Theodor Schäfer

Theodor Schäfer

Philipp Heinrich Wilhelm Theodor Schäfer (* 17. Februar 1846 in Friedberg (Hessen); † 24. Februar 1914 in Rotenburg (Wümme)) war Pastor und Doktor der Theologie.

Pastor Schäfer gilt als Pionier der Körperbehindertenfürsorge.

Theodor Schäfer

Inhaltsverzeichnis

Leben

Während des Studiums der Theologie in Gießen (1864–1866), Erlangen (1866–1867) und Leipzig (WS 1867/68) hospitierte er bei Wilhelm Löhe zwei Mal insgesamt sechs Wochen, eine prägende Erfahrung für Schäfer und seinen späteren Beruf.

Nach dem Examen und einem Jahr im Predigerseminar Friedberg (1868-1869) war Schäfer als Pastor von Mai 1869 bis August 1870 in Paris tätig (wie Bodelschwingh). Wegen des Kriegsbeginns kam er zurück ins Deutsche Reich und wurde Inspektor in der Evangelischen Stiftung Alsterdorf (Alsterdorfer Anstalten von Heinrich Matthias Sengelmann (1821-1899)).

Ende August 1871 heiratete er Christiane Berg (aus Kirchheim/Teck). Er hatte drei Kinder mit ihr. Sie ist 1889 gestorben. Einige Jahre später heiratete er Cornelia Siemssen (aus Hamburg).

Am 5. September 1872 übernahm Theodor Schäfer das Amt des Direktors und Vorstehers der, fünf Jahre zuvor gegründeten, Schleswig-Holsteinischen Diakonissen-Anstalt zu Altona. Hier arbeitete Schäfer 39 Jahre, bevor er 1911 in den Ruhestand ging. Nur drei Jahre später, am 24. Februar 1914 starb Schäfer in Rotenburg (Wümme). Er wurde auf dem Altonaer Diakonissenfriedhof neben seiner Frau begraben.

Leistungen

Nach einem Studium der damals schon sehr viel weiter ausgebauten Krüppelfürsorge in Dänemark führte Schäfer 1897 unter Mitwirkung der Landratsämter in Schleswig-Holstein eine allgemeine Erhebung der Verkrüppelung durch. Dabei wurde festgestellt, dass es in Schleswig-Holstein mindestens 3475 verkrüppelte Erwachsene und 1292 verkrüppelte Kinder unter 16 Jahren gab. Pastor Schäfer hat, tief erschrocken über diese Zahlen, schon ein Jahr später, am 2. Oktober 1898 das erste Krüppelheim für Kinder in Schleswig-Holstein (in Altona) errichtet. Dort waren zunächst 11 Kinder untergebracht; 1901 waren es schon 30.

1902 wurde auf dem Gelände „Alten Eichen“ in Stellingen ein Heim für körperbehinderte Kinder und Jugendliche aufgebaut.

Während seiner Funktion als Rektor wurde er auch als Lehrer und Theologe berühmt. Zusammen mit Herrn Büttner, Hannover und Herrn Wacker, Flensburg galt er um die Jahrhundertwende als politische Autorität. Er erarbeitete zusammen mit Friedrich Naumann grundlegend sozialpolitische Auffassungen. In allem blieb er jedoch seinem kirchlichen Auftrag verbunden.

In enger Zusammenarbeit mit Pastor Dr. D. Theodor Hoppe (Leiter des Oberlin-Hauses in Potsdam) entstand eine wissenschaftliche Arbeit mit Veröffentlichung über Körperbehinderte.

Werke

Pastor Schäfer wirkte 34 Jahre lang mit an dem „Buch der Krüppelfürsorge“. Er gab das Buch „Leitfaden der inneren Mission“ heraus sowie das dreibändige Werk „Die weibliche Diakonie“, das ein Standardwerk der weiblichen Diakonie ist.

Seine Arbeit war gekennzeichnet von der effektiven Kombination aus nüchternem Sachverstand mit methodischer Handlung und glaubensstarkem, leidenschaftlichem Engagement für die "Krüppelarbeit".

Nachtrag

  • Ein Ausschnitt aus dem „Buch der Krüppelfürsorge“:
Der Kreistag zu Husum Reg.-Bez. Schleswig hat am 1. Mai 1901 einstimmig beschlossen, den Kreisausschuß zu ermächtigen, Verkrüppelte in geeigneten Fällen auf Kreiskosten in einer Anstalt, vorzugsweise in dem Altonaer Krüppelheim unterzubringen. Dieser für die Krüppelsache, zunächst in Schleswig-Holstein, hocherfreuliche Beschluß hat für den Kreis selbst schon Früchte gebracht. Wenn man so von den Kreisen aus zielbewusst und spontan vorgeht, brauchen die armen Gebrechlichen einerseits nicht auf Hilfe zu warten, bis eine gesetzliche allgemeine Zwangspflicht die Krüppelfürsorge regelt, andererseits wird die gesetzliche Regelung um so eher eintreten, je mehr Kreise freiwillig sich regen, damit dann auch die noch Rückständigen ihre Aufgaben voll erfassen lernen. Welcher Kreis wird mit solchem Beschluß in unserer Provinz der nächste sein? Wie sieht es außerhalb Schleswig-Holsteins damit aus? Nachrichten sehr willkommen!
  • Husum stand damit in Beziehung zur Altonaer Diakonissenanstalt, dessen Rektor Theodor Schäfer war.
  • Durch seinen Namen wurde das Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk in Husum benannt.
  • Die Vorahnung aus dem Buch wurde 1920 durch das Preußische Krüppelfürsorgegesetz Realität. Es machte die Fürsorge für Körperbehinderte zur Pflichtaufgabe der Landesfürsorgeverbände und gab den Heimen durch die Gewährung staatlicher Pflegegelder eine gesicherte finanzielle Grundlage.
  • Die Diakonissenanstalt in Altona wurde während des Zweiten Weltkrieges zerstört.
  • Johann Peter Schäfer (Vater von Theodor Schäfer) hatte in Friedberg (Hessen) eine Blindenanstalt gegründet und bis zu seinem 81. Lebensjahr geleitet.
  • Rudolf Schäfer (3. Kind aus der Ehe mit Christiane Berg) war Kirchenmaler.

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