- Tohono O’Odham
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Die Tohono O'Odham (Eigenbezeichnung Volk der Wüste), früher auch Papago (spanische Wiedergabe des Akimel O'Odham-Wortes: Pahpah Au-Authm oder Babawï O'Odham - ‘Teparybohnen-Volk’)[1] genannt, sind ein Indianer-Stamm im heutigen Südwesten der USA sowie im Norden Mexikos. Zusammen mit den kulturell und sprachlich eng verwandten Akimel O'Odham (‘Fluß-Volk’, früher meist als Pima bezeichnet), Sobaipuri (auch Sobas genannt), Ak-Chin O'Odham (‘Volk, das an der Mündung des Arroyo (Trockental) lebt’) sowie der Hia C-eḍ O'Odham (‘Volk der Sanddünen’, früher meist als Sand Papago bezeichnet) werden sie oft als O'Odham oder Pima Alto (Obere Pima) bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Sprache
Ihre Sprache, das O'Odham ha-ñeʼokĭ, O'Ottham ha-neoki oder O'Odham ñiok zählt zu den Pimic-Sprachen (oder Tepiman) und gehört zum südlichen Zweig der uto-aztekischen Sprachfamilie. Innerhalb dieser Sprache treten wiederum mehrere Dialekte auf.
- Tohono O'Odham
- Cukuḍ Kuk Dialekt
- Gigimai Dialekt
- Huhuʼula Dialekt
- Huhuwoṣ Dialekt
- Totoguani Dialekt
- Hia C-eḍ O'Odham
- mehrere Dialekte (?)
(Quelle unter[2])
Bevölkerungszahl
Für 1680 wird die Bevölkerung der Tohono O'Odham auf 6000 geschätzt. Im Jahre 1910 zählten die US-Behörden 3798, 1923 5672 und 1937 6305 Tohono O'Odham. 2000 gab der US-Census eine Zahl von 20.087 Personen mit Tohono O'Odham-Blut an, darunter 17.466 Vollblut-Tohono O'Odham. Heute leben die meisten der ca. 25.000 Tohono O'Odham im südlichen Arizona, jenseits der Grenze im nördlichen Sonora, Mexiko, leben zudem nochmals einige Tausend Tohono O'Odham.
Siedlungsgebiet
Bei der Ankunft der Europäer in Amerika lebten die Tohono O'Odham (‘Papago’) in einem Gebiet südlich und südöstlich des Gila Rivers, hauptsächlich südlich von Tucson (abgel. von Cuk ṣon - ‘Black Base’ - ‘Schwarzer Boden’), in den heutigen USA. Weiter erstreckte sich ihr Siedlungsgebiet ins Tal des Santa Cruz Rivers und westlich/südwestlich davon über die Sonora-Wüste nach Sonora, Mexiko. Die zweite Stammesgruppe, die Hia C-eḍ O'Odham (‘Volk der Sanddünen’, meist als ‘Sand Papago’ bezeichnet) lebte westlich und südwestlich der Tohono O'Odham in der Sonora-Wüste vom Golf von Kalifornien bis zu den Tinajas Altas Mountains in Arizona, südlich nach Mexiko in die Sonora-Wüste. Die Wüsten- und Halbwüstengebiete der Papago und Sand Papago wurden von den Spaniern als Papaguerita bezeichnet.
Heute leben die meisten entweder in einem von vier Indianerreservaten im südlichen Arizona (abgel. von Al ṣonag - ‘Place of the Small Spring’ - ‘Ort der kleinen Quelle’),[3] westlich von Tucson, oder in den einer der nahegelegenen Städte.
Traditionelle Kultur
Vor der Unterwerfung durch die Weißen lebten die Hia C-eḍ O'Odham (‘Volk der Sanddünen’, meist als ‘Sand Papago’ bezeichnet) unter allen O'Odham-Gruppen als einzige wahre Jäger und Sammler, vor allem von den Früchten der Kakteen, wildwachsenden Pflanzen, Beeren sowie von der Jagd auf Wild (Dickhornschafe, Maultierhirsche und Gabelantilopen, Antilopenhasen, Eselhasen, Bisamratten sowie Eidechsen). Zudem aßen sie eine bestimmte essbare Wüstenpflanze (allgemein Sand food genannt), Mesquite-Früchte, Saguaro sowie Pitahaya-Früchte. Während bestimmter Jahreszeiten zogen sie an die Küste des Golfs von Kalifornien um zu Fischen sowie zur Salzgewinnung.[4] Aufgrund der geographischen Nähe zu den Fluß-Yuma, entlehnten sie bestimmte kulturelle Merkmale von den Yuma, so dass nach einigen Quellen sie kulturell mehr den Yuma glichen als den benachbarten O'Odham-Gruppen, mit Ausnahme ihrer Sprache. Historischen Quellen zufolge unterhielten die Hia C-eḍ O'Odham freundschaftliche Kontakte zu den Cocopa, Quechan und Halchidhoma.
