- Traugott Hahn
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Traugott Hahn (* 13. Februar 1875 in Rauge / Livland; † 14. Januar 1919 in Dorpat / Estland) war ein baltendeutscher lutherischer Theologe und Pfarrer. In Estland gilt er als christlicher Märtyrer und Held des estnischen Befreiungskampfes.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Traugott Hahn entstammte einer baltischen Pfarrersfamilie, sein gleichnamiger Vater (1848–1939)[1] war Pastor und Volksmissionar, sein Großvater Carl Hugo Hahn war Missionar bei den Herero in Deutsch-Südwestafrika.
Hahn studierte ab 1893 ev. Theologie an den Universitäten Dorpat und Göttingen, wurde 1902 Universitätspastor in Dorpat, promovierte dort mit einer kirchengeschichtlichen Arbeit über Tychonius und wurde Privatdozent und 1909 Professor für Praktische Theologie.
Das Baltikum und insbesondere die Universität Dorpat litten seit 1905 unter der zwangsweisen Russifizierung durch das Russische Reich. Besonders die estnische Landeskirche und deutsche Theologen gerieten mit dem Ausbruch des Krieges unter zunehmende polizeiliche Drangsalierung. So geriet Hahn 1915 in russische Haft, wurde aber aufgrund massiver Interventionen der Studentenschaft wieder freigelassen. Auf der Rückreise vom Gefängnis in St. Petersburg konnte Hahn noch seinen gleichfalls verhafteten Vater vor dessen Abtransport nach Sibirien wiedersehen. Er setzte dann, im Gegensatz zu vielen geflüchteten Professoren, seine Lehrtätigkeit in Dorpat fort. Nach der Bolschewistischen Revolution 1917 und der Befreiung Dorpats durch deutsche Truppen (24. Februar 1918) wurde die Deutsche Universität Dorpat wiedereröffnet. Die verbotenen Korporationen entstanden wieder, und Hahn trat (wie schon zuvor sein Vater 1867) der christlichen Wingolfsverbindung Arminia Dorpatensis bei. Als sich die deutschen Truppen nach dem Waffenstillstand mit der Entente zurückzogen und der Anmarsch der bolschewistischen Roten Armee bevorstand, flüchteten viele Deutsche und Esten aus Dorpat. Hahn, der bei seiner Gemeinde ausharren wollte, blieb.
Als alle kirchlichen Veranstaltungen von den Bolschewiken verboten wurden, predigte Hahn im Pfarrhaus und in den Wohnungen der Gemeindemitglieder, wobei er sich der Gefahr einer Verhaftung und Hinrichtung bewusst war. Am 3. Januar 1919 wurde er schließlich inhaftiert. Im Gefängnis der Rotarmisten vertiefte er sich in das Gebet und wandte sich auch seelsorgerisch den Mitgefangenen zu. Am 14. Januar befreiten estnische Truppen Dorpat und etwa 300 Gefangene. Im sogenannten Mordkeller fand man unter 23 weiteren auch die Leiche Traugott Hahns, der kurz vor Abzug der Kommunisten ermordet wurde.
Hahn gilt in Estland bis heute als Nationalheld für die Befreiung Estlands und als christlicher Märtyrer.
Das neue Haus der 1994 wiedergegründeten Arminia Dorpatensis wurde 1995 in Gegenwart von Traugott Hahns Sohn, dem ehemaligen Kultusminister des Landes Baden-Württemberg, Wilhelm Hahn, in Dorpat als Traugott-Hahn-Haus eingeweiht.
Literatur
- Anny Hahn: D. Traugott Hahn – Ein Lebensbild aus der Leidenszeit der baltischen Kirche. 1928.
- Anny Hahn: Es gibt einen lebendigen Gott – Ein bewegendes Leben in Estland. ISBN 3-7655-3307-6.
- Friedrich Wilhelm Bautz: Hahn, Traugott. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 472–475.
Einzelnachweise
- ↑ Friedrich Wilhelm Bautz: Hahn, Traugott. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 475–476.
Weblinks
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