- Truppenübungsplatz Heidehof
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Golmberg Die Lage des Golmberges im Fläming
Höhe 178 m Lage Gemeinde Nuthe-Urstromtal (Brandenburg, Deutschland) Gebirge Fläming Geographische Lage 52° 0′ 52″ N, 13° 20′ 0″ O52.01444444444413.333333333333178Koordinaten: 52° 0′ 52″ N, 13° 20′ 0″ O Typ Endmoräne Gestein Geschiebe, Kies, Sand, Geschiebemergel Alter des Gesteins ca. 140.000 Jahre Der 178 Meter hohe Golmberg ist die höchste Erhebung des Niederen Flämings. Er befindet sich in der Gemarkung des Ortsteils Stülpe (Gemeinde Nuthe-Urstromtal, Land Brandenburg) auf einem ehemaligen sowjetischen Militärgelände und ist heute Bestandteil des Naturschutzgebietes Heidehof-Golmberg. Touristisch wird der Berg im Süden und Westen durch den Skate- und Radfernweg Flaeming-Skate erschlossen.
Inhaltsverzeichnis
Geographischer Überblick und Geologie
Der Golmberg gehört zu einem kleineren Höhenzug mit sieben Gipfeln, die auch insgesamt als Golmberge bezeichnet werden. Bei dieser Benennung trägt die höchste dieser Kuppen, der Golmberg, zur Unterscheidung den Namen Großer Kirchberg. Er begrenzt die Niederungslandschaft der Flemmingwiesen im Baruther Urstromtal südlich des Dorfes Stülpe und der Stadt Baruth. Der Höhenunterschied zum Niveau des Urstromtals beträgt auf eine Entfernung von nur 1 Kilometer rund 120 Meter. Es ist damit eines der reliefenergiestärksten Gebiete in Brandenburg. Von einigen unbewaldeten Kuppen öffnet sich ein weiter Blick nach Norden - bei besonders klarem Wetter bis nach Berlin und Potsdam (mehr als 60 Kilometer).
Das Golmberggebiet wird heute als Bestandteil der Werbig-Petkuser-Staffel als Endmoräne aus der Saaleeiszeit gedeutet. Da aktuelle geologische Bohrungen auf Grund der Militärgeschichte kaum vorliegen, nimmt man in Analogie zu benachbarten Gebieten an, dass das Material, aus dem der Golmberg besteht, durch den Druck des Inlandeises intensiv gestaucht (gestört) wurde. Das Golmberggebiet selbst besteht meist aus Sanden und untergeordnet Geschiebemergel. Als Bestandteil der Altmoränenlandschaft findet man am Golmberg zahlreiche Windkanter, die während der jüngsten Weichseleiszeit entstanden, als das Gebiet zwar eisfrei, aber auf Grund des kalten Klimas kaum mit Pflanzen bewachsen war. Nur 1,5 bis 2 Kilometer nördlich des Golmberges erreichte das weichselzeitliche Inlandeis seine maximale Ausdehnung nach Süden. Das Baruther Urstromtal gehört bereits zum Jungmoränenland.
Naturschutzgebiet Heidehof-Golmberg
Auf Grund der vormaligen Nutzung als Truppenübungsplatz der Roten Armee ist das Naturschutzgebiet Heidehof-Golmberg durch große Offen- und Sukzessionsflächen gekennzeichnet, die insbesondere im Golmbereich durch forstwirtschaftlich genutzte Bereiche ergänzt werden. Gemeinsam mit dem benachbarten NSG Forst Zinna Jüterbog-Keilberg zählt das Gesamtareal unmittelbar nördlich des Golmberges, das bereits zum Baruther Urstromtal gehört, zu einem der repräsentativsten Flugsand- und Binnendünengebiete Deutschlands.
Entsprechend den Bodenverhältnissen herrschen auf dem rund 12.000 Hektar umfassenden und unbesiedelten Schutzgebiet anspruchslose Sandheiden vor, die sich vorwiegend aus Silbergras (Corynephorus canescens), Besenheide (Calluna vulgaris) und verschiedenen Ginstern (Genista) zusammensetzen. Charakteristisch für die Vorwälder sind Birken und Kiefern, und auf dem Berg bestehen Reste reich strukturierter Eichen- und Rotbuchenwälder.
Der karge Boden beheimatet als typische Laufkäfer- und Heuschreckenfauna spezialisierte und seltene Insekten- und Spinnenarten. In den älteren Eichenbeständen findet sich der gefährdete Große Eichenbock oder Riesenbock (Cerambyx cerdo), den die Forstwirtschaft lange als Schädling eingestuft hatte. Der imposante Bockkäfer, dessen nach hinten gebogene Fühler beim Männchen eine Länge von zehn Zentimetern erreichen können, ist heute nach der FHH-Richtlinie der EU streng geschützt. Auch der imposante und seltene Hirschkäfer (Lucanus cervus) lebt im Golmer Eichenwald. Verschiedene Greifvögel und 14 Fledermausarten sind in dem Gebiet heimisch.