Da sie das fast regenlose westliche Gebiet der Papaguerita (von den Spaniern El Gran Desierto - ‘die große Wüste’ genannt) bewohnten, waren sie gezwungen als Nomaden ständig ihre Lager zu wechseln, und wurden daher als No-Villagers bezeichnet. Auf ihren ständigen Wanderungen bewohnten sie daher nur Strauchhütten (Wickiups) oder manchmal gar nur einfache Windschirme (span.: ramada), die es ihnen erlaubten, schnell das Lager auf und wieder abzubauen.
Die Tohono O’Odham, die in fruchtbareren Gebieten wohnten, bestritten ihren Lebensunterhalt hingegen zu 75 % durch die Jagd und dem Sammeln von Wildpflanzen, Samen und Wildfrüchten sowie zu 25 % durch Ackerbau. Da sie unterm Jahr zwischen Winterlager und Sommerlager wechselten, wurden sie Two-Villagers genannt. Ihre Winterlager (sogenannte winter well villages) errichteten sie in der Nähe von Quellen und Flüssen der Gebirgsausläufer. Die Sommerlager errichteten sie auf den Hochebenen zwischen den Bergrücken. Dort errichteten sie Steindämme, um den Sommerregen zu ihren Feldern leiten zu können. Auf diesen bauten sie Mais, Kürbisse, Wassermelonen sowie insbesondere Bohnen an. Zusätzlich stellte das Sammeln von Wildfrüchten, besonders der Saguaro-Früchte, einen wichtigen Bestandteil ihrer Kultur dar. Da die Jagd sowie der Ackerbau in dieser trockenen Gegend nicht sehr ergiebig war, arbeiteten die Tohono O’Odham auf den Feldern der Pima (»Akimel O'Odham«), um zusätzliche Nahrung zu erwirtschaften. Enge Verbündete an der Nordgrenze zur Apacheria waren ab Mitte des 17. Jahrhunderts die Pima (und später die Maricopa) und zusammen stellten sie den Weißen zuverlässige Scouts und Krieger im Kampf gegen die Apachen.
Die Tohono O’Odham lebten genauso wie die anderen O'Odham-Gruppen in weit verstreuten Siedlungen aus Pfahlhäusern aus Adobe entlang der Flüsse oder in gut bewässerten Gebirgs- und Wüstengegenden. Jede Familie besaß verstreut am Flussufer gelegene Felder, die oft weit auseinander lagen. Sie trafen sich einzig bei den wichtigsten Zeremonien oder um ihre Familien in Sicherheit zu wissen, wenn die Krieger verschiedener Siedlungen sich trafen, um gegen einen gemeinsamen Feind vorzugehen (Apachen, Opata, Yaqui, Yuma). Die Tohono O’Odham töpferten und flochten Körbe.
Die feindlichen Apachen nannten die Tohono O'Odham sowie die Akimel O'Odham Sáíkiné (‘Sand House People’ - ‘Sandhaus-Volk’, da sie in Adobe-Pfahlhäusern lebten) oder Ketl'ah izláhé (‘Rope Under Their Feet People’, da sie im Gegensatz zu den Apachen Sandalen trugen).
Geschichte
Pater Eusebio Kino war vermutlich der erste Weiße, der 1694 bei seiner ersten Expedition den Tohono O’Odham begegnete. Die Geschichte der Tohono O’Odham ist eng verknüpft mit derjenigen der Pima, abgesehen davon, dass sie weniger in Kontakt mit den Weißen traten als die Pima.
Katholische Missionare begannen die Tohono O’Odham Ende des 17. Jahrhunderts zum Christentum zu bekehren. Die Missionare waren recht erfolgreich, was große Kriege gegen die Mexikaner und US-Amerikaner verhinderte. 1865 unterstützten etwa 150 Krieger der Tohono O’Odham die US-Armee als Scouts und Söldner gegen die Apachen. Die Zusammenarbeit gestaltete sich für die US-Truppe jedoch mühsam, da die Tohono O’Odham sich nach jedem getöteten Feind einer 16-tägigen Reinigung unterzogen. Außerdem durften nur einige auserwählte Tohono O’Odham, die einer Kriegspartei angehörten, überhaupt töten. In Mexiko kämpften die Tohono O’Odham vor allem gegen die Yaqui. Der mexikanische Staat Sonora bezahlte ihnen für jede abgehackte rechte Hand eines Yaqui 25 Silberpesos.
Erst 1917 wurden die Tohono O’Odham dem allgemeinen Reservatssystem unterstellt. So konnten sie sich einen großen Teil ihrer traditionellen Lebensweise bewahren.
