Torsburg

Torsburg

Die Torsburg (schwedisch Torsburgen) bei Kräklingbo auf der schwedischen Insel Gotland ist die größte der so genannten vorgeschichtlichen Wallburgen (schwedisch fornborg) Skandinaviens. Ihr größtenteils durch natürliche Steilhänge gebildeter Umfang beträgt fast fünf Kilometer. Die ergänzend errichteten Mauerstücke sind insgesamt fast zwei Kilometer lang.

Der Name kommt vom germanischen Gott Thor und Burg bezeichnet im Altnordischen einen Grat oder eine Mauer. Der natürliche Burgberg entstand vor etwa 12.000 Jahren, als die Eisdecke über Skandinavien zu schmelzen begann. Es entstand das Baltische Meer, das im Laufe der Zeit verschieden hohe Wasserstände hatte. Einen Teil eines einstigen Strandwalls sieht man im südlichen Teil der Torsburg. Darauf wurde die Mauer errichtet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtlicher Kontext

In Schweden finden sich über 1000 ähnliche eisen- (200–550 n. Chr.) und vendelzeitliche (550–800 v. Chr.) oder auch wikingerzeitlich genutzte Anlagen. Letztere liegen vor allem im lange heidnisch gebliebenen Mittelschweden. Möglicherweise sind einige bereits in der Bronzezeit entstanden.

Auf Gotland sind 82 solcher Anlagen bekannt. Das bedeutet, auf die Fläche bezogen, in jedem Quadrat von der Größe 6,25 x 6,25 km eine. Dabei wird unterschieden zwischen:

  • 44 Flachlandburgen
  • 31 Höhenburgen (eine davon die Torsburg)
  • 7 Moor- oder Gewässeranlagen

Die meisten haben weniger als 800 m² Innenfläche. Dabei ist für Ostgotland bemerkenswert, dass Altertumsfunde aller Art in der unmittelbaren Umgebung der Burgen ausgesprochen rar sind. Unter den Flachlandanlagen gibt es runde und halbkreisartig an Steilabbrüche oder an die Küste (vergleichbar mit Promontory Forts) angelehnte Anlagen.

Die Torsburg

Die Archäologen hatten zunächst angenommen, dass die Mauer während der Völkerwanderungszeit (um 500 n. Chr.) gebaut wurde. Im Jahre 1977 begann die Ausgrabung unter der Leitung von Johan Engström. Man schlug eine Bresche durch die Mauer, um ihre Konstruktion zu studieren und mittels Holzkohlefunden ihr Alter zu bestimmen. Zunächst ging man von einer Kaltmauer aus, die unmittelbar auf dem Strandwall lag. Es zeigte sich aber, dass beträchtliche Mengen Kies auf den Wall verbracht wurden und erst darauf gemauert wurde. Im Inneren traf man auf einen Kern aus gebranntem Kalkstein. Dies konnte Teil der Bautechnik oder die Folge eines Feuers sein. Durch die C14-Methode konnte man den Mauerunterteil auf etwa 300 n. Chr., den Oberteil auf das 9. Jahrhundert bestimmen. Auf der Mauerkrone stand wahrscheinlich eine hölzerne Palisade.

Die Mauer wurde im 4. Jahrhundert angelegt, als sich das Römische Reich noch bis nach Britannien erstreckte. Es war eine besonders ruhige Zeit, wie sich auch im dänischen Gudme zeigt, und der Handel blühte.

Gotensaga

In der Gotensaga oder Getica berichtet der Historiker Jordanes († vermutlich 552), einen älteren Bericht Cassiodors aufgreifend, dass in einer Notperiode jeder dritte Gotländer gezwungen wurde, die Insel zu verlassen. Die von dem Los Betroffenen weigerten sich jedoch und verschanzten sich unter der Leitung von Thor aus dem nahegelegenen Hajdby auf der Torsburg. Sie wurden aber von dort vertrieben, zunächst nach Östergarnsholm und danach auf die Insel Dagö.

Natur

Bodenpflanzen und Spuren des letzten Waldbrandes, Sommer 2010

Die Burgebene besitzt eine spezielle Flora. Carl von Linné war 1741 begeistert, als er sie besuchte und Pflanzen fand, die es sonst in ganz Schweden nicht gibt, weshalb hier ein Naturreservat eingerichtet wurde.

Siehe auch

Literatur

  • Johan Engström: Torsburgen. Tolkning av en gotländsk fornborg, Uppsala 1984, ISBN 91-506-0571-2
  • Marita Jonsson, Sven-Olof Lindquist: Kulturführer Gotland. Almqvist und Wiksell, Uppsala 1993, ISBN 91-88036-09-X.

Weblinks

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