Thomas Hunt Morgan

Thomas Hunt Morgan
Thomas Hunt Morgan, 1891

Thomas Hunt Morgan (* 25. September 1866 in Lexington, Kentucky; † 5. Dezember 1945 in Pasadena, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Zoologe und Genetiker, der durch Kreuzungsversuche mit der Taufliege Drosophila melanogaster die grundlegende Struktur der Chromosomen aufklärte. Er entdeckte, dass die Gene (Erbanlagen) nacheinander auf den Chromosomen liegen und ermittelte ihre Reihenfolge und Abstände zueinander. Seine Ergebnisse fasste er in Chromosomenkarten (Genkarten) zusammen.

1933 erhielt er den Nobelpreis für Medizin. Er gilt als einer der führenden Biologen des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts und nach ihm ist auch die Einheit centiMorgan benannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Vererbung der Augenfarbe bei Taufliegen nach Morgan

Thomas Hunt Morgan wurde in Lexington (Kentucky) geboren. Sein Studium der Biologie an der Universität von Kentucky schloss er 1888 mit dem Master ab. Er promovierte 1890 an der Johns-Hopkins-Universität. Nachdem die „mendelschen Gesetze“ (heute: mendelsche Regeln) um 1900 unter anderem aufgrund der Arbeiten von Hugo de Vries wiederentdeckt wurden, begann er sich für die Vererbungslehre zu interessieren. Von 1908 an unternahm er zwei Jahre lang Kreuzungsversuche mit Taufliegen, ohne Ergebnisse zu erzielen. 1910 entdeckte er unter den normalerweise rotäugigen Fliegen einen männlichen weißäugigen Mutanten. Bei Kreuzungen dieser Fliege mit einem rotäugigen Weibchen waren die Nachkommen der ersten Generation sämtlich rotäugig, was darauf schließen ließ, dass die Erbanlage für dieses Merkmal rezessiv vererbt wurde. Bei Kreuzungen der Nachkommen untereinander hatte die Hälfte der so erzeugten männlichen Fliegen weiße Augen. Morgan schloss daraus, dass die Anlage für die Augenfarbe auf dem X-Chromosom liegt und mit diesem vererbt wird.

Dieser erste Erfolg war der Anlass, mit seinen Studenten die Vererbungscharakteristiken tausender Generationen von Fruchtfliegen zu untersuchen, um daraus zu schließen, wie die Gene auf den Chromosomen angeordnet sind.

Nach 1928 setzte Morgan seine Forschungen am California Institute of Technology fort.

Morgan heiratete 1904 die Biologin Lilian Vaughan Sampson und hatte vier Kinder (einen Sohn und drei Töchter). Seine Tochter Isabel Morgan war eine bedeutende Virologin an der Johns-Hopkins-Universität.

Auszeichnungen

1919 wurde er als Foreign Member in die Royal Society gewählt, die ihn 1924 mit der Darwin-Medaille und 1939 mit der Copley-Medaille auszeichnete. 1933 erhielt er den Nobelpreis für Medizin.

Nachwirken

In der Sowjetunion wurden die Lehren Morgans samt denen Gregor Mendels und August Weismanns und damit die moderne Vererbungslehre an sich im Rahmen der "Augustsitzung" (31.Juli - 7.August 1948) der „Sowjetische Akademie für Landwirtschaftswissenschaften" verworfen und bis in die 1960er Jahre offiziell gebannt. Dies hatte katastrophale Auswirkungen auf die Landwirtschaft in der Sowjetunion und nicht zuletzt in China während der Kulturrevolution.

Morgan beeinflusste die Genetik auch nach seinem Leben: Einige seiner Studenten und Forschungsassistenten sind selber in den darauffolgenden Jahren mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. Dazu zählen George Wells Beadle, Edward B. Lewis und Hermann Joseph Muller. Zum Gedenken an Morgan verleiht die „Genetics Society of America“ jährlich die Thomas Hunt Morgan Medal an Forscher, die einen wesentlichen Beitrag zur Wissenschaft der Genetik geleistet haben.

Der Nobelpreisträger Eric Richard Kandel hat den Beitrag Morgans zur Genetik und Biologie mit folgenden Worten zusammengefasst: „Much as Darwin's insights into the evolution of animal species first gave coherence to nineteenth-century biology as a descriptive science, Morgan's findings about genes and their location on chromosomes helped transform biology into an experimental science.“

Literatur

  • Garland E. Allen: Thomas Hunt Morgan: The Man and His Science. Princeton University Press, 1978, ISBN 0-691-08200-6.
  • Ian B. Shine, Sylvia Wrobel: Thomas Hunt Morgan: Pioneer of Genetics. University Press of Kentucky, 1976, ISBN 0-8131-0095-X.
  • Ilse Jahn, Michael Schmitt (Hrsg.): Darwin & Co - Eine Geschichte der Biologie in Porträts. II, C.H.Beck, München 2001, ISBN 3-406-44639-6.
  • Martin Brookes: Drosophila - Die Erfolgsgeschichte der Fruchtfliege. Rowohlt, Hamburg 2002, ISBN 3-498-00622-3.
  • Garland E. Allen: Morgan, Thomas Hunt. In: American National Biography Online. Oxford University Press, 2000.
  • Ronald A. Fisher: Thomas Hunt Morgan, 1866-1945. In: Obituary Notices of Fellows of the Royal Society. 1947, S. 451-454.
  • Robert E. Kohler: Lords of the Fly: Drosophila Genetics and the Experimental Life. University of Chicago Press, 1994, ISBN 0-226-45063-5.

Weblinks

 Commons: Thomas Hunt Morgan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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