Gruppen der Tohono O’Odham
Die Tohono O’Odham werden oft zusammen mit den Akimel O'Odham als Pima Alto (Obere Pima) bezeichnet. Im Spanischen und historischen Texten ist oft noch der Name Papago gebräuchlich - vermehrt wird aber ihre Eigenbezeichnung verwendet. Die Tohono O'Odham selbst unterteilen sich in zwei große Stammesgruppen, die sich sprachlich und kulturell unterschieden:
Tohono O'Odham (‘Volk der Wüste’, wohnten in den Halbwüsten und Bergen südlich von Tucson, Tubac und südlich des Gila River)[5]
- Kuitatk (kúí tátk - ‘Mesquite-Wurzel’)
- Sikorhimat (sikol himadk - ‘Dorf an den Wasserstrudeln- Wirbeln’)
- Wahw Kihk (wáw kéˑkk - ‘Aufrechtstehender Fels’)
- San Pedro (wiwpul - ‘Wilder Tabak’)
- Tciaur (jiawul dáhăk - ‘Barrel Cactus Sitting’)
- Anegam (ʔáˑngam - ‘Platz der Wüsten-Weide’ [engl.: desert willow, botanisch: Chilopsis linearis])
- Imkah (ʔiˑmiga - ‘Verwandte’)
- Tecolote (kolóˑdi, auch cú´kud kúhūk - ‘Schreiende Eule’)
Hia C-eḍ O'Odham (‘Volk der Sanddünen’, meistens als Sand Papago bezeichnet, lebten westlich und südwestlich der Tohono O'Odham in der Sonora-Wüste vom Golf von Kalifornien bis zu den Tinajas Altas Mountains in Arizona, südlich nach Mexiko in die Sonora-Wüste, wurden von den Tohono O'Odham auch als U'uva:k oder U'uv Oopad bezeichnet)
- Pinacateño
- Areneño
Zeitgenössische Lebensweise
Reservationen der Tohono O'Odham
Die Tohono O'Odham und Hia C-eḍ O'Odham leben heute in mehreren Reservationen und Siedlungen im südlichen Arizona sowie im Norden Sonoras in Mexiko.
Die Tohono O’Odham leben heute hauptsächlich von Rinderzucht und Bodenbau, dank künstlich bewässerter Felder. Das Ak-Chin-Reservat, das 21.000 acres (85 km²) umfasst, beinhaltet eine 10.000 acres (40 km²) große Farm, die vor allem Baumwolle anpflanzt.
Das Pagago-Reservat, das San-Xavier-Reservat und das Gila-Bend-Reservat haben eine gemeinsame Regierung mit der Verwaltung bei Sells, Arizona. Sie umfassen zusammen ein Gebiet von 2,8 Millionen acres (11.000 km²), das meiste davon ist Wüste. Die Mission San Xavier del Bac, die „Weiße Taube der Wüste“ wurde 1783 im Reservat errichtet und dient noch immer als Kirche. Sie ist eine von vielen spanischen Missionen, die im Südwesten der USA errichtet worden sind. Im späten November findet jeweils das All-Indian Papago Tribal Fair and Rodeo, eine Großveranstaltung, die ein Powwow, Rodeo und eine Miss Pagago-Wahl beinhaltet. Die Tohono O’Odham verfügen weiter über eine Bingo-Halle.
Einige wenige archäologische Stätte sind erhalten geblieben, zum Beispiel Ruinen der Hohokam-Kultur. Die Hohokam gelten als Vorfahren der Tohono O’Odham. In Mexiko leben die Tohono O’Odham noch immer frei in den Bergen Sonoras.
Die Reservate der Tohono O’Odham haben sich in den letzten Jahren zum größten Korridor für illegale mexikanische Einwanderer entwickelt.
Siehe auch
Literatur
- William C. Sturtevant (Hrsg.): Handbook of North American Indians, Smithsonian Institution Press, Washington D. C.
- Alfonso Ortiz (Hrsg.): Southwest, Vol. 9, 1979 ISBN 0-16-004577-0
- Alfonso Ortiz (Hrsg.): Southwest, Vol. 10, 1983 ISBN 0-16-004579-7
Weblinks
- [1]
- (Santa Rosa Day School)
- [2]
- O'Odham Map - Siedlungsgebiete der O'Odham
- Apache Map - Siedlungsgebiete der Westlichen Apache und Chiricahua Apache
Einzelnachweise
- ↑ Weitere Namen: Pawi, Pavi, Tepari, Escomite, Yori mui und Yori muni, der Name ‘Tepary’ leitet sich wahrscheinlich aus der Sprache der Tohono O'odham ab - t'pawi - ‘dies ist eine Bohne’ her
- ↑ Saxton, Dean, Saxton, Lucille und Enos, Susie: Dictionary: Tohono O'odham/Pima to English, English to Tohono O'odham/Pima. 145 Seiten, University of Arizona Press, 1998, ISBN 978-0816519422
- ↑ Shadows at Dawn - The Peoples (O'odham / Pima and Papago / Sáíkiné)
- ↑ J. W. Hoover: Generic Descent of the Papago Villages, American Anthropologist,Vol. 37, Nr. 2, Teil 1, Seiten 257-264
- ↑ Papago local groups and defensive villages, Periode 1859 - 1890, Underhill, 1939, Seite 211-234
Kategorie:- Indianerstamm in Arizona
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