- Schwarzburg-Sondershausen
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Schwarzburg-Sondershausen Wappen Flagge Lage im Deutschen Reich Landeshauptstadt Sondershausen Regierungsform Monarchie, Republik Staatsoberhaupt Fürst (bis 1918) Dynastie Haus Schwarzburg Bestehen 1599 - 1920 Fläche 862 km² (1910) Einwohner 89.917 (1910) Bevölkerungsdichte 104 Einwohner/km² Entstanden aus Grafschaft Schwarzburg Aufgegangen in Freistaat Schwarzburg-Sondershausen Stimmen im Bundesrat 1 Stimme Kfz-Kennzeichen SS Karte Schwarzburg-Sondershausen ist der Name eines Fürstentums in Thüringen, das 1599 zunächst als Grafschaft Schwarzburg-Arnstadt gebildet wurde, seit 1697 ein Fürstentum war und von 1716 bis 1918 die Bezeichnung Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen trug.
Die Gesamtfläche des Fürstentums betrug 862,1 km². Das Territorium war zerstückelt und gliederte sich in eine so genannte Oberherrschaft, bestehend aus den räumlich getrennten Bezirken Arnstadt und Gehren mit den beiden Enklaven Geschwenda und Rockhausen, sowie in eine Unterherrschaft mit den Bezirken Ebeleben und Sondershausen, wo sich auch das Stammschloss Schloss Sondershausen befindet. Weitere wichtige Orte in der Oberherrschaft waren Masserberg, Großbreitenbach und Plaue sowie in der Unterherrschaft Greußen und Clingen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Geschichte des Fürstentums geht auf das Geschlecht der Grafen von Schwarzburg zurück, die erstmals im 11. Jahrhundert erwähnt wurden. Durch Erbteilungen und Erwerbungen veränderte die Grafschaft Schwarzburg bis zum 16. Jahrhundert häufig ihre Gestalt. Nach dem Tod von Graf Günther XLI. im Jahre 1583 teilten seine beiden Brüder die Grafschaft Schwarzburg und bildeten ab 1584 die beiden Hauptlinien Schwarzburg-Arnstadt und Schwarzburg-Rudolstadt. Mit dem Stadtilmer Vertrag vom 21. November 1599 wurden die schwarzburgischen Territorien neu aufgeteilt. Die beiden Grafschaften und späteren Fürstentümer erhielten ihre Gestalt, wie sie bis 1920 im Wesentlichen unverändert blieben.
In den Jahrzehnten nach 1599 gab es weiter Erbstreitigkeiten. So teilten im Jahre 1681 die Grafen Christian Wilhelm und Anton Günther II., die bis dahin gemeinsam regiert hatten, das Land in eine Sondershäuser und eine Arnstädter Linie. 1713 schlossen beide schwarzburgische Hauptlinien einen Familienvertrag, durch welchen die Primogenitur eingeführt und weitere Teilungen des Landes untersagt wurden.
Zuvor waren beide Grafen in den Reichsfürstenstand erhoben und ihr Land zu einem unmittelbaren Reichsfürstentum erklärt worden. Kursachsen, das die Oberhoheit über Schwarzburg für sich in Anspruch nahm, gab in den Verträgen von 1699 und 1702 seine landesherrlichen Rechte gegen Geldentschädigung auf. Doch musste sich Schwarzburg 1719 zu einer jährlichen Zahlung von 7000 Talern verpflichten. Für Arnstadt wurde 1731 dem Herzog von Sachsen-Weimar eine jährliche Entschädigung von 3500 Thalern zugesichert.
1815 trat das Fürstentum dem Deutschen Bund bei, nachdem es 1807 Mitglied des Rheinbunds geworden war und damit bis 1813 unter der Protektion Napoleons gestanden hatte. Ab 1816 gab es eine Verfassung des Landes und sollte 1830 durch eine ständische Verfassung abgelöst werden. Diese von Fürst Günther Friedrich Carl I. erlassene Verfassung erhielt aber keine Zustimmung im Land, und er musste sie 1831 wieder aufheben. Der junge Fürst Günther Friedrich Carl II. gab dem Land 1841 eine Verfassung, auf Grund derer am 7. September 1843 die Eröffnung des ersten Landtages stattfand. Unter Günther Friedrich Carl II. fand 1835 der Beitritt des Landes zum Deutschen Zollverein statt.
Trotz verschiedener Reformen gab es 1848 auch in Schwarzburg-Sondershausen Unruhen, welche zur Folge hatten, dass im Herbst 1848 die Oberherrschaft von sächsischen, die Unterherrschaft von preußischen Truppen besetzt wurde. Der liberale Friedrich Chop wurde Chef der Märzregierung. Am 12. Dezember 1849 wurde eine freisinnige Verfassung verkündet. Durch Gesetz vom 18. März 1850 übernahm der Staat die Verwaltung der Kammergüter und der Fürst erhielt eine jährliche Zivilliste von 120.000 Talern. Am 8. Juli 1857 wurde die Verfassung konservativ umgestaltet und somit waren die zuvor beschnittenen fürstlichen Rechte im Wesentlichen wieder hergestellt.
