- Theodor Schmalz
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Theodor Anton Heinrich von Schmalz (* 17. Februar 1760 in Hannover; † 20. Mai 1831) war ein Kameralwissenschaftler, preußischer Jurist und Geheimrat. Er war Schwager des preußischen Generals Gerhard von Scharnhorst.
Er besuchte das Gymnasium in Stade, studierte von 1777 bis 1780 Theologie, wurde danach Hofmeister und studierte Jura. Ab 1785 war er Privatdozent in Göttingen, promovierte in Rinteln und wurde dort 1787 außerordentlicher und 1788 ordentlicher Professor der Rechte. 1788 wurde er nach Königsberg berufen, wo er 1793 Assessor bei der ostpreußischen Kriegs- und Domänenkammer wurde, 1798 zum Konsistorialrat und 1801 zum Kanzler und Direktor der Universität bestellt wurde. 1803 wurde er an die Universität Halle versetzt und zum Geheimen Justizrat ernannt. Nach Einverleibung von Stadt und Universität in das Königreich Westphalen 1808 legte er alle Ämter nieder. 1809 wurde er zum Rat am Oberappelationssenat des Berliner Kammergerichts ernannt. Bei Gründung der Universität Berlin wurde er dort zum Ordinarius der Juristischen Fakultät und erstem Rektor der neuen Hochschule ernannt. Dieses Amt bekleidete er bis 1811. Sein Nachfolger war Johann Gottlieb Fichte.
Bis zu diesem Zeitpunkt war er außerhalb seines Fachbereichs wenig in Erscheinung getreten. Das änderte sich 1815, als er unter dem durchsichtigen Vorwand, eine ihn persönlich betreffende biografische Notiz in der Venturinischen Chronik zu verbessern, eine Flugschrift erscheinen ließ, in der er sich in aufgeregter und hinterhältiger Weise über die in Deutschland angeblich bestehenden Geheimbünde nach Art des Tugendbundes verbreitete, ihre finster-revolutionäre Gesinnung und moralische Verkommenheit. Eine Schrift, die "den Stempel der Demagogenriecherei und des Wunsches, die eigene Loyalität herauszustreichen, deutlich an der Stirne trug" [1]. Damit nicht genug, versandte Schmalz sein Werk direkt an mehrere deutsche Regierungen.
Er hatte wohl die Stimmung falsch eingeschätzt, denn die Reaktionen auf seine Schrift waren heftig. Unter anderem hatte er behauptet, „der Freiheitskampf gegen Napoleon sei nicht in Folge der sogenannten Begeisterung, sondern nur durch das Pflichtgefühl des Volkes geführt worden, welches gehorsam auf den Ruf des Fürsten hin zu den Waffen gegriffen habe: ‚Alles eilte zu den Waffen, wie man aus ganz gewöhnlicher Bürgerpflicht zum Löschen einer Feuersbrunst beim Feuerlärm eilt.‘ Dies einem Schill, einem Blücher, einem Heer, das zum überwiegenden Teil aus Freiwilligen bestanden hatte. War es ein Wunder, wenn deutsche Studenten, die freiwillig den Feldzug mitgemacht hatten, auf der Wartburg diese bodenlose Gemeinheit den Flammen übergaben?“ [2]. Nicht nur wurde seine Schrift auf dem Wartburgfest 1817 zusammen mit anderen Paraphernalien der Reaktion und des reaktionären Preußentums verbrannt, er sah sich auch einer sachlich und formal überlegenen Kritik ausgesetzt, u.a. von Männern wie Barthold Georg Niebuhr, Friedrich Schleiermacher, Wilhelm Traugott Krug, Friedrich Christoph Förster und Ludwig Wieland (1777-1819). Der Auseinandersetzung nahm schließlich solche Ausmaße an, dass ihr Ende durch eigene königliche Verordnung vom 6. Januar 1816 herbeigeführt werden musste, mit der die Polemik über und überhaupt jede weitere Publikation zum Thema Geheimbünde verboten wurde.
Zwar erhielt Schmalz kurz darauf einen Orden des König von Württemberg und den preußischen roten Adlerorden (wobei insbesondere bei der ersten Auszeichnung unterstellt werden konnte, dass es sich um die Belohnung eines Denunzianten handelte), doch insgesamt ging er aus dem Kampf besiegt und mit beschädigtem Ruf hervor.
Man sagte ihm nach, im weiteren Verlauf seines Lebens sich durch Freundlichkeit, Urbanität und Mildtätigkeit ausgezeichnet und zu dessen Ende hin sich dem Pietismus angenähert zu haben. Er trat 1779 der Freimaurerloge Zum goldenen Zirkel in Göttingen bei und war später lange Zeit Redner der Loge Zu den drei Kronen in Königsberg i. Pr.. 1808 wurde er Meister vom Stuhl (Vorsitzender) der Loge Zum flammenden Stern in Berlin und 1809 Mitglied des altschottischen Bundesdirektoriums (GNML "3WK"). 1814 trat er zur Großen Landesloge von Deutschland über und wurde dort Großredner und Logenmeister der Loge Pegase in Berlin.
Literatur
- Theodor Schmalz: Berichtigung einer Stelle in der Bredow-Venturinischen Chronik für das Jahr 1808. Berlin 1815.
- Theodor Schmalz: Ueber politische Vereine. Berlin 1815.
- Barthold Georg Niebuhr: Ueber geheime Verbindungen im preußischen Staate und deren Denunciation. Berlin 1815.
- Friedrich Rühs: Das Märchen von den Verschwörungen. Berlin 1815.
- Theodor Schmalz: Ueber des Herrn B. G. Niebuhr's Schrift wider die meinige, politische Vereine betreffend. Berlin 1816.
- Theodor Schmalz: Letztes Wort über politische Vereine. Berlin, 1816.
- Friedrich Schleiermacher: An den Herrn Geheimrath Schmalz. Auch eine Rezension. Berlin 1816.
- Theodor Schmalz: Vorläufiges Reglement für die Universität zu Berlin bis nach Publication ihrer Statuten. Faksimile der Originalausgabe Berlin 1810. - Berlin : Universitätsbibliothek der Humboldt-Univ. zu Berlin, 1995. - 5 ungez. Bl. Holdings:HUB50.ZB011
- Theodor Schmalz: Rede am Geburtstagsfeste des Königs als am 3. Aug. 1811 die Königl. Universität zu Berlin sich zum ersten Male öffentlich versammlete. - Berlin : J. E. Hitzig in Comm. 1811, 33 S. 8°
- Eugen Lennhoff/Oskar Posner: Internationales Freimaurer-Lexikon. Reprint von 1932. Almathea-Verlag, München 1980, ISBN 8-85002-038-X (formal falsche ISBN)
- Hans-Christoph Kraus: Schmalz, Theodor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, S. 120 f.
- Ernst Landsberg: Schmalz, Theodor. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 31, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 624–627.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ ADB Bd. 31, S. 625
- ↑ Louis Andrée, d.i. Oskar Panizza, in: Zürcher Diskußjonen No. 13–15, Paris 1899, S. 10
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