Johannes Rogalla von Bieberstein

Johannes Rogalla von Bieberstein

Johannes Ludwig Hermann Wilhelm Joachim Karl Rogalla von Bieberstein (* 27. Juli 1940 in Leipzig) ist ein deutscher Bibliothekar und Autor. Er ist Ehrenritter des Johanniterordens.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Er entstammt der ostpreußischen Adelsfamilie Rogalla von Bieberstein und ist der Sohn des Oberstleutnants Hermann Rogalla von Bieberstein (1907-1975), der nach dem 20. Juli 1944 verhaftet und als unehrenhaft aus der Wehrmacht entlassen wurde, und der Marie Gräfin von Zech-Burkersroda (1917-1995).

Leben

Im Herbst 1945 flüchtete die Mutter von Johannes Rogalla von Bieberstein mit ihm und seiner Schwester aus Goseck in der Provinz Sachsen vor der Roten Armee in den Westen. Er studierte Neuere und Osteuropäische Geschichte, Slavistik und Politische Wissenschaften in Göttingen, München, Paris und London. 1968 legte er das Magisterexamen ab und 1972 wurde er an der Ruhr-Universität von Rudolf Vierhaus promoviert. Seine Dissertation hatte „Die These von der Verschwörung 1776-1945. Philosophen, Freimaurer, Juden, Liberale und Sozialisten als Verschwörer gegen die Sozialordnung“ zum Thema, in der er diese Weltverschwörungsthesen als fixe Idee entlarvte und Angst als ihr Motiv ausmachte. In der These eines freimaurerischen Komplotts hinter der Französischen Revolution sieht er einen „wahnhafte Züge tragenden Verschwörungsglauben“ und sieht dessen Ursprung in antimodernistisch-klerikalen Kreisen.[1]

Im Jahr 1972 trat er in den Höheren Bibliotheksdienst ein und legte 1974 am Kölner Bibliothekar-Lehrinstitut seine Assessorprüfung ab. Im Jahre 1976 erschien im Peter Lang Verlag seine überarbeitete Dissertation, die auch ins Japanische übersetzt wurde.

Rogalla von Bieberstein übernahm 1974 die Leitung der damals im Aufbau befindlichen Fachbibliothek Soziologie der Universitätsbibliothek Bielefeld. 1978 führte er im Auftrag des Kultusministers eine Erhebung über literarische Nachlässe in Nordrhein-Westfalen durch und erstellte ein Gutachten, das 1979 veröffentlicht wurde. 1980 stieg er zum Bibliotheksdirektor auf. Er wurde in die „Wissenschaftliche Kommission zur Erforschung der Freimaurerei“ an der Universität Innsbruck berufen und führte seine Forschungen über die „Verschwörerthese“ fort.

Kontroverse

Im Jahre 2002 veröffentlichte Rogalla von Bieberstein in der Edition Antaios sein Buch „Jüdischer Bolschewismus“. Mythos und Realität. In der Hohmann-Affäre bezog sich Martin Hohmann in seinem als antisemitisch kritisierten Vortrag auf Bieberstein, der daraufhin als sein angeblicher Stichwortgeber in die Kritik geriet.[2]

Unter anderem das Internetportal haGalil und der Bielefelder Soziologe Lutz Hoffmann kritisierten Bieberstein scharf. Letzterer schrieb: „Ein Grund für das von Seite zu Seite wachsende Unbehagen ist der, dass der Autor eine ganz bestimmte Art von Reduktion“ vornehme. So reduziere Bieberstein den Sozialismus auf den „Kampf gegen die christlich-bürgerliche Welt“ und klammere „Positives des Sozialismus“ aus. Menschen jüdischer Herkunft würde er auf ihre Herkunft reduzieren und betreibe eine „regelrechte Judenriecherei“.[3] Kritik an ihm und seinem Buch wies Rogalla von Bieberstein bei einer gemeinsamen Veranstaltung des Studienzentrums Weikersheim und der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft zurück. Beide genannten Institutionen werden der Neuen Rechten zugeordnet.[4]

Werke

  • Archiv, Bibliothek und Museum als Dokumentationsbereiche. Verl. Dokumentation, Pullach bei München 1975 (Bibliothekspraxis Bd 16).
  • Die These von der Verschwörung 1776–1945. Philosophen, Freimaurer, Juden, Liberale und Sozialisten als Verschwörer gegen die Sozialordnung. Lang, Frankfurt/M. 1976 (Teilw. zugl.: Bochum, Univ., Diss., 1972) ISBN 3-261-01906-9; 2. verb. und verm. Aufl., Lang, Frankfurt 1978 ISBN 3-261-01906-9; Neuauflage, Flensburger Hefte Verlag, Flensburg 1992. ISBN 3-926841-36-2.
  • Literarische Nachlässe in Nordrhein-Westfalen. Greven, Köln 1979. ISBN 3-7743-0901-9
  • Preußen als Deutschlands Schicksal. Ein dokumentarischer Essay über Preußen, Preußentum, Militarismus, Junkertum und Preußenfeindschaft. Minerva, München 1981. ISBN 3-597-10336-7
  • Vom Antimasonismus zum (Vernichtungs-) Antisemitismus. In: Freimaurerische Historiographie im 19. und 20. Jahrhundert, Bayreuth 1996, S. 99ff.
  • Adelsherrschaft und Adelskultur in Deutschland. Limburg 1998 (Aus dem Deutschen Adelsarchiv, Bd.14). ISBN 3-7980-0686-5
  • „Jüdischer Bolschewismus“. Mythos und Realität. Mit einem Vorwort von Ernst Nolte. Verlag Edition Antaios, Dresden 2002, ISBN 3-935063-14-8; 2. überarb. Auflage, Ares Verlag, Graz 2010, ISBN 978-3-902475-75-6.
  • Der Mythos von der Verschwörung. Philosophen, Freimaurer, Juden, Liberale und Sozialisten als Verschwörer gegen die Sozialordnung. Marix, Wiesbaden 2008, 300 S. ISBN 978-3-86539-162-9
  • Die Herren von Burkersroda und von Heßler und Grafen von Zech, sonst von Burkersroda. Ein Geschlecht an Saale und Unstrut 1144 - 1945. Selbstverlag, Leopoldshöhe 2008

Einzelnachweise

  1. Andreas Rosenfelder: Vielleicht muß man das Buch erst mal lesen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. November 2003, Nr. 271/Seite 39
  2. http://www.tagesschau.de/inland/meldung229950.html (nicht mehr online verfügbar)
  3. http://www.webwecker-bielefeld.de/entry_16325.0.html
  4. Jens Mecklenburg (Hrsg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Elefanten Press Verlag, Berlin 1996

Weblinks


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