Thilo Irmisch

Thilo Irmisch

Johann Friedrich Thilo Irmisch (* 14. Januar 1816 in Sondershausen; † 28. April 1879 Sondershausen) war ein deutscher Botaniker. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Irmisch“. Er hat Anteil an der Entdeckung des Generationswechsels der Farne und Moose.

Thilo Irmisch

Inhaltsverzeichnis

Leben

Thilo Irmisch, Sohn eines Fürstlichen Jägers, hatte väterlicher- und mütterlicherseits Vorfahren, die vorwiegend in Forstberufen tätig waren. Von 1829 bis 1836 besuchte er das Sondershäuser Gymnasium. Im Reifezeugnis wurden seine Neigung zur Botanik und seine Fähigkeiten in der Dichtkunst hervorgehoben. Ab 1836 studierte er Theologie, Philosophie und Naturwissenschaften an der Universität Halle. Bald überwog sein Interesse für die Naturwissenschaften. Prof. Schlechtendal (1794-1866), der spätere Direktor des Botanischen Gartens in Halle, war sein Lehrer und später sein Freund. Nach dem Studium war Irmisch zunächst Hauslehrer in Teistungenburg bei einer Familie, die ihn auf seiner unbezahlten Stelle als Hilfslehrer ab 1844 am Gymnasium in Sondershausen finanziell unterstützte. Die definitive Anstellung erfolgte erst 1846. Er unterrichtete „Naturbeschreibung“ (Botanik und Zoologie), Latein, Deutsch und Religion. Daneben war er für die Erziehung und Ausbildung des Fürstensohnes verantwortlich. 1851 heiratete er die Tochter eines Schornsteinfegermeisters und hatte mit ihr zwei Töchter. Seine Erholung bestand in botanischen Wanderungen in der Umgebung seiner Heimatstadt. Als Lehrer blieb er 35 Jahre lang am gleichen Gymnasium bis zu seinem Tode. Nach einem botanischen Ausflug mit Freunden erlitt er am 24. April 1879 am Schreibtisch beim Redigieren eines Artikels einen Schlaganfall. Professor Dr. phil. h. c. Johann Friedrich Thilo Irmisch starb am 28. April 1879. Sein Grab ist nicht mehr erhalten. Die Grabplatte wird im Schlossmuseum Sondershausen aufbewahrt.

Wirken

Neben seiner Tätigkeit als Lehrer beschäftigte sich Thilo Irmisch mit Botanik. Sein besonderes Interesse an der Systematik durch Vergleich der Formen führte ihn zur Pflanzenmorphologie. Bereits 1846 veröffentlichte er ein „Systematisches Verzeichnis der in dem unterherrschaftlichenTeile der schwarzburgischen Fürstentümer wild wachsenden phanerogamischen Pflanzen mit Angabe der wichtigsten Kulturgewächse“. Es handelte sich um ein Verzeichnis von 1023 Arten in 436 Familien der heimischen Blütenpflanzen. Dieser Pflanzenkatalog, als der „Kleine Irmisch“ bezeichnet, war ein gefragtes Buch. Mit seinen Arbeiten stand er in der Nachfolge von Karl Friedrich Schimper und Alexander Braun. Bekannt geworden ist er durch sein Werk in Gedichtform „Zur Morphologie der monokotylen Knollen- und Zwiebelgewächse“ (1850), in welchem er neben der Sprossfolge auch die Lebensverhältnisse dieser Pflanzen in vorbildlicher Weise darstellte. Er veröffentlichte zahlreiche Abhandlungen über morphologische Beobachtungen „Beiträge zur vergleichenden Morphologie der Pflanzen“ (1854-1863), und wandte seine Beobachtungen mit Vorliebe einheimischen Pflanzen zu. Weiter schrieb er: „Über einige Botaniker des 16. Jahrhunderts, welche die Flora Thüringens und des Harzes erforschten“ (1862).

Irmisch machte seinem Freund Wilhelm Hofmeister (1824-1877) bei gemeinsamen Wanderungen in Sondershausen auf den Generationswechsel der Farne und Moose aufmerksam. Durch weitere Forschung konnte Hofmeister den Generationswechsel bei den Moos-, Farn- und Samenpflanzen und die Verwandtschaft dieser Pflanzengruppen nachweisen.