Als 1866 Schwarzburg-Sondershausen gegen die von Österreich, im Bundestag des Deutschen Bundes beantragte Mobilmachung gegen Preußen gestimmt hatte, trat das Fürstentum dem neuen Norddeutschen Bund bei, wodurch 1867 die Militärhoheit an Preußen überging. Ab dem 18. Januar 1871 gehörte das Land dem Deutschen Reich an. Im Jahr 1909 starb Fürst Karl Günther von Schwarzburg-Sondershausen kinderlos und die Sondershäuser Linie erlosch im Mannesstamm. Gemäß dem Hausvertrag von 1713 übernahm Günther Victor von Schwarzburg-Rudolstadt die Herrschaft. Bemühungen, einen Schwarzburger Gesamtstaat zu schaffen, scheiterten an den konservativen Kräften in Sondershausen. Lediglich einige gemeinsame Behörden und Einrichtungen wurden in Arnstadt gegründet. Der Erste Weltkrieg und die weitere historische Entwicklung beendeten diese Bemühungen.
Mit Ende des Ersten Weltkriegs dankte am 25. November 1918 Fürst Günther Victor als letzter deutscher Monarch ab und dem Fürstentum folgte der Freistaat Schwarzburg-Sondershausen. An Stelle der fürstlichen Regierung trat provisorisch ein Ministerium und ein Landesrat mit dem Landtagspräsidenten Wilhelm Bärwinkel an die Spitze.
Der letzte Fürst verstarb 1925 in Sondershausen, seine Gemahlin Anna Luise von Schwarzburg verstarb 1951 ebenda. Sie war neben dem Herzog Ernst II. von Sachsen-Altenburg und der geschiedenen Frau von Ernst II., Adelheid (1875–1971), die einzige Fürstin, die in der DDR blieb.
Die Grafen und Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen 1571 bis 1909
Aus der Gebietsteilung nach dem Tod des Grafen Günther XL. von Schwarzburg ging die Grafschaft und Seitenlinie Schwarzburg-Sondershausen neben Schwarzburg-Arnstadt, Schwarzburg-Frankenhausen und Schwarzburg-Rudolstadt hervor. Mit der Erhebung der Grafen Christian Wilhelm und Anton Günther II. in den Fürstenstand im Jahre 1697 durch Kaiser Leopold I. begann die Linie der Fürsten in Schwarzburg-Sondershausen.
Die Grafen von Schwarzburg-Sondershausen
- 1571–1586: Graf Johann Günther I. (1532–1586), Sohn Günthers XL. von Schwarzburg
- 1586–1593: vormundschaftlich die Grafen Anton I. (1505–1573) und Johann VII. (1540–1603) von Oldenburg
- 1593–1642: Graf Günther XLII. (1570–1643), regierte gemeinsam mit seinen Brüdern Anton Heinrich, Johann Günther II. und Christian Günther I., kinderlos
- 1594–1638: Graf Anton Heinrich (1571–1638), kinderlos
- 1600–1631: Graf Johann Günther II. (1577–1631), kinderlos
- 1601–1642: Graf Christian Günther I. (1578–1642)
- 1642–1666: Graf Christian Günther II. zu Arnstadt (1616–1666), regierte die Oberherrschaft mit Residenz in Arnstadt, ohne Erben
- 1642–1666: Graf Anton Günther I. zu Sondershausen (1620–1666), regierte Teile der Unterherrschaft mit Residenz in Sondershausen
- 1642–1681: Graf Ludwig Günther II. zu Ebeleben (1621–1681), regierte Teile der Unterherrschaft mit Residenz in Ebeleben, ohne Erben
- 1666–1716: Graf Anton Günther II. zu Arnstadt (1653–1716), regiert gemeinsam mit seinem Bruder Christian Wilhelm, kinderlos
- 1666–1720: Graf Christian Wilhelm (1647–1721), 1697 Erhebung Schwarzburgs in den Reichsfürstenstand
Die Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen
- 1666–1716: Fürst Anton Günther II. zu Arnstadt (1653–1716), regiert gemeinsam mit Christian Wilhelm
- 1666–1720: Fürst Christian Wilhelm (1647–1721), 1697 Erhebung Schwarzburgs in den Reichsfürstenstand, führt die Primogenitur ein
- 1720–1740: Fürst Günther I. (1678–1740), der bis zu seiner Ernennung zum Fürsten den Namen Graf Günther XLIII. (der Dreiundvierzigste) trug
- 1740–1758: Fürst Heinrich (1689–1758)
- 1758–1794: Fürst Christian Günther III. (1736–1794)
- 1794–1835: Fürst Günther Friedrich Carl I. (1760–1837)
- 1835–1880: Fürst Günther Friedrich Carl II. (1801–1889)
- 1880–1909: Fürst Karl Günther (1830–1909), kinderlos
- 1909–1918: Fürst Günther Victor von Schwarzburg-Rudolstadt führte das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen in Personalunion
Bevölkerungsentwicklung 1871 bis 1919
Nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871 kam es auch im Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen zu einer verstärkten Industrialisierung und damit einhergehend zu einem starken Bevölkerungswachstum, was sich wie folgt darstellt:
- 1871: 67.191 Einwohner
- 1880: 71.107 Einwohner
- 1900: 80.898 Einwohner
- 1910: 89.917 Einwohner
- 1919: 92.692 Einwohner
Die Bevölkerung verteilte sich zu etwa gleichen Teilen auf die Ober- und Unterherrschaft. Etwa 98 % bekannten sich zur evangelischen Konfession.
