Thomésches Haus

Thomésches Haus
Königshaus am Leipziger Markt

Das Königshaus (bis 1904 Apelsches Haus oder Apels Haus; zeitweilig auch Thomésches Haus) ist ein kulturgeschichtlich bedeutendes Bürgerhaus an der Südseite des Leipziger Marktes (Markt 17). Es wurde 1558[1], nach anderen Quellen 1610[2], erbaut und 1706/07 unter Beibehaltung der alten Bausubstanz nach Plänen des Baumeisters Johann Gregor Fuchs im barocken Stil aufwändig umgebaut. Nach dem Auftraggeber des Umbaus, dem Großkaufmann Andreas Dietrich Apel, hieß es zunächst „Apelsches Haus“ oder „Apels Haus“. Seinen heutigen Namen erhielt es 1904 mit der Umwandlung in ein vornehmes Geschäftshaus. Der Name erinnert an den sächsischen Kurfürsten und König von Polen August den Starken, der bei seinen Besuchen in Leipzig stets im Königshaus übernachtete.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Über das Aussehen des Vorgängerbaus des heutigen barocken Bauwerks ist wenig bekannt. Auf einem Stich aus dem Jahre 1615 ist lediglich zu erkennen, dass sein Dach mit zwei Reihen Dachfenstern und vier großen Schornsteinen über die benachbarten Häuser hinausragte. Vermutlich gehörte es schon damals zu den bedeutendsten Bürgerhäusern der Stadt. Aus erhaltenen Plänen geht hervor, dass während des barocken Umbaus von 1706/07 unter anderem die Fenster erhöht, die Läden verändert und ein Dacherker aufgesetzt wurden. Als bedeutendste Neuerung wurde der Fassade zum Markt an der Mittelachse ein dreistöckiger Holzerker mit darauf befindlichem Altan, der von einem Balustergeländer begrenzt wird, vorgeblendet. Aus der Erbauungszeit erhalten blieben die fast das gesamte Erdgeschoss einnehmende Kreuzgewölbehalle und der spätgotische Wendelstein aus Rochlitzer Porphyrtuff.

1904 ließ der Exportverein des Königreiches Sachsen das Gebäude zum Geschäftshaus umwandeln. Zwischen 1906 und 1913 befand sich ein Kino im Königshaus. Der Architekt Gustav Pflaume brach 1915/16 alle Seiten- und Hintergebäude ab und baute es zum Messehaus um, wobei das Kreuzgewölbe im Erdgeschoss zum Teil entfernt wurde. Das Dach, das ursprünglich eine mit Vasen besetzte Attika sowie den bereits erwähnten Dacherker umfasste, wurde durch ein modernes Satteldach mit zwei Fensterreihen ersetzt. Die barocke Fassade blieb dagegen vollständig erhalten, ebenso einige Stuckdecken im Innenbereich.

1932 legte der Architekt Curt Schiemichen im Erdgeschoss eine Passage an, die ursprünglich zur Petersstraße, seit 1963 nach teilweiser Kriegszerstörung zur Messehofpassage führt. Heute wird das Königshaus als Geschäfts- und Bürogebäude genutzt.

Kulturgeschichtliche Bedeutung

Berühmt ist das Königshaus vor allem als Gästehaus der Stadt Leipzig. Schon im 16. Jahrhundert mietete der Rat der Stadt das erste Stockwerk zu diesem Zweck. Für hochstehende Gäste wurde zwischen Königshaus und dem schräg gegenüber befindlichen Alten Rathaus eigens eine hölzerne Behelfsbrücke errichtet. Nachweislich übernachteten unter anderem August der Starke bei seinen regelmäßigen Messeaufenthalten in Leipzig und der russische Zar Peter der Große im Jahre 1698 im Königshaus. Der preußische König Friedrich der Große weilte während des Siebenjährigen Krieges zweimal im Königshaus, wo er am 18. September 1760 den Leipziger Literaturprofessor Christian Fürchtegott Gellert empfing. Während der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813 übernachtete der sächsische König Friedrich August I. hier. Nach verlorener Schlacht besuchte ihn am 19. Oktober 1813 der französische Kaiser Napoléon Bonaparte im Königshaus, das danach zum Hauptquartier des verbündeten Generalgouverneurs von Sachsen, des russischen Fürsten Repnin-Wolkonski, wurde. Am 15. Oktober 1820 verstarb der Oberbefehlshaber der Verbündeten, Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg, während eines Besuches am Ort seines Sieges über Napoleon im Königshaus.

Im zugehörigen Quergebäude befand sich früher ein Festsaal, der Johann Adam Hillers „Musikübender Gesellschaft“ von 1775 bis zum Umzug ins Leipziger Gewandhaus 1781 als Veranstaltungsort für Konzerte diente.

Quellennachweise

  1. Hocquél, S. 92; Volk, S. 113
  2. Schulz / Müller / Schrödl, S. 19

Verwendete Literatur

  • Wolfgang Hocquél: Leipzig (aus der Reihe Kunstgeschichtliche Städtebücher). E. A. Seemann Verlag, Leipzig 1983.
  • Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. PRO Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-936-50803-8.
  • Joachim Schulz, Wolfgang Müller, Erwin Schrödl: Architekturführer DDR. Bezirk Leipzig. Verlag für Bauwesen, Berlin 1975.
  • Waltraud Volk: Leipzig. Historische Straßen und Plätze heute. Verlag für Bauwesen, Berlin 1977.

51.339712.3750833333337Koordinaten: 51° 20′ 23″ N, 12° 22′ 30″ O


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