Für das umfassende Werk „Handbuch der physiologischen Botanik“ von Hofmeister, de Bary und Sachs hat er den Band mit dem Titel „Die Lehre von der Sproßfolge“ als Manuskript hinterlassen. In der Zeitschrift für die gesamten Naturwissenschaften „Flora“ veröffentlichte er Artikel unter anderen: „Beiträge zur Biologie und Morphologie der Orchideen“ (1853), „Beiträge zur vergleichenden Morphologie der Pflanzen“ (1854), „Morphologische Betrachtungen über Melanthaceen, Irideen und Aroideen“ (1856), „Über einige Arten der Pflanzenfamilie der Potameen“ (1858), „Beiträge zur Morphologie der monokotylen Gewächse“ (1860-1863) und „Über einige Aroideen“ (1874). Irmisch verfasste 153 Titel zur Morphologie der Pflanzen und stand im Briefwechsel mit über 50 namhaften Botanikern des In- und Auslands.

Neben seinen botanischen Studien war er Historiker, Archäologe und Heimatforscher. 1862 übertrug ihm der Fürst die Aufsicht über das Fürstliche Naturalienkabinett. Als Kustos der Sammlungen fand er die Handschrift „Schwarzburger Chronik“ von Paul Jovius (1574-1633). Er wurde Mitglied des Sondershäuser „Vereins für deutsche Geschichts- und Altertumskunde“. 1873 leitete Irmisch eine Ausgrabung auf dem Frauenberg bei Sondershausen. Für seine archäologischen Verdienste wurde ihm der Titel Archivrat verliehen. Seit 1863 redigierte er das „Sondershäuser Regierungsblatt“.

Würdigungen

Irmisch wurde vom Fürsten 1855 zum Professor ernannt. Es folgte 1857 die Verleihung der Ehrendoktorwürde für Philosophie und eines Magisters der freien Künste an der Landesuniversität Rostock für seine Verdienste auf dem Gebiet der Pflanzenmorphologie. Wie Irmisch zu seiner Zeit als Botaniker geschätzt wurde, ersieht man daraus, dass er von fünf deutschen Universitäten als Hochschullehrer Berufungen erhielt (München, Rostock, Halle, Erlangen und Leipzig), denen er nicht Folge leistete.

Thilo Irmisch war Ehrenmitglied des „Landwirtschaftlichen Vereins zu Sondershausen“, des „Naturwissenschaftlichen Vereins der bayerischen Pfalz“ und der „Philomanthischen Societät zu Straßburg i. E.“. Er war ordentliches Mitglied des „Vereins für deutsche Geschichts- und Altertumskunde in Sondershausen“, der „Königlich Bayerischen Gesellschaft zu Regensburg“, des „Naturwissenschaftlichen Vereins in Halle für Thüringen und Sachsen“, der „Naturforschenden Gesellschaft in Halle/S.“, der „Physicalisch-medicinischen Societät in Erlangen“, des „Botanischen Vereins für die Provinz Brandenburg in Berlin“, der „Großherzoglich Sächsischen Gesellschaft für Mineralogie, Geologie und Petrofactologie in Jena“, des „Naturwissenschaftlichen Vereins in Bremen“, der „Kaiserlichen Societät für Naturwissenschaften in Cherbourg“ und der „Botanical Society of Edinburgh“.

Zwei Gattungen tropischer Pflanzen tragen seinen Namen. So wurde 1847 eine Gattung der Asclepiadaceen nach ihm benannt, aber später als Mastelma bezeichnet. Seit 1866 heißt eine Gattung der Combretaceen Thiloa. Der Sondershäuser Botanische Verein nannte sich ab 1880 IRMISCHIA. Das naturwissenschaftliche Gymnasium Sondershausen trug bis zu seiner Vereinigung mit dem Gymnasium „Geschwister Scholl“ im Jahre 1995 den Namen „Staatliches Gymnasium Prof. Dr. Irmisch“.

Literatur

Quellen

 Wikisource: Thilo Irmisch – Quellen und Volltexte
  • Wilhelm May, Helmut Köhler: Thilo Irmisch (1816-1879) . Reihe: Persönlichkeiten in Sondershausen. Kulturamt der Stadtverwaltung Sondershausen, 2002.
  • Meyers Konversationslexikon 1888-1889
  • Karl Mägdefrau: Geschichte der Botanik. 2. Auflage, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 1992, S. 160. ISBN 3-437-20489-0
  • Ilse Jahn (Hrsg.): Geschichte der Biologie. 3. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, Berlin, 2000. ISBN 3-8274-1023-1

Weblinks


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