Tongyong Pinyin

Tongyong Pinyin

Tongyong Pinyin (chinesisch 通用拼音 Tōngyòng Pīnyīn ‚Allgemein verwendete Lautschrift‘) ist eine in der Republik China auf Taiwan entwickelte Lautumschrift (oder Romanisierung) der chinesischen Sprache. Sie basiert ebenso wie das in der Volksrepublik China entwickelte Hanyu Pinyin auf der Aussprache des Peking-Dialekts. Etwa 80 Prozent der Silben des Tongyong Pinyin sind mit den entsprechenden Silben in der Schreibweise des Hanyu Pinyin identisch.

Zwischen 2000 und 2008 fungierte Tongyong Pinyin in der Republik China als offizielle Romanisierung des Chinesischen in Taiwan.[1] In dieser Rolle wurde es zum 1. Januar 2009 von Hanyu Pinyin abgelöst.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Tongyong Pinyin ist eine 1998 von Yu Bor-chuan (余伯泉, Yú Bóquán) weiterentwickelte Version der Lautumschrift Mandarin Phonetic Symbols II, an der seitdem jedoch einige weitere Modifikationen vorgenommen wurden.

Besondere Merkmale

Schreibweise

Besonderheiten des Tongyong Pinyin gegenüber Hanyu Pinyin sind:

  • Der in Hanyu Pinyin mit zh wiedergegebene Laut wird jh geschrieben. (Wade-Giles verwendet ch.)
  • Das in Hanyu Pinyin verwendete x und q kommen in Tongyong Pinyin nicht vor, sondern vor den Vokalen i und e werden die entsprechenden Laute mit s bzw. c, vor u jedoch mit sy bzw. cy wiedergegeben (um eine Verwechslung mit su bzw. cu zu vermeiden). (Wade-Giles verwendet hs bzw. ch.)
  • Der in Hanyu Pinyin beispielsweise in zi (資), ci (慈), si (思), zhi (知), chi (吃), shi (詩), und ri (日) als i wiedergegebene (in Zhuyin nicht separat dargestellte) Laut wird in Tongyong Pinyin (wie zum Teil auch in Wade-Giles), durch die Endung ih angezeigt.
  • eng (wie in 蹦、碰、孟、奉、瓮) wird nach b-, p-, m-, f-, w- ong geschrieben:
  • wen (溫) wird zu wun.
  • iong wird immer als yong geschrieben, z.B. syong statt xiong in Hanyu Pinyin (兇).
  • Das in Hanyu Pinyin verwendete ü wird durch yu ersetzt.
  • Die in Wade-Giles und Hanyu Pinyin zu iu bzw. ui zusammengezogenen Dreifachvokale (Triphthonge) iou bzw. uei – z.B. in liu (六) und gui (鬼) – dürfen optional auch ausgeschrieben werden. (Die Bezeichnungen kleinerer Gemeinden sind in der Umschrift jedoch immer voll auszuschreiben.)
  • Obwohl die Großschreibung des ersten Buchstabens jeder Silbe ursprünglich nicht vorgesehen war, wird diese an verschiedenen Stellen praktiziert (z. B. auf Straßenschildern).

Zeichensetzung

  • In der Tongyong-Schreibung werden Silben eines Wortes in der Regel nicht wie in Wade-Giles durch Bindestriche getrennt.
  • Tongyong verwendet die Zeichen für die zur Unterscheidung der Tonbewegungen wie das Zhuyin, und nicht wie das Hanyu Pinyin, d.h. der erste Ton wird nicht gekennzeichnet, wohingegen der leichte ("neutrale" Ton) durch einen Punkt markiert werden kann.
  • Wie in Hanyu Pinyin können Silben zur Vermeidung einer möglichen Verwechslung durch einen Apostroph (manchmal, wie bei Ortsnamen, auch einen Bindestrich) getrennt werden, z.B. ji'nan oder jin'an.

Verbreitung und Kritik

Ein Kritikpunkt an Tongyong Pinyin ist die Wiedergabe mehrerer Anlaute (welche im Zhuyin unterschieden werden) durch die Buchstaben c und s. Ein anderer Punkt ist, dass bei der Verwendung von Hanyu Pinyin jede chinesische Silbe mit gleich vielen oder sogar weniger Anschlägen auf der Computertastatur eingegeben werden kann. Sicherlich ist das größte Hindernis für eine größere Akzeptanz von Tongyong Pinyin, dass für die Transkription der chinesischen Hochsprache bereits Hanyu Pinyin als Standard in der Volksrepublik China und als international anerkannter ISO-Standard festgelegt ist. Hanyu Pinyin ist auch ein wichtiges Hilfsmittel für den Großteil derjenigen, die Chinesisch lernen oder in China geschäftlich tätig sind. Befürworter des Tongyong Pinyin führen als Argument an, dass in ihrem System auf Buchstaben wie q und x verzichtet wird, welche Nichtmuttersprachlern keinen Hinweis auf die Aussprache der so dargestellten Laute liefern.

Selbst in Taiwan stieß das im Oktober 2000 als nationaler Standard vorgeschlagene Tongyong-Pinyin-Konzept auf Ablehnung. Außerdem löste es eine politische Kontroverse aus, welche zu einem großen Teil mit den unterschiedlichen Vorstellungen der dortigen politischen Gruppierungen bezüglich der nationalen Identität in Zusammenhang stand. Im August 2002 wurde Tongyong Pinyin zwar offiziell eingeführt, jedoch ist die entsprechende Verordnung für die lokalen Verwaltungen nicht verbindlich. Einige von der Kuomintang geführte Städte – hier ist vor allem Taipeh zu nennen – beschlossen, auf örtlichen Beschilderungen statt dessen Hanyu Pinyin zu verwenden. Dies macht die Verwendung der verschiedenen Umschrift-Systeme sehr unübersichtlich, da, je nachdem, wo man sich befindet und von welcher Behörde die Beschilderung angebracht wurde, dieselben chinesischen Bezeichnungen unterschiedlich geschrieben werden. Da keine Einigung in dieser Frage erzielt werden konnte, beschloss im Jahr 2003 das Bildungsministerium, zur Wiedergabe der Aussprache der chinesischen Zeichen in den Grundschulen künftig Hanyu Pinyin zu verwenden.

Von Tongyong Pinyin wurde auch eine Version für das Taiwanische (台語音標版) entwickelt, in welcher der Buchstabe f wegfällt, jedoch ein zusätzlicher Buchstabe v (für 万) ergänzt wurde.

Einzelnachweise

  1. Taipei Times – Tongyong Pinyin the new system for romanization (11. Juli 2002)
  2. Taipei Times — Hanyu Pinyin to be standard system in 2009

Weblinks


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