- Tobias Wimbauer
-
Tobias Wimbauer (* 13. Juni 1976 in Überlingen) ist ein deutscher Publizist und Antiquar. Er lebt in Hagen und beschäftigt sich vorwiegend mit dem Werk Ernst Jüngers.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Wimbauer begann 1999 an der Universität Freiburg ein Studium der Germanistik und Philosophie, das er 2002 abbrach. Danach war er als Journalist für die Wochenzeitung Junge Freiheit und im Verlagswesen tätig. 2004 nahm er in Wuppertal das Studium in den Fächern Germanistik und Soziologie wieder auf.
In der Fachöffentlichkeit wurde Wimbauer 1999 bekannt, als er in seinem Personenregister der Tagebücher Ernst Jüngers zahlreiche von Jünger verwendete Decknamen entschlüsselte. Zudem erstellte er ein Register für die Korrespondenz Jüngers mit Carl Schmitt. Aufgrund der aufwändigen Indizierungsarbeiten sowie neuer Funde zum Briefwechsel Jüngers (u. a. mit Alfred Kubin und Schmitt) wird Wimbauer gelegentlich als der „Detektiv des Lebens von Ernst Jünger“ bezeichnet. Über die Fachöffentlichkeit hinausgehende Aufmerksamkeit erhielt Wimbauers Entdeckung eines unbekannten Briefes von Paul Celan an Jünger, den er 2005 in der Frankfurter Allgemeine Zeitung präsentierte. Eine ausführliche Aufbereitung und Kritik der anschließenden Feuilletondiskussion erschien im selben Jahr in einem Buch von Theo Buck (in: Celan schreibt an Jünger, Aachen 2005).
2004 stieß Wimbauer mit einer neuen Auslegung der „berüchtigten Burgunderszene“ aus den Strahlungen eine Debatte über den fiktionalen Gehalt der Tagebücher Jüngers an, indem er Indizien zusammentrug, denen zufolge der dort beschriebene Luftangriff in Wirklichkeit nicht stattgefunden hatte (in: Anarch im Widerspruch, Schnellroda 2004). Wimbauers These, Jünger habe in der „Burgunderszene“ eine eskalierende Liebesaffäre mit der Pariser Ärztin Sophie Ravoux chiffriert, hat in der Jünger-Forschung eine nähere Beschäftigung mit der Affäre zur Folge gehabt.
Wimbauer veröffentlichte in Publikationen und arbeitete mit Institutionen der Neuen Rechten, die von Politologen auch als „Scharnier zwischen Neo-Konservatismus und Rechtsextremismus“ (Wolfgang Gessenharter) bezeichnet werden. So schrieb er u. a. für die Junge Freiheit und Criticon (heute Neue Nachricht) und publizierte in dem rechtskonservativen Verlag Edition Antaios. Für den ersten Band einer Schriftenauswahl des zeitweiligen Jünger-Sekretärs und als Grenzgänger zwischen Neuer Rechter und Rechtsextremismus bekannten Publizisten Armin Mohler schrieb Wimbauer das Nachwort (in: Die Schleife. Dokumente zum Weg von Ernst Jünger, Bad Vilbel 2001).
Von 2002 bis 2003 war Wimbauer Mitglied im als Institutskollegium bezeichneten Vorstand des neurechten Instituts für Staatspolitik. Wimbauer erstellte auch das Register für das Buch Jüdischer Bolschewismus – Mythos und Realität von Johannes Rogalla von Bieberstein, das 2003 die Vorlage für Martin Hohmanns umstrittene „Tätervolk“-Rede lieferte.
In einem 2009 im Eigenverlag publizierten Buch distanzierte er sich von seiner neurechten Vergangenheit.[1]
Wimbauer betreibt ein Versandantiquariat.
Veröffentlichungen
- Personenregister der Tagebücher Ernst Jüngers (1999, 2. Auflage, erweitert und ergänzt, 2003, 3., aktualisierte Auflage, 2010) ISBN 978-3-942090-02-5
- Halb im Aufbau, halb im Verfall. Ein unbekannter Brief Ernst Jüngers an Alfred Kubin, in: Les Carnets Ernst Jünger, VI, 2000, S. 207–210
- „In unseren Tagen sind gute Partner selten“. Vier neu entdeckte Briefe Ernst Jüngers an Carl Schmitt, in: Schmittiana, VIII, 2003, S. 121–131
- Lagebericht und andere Erzählungen, 2008. ISBN 978-3-9810057-8-3
- Ausweitung der Bücherhöhle. Fünf Interviews mit Tobias Wimbauer von Martin Böcker, Frank Fischer, Nicole Rensmann, Andreas Schneider und André Seelmann, 2010. ISBN 978-3-942090-09-4
Herausgabe:
- Das Luminar. Schriften zu Ernst und Friedrich Georg Jünger, Buchreihe
- Anarch im Widerspruch. Neue Texte zu Werk und Leben der Brüder Ernst und Friedrich Georg Jünger, 2004. ISBN 3-935063-53-9 - 2. veränderte Auflage, 2010 ISBN 978-3-942090-03-2
- Friedrich Helms: Tagebuch. Wilhelmshorst 1945. Mit einem Vorwort von Walter Kempowski, 2009. ISBN 978-3-942090-00-1
- Friedrich Helms: Tagebuch. Wilhelmshorst 1946 / 1947, 2010. ISBN 978-3-942090-05-6
- Ernst Jünger in Paris. Ernst Jünger, Sophie Ravoux, die Burgunderszene und eine Hinrichtung. Mit Beiträgen von Felix Johannes Enzian, Henning Ritter, Alexander Rubel, Jörg Sader und Tobias Wimbauer, 2011, ISBN ISBN 978-3-942090-13-1
- Küchenbord. Eine Reihe gastrosophischer Bücher, Buchreihe
- Mario Scheuermann: Wortklaubereien. Von »Serviertöchtern« und »Restaurant–Bären« – ein gastronomisch–kulinarisches Sammelsurium der deutschen Sprache aus drei Jahrhunderten. Illustriert von Michaela von Aichberger, 2010. ISBN 978-3-942090-04-9
- Bibliotope, Buchreihe
- Petra Gust-Kazakos: Ganz weit weg, Leselust und Reisefieber 2010. ISBN 978-3-942090-07-0
- Eric W. Steinhauer: Vampyrologie für Bibliothekare: Eine kulturwissenschaftliche Lektüre des Vampirs 2011. ISBN 978-3-942090-06-3
- Timo Kölling: Ernst Jünger und die Nichtvergesslichkeit. Der Autor als Schrift. 2011. ISBN 978-3-942090-15-5
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Ausweitung der Bücherhöhle. Fünf Interviews mit Tobias Wimbauer. Hagen-Berchum: Eisenhut-Verlag 2010. S. 22–24. (online)
Weblinks
Kategorien:- Journalist
- Publizist
- Buchantiquar
- Deutscher
- Geboren 1976
- Mann
Wikimedia Foundation.