Orte mit über 2000 Einwohnern
Ort Einwohner
1. Dez. 1910Arnstadt 17.841 Sondershausen 7759 Langewiesen 3814 Greußen 3348 Großbreitenbach 3255 Gehren 2917 Geschwenda 2291 Wirtschaft
Neben der traditionellen Landwirtschaft und der im waldreichen Bezirk Gehren betriebenen Forstwirtschaft entwickelten sich vor allem im 19. Jahrhundert auch einige Industriebereiche im Fürstentum. Dazu zählen mehrere Kalibergwerke in der Unterherrschaft, die Herstellung von Textilwaren und Handschuhen (in Arnstadt) sowie die Steingut- und Porzellanindustrie vor allem in der Oberherrschaft.
Literatur
- Christa Hirschler, Ulrich Hahnemann: Das Fürstliche Haus Schwarzburg-Sondershausen. Deutsche Fürstenhäuser, Heft 10. Börde, Werl 2004, ISBN 3-9809107-0-9.
- Ulrich Hahnemann: Von Berg- und Salzordnungen. Zum schwarzburgischen Bergrecht vor dem Einsetzen des Kalibergbaus im Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen 1892. Sondershäuser Hefte zur Geschichte der deutschen Kali-Industrie, Heft 12. Stadtverwaltung Sondershausen, Sondershausen 2005, ISBN 3-9808465-7-1.
- Jochen Lengemann et al.: Landtag und Gebietsvertretung von Schwarzburg-Sondershausen 1843–1923. Biographisches Handbuch. Parlamente in Thüringen 1809–1952, Teil 3. Fischer, Jena, Stuttgart, Lübeck, Ulm 1998, ISBN 3-437-35368-3.
- Hendrik Bärnighausen: Der Architekt Carl Scheppig (1803–1885), seine Entwicklung vom Mitarbeiter Schinkels zum Hofbaurat im Fürstentum Schwarzenburg-Sondershausen unter besonderer Berücksichtigung des spätklassizistischen Umbaus des Sonderhäusers Residenzschlosses. Könitz, Bärnighausen 2002, ISBN 3-00-009928-X.
- Kurt Lindner: Beiträge zur Jagdgeschichte Schwarzburg-Sondershausens. Eupel, Sondershausen 1924.
Weblinks
- Schwarzburg-Sondershausen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 14, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, S. 691.
- Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen (Verwaltungsbezirke und Gemeinden) 1910
- Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen 1697–1918
- Wappen
Mitgliedstaaten des Rheinbundes (1806–1813)Rang erhöht durch Napoleon → Königreiche: Bayern | Sachsen | Württemberg | Großherzogtümer: Baden | Hessen
Napoleonische Staaten → Königreiche: Westphalen | Großherzogtümer: Berg | Würzburg | Fürstentümer: Aschaffenburg (ab 1810 als Großherzogtum Frankfurt) | Von der Leyen | Regensburg (bis 1810)
Unverändert → Herzogtümer: Anhalt-Bernburg | Anhalt-Dessau | Anhalt-Köthen | Arenberg-Meppen | Mecklenburg-Schwerin | Mecklenburg-Strelitz | Nassau | Oldenburg | Sachsen-Coburg-Saalfeld | Sachsen-Gotha-Altenburg | Sachsen-Hildburghausen | Sachsen-Meiningen | Sachsen-Weimar, Sachsen-Eisenach (seit 1741 Personalunion, ab 1809 Realunion), Sachsen-Weimar-Eisenach | Fürstentümer: Hohenzollern-Hechingen | Hohenzollern-Sigmaringen | Isenburg-Birstein | Liechtenstein | Lippe | Reuß-Ebersdorf | Reuß-Greiz | Reuß-Lobenstein | Reuß-Schleiz | Salm-Kyrburg | Salm-Salm | Schaumburg-Lippe | Schwarzburg-Rudolstadt | Schwarzburg-Sondershausen | Waldeck
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