Geschichte
Marienkapelle und Golmbergschatz
In der slawischen Zeit soll auf dem Gipfel ein wendisches Heiligtum in Form einer Säule gestanden haben, die dem Ort Stülpe angeblich den Namen gab, denn Pfosten, Säule bedeutet im slawischen stolp. Nach heutigem Kenntnisstand lässt sich diese Zuordnung allerdings nicht aufrechterhalten, denn die namensgebenden Pfosten standen an einem heute verlandeten See, der nördlich des Dorfes lag und 1221 erstmals Erwähnung fand. Seit 2005 krönt den Gipfel des Golmberges ein Wallfahrtskreuz, das an den früheren Wallfahrtsort mit einer Marienkapelle des Klosters Zinna (zwischen Luckenwalde und Jüterbog an der B 101 gelegen) erinnert. Die Kapelle der Zisterzienser aus der Zeit um 1435 wurde nach der Reformation vollständig abgetragen, ihre beiden gotischen Flügelaltare kamen in die Kirche des nahegelegenen Stülpe und sind dort zu besichtigen.
Mit dem erhaltenen Stülper Schloss aus dem Jahr 1754 und seinem Bauherrn Adam Ernst von Rochow aus der märkischen Uradelsfamilie derer von Rochow aus der Zauche ist die Berglegende verbunden, dass er den Schlossbau mit der Hebung des Golmbergschatzes finanziert habe. Diesen Schatz hatten angeblich die Klostermönche auf dem Berg vergraben – sicher ist, dass die Mönche aus den Wallfahrten zu ihrer Bergkapelle erhebliche Gewinne schlugen und verbürgt ist auch, dass sein Vorgänger als Herr in Stülpe, Friedrich Wilhelm von Rochow, von einem Schatzgräber mit Wünschelrute, Geräten und allerlei Hokuspokus nach dem Schatz suchen ließ.
Überfall in der Golmheide
Auch im 16. Jahrhundert spielten kirchliche Verdienstquellen, in diesem Fall in der Form des Ablasshandels und seines Protagonisten Tetzel, am Golmberg eine geschichtliche Rolle. In diese Begebenheit war Hans von Hake (1472-1541) aus der Familie von Hake verwickelt, die später in Kleinmachnow residieren sollte und den Rochows in Stülpe vorausging. Theodor Fontane beschrieb diese Begebenheit in den Wanderungen durch die Mark Brandenburg:
„Dieser Hake von Stülpe war es, der auf der Golmheide zwischen Jüterbogk und Trebbin den Ablaßkrämer Tetzel überfiel und ihm, unter der höhnischen Vorhaltung »den Ablaßzettel für erst noch zu begehende Sünden gestern von ihm gekauft zu haben« die ganze Barschaft abnahm und den Kasten bergab in den Schnee rollte.“ Auch der Begründer des historischen Realismus in der deutschen Literatur und Vorgänger Fontanes als märkischer Schriftsteller, Willibald Alexis, widmete dem Vorfall in dem Roman Werwolf aus dem Jahr 1847 einen Abschnitt.
Aktuelle Situation
Heute prägt ein moderner Mast für Telekommunikation das Bild des Berggipfels, in dessen Nähe zudem eine alte Abhöranlage und Bunkerreste aus der DDR-Zeit liegen. Durch Pfosten markierte Bereiche und Wege sollen den Wanderer durch das ehemalige Militärgebiet leiten. Allerdings erfolgt die Benutzung unter der sogenannten eigenen Gefahr, da nicht auszuschließen ist, dass beispielsweise an den Berghängen noch Reste auch scharfer Munition verblieben sind.
Literatur
- Jan Feustel, Zwischen Wassermühlen und Sumpfwäldern, Ein Reise- und Erlebnisführer in das Baruther Urstromtal, Hendrik Bäßler Verlag, Berlin 1999 ISBN 3-930388-11-1, Siehe Seiten 52, 70f
- Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Teil 4. Spreeland. Nach der Ausgabe 1998, Frankfurt/M, Berlin. ISBN 3-548-24381-9 Zitat Seite 310f
- Willibald Alexis, Der Werwolf, 2 Bände 1847 (Text in Gutenberg) Siehe Band 1, Hake von Stülpe, Neuntes Kapitel, Kaatsch. Bei Alexis heißt der Golmberg Golenberg.
Weblinks
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