlauben ihm die Wachen nicht, seinen Vater zu sehen; Odysseus kommt zu dem entstehenden Tumult hinzu, denkt Telemachos komme, und greift an. Im folgenden Kampf wird er von Telegonos getötet.
In der italischen und römischen Mythologie gilt Telegonos als Gründer von Tusculum,[3] einer Stadt im Südosten Roms, und manchmal auch als Gründer von Praeneste,[4] dem modernen Palestrina. Altrömische Dichter benutzen regelmäßig Phrasen wie „Mauern des Telegonus“ oder „Mauern der Circe“, um auf Tusculum zu verweisen.
Ein anderer Telegonus gilt in der griechischen Mythologie als der König von Ägypten, der die Nymphe Io heiratete.
Literatur
- Hans von Geisau: Telegonos 1. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 5, Stuttgart 1975, Sp. 566.
- Karl Scherling: Telegonos. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band V A,1, Stuttgart 1934, Sp. 314–320.
- Johannes Schmidt: Telegonos. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 5, Leipzig 1924, Sp. 248–254 (Digitalisat).
- Konrad Zimmermann: Telegonos. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VIII, Zürich/München 1997, S. 1191–1192.
- Sylvia Zimmermann: Telegonos. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 12, Metzler, Stuttgart 1996–2003, ISBN 3-476-01470-3, Sp. 90.
Einzelnachweise
- ↑ Hesiod, Theogonie 1011-1014.
- ↑ Bibliotheke des Apollodor, Epitome 7, 34ff.; Hyginus Mythographus, Fabulae 127.
- ↑ Titus Livius 1, 49.
- ↑ Pseudo-Plutarch, Parallel. min. 41.
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