Theth

Theth
Kulla, in der sich früher von der Blutrache bedrohte Männer einschlossen
Kirche von Theth, unter kommunistischem Regime als Hospital genutzt
Offroad-Biker im Bergdorf Theth

Theth (albanisch auch Thethi) ist ein Dorf in der Gemeinde Shala in den Albanischen Alpen. Es liegt im höchsten Teil des Trogtals des Shala-Flusses, umgeben von mehreren hohen Zweitausendern, darunter die Maja Radohimës (2568 m) im Westen, der Arapi (2217 m) im Norden und die Maja Paplukës (2578 m) sowie die dahinter gelegene Jezerca (2694 m) im Osten.

Theth ist eine auf rund 750 bis 950 müA gelegene Streusiedlung, die sich über mehrere Kilometer dem Tal entlang streckt. Es besteht aus den Siedlungen Okol, Gjecaj, Nik Gjonaj, Gjelaj, Ndreaj, Kola, Unaj und Grunas, von denen einige an den steilen Hängen liegen. Der Ort ist im Winter oft über Wochen oder gar Monate von der Umwelt abgeschnitten oder nur zu Fuß in beschwerlichen Wanderungen durch den Schnee erreichbar.[1] Die unasphaltierte Straße über den 1.630 m hohen Terthorja-Pass ist bis ins späte Frühjahr schneebedeckt. Die Straße nach Süden ins Kir-Tal ist noch schlechter und kaum befahrbar.[2]

Wegen der schlechten Infrastruktur und fehlenden wirtschaftlichen Perspektiven haben die meisten Bewohner den Ort verlassen. Heute sind nur noch sehr wenige Häuser ganzjährig bewohnt.[1] Geschätzt rund 80 Menschen leben ganzjährig im Ort.[2] Schulen oder medizinische Einrichtungen sind geschlossen.

Mit Hilfe der GTZ wurden aber in diversen Privathäusern Touristenunterkünfte errichtet, Wanderwege ausgebaut und markiert sowie Wegweiser und Orientierungskarten aufgestellt. 2010 standen in Privatunterkünften 130 Betten zur Verfügung – 100 mehr als noch 2007.[3] Das kleine Hotel hat wiederöffnet und einige Cafés sind entstanden. Die Anreise ist zwar nach wie vor schwierig, aber nicht mehr ganz so lang wie in früheren Jahren, so dass zumindest im Sommer immer mehr Touristen nach Theth kommen. Im Zeitraum 2006 bis 2009 ist die Zahl der Touristen von rund 300 auf 7500 pro Jahr gestiegen – im Gegensatz zum restlichen Albanien handelt es sich hauptsächlich um ausländische Reisende.[3] Aus dem Tourismus sind den Bewohnern von Theth Einnahmen von schätzungsweise € 150.000 erwachsen.[3]

2.630 ha rund ums Dorf wurden im Jahr 1976[4] zum Nationalpark Theth erklärt.

Älteste menschliche Siedlungsspuren im oberen Shala-Tal stammen aus der Altsteinzeit.[5] Das Tal wurde von Illyrern bewohnt.[6] Eine erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1688. Eine erste Kirche wurde 1892 erbaut. 1936 wurde eine Straße nach Theth und ein Hotel im Ort eröffnet. Zur kommunistischen Zeit folgte noch ein Arbeiterferienheim.[7] Ende der 1980er Jahre lebten rund 7000 Menschen in Theth.[6]

Literatur

  • Christian Zindel, Barbara Hausamman: Wanderführer Nordalbanien – Thethi und Kelmend, Huber Verlag, München 2008, ISBN 978-3-940686-19-0

Einzelnachweise

  1. a b Michael Galaty: Dr. Michael Galaty in Northern Albania. In: Millsaps College – News & Events. Abgerufen am 16. August 2008 (englisch).
  2. a b Christian Schubert: Auch Blutrache braucht feste Regeln. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 23. September 2010, S. R 3.
  3. a b c Ismail Beka: Grenzüberschreitende Destinationsentwicklung für Bergtourismus (Albanien, Montenegro, Kosovo). 24. April 2010, abgerufen am 17. August 2010.
  4. Florian Baba (Herausgeber): Linja e Gjelbër Shqiptare, Tirana 2008; Pettifer (Albania & Kosovo – Blue Guide) spricht von 1970er Jahren; an anderen Stellen (Theth in der World Database on Protected Areas (HTML). Abgerufen am 2. Januar 2009.) ist 1966 als Gründungsjahr erwähnt.
  5. Shala Valley Project – Final Report of the 2006 Field Season
  6. a b James Pettifer: Albania & Kosovo – Blue Guide, A & C Black, London 2001, ISBN 0-7136-5016-8
  7. Florian Baba (Herausgeber): Linja e Gjelbër Shqiptare, Tirana 2008

Weblinks

 Commons: Theth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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